In Deutschland gibt es viele junge Menschen, die als schwererziehbar, verhaltensauffällig, Hoch-Risiko-Klientel, erziehungsresistent, mehrfach auffällig oder eben Systemsprenger beschrieben werden. Die Frage, welche Hilfe geeignet ist, um das Kindeswohl dieser jungen Menschen zu sichern, wenn eine Vielzahl von Hilfen bereits gescheitert ist, bleibt hier bestehen. Eine Antwort, die von Befürwortern- und Kritiker*innen heftig diskutiert wird, ist die der Geschlossenen Unterbringung (GU).
GU bedeutet, dass junge Menschen mit richterlichem Beschluss auch gegen ihren Willen zur Sicherung des Kindeswohls in stationären Einrichtungen der KJH untergebracht werden, die sie mindestens zeitweise nicht verlassen können. Auch in solchen geschlossenen stationären Einrichtungen arbeiten Sozialarbeiter*innen und müssen abwägen, wie sie diese Form der Hilfen mit ihrem Verständnis von Sozialer Arbeit in Einklang bringen. Ein Ausgangspunkt für diese Überlegungen kann die Kritische Soziale Arbeit einen möglichen theoretischen Zugang bieten. Die vorliegende Literaturarbeit beschäftigt sich daher zuerst allgemein damit, was aus Sicht der Kritischen Sozialen Arbeit Ziele Sozialer Arbeit sein könnten und versucht anschließend die Frage zu beantworten, wie diese im Verhältnis zur GU im Rahmen der Hilfen zur Erziehung stehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Kritische Soziale Arbeit
- 2.1 Von den Wurzeln Kritischer Sozialer Arbeit zur Entstehung der ersten AKS
- 2.2 Aktuelle Entwicklungen
- 2.3 Ziele Kritischer Sozialer Arbeit
- 2.3.1 Reflexion von Macht- und Herrschaftsverhältnissen
- 2.3.2 Kritik an der Hegemonie der Wissenschaft bzw. Wahrheit
- 2.3.3 Emanzipation des Subjektes
- 2.3.4 Zusammenfassung der Ziele
- 3. Geschlossene Unterbringung in der Heimerziehung
- 3.1 Aktuelle Situation
- 3.2 Konzeptionelle Gemeinsamkeiten von Einrichtungen mit GU
- 3.3 Erziehung und Zwang
- 3.4 Argumente für GU
- 4. GU aus Sicht Kritischer Sozialer Arbeit
- 4.1 GU und die Dimensionen Herrschaft und Wahrheit
- 4.1.1 Dressur zur Einhaltung von Normen
- 4.1.2 Soziale Arbeit als Regierung
- 4.2 GU und die Dimension des Subjekts
- 5. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die geschlossene Unterbringung (GU) in der Heimerziehung aus der Perspektive der Kritischen Sozialen Arbeit. Ziel ist es, die theoretischen Zielsetzungen Kritischer Sozialer Arbeit zu beleuchten und diese auf die Praxis der GU anzuwenden. Die Arbeit analysiert die Spannungsfelder zwischen den Zielen der Kritischen Sozialen Arbeit und den realen Bedingungen der GU.
- Kritische Analyse der geschlossenen Unterbringung in der Heimerziehung
- Theoretische Fundierung in der Kritischen Sozialen Arbeit
- Reflexion von Machtstrukturen und Herrschaftsverhältnissen im Kontext der GU
- Die Rolle des Subjekts in der GU
- Analyse der „Wahrheit“ im Umgang mit GU
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt den Film „Systemsprenger“ als Ausgangspunkt dar, um die Problematik schwer erziehbarer Jugendlicher und die kontroverse Diskussion um geschlossene Unterbringung (GU) einzuführen. Sie skizziert die Fragestellung der Arbeit: Wie lässt sich GU mit dem Verständnis von Sozialer Arbeit, insbesondere im Kontext der Kritischen Sozialen Arbeit, vereinbaren? Die Arbeit kündigt den methodischen Aufbau an, der von einem Überblick über die Kritische Soziale Arbeit zu einer Analyse der GU aus kritischer Perspektive führt.
2. Kritische Soziale Arbeit: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Kritische Soziale Arbeit, ihre historischen Wurzeln (Jane Addams, Frankfurter Schule) und aktuelle Entwicklungen. Es differenziert zwischen stabilisierenden und emanzipatorischen Aspekten Sozialer Arbeit und betont die kritische Analyse von Herrschaftsstrukturen als zentrales Anliegen. Das Kapitel skizziert die zentralen Ziele der Kritischen Sozialen Arbeit: Reflexion von Machtverhältnissen, Kritik an der Hegemonie von Wissen und die Emanzipation des Subjekts. Der Bezug zu Foucault's Kritikbegriff wird hergestellt.
3. Geschlossene Unterbringung in der Heimerziehung: Dieses Kapitel beschreibt die aktuelle Situation der GU in Deutschland, beleuchtet konzeptionelle Gemeinsamkeiten von Einrichtungen mit GU und diskutiert die Aspekte von Erziehung und Zwang. Es präsentiert Argumente, die für die GU angeführt werden. Das Kapitel legt den Grundstein für die anschließende kritische Auseinandersetzung mit der GU im Kontext der Kritischen Sozialen Arbeit.
4. GU aus Sicht Kritischer Sozialer Arbeit: Dieses Kapitel analysiert die GU anhand der in Kapitel 2 entwickelten Zielsetzungen der Kritischen Sozialen Arbeit. Es untersucht, wie die GU die Dimensionen Herrschaft und Wahrheit beeinflusst und wie sie die Subjektivität der betroffenen Jugendlichen prägt. Es beleuchtet kritische Punkte bezüglich der „Dressur zur Einhaltung von Normen“ und die Rolle der Sozialen Arbeit als Regierungsinstanz im Kontext der GU.
Schlüsselwörter
Kritische Soziale Arbeit, Geschlossene Unterbringung, Heimerziehung, Macht, Herrschaft, Wahrheit, Subjekt, Emanzipation, Hilfen zur Erziehung, Systemsprenger.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Kritische Analyse der Geschlossenen Unterbringung in der Heimerziehung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die geschlossene Unterbringung (GU) in der Heimerziehung aus der Perspektive der Kritischen Sozialen Arbeit. Sie analysiert die Spannungsfelder zwischen den Zielen der Kritischen Sozialen Arbeit und den realen Bedingungen der GU.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Kritische Soziale Arbeit, ihre Geschichte und aktuellen Entwicklungen. Im Mittelpunkt steht die Analyse von Machtstrukturen und Herrschaftsverhältnissen im Kontext der GU, die Rolle des Subjekts in der GU und die kritische Betrachtung der „Wahrheit“ im Umgang mit GU. Die aktuelle Situation der GU in Deutschland und Argumente für GU werden ebenfalls beleuchtet.
Welche theoretische Grundlage wird verwendet?
Die Arbeit basiert auf der Kritischen Sozialen Arbeit, mit Bezug auf historische Wurzeln (Jane Addams, Frankfurter Schule) und denen von Foucault. Zentrale Ziele der Kritischen Sozialen Arbeit – Reflexion von Machtverhältnissen, Kritik an der Hegemonie von Wissen und die Emanzipation des Subjekts – werden auf die Praxis der GU angewendet.
Wie wird die geschlossene Unterbringung (GU) analysiert?
Die GU wird anhand der Ziele der Kritischen Sozialen Arbeit analysiert. Die Arbeit untersucht, wie die GU die Dimensionen Herrschaft und Wahrheit beeinflusst und wie sie die Subjektivität der betroffenen Jugendlichen prägt. Besondere Aufmerksamkeit wird der „Dressur zur Einhaltung von Normen“ und der Rolle der Sozialen Arbeit als Regierungsinstanz gewidmet.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: 1. Einleitung (mit Bezug auf den Film „Systemsprenger“), 2. Kritische Soziale Arbeit (historische Wurzeln und aktuelle Entwicklungen), 3. Geschlossene Unterbringung in der Heimerziehung (aktuelle Situation, konzeptionelle Gemeinsamkeiten, Erziehung und Zwang, Argumente für GU), 4. GU aus Sicht Kritischer Sozialer Arbeit (Analyse von Herrschaft, Wahrheit und Subjekt), 5. Fazit und Ausblick.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Kritische Soziale Arbeit, Geschlossene Unterbringung, Heimerziehung, Macht, Herrschaft, Wahrheit, Subjekt, Emanzipation, Hilfen zur Erziehung, Systemsprenger.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel ist es, die theoretischen Zielsetzungen Kritischer Sozialer Arbeit zu beleuchten und diese auf die Praxis der GU anzuwenden. Es geht um eine kritische Analyse der GU und ihrer Vereinbarkeit mit dem Verständnis von Sozialer Arbeit im Kontext der Kritischen Sozialen Arbeit.
- Quote paper
- Carola Marti (Author), 2022, Kritische Soziale Arbeit und geschlossene Unterbringung in der Heimerziehung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1324483