Die monotheistischen Religionen haben im Laufe der Zeit Theorien aufgestellt, wie scheinbar sinnloses Leid mit einem gütigen, allwissenden und allmächtigen Gott in Einklang gebracht werden können. Der Versuch der Vereinbarung des Gottesbildes mit schwerem Leid wird als "Theodizee" bezeichnet. Doch können die traditionellen Theorien angesichts der schrecklichen Taten der Shoa überhaupt noch Antwortmöglichkeiten bieten?
Diese Frage hat sich auch der deutsch-jüdische Philosoph Hans Jonas gestellt. Er versucht in seiner Rede "Der Gottesbegriff nach Auschwitz" eine Antwort auf die Theodizeefrage zu finden. Jonas geht zunächst auch von den Voraussetzungen der traditionellen Theodizeen aus, kommt aber, geprägt von der jüdischen Theologie und den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges, zu eigenen Erkenntnissen. Dieser Wandel der Beantwortung der Theodizee aus der Sicht des Judentums ist Gegenstand dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- THEODIZEE
- AUSERWÄHLUNG UND BUNDESCHLUSS DES VOLKES ISRAEL
- TRADITIONELL JÜDISCHE THEOLOGIE
- HIOBSFRAGE ALS BEANTWORTUNG DES LEIDENS DER GERECHTEN?
- INNERJÜDISCHE ANTWORTVERSUCHE
- DER GOTTESBEGRIFF NACH AUSCHWITZ. EINE JÜDISCHE STIMME
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht, wie sich die Beantwortung der Theodizeefrage im Judentum im Kontext des Holocaust verändert hat. Sie analysiert den Wandel des Gottesbegriffs und der traditionellen jüdischen Theorien angesichts der Shoa und hinterfragt, ob diese Antworten in der neuen Situation noch Gültigkeit haben. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie die grausamen Ereignisse von Auschwitz in die jüdische Theologie integriert werden können und welche neuen Lösungsansätze entstanden sind.
- Die Theodizeefrage im Judentum
- Der Gottesbegriff nach Auschwitz
- Traditionelle jüdische Antworten auf Leid und Übel
- Die Rolle der Auserwählung und des Bundes im Judentum
- Die Bedeutung der Shoa für die jüdische Theologie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Text beginnt mit der Frage, wie die Shoa mit dem Gottesbild des Judentums vereinbar sein kann. Es wird der Begriff "Theodizee" eingeführt und der Fokus auf die Frage gelegt, wie traditionelle Theorien angesichts der Gräueltaten von Auschwitz noch Antworten bieten können. Die Arbeit stellt Hans Jonas als wichtigen Denker vor, der sich mit der Frage des Gottesbegriffs nach Auschwitz auseinandersetzte.
Theodizee
In diesem Kapitel wird der Begriff "Theodizee" näher erläutert. Die Aufgabe der Theodizee ist es, die Existenz eines guten, allmächtigen und allwissenden Gottes angesichts des Leidens in der Welt zu verteidigen. Der Text geht auf das logische Widerspruchsproblem ein, das durch Leid und Übel entsteht und die Plausibilität des Glaubens in Frage stellt. Der Text stellt Leibniz' Unterscheidung von drei Formen des Übels vor: "malum metaphysicum", "malum physicum" und "malum morale".
Auserwählung und Bundeschluss des Volkes Israel
Das Kapitel befasst sich mit der besonderen Bedeutung der Theodizeefrage im Judentum. Es geht auf die Erwählung und den Bundeschluss des Volkes Israel ein und stellt die Frage, wie Gott den Holocaust an seinem "erwählten Volk" zulassen konnte. Die Arbeit bezieht sich auf die hebräische Bibel und die Geschichte des Volkes Israel, die durch die Befreiung aus Ägypten und den Bundesschluss am Sinai geprägt ist.
Traditionell jüdische Theologie
Dieses Kapitel beleuchtet die traditionellen jüdischen Antworten auf die Theodizeefrage. Es werden die verschiedenen Erklärungsansätze wie "Übel als Strafe", "Übel als Sühne" und "Übel als Prüfungssituation" vorgestellt. Der Text geht auf die "Tun-Ergehen-Theodizee" ein und stellt die Frage, ob diese traditionellen Antworten angesichts der Shoa noch Gültigkeit haben.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Buches sind die Theodizeefrage, der Gottesbegriff, das Judentum, der Holocaust, die Shoa, die Auserwählung, der Bundeschluss, die Traditionelle jüdische Theologie, der Wandel des Gottesbildes, die innerjüdische Diskussion, die Theodizeen im Wandel und die Rolle der Geschichte für den Glauben.
- Arbeit zitieren
- Julia Möller (Autor:in), 2020, Wo war Gott in Auschwitz? Wandel in der Beantwortung der Theodizeefrage im Judentum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1324889