Die Ekkehardiner unter den Stiftern


Seminararbeit, 2003

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Grundsätzliches zum Naumburger Westchor

2. Beschreibung der beiden Paare

3. Quellen zur Identifizierung

4. Die Grabstätten der Ekkehardiner

5. Die Traditionelle Forschungsmeinung

6. Gegensätzliche Forschungsmeinungen

7. Die Geschichte der Ekkehardiner und ihre Beziehungen zum Bistum Naumburg

Fazit

Quellen und Literaturverzeichnis

Einleitung

„Der Westchor des Naumburger Doms mit den sogenannten Stifterfiguren, dem Lettner und seinem plastischen Dekor gehört zu den bedeutendsten künstlerischen Schöpfungen des hohen Mittelalters.“[1]

Thema dieses Aufsatzes ist es vor allem die vier Hauptfiguren dieses Stifterfigurenzyklus näher zu beleuchten. Es wird versucht die zentrale Frage nach der Identifizierung dieser Figuren zu beantworten. Zu diesem Zweck werden die Quellen, die uns dafür zur Verfügung stehen, vorgestellt und erklärt. Einen zentralen Punkt stellt die Forschung dar, hier werden die Meinungen der ‚traditionellen’ ebenso dargelegt, wie gegensätzliche Meinungen der ‚neueren’ Forschung.

Der dritte wichtige Punkt umfasst die Ekkehardiner selbst, neben einem kurzen Abriss der Familiengeschichte werden ihre Beziehungen zum Bistum Naumburg von entscheidender Bedeutung sein.

1. Grundsätzliches zum Naumburger Westchor

Der Dom zu Naumburg entstand in mehreren großen Etappen. Zuerst gründeten die Markgrafen Hermann und Ekkehard II. am Fuße ihrer neuen Burg ein Burgstift, das später als praepositura noviter fundata bezeichnet wird[2]. Nach der Verlegung des Bischofsitzes 1028 von Zeitz nach Naumburg wurde östlich dieser Stiftskirche der erste, frühromanische Dom gebaut, der schon 1044 eingeweiht werden konnte[3]. Ab etwa 1210 begann man aufgrund der besonders guten wirtschaftlichen Lage des Bistums mit dem Neubau des Doms. Da im Osten angefangen und sukzessive Richtung Westen gebaut wurde, lässt sich die Baugeschichte aufgrund von Änderungen im Baustil recht deutlich nachvollziehen[4]. Mitte des 13. Jahrhunderts war man dann im Bau soweit fortgeschritten, dass man damit begann einen Westchor zu errichten. Um für diesen Chor Platz zu schaffen, musste die Kirche des alten Burgstifts, das sich an der Stelle befand, abgetragen werden. Vollendet wurde der Chor schließlich Mitte der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts[5].

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]Die Figuren, um die es im Folgenden geht, befinden sich in diesem Westchor des Naumburger Domes und werden gemeinhin als Stifterfiguren bezeichnet. Im Naumburger Westchor stehen lebensgroß in Höhe des Lettners zwölf solcher Stifterfiguren, acht davon stellen Männer dar und vier Frauen. Nach Ansicht der Mehrzahl der Forscher steht auf der Südseite im Chorquadrum die Gräfin Gerburg (1), ihr gegenüber auf der Nordseite ihr Gatte Dietrich von Brehna (12). Neben ihm folgt eine Frauengestalt, die man sowohl mit einer in den Schriftquellen genannten Gepa, als auch mit einer Berchta identifizieren könnte (11), gegenüber steht die Figur des Grafen Konrad (2). Im Chorpolygon stehen vier männliche Figuren, die durch eine Inschrift am Rand ihrer Schilde gekennzeichnet sind[6]. Von Süden nach Norden um das Polygon

gehend sind das Dietmar (5), der durch die Schildinschrift DITMARVS COMES OCCISVS als getöteter Graf gekennzeichnet ist, Syzzo (6) mit der Inschrift SYZZO COMES DO, Wilhelm (7), der mit WILHELMVS COMES VNVS FVNDATORVM als einer der Stifter benannt ist, und zuletzt Timo (8), von dem die Inschrift TIMO DE KISTERICZ QVI DEDIT ECCLESIE SEPTEM VILLAS sagt, dass er der Kirche, wohl dem Naumburger Hochstift, sieben Dörfer geschenkt hat.

Am Übergang vom Chorquadrum zum Chorpolygon befinden sich die beiden Figurenpaare der ekkehardinischen Markgrafen und ihrer Ehefrauen. Im Norden steht Ekkehard II. (9), durch die Schildinschrift ECHARTVS MARCHIO gekennzeichnet, neben Uta (10), ihm gegenüber im Süden, sein älterer Bruder Hermann (3) mit seiner Gemahlin Reglindis (4). Alle im Westchor dargestellten Personen entstammen dem thüringischem Hochadel.

Um die Fragen zu beantworten wann und von wem diese Figuren geschaffen wurden, ist es nötig zu wissen, dass die Figuren, außer denen von Gepa bzw. Berchta und Konrad, fest in das Mauerwerk des Westchors eingearbeitet sind. Die Figuren müssen also im Zuge des Baus dieses Gebäudeteils, oder im Vorfeld geschaffen worden sein. Die Bauzeit wird von der Forschung zumeist zwischen 1244 und der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Aufgrund einer erhaltenen Urkunde des damaligen Bischofs Dietrich II., der damit im Jahre 1249 einen ‚Spendenaufruf’ erließ, glaubt man, dass sich der Westchor zu dieser Zeit bereits im Bau befand und Mittel gesammelt werden sollten um diesen zu vollenden. Davon geht man aus, da die Urkunde zum einen dazu aufruft Begonnenes zu vollenden, und zum anderen die Namen von elf Stiftern genannt werden, von denen zumindest zehn mit den Statuen im Westchor übereinstimmen könnten. Zum Zusammenhang zwischen dieser Urkunde und dem Westchor später mehr.

Der Künstler der sie schuf wird gemeinhin als „Naumburger Meister“ bezeichnet, da sein wirklicher Name nicht bekannt ist. In seiner Werkstatt wurden mindestens elf Figuren geschaffen, die zwölfte, die von Konrad, ist nach Ansicht der Kunsthistoriker jüngerem Datums und weicht im Stil stark von den anderen ab, möglicherweise wurde sie von einem Schüler des Meisters gefertigt.

Zu welchem Zweck aber wurden die Statuen aufgestellt?

Da der Großteil der Namen aus der Urkunde von 1249 mit den im Chor Dargestellten übereinstimmen könnte, sieht man in den Figuren die Darstellungen bedeutender Stifter des Naumburger Hochstifts. Diese Annahme wird durch die oben genannten Schildinschriften von Wilhelm und Timo auch direkt gestützt, indem Wilhelm als einer der Stifter bezeichnet wird und bei Timo die Stiftung von sieben Dörfern festgehalten ist. Die Statuen sollten also dem Todengedenken dieser Personen dienen, die zum einen reichlich gespendet hatten und zum anderen in Naumburg begraben waren. Die Figuren stehen also auch stellvertretend für die Gräber dieser Stifter[7]. Der geschichtliche Anlass, der zur Errichtung der Standbilder führte, war der damalige Streit der Naumburger Kirche mit der Zeitzer um den Vorrang und das Kathedralrecht. Die Figuren haben also auch einen repräsentativen Zweck[8].

2. Beschreibung der beiden Paare

Nun wenden wir uns den beiden Paaren der Hauptstifter des Domes zu.

Beide Paare sind jeweils aus einem Stein gehauen und wie oben beschrieben fest mit dem Mauerwerk verbunden. Es steht nach mittelalterlicher Sitte die Frau rechts vom Mann, so dass bei dem rechten Paar Ekkehard und beim linken Reglindis den Übergang zum Chorhaupt bilden. In dieser Funktion als „Eckpfeiler“ sind beide größer als der neben ihnen stehende dargestellt. Uta und Ekkehards Körper sind sich leicht zugewandt und blicken gleichzeitig in Richtung Chorschluss. Hermann und Reglindis drehen ihre Leiber dem Chorschluss zu, Reglindis hat aber den Kopf gedreht und schaut dem Herantretenden entgegen. Uta ist jugendlich und als zarter Frauentyp dargestellt. Sie hat ihren Mantelkragen mit der rechten Hand hochgezogen. Ekkehard, ein Mann in seinen besten Jahren, schiebt lässig den Schildriemen über den linken Arm hoch. Hermann ist jugendlicher dargestellt als sein jüngerer Bruder und entspricht damit der ihm gegenüberstehenden Statue von Uta. Er hebt mit der rechten Hand den Mantel an, um sich dem Chorhaupt zuzuwenden. Reglindis schließlich ist, ähnlich Ekkehard, kräftig, fast derb dargestellt und spielt mit dem Mantelverschluss auf ihrer Brust.

Die Seelische Grundhaltung der Figuren, mit Ausnahme von Reglindis, ist die eines tiefen Ernstes[9].

3. Die Quellen zur Identifizierung

Um die dargestellten Personen sicher mit historischen Persönlichkeiten identifizieren zu können, ist es notwendig zuverlässige Quellen heranzuziehen. Die baulichen und kunsthistorischen Gegebenheiten legen einen terminus antequem für die Zeit fest, in der die Personen spätestens gelebt haben, nämlich den Zeitpunkt der Aufstellung der Statuen Mitte des 13. Jahrhunderts. Spätestens zu diesem Zeitpunkt müssen die Betreffenden ihre großen Taten für das Bistum vollbracht haben. Des weiteren müssen die dargestellten Personen in einer engen Beziehung zum Naumburger Hochstift gestanden haben, was einen terminus postquem festlegt, denn da das Bistum erst 1028, mit der Verlegung nach Naumburg neu gegründet wurde, können die Personen frühestens nach diesem Zeitpunkt gestorben sein, denn sonst hätten sie keine Beziehung zum Bistum Naumburg haben können. Wahrscheinlich ist also, dass sie alle zwölf zwischen etwa 1000 und 1250 gelebt haben.

[...]


[1] Schubert, Westchor, S. 9.

[2] Diese neu gegründete Propstei wird 1021 in der Merseburger Bischofschronik genannt.

[3] Vgl. Schubert, Naumburger Dom, S. 10.

[4] Eine der neuesten und ausführlichsten Darstellungen zur Baugeschichte des Naumburger Westchores bietet Winterfeld, Baugeschichte des Westchores.

[5] Vgl. Schubert, Naumburger Dom, S. 72-74.

[6] Die im Folgenden zitierten Inschriften befinden sich am Rand des Schildes der jeweiligen Statue und sind ediert bei Schubert und Görlitz, Inschriften des Naumburger Doms, S. 17-20.

[7] Vgl. Schubert, Westchor, S. 41.

[8] Vgl. Schlesinger, Meißner Dom und Naumburger Westchor, S. 74.

[9] Über die seelische Haltung und die Gefühle die der Naumburger Meister möglicherweise darstellen wollte vgl. Metz: Stifterchor, S. 21-24.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Ekkehardiner unter den Stiftern
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Die Naumburger Stifter und die Naumburger Stifterfiguren
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
21
Katalognummer
V13252
ISBN (eBook)
9783638189484
ISBN (Buch)
9783638757898
Dateigröße
529 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ekkehardiner, Stiftern, Naumburger, Stifter, Naumburger, Stifterfiguren
Arbeit zitieren
Frank Schleicher (Autor:in), 2003, Die Ekkehardiner unter den Stiftern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13252

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