Die Hausarbeit will der Frage nachgehen, wieso die Überzeugung vom Frieden es nicht geschafft hat, die beiden Friedensinitiativen zusammen zu führen. Dafür will sie anhand der Inhalte der Abschlussdokumente der beiden Friedenskonferenzen in Den Haag und Bern 1915 vergleichen, wie die proletarische und bürgerliche Frauenbewegung ihre pazifistischen Bestrebungen mit ihren feministischen Zielen vereinbart haben.
Der Erste Weltkrieg wird in fachhistorischen Kreisen oft als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet. Dieses Narrativ geht auf den Historiker und Diplomaten George F. Kennan zurück. Kennan beschrieb 1979 den Krieg als Urkatastrophe, da er der Anfang von darauffolgenden Katastrophen wie beispielsweise dem zweiten Weltkrieg war. Neben einschneidenden politischen und ökonomischen Veränderungen brachte der 1. Weltkrieg auch gesellschaftliche Veränderungen mit sich. Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf das Leben von Frauen stellen heute ein noch offenes Forschungsfeld dar. Die Militärhistorikerin Ursula Von Gersdorff (1910-1983) bezeichnet die Frauenbewegung als „eine der großen Kräfte der politisch-gesellschaftlichen Entwicklung des ausgehenden 19. Jahrhunderts“. Seit den 1880er Jahren florierte die deutsche Frauenbewegung und vernetzte sich auch zunehmend international. Während des Krieges zeichnete sich die deutsche Frauenbewegung durch ein großes Kriegsengagement aus. Die Mehrheit der Frauen engagierte sich unter dem Dach des Nationalen Frauen Bundes (NFD) für den Krieg. Eine Besonderheit des NFD war, dass sich unter seinem Dach erstmals alle Strömungen der deutschen Frauenbewegung gemeinsam engagiert haben. Darunter fielen demnach auch die beiden großen Strömungen der deutschen Frauenbewegung, die proletarische und bürgerliche Frauenbewegung. Erwähnenswert ist dieser Umstand, da seit den Gründungen der beiden Bewegungen ein gemeinsames Vorgehen eigentlich ausgeschlossen war. Auch wenn sich die meisten Frauen in den Dienst für die Nation stellten, gab es auch einige wenige Frauen, die den Kriegsdienst verweigerten. Sowohl auf proletarischer als auch auf bürgerlicher Seite der Frauenbewegung kam es zu Abspaltungen von der eigenen Mutterpartei. Die Minderheiten gingen beide ihren pazifistischen Bestrebungen nach, schlossen sich aber nie zusammen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Frauenbewegung
- Definition
- Deutsche Frauenbewegung
- Strömungen der deutschen Frauenbewegung
- Bürgerliche Frauenbewegung
- Proletarische Frauenbewegung
- Die deutsche Frauenbewegung im Ersten Weltkrieg (1914-1918)
- Kriegsengagement
- Friedensengagement
- Friedensbemühungen der deutschen Frauenbewegung
- Internationale Sozialistische Frauenkonferenz in Bern 1915
- Berner Manifest
- Internationaler Frauenkongress in Den Haag 1915
- Haagener Beschlüsse
- Vergleich der Ergebnisse der Versammlungen im Zeichen des Friedens
- Gemeinsamkeiten
- Unterschiede
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, warum die Überzeugung vom Frieden es im Ersten Weltkrieg nicht schaffte, die beiden Friedensinitiativen der proletarischen und bürgerlichen Frauenbewegung zusammenzuführen. Sie analysiert, wie diese beiden Strömungen ihre pazifistischen Bestrebungen mit ihren feministischen Zielen in Einklang brachten, indem sie die Abschlussdokumente der Friedenskonferenzen in Den Haag und Bern 1915 vergleicht. Ziel ist es, einen Erklärungsansatz für die Unvereinbarkeit beider Friedensinitiativen zu entwickeln.
- Friedensengagement der deutschen Frauenbewegung im Ersten Weltkrieg
- Vergleich der pazifistischen Bestrebungen der proletarischen und bürgerlichen Frauenbewegung
- Vereinbarkeit von pazifistischen und feministischen Zielen
- Analyse der Abschlussdokumente der Friedenskonferenzen in Den Haag und Bern 1915
- Bedeutung der Friedenskonferenzen für die Geschichte der Frauenbewegung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Arbeit stellt die Forschungsfrage, warum die beiden Friedensinitiativen der proletarischen und bürgerlichen Frauenbewegung im Ersten Weltkrieg nicht zusammengefunden haben. Sie beleuchtet die Bedeutung der beiden Friedenskonferenzen in Den Haag und Bern 1915 und skizziert die Vorgehensweise der Arbeit.
- Frauenbewegung: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Frauenbewegung“ und gibt einen Überblick über die deutsche Frauenbewegung, ihre beiden großen Strömungen (proletarisch und bürgerlich) und ihre zentralen Ziele und Grundüberzeugungen.
- Die deutsche Frauenbewegung im Ersten Weltkrieg: Dieses Kapitel beschreibt kurz das Kriegsengagement der deutschen Frauenbewegung und die Entstehung pazifistischer Minderheiten innerhalb beider Strömungen. Es wird betont, dass diese Minderheiten ihre pazifistischen Bestrebungen unabhängig voneinander verfolgten.
- Friedensbemühungen der deutschen Frauenbewegung: Dieses Kapitel beleuchtet die beiden Friedenskongresse in Den Haag und Bern im Jahr 1915 und die Friedensbemühungen von Frauen im Ersten Weltkrieg. Es werden die Abschlussdokumente beider Konferenzen vorgestellt.
- Vergleich der Ergebnisse der Versammlungen im Zeichen des Friedens: Dieses Kapitel vergleicht die Inhalte der Abschlussdokumente der beiden Konferenzen, um herauszuarbeiten, wie die beiden Strömungen der Frauenbewegung ihre pazifistischen Bestrebungen mit ihren feministischen Zielen vereinbart haben. Es wird nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den Argumenten und Positionen der beiden Bewegungen gesucht, um einen Erklärungsansatz für die Forschungsfrage zu liefern.
Schlüsselwörter
Frauenbewegung, Pazifismus, Feminismus, Erster Weltkrieg, Friedensengagement, proletarische Frauenbewegung, bürgerliche Frauenbewegung, internationale Frauenkonferenzen, Den Haag, Bern, Abschlussdokumente, Vergleich, Forschungsfrage, feministische Ziele, politische Kultur, Sozialgeschichte.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2022, Friedensengagement von proletarischer und bürgerlicher Frauenbewegung im Ersten Weltkrieg. Vereinbarung von pazifistischen Bestrebungen und feministischen Zielen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1325548