Der Subjuntivo im Spanischen Lateinamerikas


Bachelorarbeit, 2007

33 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Der Konjunktiv im Spanischen
a) Modus und Modalität – Begriffserklärung
b) Der Modus Konjunktiv / Subjuntivo
c) Der Gebrauch des Subjuntivo
i) im Hauptsatz
ii) Konjunktiv nach Modaladverbien
iii) im Imperativsatz
iv) bei der Wiederholung eines Verbs
v) Nach Ausdrücken der Willensäußerung
vi) Nach verneinten persönlichen Stellungnahmen
vii) Nach Gefühlsäußerungen
viii) Nach einer unpersönlichen Stellungnahme
ix) Der Subjuntivo nach Konjunktionen
x) Der Subjuntivo im Relativsatz
xi) Im Konditionalsatz
d) Thema – Rhema

II. Der Konjunktiv im Spanischen Lateinamerikas
a) Konjunktiv Imperfekt
b) Der Konjunktiv Futur
c) Indikativ statt Konjunktiv
d) Der Voseo
e) Beispiele zum Gebrauch des Konjunktivs in Lateinamerika
i) Mexiko
ii) Kuba
iii) Kolumbien

Zusammenfassung

Bibliographie

Einleitung

In dieser Arbeit soll der Gebrauch des Konjunktivs im Spanischen, besonders im Spanischen Lateinamerikas, untersucht werden.

Der Grund für die Wahl dieses Themas war mein persönliches Interesse am Sprachgebrauch in Lateinamerika, da ich mich selbst bereits mehrere Monate in Mexiko aufgehalten habe und sprachliche Besonderheiten beobachtet habe.

Meine Arbeit ist in zwei Teile geteilt. Der erste Teil ist ein kurzer theoretischer Überblick über den Gebrauch des Konjunktivs, der mit einer Definition der Begriffe Modus und Modalität beginnt. Bei der Erklärung des Gebrauchs des Konjunktivs stütze ich mich auf allgemeine Theorien aus der Standardgrammatik und beschäftige mich erst am Ende des ersten Teils mit einer weiteren Theorie des Konjunktivs, die im Zusammenhang mit Thema – Rhema entstanden ist.

Der zweite Teil beinhaltet zunächst einen allgemeinen Teil über den Konjunktiv im Spanischen Lateinamerikas und dessen wichtigste Besonderheiten, wie dem Konjunktiv Futur und dem Einfluss des Voseo auf den Konjunktiv. Im Anschluss daran beschäftige ich mich noch mit einigen konkreten Beispielen aus Ländern wie Mexiko, Kuba und Kolumbien.

I. Der Konjunktiv im Spanischen

a) Modus und Modalität – Begriffserklärung

Es ist nach wie vor eine wichtige Aufgabe der Grammatikforschung die Funktionen der spanischen Modi zu erforschen, da sie von verschiedenen semantischen und pragmatischen Faktoren, sowie von Faktoren des Diskurses beeinflusst werden. Serrano spricht dies im folgenden Zitat an: „Conocer exhaustivamente el funcionamiento de los modos es una tarea aún pendiente en la gramática del español, debido a la diversidad y cantitad de factores de tipo semántico, pragmático y discursivo que intervienen en sus distintas construcciones discursivas.”[1]

Der Modus ist an sich eine grammatisch– morphologische Kategorie und drückt die Einschätzung der Realität oder der Realisierungsmöglichkeiten des bezeichneten Sachverhaltes durch den Sprecher aus.[2]

Die Modalität hingegen ist eine funktional-semantische Kategorie zum Ausdruck von Möglichkeit und Notwendigkeit. Der Sprecher drückt die persönliche Stellungnahme zu einem (wirklichen oder unwirklichen Sachverhalt) aus. Es handelt sich dabei also um etwas Subjektives.[3] „Zu den sprachlichen Zeichen, die die Modalität einer Aussage bestimmen, gehören beispielsweise Modalverben wie poder, deber usw., Adverbien wie tal vez und auch etwa die Intonation der Äußerung.“[4]

b) Der Modus Konjunktiv / Subjuntivo

Das heute gesprochen Spanisch kennt fünf Modi des Verbs: den Infinitiv, den Indikativ, den Imperativ, die Möglichkeitsform und den Konjunktiv (Subjuntivo). Der im Spanischen am meisten verwendete Modus ist der des Indikativs.[5]

„Was den Gebrauch des Konjunktivs im Spanischen betrifft, muss zunächst unterschieden werden zwischen Fällen, in denen er obligatorischerweise gesetzt werden muss, und solchen, in denen eine Opposition zwischen Indikativ und Konjunktiv besteht.“[6]

„Mit dem Subjuntivo macht der Sprechende deutlich, dass seine Mitteilung durch seine innere Einstellung beeinflusst ist. Der subjektive Charakter seiner Äußerung erscheint vor allem im Hauptsatz und macht den Subjuntivo in abhängigen Sätzen erforderlich.“[7]

Daraus läßt sich schließen, dass bei gewissen Verben oder fixen Ausdrücken immer der genaue pragmatische Kontext, ebenso wie die spezielle Semantik, für die Moduswahl eine Rolle spielt.[8]

Eine Versuch den Konjunktiv zu systematisieren ist folgende: „In der Tradition Nebrijas unterscheidet Bello […] einen subjuntivo común und einen subjuntivo hipotético, die in semantischer Hinsicht Unsicherheit, Zweifel, Wunsch oder Gefühl ausdrücken und deren wesentliches gemeinsames Merkmal es ist, von bestimmten lexikalischen Mitteln, wie z.B. Verben und unpersönlichen Ausdrücken sowie Konjunktionen abhängig zu sein. Sie stellen also meistens Fälle von Subordination dar. Diese zunächst generelle Aussage wird durch die Einführung der Modi optativo und imperativo und die Behandlung des Modus Subjuntivo im abhängigen Satz und unabhängigen Satz (Haupt- und Nebensatz) relativiert.“[9]

Wolle man den Konjunktiv in vier Kategoriengruppen mit Hilfe von vier Kriterienbündeln einteilen, könnten diese Kriterien folgende sein:[10]

1. Wille, Wunsch und Finalität: Darunter würden Verben wie desear, permitir, querer, prohibir, gustar, aconsejar, etc. und Ausdrücke wie es importante, es preciso, es imprescindible, es aconsejable, ojalá,…fallen.
2. Gemütsbewegung und persönliche Stellungnahme: sentir, perdonar, celebrar, temer, es imposible, es una pena,…
3. Unsicherheit, Möglichkeit und Zweifel: dudar de, asombrarse, es posible, puede que, acaso, quizá, cualquiera que, dondequiera que, con tal que,…
4. Vorwegnahme: cuando, en cuanto, tan pronto como, antes de que, hasta que,...

„Innerhalb der verschiedenen Kategorien kann dann eine formalgrammatikalische Unterteilung vorgenommen werden. Bei der Gruppe der Willensausdrücke gäbe es z.B. Untergruppen wie: Subjuntivo im Hauptsatz, im verneinten Befehlssatz, im Nebensatz nach gewissen Verben, nach gewissen Konjunktionen, im Relativsatz, usw.“[11]

In Standardgrammatiken wie Langenscheidt wird der Konjunktiv jedoch zumeist in nachstehende fünf Anwendungsbereiche[12] gegliedert:

1) in einigen Hauptsätzen, unabhängigen Sätzen,
2) in mit que eingeleiteten Nebensätzen nach einer
- Willensäußerung (Aufforderung, Befehl, Bitte, Erlaubnis, Wunsch, usw.),
- Verneinten persönlichen Stellungnahme (nicht glauben / wissen, usw.)
- Gefühlsäußerungen (Angst, Bedauern, Hoffnung, Freude, Wut, Zweifel, usw.)
- Unpersönlichen Stellungnahme, die Zweifel, Unsicherheit oder eine Wertung ausdrückt
3) in Nebensätzen nach bestimmten Konjunktionen
4) in Relativsätzen, die eine Bedingung, Erwartung oder einen Wunsch enthalten,
5) in irrealen Bedingungssätzen.

Auf den folgenden Seiten bespreche ich die Verwendung des Konjunktivs nach der in den Standardgrammatiken üblichen Gliederung.

c) Der Gebrauch des Subjuntivo

Zur Erklärung des Gebrauches des Konjunktivs ziehe ich die Erklärungen und Beispiele aus der Standardgrammatik Spanisch von Langenscheidt[13] bzw. aus dem Werk Spanische Grammatik – kurz und schmerzlos[14] als Grundlage heran. Alle Zitate und Quellen, die nicht aus dieser Grammatik stammen, sind angegeben.

i) im Hauptsatz

Der Konjunktiv wird gebraucht um einen Wunsch, eine Verwünschung oder eine Aufforderung auszudrücken. Diese Wünsche können an den Gesprächspartner gerichtet, erfüllbar und / oder unerfüllbar sein und können unter anderem mit que (auch als Höflichkeitsform), quién oder ojalá eingeleitet werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bezieht sich der Wunsch auf die Gegenwart oder die Zukunft, so steht das Verb im Konjunktiv Imperfekt, bezieht er sich auf die Vergangenheit steht es im Konjunktiv Plusquamperfekt.

Der Konjunktiv Präsens drückt eine größere Wahrscheinlichkeit aus als der Konjunktiv Imperfekt.

¡Ojalá vengan pronto! – Hoffentlich kommen sie bald!

¡Ojalá vinieran pronto! – Wenn sie doch nur bald kämen!

Das Modaladverb ojalá (aus dem Arabischen: so Gott will) leitet zumeist einen Satz ein und erfordert im einfachen Satz stets den Konjunktiv.

ii) Konjunktiv nach Modaladverbien

Nach quizá(s), tal vez, probablemente, acaso, posiblemente ist im Spanischen der Indikativ sowohl als auch der Konjunktiv möglich. Nur nach dem Ausdruck a lo mejor muss immer der Indikativ stehen.

Ob der Konjunktiv oder der Indikativ verwendet wird, hängt von der Wahrscheinlichkeit des Eintretens des Sachverhalts ab.

Der Indikativ drückt eine noch größere Wahrscheinlichkeit als der Konjunktiv aus.[15]

¡Me encanta esta falda! Quizás me la compro mañana. - ziemlich wahrscheinlich

¡Me encanta esta falda! Quizás me la compre mañana. – weniger wahrscheinlich

Mir gefällt dieser Rock sehr! Vielleicht kaufe ich ihn mir morgen.

iii) im Imperativsatz

Der Imperativ wird zur Formulierung von Aufforderungen, Wünsche, Bitten, Empfehlungen, Befehlen und Ratschlägen verwendet. Der Konjunktiv wird in allen Formen des verneinten Imperativs gebraucht, sowie im bejahten Imperativ, der sich an die 2. Person Singular und Plural und an die 1. Person Plural richtet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

iv) bei der Wiederholung eines Verbs

Der Konjunktiv wird wiederholt um auszudrücken, dass die Handlung im Hauptsatz von der im Nebensatz unbeeinflusst bleibt.

Quieras o no quieras, tienes que ir a la escuela. – Egal ob du willst oder nicht, du mußt in die Schule gehen.

Pase lo que pase, no corras. – Egal was passiert, lauf nicht.

v) Nach Ausdrücken der Willensäußerung

Der Konjunktiv wird dann verwendet, wenn ein Wille, Wunsch, Empfehlung, Vorschlag, Erlaubnis, Verbot, Verlangen, Befehl, usw. geäußert wird. Verben, die im Nebensatz den Konjunktiv verlangen, sind, zum Beispiel, querer, aconsejar, decidir, esperar, obligar, perdonar, permitir, preferir und prohibir.

Willensäußerung:

A Dios le pido que mi madre no se muera . [16] - Ich bitte Gott darum, dass meine Mutter nicht stirbt.

Verbot / Erlaubnis:

Me prohíbe que le ayude. – Sie verbietet mir, dass ich ihr helfe.

Explizite Aufforderung:

Quiero que me expliques lo que ha pasado. – Ich möchte, dass du mir erklärst, was passiert ist.

Indirekte Wiedergabe des Imperativs:

Mis padres me obligaban a que me levantara temprano todos los días.

Meine Eltern haben mich dazu verpflichtet, dass ich jeden Tag früh aufstehe.

vi) Nach verneinten persönlichen Stellungnahmen

Der Konjunktiv steht im Nebensatz nach Ausdrücken des Zweifels, der Verneinung und des Nichtwissens: „es dudoso / no creo / no es cierto que venga ‚es ist zweifelhaft / ich glaube nicht / es ist nicht sicher, dass sie / er kommt’ (hier ist die Opposition zum Indikativ interessant: in María no cree que Pablo tiene dinero wird ausgesagt, dass Paul Geld hat und dass Maria dies nicht glaubt, in María no cree que Pablo tenga dinero bleibt vollkommen offen, ob Paul Geld hat oder nicht; lediglich die Vermutung von Maria, nämlich ‚Paul hat wohl kein Geld’, wird wiedergegeben)“[17]

No dije que fuera fácil aprender inglés. – Ich sagte nicht, dass es leicht wäre Englisch zu lernen.

Aber: Dije que era fácil aprender inglés. – Ich sagte, dass es leicht wäre Englisch zu lernen.

vii) Nach Gefühlsäußerungen

Der Konjunktiv steht im NS nach Verben wie agradar, detestar, dudar, encantar, gustar, molestar, sorprender und temer.

Siento que estés enferma. – Es tut mir leid, dass du krank bist.

[...]


[1] Serrano (2002): S.137 - 138

[2] Vgl. Gsell / Wandruszka (1986), S. 1

[3] Vgl. [Anon.]: Modus und Modalität. Modo y modalidad. (19.11.2007)

[4] Hummel (2001): S. 143

[5] Vgl. Solomon (2007): S.411

[6] Wesch (2003): S.78

[7] Langenscheidt (1996): S.72

[8] Vgl. [Anon.]: Gebrauch des Subjuntivo (13.11.2007)

[9] Knauer (1998): S.3

[10] Vgl. [Anon.]: Gebrauch des Subjuntivo (13.11.2007)

[11] [Anon.]: Gebrauch des Subjuntivo (13.11.2007)

[12] Langenscheidt (1996): S.64

[13] Langenscheidt (1996): S.72 - 84

[14] Langenscheidt (2001): S. 77 - 95

[15] Vgl. Lozano (08.11.2007)

[16] Aus einem Lied von Juanes (kolumbianischer Sänger)

[17] Wesch (2003): S.79

Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Der Subjuntivo im Spanischen Lateinamerikas
Hochschule
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Note
1
Autor
Jahr
2007
Seiten
33
Katalognummer
V132563
ISBN (eBook)
9783640442324
ISBN (Buch)
9783640442898
Dateigröße
565 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Subjuntivo, Spanischen, Lateinamerikas
Arbeit zitieren
Bianca Lehner (Autor:in), 2007, Der Subjuntivo im Spanischen Lateinamerikas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132563

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