„Eines jeden Kunstwerkes letzter Schluss ist der Empfangende.“ Dieses Zitat stammt vom ungarischen Künstler und Kunsthistoriker Leó Popper (1886 – 1911) und soll als Ausgangthese dieser Arbeit dienen. Das Zitat entstammt einem Briefwechsel zwischen dem Künstler aus Ungarn und seinem Freund Georg Lukács und weist seither der Rezeptionsästhetik ihren Weg. Leó Popper empfindet ein Kunstwerk solange als geöffnet, bis der Empfangende den umschließenden Kreis des Kunstwerkes betritt. Er sollte das letzte Wort haben, um den Genuss eines Kunstwerks vollumfänglich erfahren zu können. Erst dann kann sich der Kreis schließen. Er ist ohne den Empfangenden nicht vollständig.
Diese Herangehensweise an Rezeption inspiriert diese Arbeit, sich mit der Rolle der Rezipient*innen eines Kunstwerks, in diesem Fall der Bibel, auseinander zu setzen. Dies schließt ein, dass die Bibel ebenfalls als Kunstwerk wahrgenommen wird und ohne die Empfangenden nicht vollendet ist. Für die biblische Leserschaft spielt dabei die Distanz zwischen Wahrheit und Historie und ihre Funktion in der Rezeption eine wichtige Rolle. Um sich der Rolle der biblischen Leser*innen und ihrem Umgang mit der Distanz zwischen Historie und Wahrheit als Empfangende eines Kunstwerks anzunähern, erfolgt zu Beginn der Arbeit ein Vergleich von zwei Theologen, die sich sowohl mit der Distanz als auch mit der Rezeptionsästhetik auseinandersetzen. Es handelt sich hierbei und Karl Barth und Klaas Huizing und ihrer Leseanleitung und Herangehensweise bei der Rezeption der Bibel unter unterschiedlichen theologischen Gesichtspunkten.
Im Folgenden wird eine Betrachtung des Problems zwischen Historie und Wahrheit und deren Relation angestrebt, um im Anschluss die Funktion der Leserschaft in diesem Zusammenhang zu erörtern. Da die Bibel in dieser Arbeit als Kunstwerk betitelt wird, soll ein kurzer Exkurs hinsichtlich dessen erfolgen, welche Definitionen und Themenbereiche dazu als Argumentationsgrundlage dienen können. Abschließend werden die zentralen Gedanken zusammengefasst, um ein Fazit zu der These des zu anfangs vorgestellten Zitats vornehmen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ein Vergleich zwischen Karl Barth und Klaas Huizing
- Ziel und Intention der Leseanleitungen
- Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für die Betrachtung
- Die Vorgehensweise beim Lesen der Bibel
- Die Rolle der Rezipient*innen
- Der Umgang mit Lücken und Schwierigkeiten
- Zusammenfassung
- Die Rolle der Lesenden in der Distanz zwischen Geschichte und Wahrheit
- Die Distanz der Geschichte und der Wahrheit
- Die Lesenden
- Die Bibel als Kunstwerk
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der biblischen Leser*innen im Umgang mit der Distanz zwischen Geschichte und Wahrheit anhand eines Vergleichs zwischen Karl Barth und Klaas Huizing. Sie analysiert die Leseanleitungen beider Theologen und beleuchtet, wie sie die Bibel als Kunstwerk verstehen und wie die Rezeption der Bibel den Empfangenden in den Mittelpunkt stellt.
- Vergleich der Leseanleitungen von Karl Barth und Klaas Huizing
- Die Bedeutung der Distanz zwischen Geschichte und Wahrheit für die biblische Rezeption
- Die Rolle der Lesenden als aktive Akteure der Rezeption
- Die Bibel als Kunstwerk und ihre Relevanz für die Rezeptionsästhetik
- Die Frage nach der Vollendung des Kunstwerks durch den Empfangenden
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt das Zitat von Leó Popper ein, das die Grundlage für die Betrachtung der biblischen Rezeption als Kunstwerk bildet. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Rolle der Lesenden in der Distanz zwischen Geschichte und Wahrheit zu erforschen.
Kapitel 2 vergleicht die Leseanleitungen von Karl Barth und Klaas Huizing. Es werden die Ziele und Intentionen ihrer jeweiligen Ansätze beleuchtet, sowie die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für die Bibelinterpretation. Dabei wird der Fokus auf die unterschiedlichen Herangehensweisen von Barth und Huizing gelegt, insbesondere in Bezug auf die Rolle der Rezipient*innen und den Umgang mit Lücken und Schwierigkeiten im biblischen Text.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Rolle der Lesenden in der Distanz zwischen Geschichte und Wahrheit. Die Arbeit beleuchtet die Distanz zwischen historischer Realität und biblischer Wahrheit und analysiert, wie diese Distanz in der Rezeption der Bibel verarbeitet werden kann.
Kapitel 4 erörtert die Bibel als Kunstwerk und die damit verbundenen Definitionen und Themenbereiche. Der Fokus liegt darauf, die Bibel als ein literarisches Konstrukt zu betrachten, das der Interpretation durch den Empfangenden bedarf.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Bibel, Rezeption, Kunstwerk, Geschichte, Wahrheit, Distanz, Karl Barth, Klaas Huizing, Leseanleitungen, Theologie, Ästhetische Theologie, Lesende, Rezipient*innen.
- Arbeit zitieren
- Josephin Adler (Autor:in), Karl Barth und Klaas Huizing im Vergleich. Umgang der Leser der Bibel mit der Distanz zwischen Geschichte und Wahrheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1326402