Die Frauenbilder bei Thomas Mann sind zahlreich. In seinen Werken findet man das Bild der blonden, blauäugigen Schönen (Inge Holm in „Tonio Kröger“) ebenso wie das der betrügerischen, boshaften Ehefrau (Amra in „Luischen“), es gibt den Typus des weiblichen Kameraden (Lisaweta Iwanowna in „Tonio Kröger“) und noch viele weitere.
Ein Weiblichkeitsbild fiel mir bei der Lektüre der Mannschen Erzählungen und der anschließenden Diskussion im Seminar ganz besonders auf: die „femme fatale“, verkörpert durch Gerda von Rinnlingen in „Der kleine Herr Friedemann“.
In dieser Hausarbeit soll dargelegt werden, was den Typus der „femme fatale“ ausmacht und welche Merkmale davon auf Gerda von Rinnlingen zutreffen – ist es richtig, sie gänzlich als „femme fatale“ zu bezeichnen?
Meiner Arbeit voranstellen möchte ich zunächst ein kurzes Kapitel über die Decadenceliteratur, da die frühen Werke Manns dieser Literaturepoche zugeordnet werden können und das Frauenbild der „femme fatale“ in dieser Zeit eine bedeutende Rolle gespielt hat.
Im anschließenden Hauptteil erfolgt die Klärung des Begriffes „femme fatale“ unter Zuhilfenahme von zwei bedeutenden literarischen Beispielen - Lulu von Frank Wedekind und Salome von Oscar Wilde. Nach einer ausführliche Betrachtung der Gerda von Rinnlingen soll die Frage geklärt werden, was sie eventuell zur „femme fatale“ machen könnte.
Um Gegensätze darzulegen, erfolgt im Anschluss ein kurzer Exkurs zur „femme fragile“ Gabriele Klöterjahn als komplementärer Gegentypus zur „femme fatale“.
Abschließend möchte ich ein Fazit aus den vorangegangenen Betrachtungen ziehen.
Ein Blick auf die Literaturlage zum gewählten Thema zeigt, dass über das Leben und Wirken Thomas Manns in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Publikationen veröffentlicht wurden. Jedoch gibt es nur eine vergleichsweise geringe Anzahl von Untersuchungen zum Thema „Die femme fatale bei Thomas Mann“. Wegweisend ist hier das Werk von Carola Hilmes, die sich ausführlich mit der „femme fatale“ in der nachromantischen Literatur beschäftigt hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fin de siecle – die Decadenceliteratur der Jahrhundertwende
- Gerda von Rinnlingen – eine „femme fatale“?
- Die „femme fatale“ – Merkmale und ausgewählte Beispiele aus der Literatur
- Beschreibung der Gerda von Rinnlingen
- Was macht Gerda zur „femme fatale“?
- Exkurs: Die „femme fragile“ - Gabriele Klöterjahn
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht das Frauenbild der „femme fatale“ im Frühwerk Thomas Manns, insbesondere anhand der Figur Gerda von Rinnlingen in „Der kleine Herr Friedemann“. Ziel ist es, die Merkmale der „femme fatale“ zu definieren und zu analysieren, inwieweit Gerda diese Merkmale aufweist und ob die Bezeichnung „femme fatale“ für sie zutreffend ist. Der Kontext der Decadenceliteratur wird ebenfalls beleuchtet.
- Die Merkmale der „femme fatale“ in der Literatur
- Analyse der Figur Gerda von Rinnlingen in „Der kleine Herr Friedemann“
- Der Einfluss der Decadenceliteratur auf das Frauenbild
- Vergleich mit dem Gegenbild der „femme fragile“
- Die Relevanz des Frauenbildes im Frühwerk Thomas Manns
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und benennt die Forschungsfrage: Kann Gerda von Rinnlingen als „femme fatale“ bezeichnet werden? Sie skizziert den Aufbau der Arbeit, der die Klärung des Begriffs „femme fatale“, eine Analyse von Gerda von Rinnlingen und einen Vergleich mit dem Gegenbild der „femme fragile“ umfasst. Die Einleitung verweist auf die begrenzte Forschung zum Thema „femme fatale“ bei Thomas Mann und nennt Carola Hilmes als wichtige Referenz.
Fin de siecle – die Decadenceliteratur der Jahrhundertwende: Dieses Kapitel beschreibt den literarischen Kontext des „fin de siècle“ und ordnet Thomas Manns Frühwerk der Dekadenzdichtung zu. Es definiert den Begriff der Dekadenzliteratur und erläutert den Zusammenhang zwischen dem „fin de siècle“, dem Gefühl des „Zu-Ende-Gehens“, und dem aufkommenden Frauentypus der „femme fatale“. Der Einfluss der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklungen um 1900, besonders Freuds Forschung zur Sexualität, auf die Darstellung der Frau in der Literatur wird hervorgehoben. Die „Hysterisierung des Weiblichen und Dämonisierung der Sinnlichkeit“ als charakteristisches Merkmal der Epoche wird betont.
Gerda von Rinnlingen – eine „femme fatale“?: Dieser Kapitelteil analysiert die Figur Gerda von Rinnlingen im Detail. Die Arbeit beschreibt Gerdas Charaktereigenschaften und ihr Verhalten, um zu untersuchen, ob sie den Kriterien einer „femme fatale“ entspricht. Die Analyse berücksichtigt Gerdas Wirkung auf die männlichen Figuren und ihre Rolle in der Erzählung. Die gewonnenen Erkenntnisse werden benutzt, um die Forschungsfrage zu beantworten, ob Gerda als „femme fatale“ bezeichnet werden kann oder nicht.
Exkurs: Die „femme fragile“ - Gabriele Klöterjahn: Dieser Exkurs stellt die „femme fragile“ als Gegenbild zur „femme fatale“ vor, um die Kontraste zwischen beiden Frauentypen hervorzuheben und die Einordnung von Gerda von Rinnlingen zu verdeutlichen. Die Diskussion der „femme fragile“ dient dazu, die spezifischen Merkmale und die Bedeutung der „femme fatale“ im Kontext der Decadenceliteratur besser zu verstehen.
Schlüsselwörter
Thomas Mann, Frühwerk, „Der kleine Herr Friedemann“, Gerda von Rinnlingen, Femme fatale, Femme fragile, Decadenceliteratur, Fin de siècle, Frauenbild, Literatur der Jahrhundertwende, Sexualität, Psychologie.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse der Figur Gerda von Rinnlingen in Thomas Manns "Der kleine Herr Friedemann"
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit analysiert das Frauenbild der „femme fatale“ im Frühwerk Thomas Manns, speziell anhand der Figur Gerda von Rinnlingen in „Der kleine Herr Friedemann“. Sie untersucht, inwieweit Gerda die Merkmale einer „femme fatale“ aufweist und ob diese Bezeichnung zutreffend ist. Der Kontext der Decadenceliteratur wird ebenfalls beleuchtet.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit definiert und analysiert die Merkmale der „femme fatale“, untersucht deren Auftreten bei Gerda von Rinnlingen und prüft die Gültigkeit der Bezeichnung „femme fatale“ für diese Figur. Der Einfluss der Decadenceliteratur auf das Frauenbild wird beleuchtet, und ein Vergleich mit dem Gegenbild der „femme fragile“ wird gezogen. Die Relevanz des Frauenbildes im Frühwerk Thomas Manns wird ebenfalls diskutiert.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Merkmale der „femme fatale“ in der Literatur, die Analyse der Figur Gerda von Rinnlingen, den Einfluss der Decadenceliteratur auf das Frauenbild, den Vergleich mit der „femme fragile“ und die Relevanz des Frauenbildes im Frühwerk Thomas Manns.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Decadenceliteratur, eine detaillierte Analyse der Figur Gerda von Rinnlingen, einen Exkurs zur „femme fragile“ und ein Fazit. Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Aufbau der Arbeit vor. Das Kapitel zur Decadenceliteratur liefert den literarischen Kontext. Der Hauptteil analysiert Gerda und vergleicht sie mit dem Gegenbild. Der Exkurs vertieft das Verständnis der „femme fragile“.
Welche Rolle spielt die Decadenceliteratur?
Das Kapitel zur Decadenceliteratur beschreibt den literarischen Kontext des „fin de siècle“ und ordnet Thomas Manns Frühwerk ein. Es definiert die Dekadenzliteratur und deren Zusammenhang mit dem Frauentypus der „femme fatale“. Der Einfluss gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Entwicklungen, insbesondere Freuds Sexualforschung, auf die Darstellung der Frau wird hervorgehoben.
Wie wird Gerda von Rinnlingen analysiert?
Die Analyse von Gerda von Rinnlingen beschreibt ihre Charaktereigenschaften und ihr Verhalten, um zu prüfen, ob sie den Kriterien einer „femme fatale“ entspricht. Ihre Wirkung auf männliche Figuren und ihre Rolle in der Erzählung werden berücksichtigt, um die Forschungsfrage zu beantworten.
Was ist der Zweck des Exkurses zur „femme fragile“?
Der Exkurs zur „femme fragile“ dient als Gegenbild zur „femme fatale“, um die Kontraste zwischen beiden Frauentypen hervorzuheben und die Einordnung von Gerda von Rinnlingen zu verdeutlichen. Er unterstützt das Verständnis der „femme fatale“ im Kontext der Decadenceliteratur.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Thomas Mann, Frühwerk, „Der kleine Herr Friedemann“, Gerda von Rinnlingen, Femme fatale, Femme fragile, Decadenceliteratur, Fin de siècle, Frauenbild, Literatur der Jahrhundertwende, Sexualität, Psychologie.
Wer ist eine wichtige Referenz in dieser Arbeit?
Carola Hilmes wird als wichtige Referenz zur begrenzten Forschung zum Thema „femme fatale“ bei Thomas Mann genannt.
- Quote paper
- Anna-Maria Lang (Author), 2007, Gerda von Rinnlingen - eine "femme fatale"?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132647