Die Personenzentrierte Kommunikation nach Carl R. Rogers in der therapeutischen Praxis


Studienarbeit, 2011

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 PERSÖNLICHE STELLUNGNAHME: „ Konstruktive Kommunikation “ von Motschnig & Nykl (2009)
2.1 Kapitel 3: Einführung: Der Weg als Ziel
2.2 Kapitel 4: Grundlagen und deren Relevanz für die alltägliche Kommunikation
2.3 Kapitel 5: Was ist Personenzentrierte Kommunikation?
2.4 Kapitel 6: Kontakt, Zuhören, Verstehen, Mitteilen
2.5 Kapitel 7: Charakteristika Personenzentrierter Kommunikation
2.6 Kapitel 8: Encountergruppen nach Carl R. Rogers

3 PERSÖNLICHE STELLUNGNAHME: „ Was es heißt, sich selbst zu finden “ von Carl R. Rogers (1981)

4 PERSÖNLICHE STELLUNGNAHME: „ Die Bedeutung von Selbstbewertung für das Lernen “ von Carl R. Rogers (1972)

5 ASPEKTE UND BEDEUTUNG EINER POSITIVEN KOMMUNIKATIONSATMOSPHÄRE

LITERATURVERZEICHNIS

1 Einleitung

Die Personenzentrierte Kommunikation gründet auf dem personenzentrierten Ansatz des amerikanischen Psychologen und Psychotherapeuten Carl R. Rogers. In zahlreichen seiner Bücher, wie zum Beispiel in „ Entwicklung der Persönlichkeit “, „ Lernen in Freiheit “ oder „ Encountergruppen – Das Erlebnis der menschlichen Begegnung “, werden von Carl R. Rogers theoretische und praktische Grundlagen und Postulate formuliert und präsentiert, die völlig neue, revolutionäre Aspekte, Dimensionen und differenzierte Sichtweisen auf die zwischenmenschlichen Interaktionen und Kommunikationsprozesse offenbaren. Rogers beschreibt die gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung (Akzeptanz), die Echtheit (Authentizität oder Kongruenz) und die Aufrichtigkeit im Ausdruck der eigenen Überzeugungen und Gefühlsempfindungen sowie das nicht wertende, einfühlende und feinfühlige Verstehen (Empathie) als die drei fundamental wichtigen, personenzentrierten Einstellungen bzw. Grundhaltungen von Menschen in kommunikativen Prozessen. Diese drei Grundhaltungen seines personenzentrierten Ansatzes und ihr harmonisches Zusammenwirken gründen in dem tiefen, echten Vertrauen in das konstruktive Entwicklungspotential des einzelnen Menschen, dessen ganz individueller Entfaltung von einer förderlichen, das heißt ausbalancierten, vertrauensvollen, stets gegen- und wechselseitig sensorisch wahrnehmenden und ganz bewusst offenen zwischenmenschlichen Atmosphäre, die vom eigenen Selbst-Bewusst-Sein reflexiv getragen und andauernd erweitert wird.1

Dieser Personenzentrierte Ansatz in der Kommunikation wird nicht als ein unflexibles Instrument oder eine erlernbare starre Technik verstanden bzw. angewendet. Er wird vielmehr als eine individuelle „ Seins-weise “ („way of being“)2 betrachtet und ebenso verstanden, zu der sich die innere Haltung und die grundlegenden Fähigkeiten des Menschen aus seinen Ressourcen ständig auf der Grundlage von Selbstreflexion aktualisieren, das bedeutet ständig neu definieren, verändern und weiterentwickeln.3 Der Personenzentrierte Ansatz von Carl R. Rogers beruht demnach auf dem profunden Vertrauen in die vorhandenen Ressourcen, die Autonomie und das konstruktive Selbstentwicklungspotential im persönlichen Lebensumfeld eines jeden Menschen.4 In dieser Studienarbeit möchte ich zum einen jeweils eine zusammenfassende persönliche Stellungnahme zu den Kapiteln 3 bis 8 aus dem Buch „ Konstruktive Kommunikation. Sich und andere verstehen durch personenzentrierte Kommunikation “ von Renate Motschnig und Ladislav Nykl (2009) sowie zu den zwei Artikeln „ Was es heißt, sich selbst zu finden “ und „ Die Bedeutung von Selbstbewertung für das Lernen “ von Carl R. Rogers abgeben. Zum zweiten möchte ich den Versuch unternehmen, die Bedeutung der Inhalte für die persönliche wie beruflich-therapeutische Entwicklung von Behandelnden wie Behandelten herauszuarbeiten und darzustellen. Diese Studienarbeit schließt mit einem Ausblick auf die Gestaltung einer positiven personenzentrierten Kommunikationsatmosphäre in therapeutischen Gesprächen nach dem entsprechenden Konzept von Carl R. Rogers.

2 PERSÖNLICHE STELLUNGNAHME: „Konstruktive Kommunikation“ von Motschnig & Nykl (2009)

2.1 Kapitel 3: Einführung: Der Weg als Ziel

Im persönlichen, familiären und insbesondere beruflichen Alltag von Therapierenden in ihrer Praxis sind Kommunikationsprozesse sehr häufig in Ermangelung von ausreichend Zeit und dem rechten Zeitpunkt, fehlendem oder schwach ausgeprägtem wirklichem Interesse an der jeweiligen behandelten Person oder der Thematik, oder aber auch durch die große Herausforderung, möglichst viele Aufgaben gleichzeitig erledigen zu wollen und zu müssen, hinsichtlich ihrer Entwicklung weder konstruktiv noch wirklich förderlich. Das gilt in gleichem Maße für die Menschen, mit denen wir Therapierende in Kommunikation treten wie auch in gleicher Weise für die, die mit uns kommunizieren.

Die häufigste Art der Kommunikation, persönlich im Familien- oder Freundeskreis, wie auch beruflich in der Therapierender-Therapierten-Interaktion, ist das persönliche und bedingungslos wertschätzende Gespräch mit einer Person. Von der Arbeit meist ermüdet und mental-kognitiv erschöpft bietet sich uns Therapierenden bspw. am Abend zwischen der Praxistätigkeit und den privaten Terminen oft nur wenig zeitlicher Raum und innere Kapazität, im Gespräch einfühlsam auf die eigenen Kinder und ihre Erzählungen aus der Schule oder die Beschreibung ihres momentanen Befindens einzugehen und an ihrem Erlebten wirklich teilhaben zu können. In der reflexiven Beurteilung unseres Kommunikationsverhaltens, ganz in Anlehnung an die drei förderlichen Grundhaltungen von Carl R. Rogers, zeigen sich hier viel zu oft Schwächen hinsichtlich eines authentischen, wertschätzenden und einfühlenden Eingehens auf unsere Liebsten wie auch auf uns selbst und unserem Bedürfnis nach Kommunikation mit ihnen. Diese Schwächen zeigen sich folgerichtig sehr häufig in einem unzureichenden Verständnis für die Ansichten, Einstellungen, Wünsche und Gefühlsempfindungen auf beiden Seiten und in einem viel zu häufigen Aneinander-Vorbeireden, das auf einem eher rein passiven Zuhören gründet. Dies bedeutet für die Familie insgesamt wie für jedes einzelne Familienmitglied ein unbefriedigendes und wenig förderliches Kommunikationsklima. Die reine Suche nach einer Lösung ist hier zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht einfach, nicht das erklärte Ziel und auch nicht die Intention der Personenzentrierten Kommunikation. Die bewusste Reflexion unserer eigenen Umgebung und Erfahrungen, unserer ganz eigenen Handlungs- und Verhaltensweisen, unseres Empfindens und Erlebens sowie die Achtung, Anerkennung und Wertschätzung für unsere Gegenüber sind die ersten Schritte auf dem Weg in Richtung der Generierung einer förderlichen, von gegenseitiger Beachtung und einem verständnisvollen Umgang geprägten Kommunikations-umgebung, in der sich Menschen konstruktiv entwickeln und wechselseitig fördern können. Dies gilt für unser privates, berufliches wie therapeutisches Umfeld. Somit verstehe ich diese Erkenntnis daher über diese Prozesse und Handlungen als das eigentliche Ziel auf unserem Weg zu einer Personenzentrierten Kommunikation.

2.2 Kapitel 4: Grundlagen und deren Relevanz für die alltägliche Kommunikation

In unserer alltäglichen persönlichen wie beruflich-therapeutischen Kommunikation finden sich ganz häufig positive Gesprächsverläufe und Kommunikationsprozesse mit einer anderen Person, in denen wir mit unseren Gesprächspartner:innen in völliger Übereinstimmung und beidseitigem Einverständnis kommunizieren können. Auch ergeben sich Gespräche, in denen keine Übereinstimmung und kein Gleichklang mit der anderen Person gegenüber erzielt und zum Ausdruck gebracht werden kann. Die Klarheit im Ausdruck auch der empfundenen negativen Gefühle und Empfindungen, unterschiedlicher Meinungen und kontroverser Einstellungen mit einer authentischen, reflektierten, respektvollen, bedingungslos positiv wertschätzenden und verständnisvollen Haltung der anderen Person und auch uns selbst gegenüber machen diesen Gesprächsverlauf für uns besonders ansprechend und erstrebenswert. Ich bin der Ansicht, dass gerade durch die unterschiedlichen Positionen, ihrem Verständnis und ihrer Akzeptanz der Gewinn für die Entwicklung von Menschen einen besonderen Wert hat. Entspricht doch glücklicherweise die bunte Vielfalt von Ansichten, Meinungen, Einstellungen, Handlungs- und Verhaltensweisen in der Kommunikation am ehesten unserer Lebenswirklichkeit. Aus diesem Grund erachte ich diese gerade auch für unsere persönliche Entwicklung als kompetente Therapierende als sehr wertvoll. Dagegen erlebe ich aber auch häufig Gespräche oder Wendungen und Entwicklungen in Gesprächen, in denen die Klarheit, Offenheit und bewusste Wahrnehmung von Gefühlen, aber auch der Respekt und die Achtung vor dem Gegenüber verlorengehen oder mitunter fehlen. Hier wird sich keine konstruktive Kommunikation entwickeln können, jeder Gesprächsteilnehmende beharrt eisern auf vorgefertigten und häufig unreflektierten Denkmustern, Handlungs- und Verhaltensweisen.

Das eigenständige und ungehinderte Entwicklungspotential aller Personen in dieser Kommunikationssituation wird dadurch massiv gehemmt beziehungsweise gegebenenfalls blockiert. Das ist in der Konsequenz gleichbedeutend mit dem Sinnverlust einer so gearteten Kommunikation. Derartige Gesprächsverläufe sind auch mir leider nicht unbekannt und kommen durchaus im Rahmen meiner langjährigen beruflichen Tätigkeit als Therapeut (immer noch) viel zu häufig vor. Aus meiner persönlichen Erkenntnis der drei Grundhaltungen nach Carl R. Rogers und dem Literaturstudium zur Personenzentrierten Kommunikation und ihren Zielsetzungen komme ich im Rahmen meiner persönlichen Entwicklung zu der Überzeugung, derartige Gesprächsverläufe nach Möglichkeit grundsätzlich zu vermeiden bzw., wenn es denn möglich ist, geschickt zu umgehen. Da dies nicht immer gelingen kann, bieten sich uns zum einen die Möglichkeit die Kommunikation abzubrechen oder durch unser personenzentriertes Handeln und Verhalten im Gespräch in eine positive Richtung im Sinne einer beidseitigen Offenheit, Transparenz und Echtheit, sowie durch das wechselseitige einfühlende Verstehen der Situation und Position des Anderen, zu einem respektvollen Umgang miteinander zu lenken. Aus diesem Grund kommen unserer bewussten Wahrnehmung und Beachtung der Grundlagen der Kommunikation, im Besonderen der inneren Befindlichkeit, Stimmungslage und der subjektiven Welt unserer Gesprächspartner:innen, für eine freie, kongruente und sinnstiftende Kommunikation eine ganz entscheidende Rolle und Bedeutung zu. Durch den Versuch des In-Sich-Hineinhorchens und des Selbsterfahrens wie auch durch das aktive Zuhören in den Gesprächen kann es uns künftig, wie ich meine, besser gelingen, Gefühle, Emotionen und physische Empfindungen wie Atmung und Herzschlag, Erleichterung oder Schwere vor, während und in den persönlichen wie therapeutischen Kommunikationsprozessen bewusst wahrzunehmen. Ebenso die Fähigkeit, unsere eigenen Gefühle und Empfindungen und ihr gehäuftes bzw. sich wiederholendes Auftreten zu akzeptieren, sensitiv zu registrieren, für uns und unsere Handlungs- und Verhaltensweisen zu interpretieren und diese Wahrnehmungen und Empfindungen auch im Gespräch mit Personen zu kommunizieren, stärken dadurch unser Potential für eine konstruktive Kommunikationskultur. Gerade in der Reflexion meiner beruflichen Tätigkeit als Pädagoge, Physiotherapeut und Heilpraktiker bieten sich mir hier bisher unzureichend genutzte Ressourcen und folglich ein großes Entwicklungspotential in Bezug auf die Gestaltung meiner Therapierender-Therapierten-Gespräche oder im Austausch mit meinen Studierenden.

2.3 Kapitel 5: Was ist Personenzentrierte Kommunikation?

Die in diesem Kapitel 5 beschriebenen Grundhaltungen „ Echtheit, Akzeptanz und empathisches Verstehen5 von Carl R. Rogers geben uns Therapierenden die richtungsweisenden Informationen, Motive und Motivation, in unseren therapeutischen und persönlichen Kommunikationssituationen in reflexiver Bewusstheit intensiver und feinfühliger als bisher auf die innere Welt, das heißt auf die Gefühle, Einstellungen, Wünsche, Bedürfnisse, Erwartungshaltungen unserer Kommunikationspartner:innen zu achten, da es sich überwiegend um Informationen handelt, die, bewusst oder unbewusst, unterschwellig bzw. auch maskiert sind. Unsere künftige Anstrengung wird es sein, ihrer bewusst gewahr zu werden und, von unseren eigenen Beobachtungen, Wahrnehmungen und Empfindungen geleitet, personen- bzw. situations- und ebenso stimmungsadaptiert auf unsere jeweilige Gesprächsperson reagieren zu können.

[...]


1 Vgl. Motschnig & Nykl (2009), S. 49f.

2 Ebenda, S. 49.

3 Vgl. ebenda.

4 Vgl. Teml & Teml (2011), S. 2.

5 Motschnig & Nykl (2009), S. 50.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Personenzentrierte Kommunikation nach Carl R. Rogers in der therapeutischen Praxis
Hochschule
Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung
Veranstaltung
Personenzentrierte Kommunikation
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
21
Katalognummer
V1329271
ISBN (Buch)
9783346827005
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Personenzentrierte Kommunikation, Kommunikationskultur, Kongruenz, Wertschätzung, Empathie, Personenzentrierte Gesprächsführung, Gesprächstherapie, Reflexion, Echtheit, Akzeptanz, Authentizität
Arbeit zitieren
Thomas Höfer (Autor:in), 2011, Die Personenzentrierte Kommunikation nach Carl R. Rogers in der therapeutischen Praxis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1329271

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