Die Arbeit beschäftigt sich mit drei Themen aus der Gesundheits- und Umweltpsychologie. Es wird die Prävention und Gesundheitsförderung bei Hautkrebs, die Prävention und die Gesundheitsförderung durch Führungskräfte und Umweltschutz bzgl. Verkehrsmittelnutzung behandelt.
Hautkrebs tritt in verschiedenen Formen auf. In dieser Arbeit wurde sich insbesondere auf Melanome und Basaliome bezogen. Neben diesen beiden Arten gibt es auch Plattenepithel-Karzinome, welche an allen Stellen der Haut auftreten, insbesondere an denen, die der Sonne ausgesetzt sind. Da diese Krebsart erst im späten Krankheitsstadium zur Metastasenbildung in benachbarten Lymphknoten neigt, sind die Erfolgsaussichten bei rechtzeitiger Therapie sehr gut. Maligne Melanome werden auch als schwarzer Hautkrebs bezeichnet, Basaliome als weißer Hautkrebs, da diese sich farblich kaum von der Haut absetzen. Schwarzer Hautkrebs entsteht im Gegensatz zum hellen Hautkrebs in den pigmentbildenden Zellen der Oberhaut und kann schnell Metastasen ausbilden. Der helle Hautkrebs hingegen stellt die weltweit häufigste Hautkrebsart bei Menschen heller Hautfarbe zwischen 40 und 79 Jahren dar. Dieser tritt vor allem an Kopfpartien auf, dringt nicht tief in die Haut ein und bildet keine Metastasen, wodurch dieser in den meisten Fällen bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung heilbar ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Prävention & Gesundheitsförderung bei Hautkrebs
1.1. Ursachen von Hautkrebs
1.2. Kampagnen für Sonnenschutzverhalten
1.2.1 psychologische Modelle des Gesundheitsverhaltens
1.2.2. konkrete Kamp agnenbeispiele
2. Prävention & Gesundheitsförderung durch Führungskräfte
2.1. Job-Demands-Ressources-Modell
2.1.1. allgemeine Defini tion & lineare Wirkmechanismen
2.1.2. Interaktionseffekte
2.1.3. organisationale Folgen
2.2. Handlungsspielraum von Führungskräften
2.2.1. Möglichkeiten
2.2.2. Grenzen
3. Umweltschutz bzgl. Verkehrsmittelnutzung
3.1. Das CADM von Klöckner & Blöbaum
3.1.1. Grundannahmen
3.1.2. metaanalytisches Strukturgleichungsmodell
3.2. Reduktion des innerstädtischen Verkehrs
3.2.1. Strukturgleichungsmodell bzgl. Verkehrsmittelwahl
3.2.2. Zielgruppe - junge Erwachsene
3.2.3. Zielgruppe - ältere Menschen
3.2.4. Fragen der G erechtigkeit
Literaturverzeichnis
1. Prävention & Gesundheitsförderung bei Hautkrebs
1.1. Ursachen von Hautkrebs
Hautkrebs tritt in verschiedenen Formen auf. In dieser Arbeit wurde sich insbesondere auf Melanome und Basaliome bezogen. Neben diesen beiden Arten gibt es auch Plattenepithel-Karzinome, welche an allen Stellen der Haut auftreten, insbesondere an denen, die der Sonne ausgesetzt sind. Da diese Krebsart erst im späten Krankheitsstadium zur Metastasenbildung in benachbarten Lymphknoten neigt, sind die Erfolgsaussichten bei rechtzeitiger Therapie sehr gut. Maligne Melanome werden auch als schwarzer Hautkrebs bezeichnet, Basaliome als weißer Hautkrebs, da diese sich farblich kaum von der Haut absetzen. Schwarzer Hautkrebs entsteht im Gegensatz zum hellen Hautkrebs in den pigmentbildenden Zellen der Oberhaut und kann schnell Metastasen ausbilden. Der helle Hautkrebs hingegen stellt die weltweit häufigste Hautkrebsart bei Menschen heller Hautfarbe zwischen 40 und 79 Jahren dar (Diepgen & Mahler, 2002; Fears, Scotto & Schneidermann, 1977; Miller, 1995). Dieser tritt vor allem an Kopfpartien auf, dringt nicht tief in die Haut ein und bildet keine Metastasen, wodurch dieser in den meisten Fällen bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung heilbar ist.
Durch Aktivitäten im Freien steigt das Risiko, gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erleiden und an Hautkrebs zu erkranken (Schmitt, Seidler, Diepgen & Bauer, 2011). Dies wird auf solare ultraviolette Strahlung zurückgeführt, welche ein wissenschaftlich belegtes Kanzerogen ist, wie die Internationale Agentur für Krebsforschung (World Health Organization, International Agency for Research on Cancer) bereits 1992 veröffentlicht hat. Unter anderem wurde von El Ghissassi et al. (2009) die Wirkungsweise näher erläutert: UV-Strahlung wird in den Hautzellen des Menschen absorbiert und kann dort schon in geringer Dosis Schäden am Erbgut bewirken. In der Regel beseitigen Reparatursysteme in den Zellen diese DNA-Schädigungen. Häufige, langanhaltende und intensive UV-Bestrahlungen sowie Sonnenbrände führen jedoch zu einer Überlastung dieser Reparatursysteme. Zellen mit derart geschädigter DNS werden somit nur noch unvollständig oder fehlerhaft repariert und können folglich zu Krebszellen entarten. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer) stufte 2007 neben der natürlich vorkommenden UV-Strahlung der Sonne ebenfalls die künstliche UV-Strahlung in Solarien in die höchste Risikogruppe 1 „krebserregend für den Menschen“ ein.
UV-Strahlung wird zwar als wichtigster bekannter Risikofaktor für die Entstehung der verschiedenen Hautkrebsarten angesehen, ist jedoch nicht der alleinige Grund für deren Auftreten. Auch andere Umwelt- und genetische Faktoren können die Entwicklung dieser Krebserkrankungen begünstigen. In den 90er Jahren wurde festgestellt, dass folgende Menschengruppen eine höhere Inzidenz von Hautkrebserkrankungen zeigen: Menschen mit blonden und roten Haaren, mit schlechtem Bräunungsvermögen, mit einer schnellen Hautrötungsreaktion bei Sonneneinstrahlung, mit blauer oder grüner Augenfarbe sowie mit Sommersprossen (Armstrong & Kricker, 1995; Zanetti et al., 1996). Das erhöhte Hautkrebs-Erkrankungsrisiko betrifft auch Personen, deren Immunsystem aufgrund einer Organtransplantation (Terhorst, Drecoll, Stockfleth & Ulrich, 2009) oder einer HIV-Infektion (Honda, 2006) geschwächt ist. Bei hellem Hautkrebs kommen als Risikofaktoren noch seltene Erbkrankheiten wie Albinismus (Margon & Maia, 2019) oder Xeroderma pigmentosum, einem DNS-Reparaturenzymdefekt hinzu (Steeg & Kraemer, 1999). Bei schwarzem Hautkrebs erhöhen Sonnenbrände bis zum 19. Lebensjahr sowie eine gehäufte Anzahl an großen Muttermalen die Inzidenz (Garbe, 1995). Der Zusammenhang von heller Hautfarbe bis hin zum Albinismus und einem hohen Hautkrebsrisiko lässt sich durch den Melanin- Anteil in der Haut erklären. Abbas, Qadir und Anwar (2019) stellten fest, je melanin- haltiger und damit dunkler die Haut von Natur aus ist, desto besser ist sie gegen UV- Strahlen geschützt. Dies erklärten sie folgendermaßen: Im unteren Teil der Epidermis der Haut liegen die pigmentbildenden Melanozyten, die den Farbstoff Melanin herstellen, der sich dann in der Hornhaut und in den Haaren einlagert und damit den Haut- und Haartyp prägt. Bei dunklerer Haut können UV-Strahlen schwerer in tiefere Hautschichten Vordringen, damit die DNS in den Zellen beschädigen und bösartige Wucherungen hervorrufen.
Zuletzt sollten bestimmte Risikoallele erwähnt werden, welche häufig in Assoziation mit Melanombildung stehen. Bis heute wurden folgende MelanomEmpfindlichkeitsgene identifiziert und mehrfach bestätigt: Der Cyclin-abhängige KinaseInhibitor CDKN2A auf Chromosom 9p21 und die Cyclin-abhängige Kinase CDK4 auf Chromosom 12q13 gelten als Hochrisiko-Allele (Fargnoli, Argenziano, Zalaudek & Peris, 2006; Udayakumar, Mahato, Gabree, & Tsao, 2010). Es wurden zudem bestimmte Varianten des MC1R-Gens identifiziert, die eine mäßige Melanomassoziation zeigen (Guida, Guida, & Goding, 2022). Curtin et al. (2005) zeigten, dass bei 81 % der Melanome ohne chronische sonneninduzierte Schädigung Mutationen in BRAF oder N- RAS festgestellt wurden. Des Weiteren sind viele widersprüchliche Daten zu anderen potenziellen Genen mit niedrigem oder moderatem Risiko für Melanomentstehung zu finden, die Proteine kodieren, an der Pigmentierung, der Zelldifferenzierung, dem Zellwachstum, der DNA-Reparatur oder der Entgiftung von Stoffwechselzwischenprodukten beteiligt sind.
1.2. Kampagnen für Sonnenschutzverhalten
1.2.1. psychologische Modelle des Gesundheitsverhaltens
Im vorigen Kapitel wurde ausreichend dargelegt wie vor allem UV-Strahlung das Risiko einer Hautkrebserkrankung drastisch erhöhen kann. Sonnenschutzverhalten sollte somit von größter Wichtigkeit sein. Die logische Konsequenz für unser Gesundheitsverhalten liegt darin, geeignete Sonnenschutzcremes oder Kleidung zu verwenden, möglichst auf Sonnenexposition zu verzichten und zusätzlich die Haut regelmäßig inspizieren zu lassen, um mögliche Auffälligkeiten rechtzeitig untersuchen zu können (Eid, 2003)
Um dieses Gesundheitsverhalten zu fördern, sind Kampagnen zu protektiverem Verhalten nützlich. Passende psychologische Modelle des Gesundheitsverhaltens helfen dabei, die Effektivität und damit die Wirksamkeit solcher Kampagnen zu steigern. Sonnenschutzverhalten ist hierbei nur ein geringer Bestandteil von allgemeinen Gesundheitsverhaltensweisen. Diese sind laut Definition von Reuter und Schwarzer (2009) Handlungen, die nach derzeitigem Stand des Fachwissens den Gesundheitszustand aufrechterhalten, ihn verbessern oder einer Verschlechterung dessen entgegenwirken. Welches psychologische Modell des Gesundheitsverhaltens am geeignetsten für eine Kampagne zu Sonnenschutzverhalten ist, wird in den kommenden Absätzen grob erläutert.
Diese Modelle lassen sich in drei Klassen einteilen (Knoll, Scholz & Rieckmann, 2017; Schwarzer, 2004): kontinuierliche Prädiktionsmodelle, dynamische Stadienmodelle und integrative Modelle. Die kontinuierlichen Prädiktionsmodelle gehen von bestimmten Prädiktoren für ein bestimmtes Gesundheitsverhalten aus. In diesem Fall könnten Prädiktoren beispielsweise Risikowahrnehmung durch UV-Strahlung, Selbstwirksamkeitserwartungen und soziokulturelle Faktoren sein. Jeder dieser Prädiktoren erhält ein bestimmtes Gewicht, das zur Vorhersage des Sonnenschutzverhaltens dient (Schwarzer, 2004). Kontinuierliche Prädiktionsmodelle gehen jedoch nicht auf die individuellen Faktoren des Einzelnen ein oder erklären, wie Verhaltensintention in konkretes Verhalten umgesetzt wird.
Die dynamischen Stadienmodelle ordnen Personen qualitativ unterschiedlichen Stadien bzw. Phasen zu, welche je eine Stufe des Prozesses während einer Gesundheitsverhaltensänderung darstellen (Schwarzer, 2004). So wird in diesem Fall davon ausgegangen, dass sich Menschen ohne die Absicht, das Sonnenbaden aufgeben zu wollen, grundsätzlich von solchen unterscheiden lassen, die diese Absicht gebildet, aber es noch nicht umgesetzt haben. Letztere wiederum lassen sich von denen unterscheiden, die es zwar schon oft versucht haben, sich jedoch aufgrund fehlenden Wissens, fehlenden Bewusstseins oder durch Gruppenzwang erneut oder immer noch zu exzessiv UV-Strahlung aussetzen. Die Grundannahme ist also, dass zwischen Personen, die sich in verschiedenen Stufen befinden, ein psychologischer Unterschied besteht. Wodurch es auf jeder Stufe ein anderes Prädiktionsmodell und somit eine passendere Intervention gibt. Knoll, Scholz und Rieckmann (2017) merken jedoch an, dass die Anzahl, Abgrenzbarkeit und somit Sinnhaftigkeit dieser Stufen empirisch nicht nachgewiesen wurde.
Eins der aktuellsten Modelle ist das Sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (Health Action Process Approah, HAPA; Schwarzer, 1992), welches die wichtigsten Annahmen der Prädiktions- und Stadienmodelle in einem integrativen Ansatz vereint. Das HAPA bietet somit die meisten Ansatzpunkte für eine theoriegeleitete Förderung des Sonnenschutzverhaltens und soll im folgenden Kapitel zur Kampagnenentwicklung berücksichtigt werden.
1.2.2. konkrete Kampagnenbeispiele
Zuerst müssen die Beweggründe erkannt werden, warum sich Menschen regelmäßig ungeschützt der Sonne aussetzen. Schwarzer (2004) stellt plausible Vermutungen an: Gebräunte Haut wirkt gesund und attraktiv, blasse Haut kränklich. Eid und Mallach (2009) erkannten, dass insbesondere Personen die sehr viel Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild legen und Angst davor haben, von anderen negativ bewertet zu werden, sehr stark zum Sonnenbaden neigen. U.a. in Deutschland steht gebräunte Haut als Statussymbol für Reichtum. Denn nur wer genügend Geld und Zeit hat, kann sich einen ausgedehnten Urlaub in sonnigen südlichen Ländern leisten. Zudem bekräftigten die Anfänge der Heliotherapie die Annahme, dass Sonnenstrahlen einen positiven Einfluss auf bestimmte Erkrankungen wie z.B. Tuberkulose haben (Keesling & Friedman, 1987). Dass Sonnenstrahlen bei Depressionen helfen können, die Vitamin-D- Produktion des eigenen Körpers begünstigen und bei den meisten Menschen stimmungsaufhellend und entspannend wirken, ist durchaus bewiesen (van der Rhee, de Vries & Coebergh, 2007; Tao et al., 2020), muss jedoch mit dem Hautkrebsrisiko abgewogen werden. Erhebungsergebnisse aus 2017 (Schneider et al.) zeigen, dass als wesentliche Gründe für Solariennutzung das „Vorbräunen“ für den Urlaub sowie die Steigerung der Attraktivität genannt werden. Somit führen moderne Schönheitsideale, Uninformiertheit, Irrglaube und der Wunsch nach Anerkennung zu einer Art Sonnenanbeter-Kultur in der Bevölkerung. Aufklärung allein kann also nur der Ausgangspunkt für wirksame Kampagnen sein (Keesling & Friedman, 1987).
Soll nun mit Hilfe des HAPA-Modells eine Kampagne entwickelt werden, muss das Vorankommen des Individuums in den jeweiligen Phasen unterstützt werden. Schwarzer (2014), Lippke und Renneberg (2006) beginnen mit der präintentionalen Phase. In dieser Phase hat die jeweilige Person noch keine Absicht entwickelt, ihr Verhalten zu ändern.
Somit muss die Zielperson zunächst motiviert werden, ein neues Verhalten wie hier das Sonnenschutzverhalten anstreben zu wollen, beispielsweise mittels einer Risikowahrnehmung. Dies kann durch Aufklärung über Hautkrebsursachen (siehe Kapitel 1.1.) erreicht werden. Die Person sollte dadurch zu einer subjektiven Wahrnehmung der Bedrohung kommen sowie dem Gefühl, dass sie selbst, ihre Kinder oder Angehörige verwundbar sind. Insbesondere bei Personen, die durch Sonnenbäder ihre Attraktivität steigern wollen, ist das Aufklären über Hautalterungsfolgen und Faltenbildung effektiv (Rinnerthaler, 2018). Der Sun-Scanner, Sofortbilder von Hautschädigungen und Hautmikrotopografie können dabei unterstützen (Rossi, Blais & Weinstock, 1994). Des Weiteren muss erwähnt werden, dass UV-Strahlung zu Schädigungen des Auges und Beeinträchtigung der Sehkraft führen kann (Mampel & Franke, 1990). Zuletzt wäre eine Visualisierung der UV-Bestrahlungsstärke in der Öffentlichkeit wie in Parks, Freibädern oder auf Veranstaltungen im Freien zweckdienlich. Folge der Risikowahrnehmung kann das Ausloten von Handlungsoptionen mit deren möglichen negativen und positiven Konsequenzen sein. Dies wird auch als Handlungsergebniserwartung bezeichnet. Hierbei müssen eine oder besser mehrere Verhaltensalternativen bekannt sein bzw. durch die Kampagne vermittelt werden, die geeignet sind, die wahrgenommene Bedrohung zu reduzieren. Des Weiteren spielt Selbstwirksamkeitserwartung in allen Stadien des HAPAs eine wesentliche Rolle. Diese bezeichnet eine subjektive Überzeugung, spezifische Verhaltensweisen aufgrund der eigenen Kompetenz ausführen zu können, welche insbesondere in neuen Situationen, die unvorhersehbare, schwierige oder stressreiche Elemente enthalten wie das Ablegen und Umstellen von Gewohnheiten, wichtig wird. Sonnenschutzverhalten in den Alltag zu integrieren und zu einer stabilen Gewohnheit werden zu lassen, bedarf je nach Ausgangspunkt hoher Selbstwirksamkeitserwartung. Sind diese drei Faktoren in ausreichendem Maße gegeben, kommt es zur Zielsetzung.
Die darauffolgende postintentionale Phase wird in drei weitere Phasen unterteilt: präaktionalen, aktionalen und postaktionale Phase (Schwarzer, 2004). In der präaktionalen Phase ist der wichtigste Faktor die Handlungsplanung. Für die Kampagne ist hierbei entscheidend, dass die Handlungsabsicht so konkret wie möglich definiert wird. Dabei wird das Wann, Wo und Wie der Handlung festgelegt, wobei eine ganze Reihe alternativer Ausführungsideen generiert werden kann. In Bezug auf das Sonnenschutzverhalten wurden von Eid und Mallach (2009) spezifische Vorschläge erstellt: Generelles Meiden der Sonne, vor allem in den Zeiten der intensivsten Sonneneinstrahlung zwischen 10 und 16 Uhr, Tragen einer Sonnenbrille, eines Hutes, schützender Kleidung sowie Verwendung von Sonnenschutzmitteln bei Aktivitäten im Freien. Eine verhaltensorientierte Aufklärung wie z.B. durch Flyer, Filme und Unterrichtsprogramme bereits in Vor- und Grundschulen über derartige Schutzmaßnahmen, deren Anwendung und Effektivität sollte in dieser Phase erfolgen.
Personen in der aktionalen Phase betreiben aktives Sonnenschutzverhalten. Hierbei geht es um das Ausführen von Handlungen. Um diese aufrechtzuerhalten, bedarf es einer ständigen Kontrolle z.B. durch Selbstbeobachtung. Dabei ist eine ständige Aufmerksamkeits- und Emotionsregulation vonnöten (Kuhl, 1996) sowie kognitive Abschirm- und Durchhaltestrategien (Schwarzer, 2004). Ebenso wichtig ist hierbei die Selbstwirksamkeitserwartung, da Personen mit Zweifeln an der eigenen Kompetenz erfolglose Szenarien erwarten, sich stärker wegen eigener Unzulänglichkeiten sorgen und somit tendenziell früher aufgeben (Schwarzer, 2004). Diese Strategien sind so lange nötig, bis das Sonnenschutzverhalten habituell ist. Dieser Prozess kann durch Kampagnen unterstützt werden, indem Barrieren abgebaut, Ressourcen dargeboten und auf vorhandene hingewiesen wird. Eine solche Ressource kann u.a. soziale Unterstützung sein. Hierbei können insbesondere verhältnisorientierte Maßnahmen unterstützen z.B. durch die Einrichtung von UV-reduzierenden Schattenplätzen mit Hilfe von Bepflanzungen oder dem Aufspannen geeigneter Sonnensegel sowie Arbeitsprozessoptimierungen bei Berufen im Freien.
In der postaktionalen Phase werden Handlungen bewertet sowie Erfolge und Misserfolge wahrgenommen und interpretiert (Schwarzer, 2004): Bei einem Übermaß an Misserfolgen kommt es zu einer Zielentbindung, ohne die Absicht, das Ziel wiederaufzunehmen. Dies kann auch dazu führen, dass die zukünftige Volition und die Selbstwirksamkeits-erwartung sinken. Rückfallinterventionskampagnen sind in dieser Phase somit entscheidend, um Rückfälle in ein Risikoverhalten zu vermeiden bzw. zu überwinden.
Der Aufbau von Sonnenschutzverhalten mittels Kampagnen zählt zur primären Prävention. Da jedoch eine zu späte Hautkrebsdiagnose ein hohes Mortalitätsrisiko birgt, ist auch die sekundäre Prävention von großer Relevanz beispielsweise durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei einem Hautarzt.
2. Prävention & Gesundheitsförderung durch Führungskräfte
2.1. Job-Demands-Ressources-Modell
2.1.1. allgemeine Definition & lineare Wirkmechanismen
Ein gutes arbeitspsychologisches Modell muss positive sowie negative Konsequenzen von Arbeit auf das Individuum und somit auf die Organisation als Ganzes berücksichtigen. Des Weiteren muss die Komplexität sowie Diversität der Prozesse, Auswirkungen und Bedingungen von Arbeit berücksichtigt werden und dennoch flexibel für verschiedene Branchen und deren spezifischen Gegebenheiten anwendbar sein. Diesem Anspruch widmet sich das Job-Demands-Resources Modell (JDR-Modell) von Bakker und Demerouti (2007) und dient der Erklärung von Anforderungen sowie Ressourcen im Arbeitskontext und deren Effekte. Im JDR-Modell werden Arbeitsanforderungen als diejenigen sozialen, psychischen, physischen oder organisationalen Aspekte der Arbeit definiert, die andauernder psychischer oder physischer Anstrengung bedürfen und deshalb psychologische oder physiologische Kosten nach sich ziehen (Bakker, Demerouti, Boer & Schaufeli, 2003). Dagegen werden Arbeitsressourcen als diejenigen psychischen, physischen, organisationalen oder sozialen Aspekte der Arbeit beschrieben, die bei der Bewältigung von Arbeitszielen, -anforderungen sowie den damit verbundenen physiologischen und psychischen Kosten helfen oder als Stimulanz persönlicher Entwicklung und Lernens dienen (Granziera, Collie & Martin, 2020; Halbesleben & Buckley, 2004).
Nach Bakker und Demerouti (2007) werden die Effekte der Arbeitsanforderungen und -ressourcen in Form von Beanspruchung beziehungsweise Engagement anhand zweier unterschiedlicher psychologischer Prozesse erklärt: Einem motivierenden und einem gesundheitsbeeinträchtigenden Prozess. Arbeitsanforderungen sind z.B. Zeitdruck, ungünstiges Arbeitsklima, Rollenkonflikte, organisationaler und emotionaler Druck, Schichtarbeit oder ein hohes Arbeitspensum, welche das Wohlbefinden der Arbeitnehmer im Sinne von Erschöpfung, verringerter Schlafqualität sowie Arbeitszufriedenheit beeinflussen können (Granziera, Collie & Martin, 2020; Halbesleben & Buckley, 2004). Arbeitsanforderungen können über den gesundheitsbeeinträchtigenden Prozess nicht nur zu Beanspruchung, sondern im weiteren Verlauf auch zu Burnout führen (Bakker & Vries, 2021). Arbeitsressourcen wie Autonomie, positives Feedback von Vorgesetzten und soziale Unterstützung wirken über den motivationalen Prozess positiv auf die Arbeitszufriedenheit, Produktivität und Innovativität der Arbeitnehmer (Lee, Choi & Kang, 2021; Wang & Lei, 2021).
2.1.2. Interaktionseffekte
Im JDR-Modell wird angenommen, dass Anforderungen und Ressourcen nicht nur eigenständige Effekte auf Gesundheit und Motivation haben, sondern darüber hinaus miteinander interagieren (Schmidt, 2017). Die sogenannte Puffer-Hypothese besagt, dass Arbeitsressourcen wie Handlungsfreiheit, die negativen Auswirkungen der belastenden Arbeitsanforderungen abfedern können (Karasek & Theorell, 1990). Beispielsweise können Ressourcen wie Lohn, Arbeitsplatzsicherheit oder Beförderungschancen den negativen Einfluss von Arbeitsanforderungen im Sinne von Beanspruchung und Aufwand puffern (Bakker, Demerouti & Euwema, 2005). Der jeweilige Effekt einer Arbeitsressource oder -anforderung hängt hierbei von der Art der Branche, des Berufes, der Organisation und weiterer jobspezifischer Indikatoren ab (Demerouti & Nachreiner, 2019). Soziale Unterstützung als Arbeitsressource kann z.B. negative Auswirkungen von Arbeitsanforderungen wie hohe Diffizilität von Aufgaben oder hohe Arbeitsnormen mildern, da durch kollegiale Unterstützung Herangehensweisen und Informationen ausgetauscht werden und somit besser mit Arbeitsanforderungen umgegangen werden kann (Bakker, Demerouti & Euwema, 2005).
Ein weiterer Interaktionseffekt von Arbeitsressourcen und -anforderungen ist die Coping-Hypothese. So konnten Bakker und Demerouti (2007) feststellen, dass die positiven Folgen der Arbeitsressourcen auf die Motivation stärker bei hohen Arbeitsanforderungen wirken als bei geringeren. Im Umkehrschluss spielen Arbeitsressourcen für Personen, die mit einem niedrigeren Ausmaß an Arbeitsanforderungen konfrontiert sind, eine vergleichsweise unbedeutendere Rolle. Erklärt wird dieser Zusammenhang durch die Theorie der Ressourcenerhaltung von Hobfoll (2001). Eine fundamentale Prämisse dieser Theorie ist, dass allein das Wissen um potenziellen zukünftigen Stress die Menschen dazu motiviert, sich gegen diesen Stress zu rüsten. Indem sich vermehrt auf Ressourcenerhalt und -gewinn konzentriert wird, kann möglicher Stress, verursacht durch erhöhte Arbeitsanforderungen, kompensiert werden.
2.1.3. Organisationale Folgen
Je nach Verteilung von Arbeitsanforderungen und -ressourcen kann das gesamte Team einen mehr oder weniger hohen Beitrag zum Erfolg der Organisation leisten. Eine Studie von Bakker, van Veldhoven und Xanthopoulou (2010) bestätigte die Coping-Hypothese anhand einer Vielzahl von Arbeitsanforderungen und Arbeitsressourcen. Hohe Arbeitsanforderungen ermöglichten dem Individuum, die verfügbaren Arbeitsressourcen voll auszuschöpfen, was sich nicht nur in erhöhtem Arbeitsengagement bzw. erhöhter Motivation zeigte, sondern auch in einer stärkeren Verbundenheit zur Organisation und Arbeitszufriedenheit. Dies kann wiederum einen positiven Einfluss auf Produktivität und Kundenzufriedenheit haben. Arbeitsengagement ist demnach für die Organisation von großer Bedeutung, da Arbeitnehmer so auch in schwierigen Zeiten persistent bleiben, Leistung bringen und an ihrem Job festhalten (Tims, Bakker & Derks, 2015). Beim Arbeitsengagement handelt es sich um einen länger andauernden affektiv-kognitiven Zustand, der sich in Vitalität, Hingabe und Absorption in die Arbeit kennzeichnet (Demerouti & Nachreiner, 2019; Wood, Oh, Park & Kim, 2020): Vitalität bedeutet ein hohes Energielevel, die Bereitschaft in die Arbeit zu investieren sowie eine hohe Resilienz bei beruflichen Schwierigkeiten. Absorption in die Arbeit bedeutet volle Konzentration und Vertiefung in die berufliche Tätigkeit mit einem Verlust des Zeit-gefühls. Bei der Hingabe, handelt es sich um einen Zustand hoher geistiger Eingebun-denheit in die Tätigkeit, zusätzlich zu einer positiv herausfordernden, enthusiastischen Wahrnehmung des Jobs. Hohe Arbeitsanforderungen sind somit nicht per se negativ.
Sie können jedoch in Form der Beanspruchung negative Folgen haben, welche eine „unmittelbare Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich individueller Bewältigungsstrategien“ (ISO 10075-1, 2000) ist. Skaalvik und Skaalvik (2018) stellten in einer Studie mit norwegischen Lehrkräften fest, dass die Arbeitsanforderungen wie Zeitdruck, mangelnde Disziplin und niedrige Motivation seitens der Schüler bei den Lehrern zu emotionaler Erschöpfung, depressiven Verstimmungen und psychosomatischen Reaktionen führten. Hingegen wirkten sich die Arbeitsressourcen wie Hilfsbereitschaft und gute Beziehungen innerhalb der Kollegenschaft sowie übereinstimmende Ziele, Werte und Praktiken zwischen der Führungsebene der Schule und den Lehrkräften positiv auf den psychischen Gesundheitszustand der Lehrkräfte aus (Skaalvik & Skaalvik, 2018).
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- Anonym (Autor:in), 2022, Prävention und Gesundheitsförderung bei Hautkrebs und durch Führungskräfte. Umweltschutz bezüglich Verkehrsmittelnutzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1329295