Wodurch entsteht die Figurenprofilierung in Gottfrieds Tristan im Hinblick auf die Isolde-Figuren?
Unter dem Pseudonym Gottfried von Straßburg entstand um das Jahr 1210 die heute wichtigste Fassung der Erzählung Tristan. Der unvollendete Versroman behandelt die tragische Liebesgeschichte von Tristan und Isolde.
In der vorliegenden Erzählung sind verschiedene narrative Perspektiven vorzufinden, die dem Leser ermöglichen, die Geschichte als Ganzes zu verstehen. Der Autor konstruierte einen Erzähler, der dem Rezipienten sowohl einen Einblick in Innenleben verschiedener Figuren gibt, zugleich jedoch seine eigene Haltung und vereinzelt autobiographische Informationen preisgibt. So entsteht eine kunstvoll angelegte Narration, die Sprache und Perspektiven als System nutzt, um das Geschehen zu vermitteln und die Figuren in ihrer Differenziertheit (oder Ähnlichkeit) darzustellen.
Auf Basis dessen soll es in dieser Arbeit näher um die Figur Isolde gehen. Die Protagonistin wird in einigen Aspekten narratologisch hervorgehoben und mit dem männlichen Protagonisten Tristan auf eine Ebene gestellt, wodurch ein Verhältnis entsteht, das von den im Mittelalter geltenden patriarchalen Gesellschaftsstrukturen abweicht. In der Forschung bereits genannt als Exzeptionalität, lässt sich diese Stellung der Figur Isolde in Bezug auf die Analyse von Narration und Deskription der Erzählung feststellen. Weniger vertreten ist jedoch die Profilierung unabhängig von dem Vergleich mit der männlichen Hauptfigur Tristan. Trotz dessen (oder auch aufgrund dessen), dass Isolde in erster Linie wichtig für das Minnegeschehen und somit stets in Verbindung mit Tristan ist, ist es interessant zu untersuchen, wie die Darstellung von Isolde als eigenständiger Charakter im Vergleich zu einer weiteren gleichnamigen Figur aussieht, womit die Relevanz des Themas geklärt ist.
Ziel dieser Arbeit ist es somit, anhand konkreter Textanalyse festzustellen, wodurch die Figurenprofilierung bei der Hauptfigur Isolde entsteht und zu diesem Zweck ebenfalls die Gestaltung der gleichnamigen Mutter von Isolde vergleichend zu überprüfen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Figurenprofilierung der Isolde-Figuren im "Tristan"
- Die blonde Isolde
- Königin Isolde
- Ein Vergleich zwischen beiden Isolden
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Figurenprofilierung der beiden Isolde-Figuren in Gottfrieds von Straßburgs „Tristan“. Ziel ist es, anhand konkreter Textanalyse festzustellen, wodurch die Figurenprofilierung bei der Hauptfigur Isolde entsteht und zu diesem Zweck ebenfalls die Gestaltung der gleichnamigen Mutter von Isolde vergleichend zu überprüfen.
- Die narrative Konstruktion der Figur Isolde und ihrer Mutter
- Die Verwendung von rhetorischen Mitteln zur Charakterisierung der Figuren
- Die Rolle der Minne im Kontext der Figureninszenierung
- Die Darstellung von Isolde als eigenständiger Charakter im Vergleich zu ihrer Mutter
- Die Abgrenzung der Isolde-Figuren von den patriarchalen Gesellschaftsstrukturen des Mittelalters
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar, indem sie Gottfrieds „Tristan“ als unvollendeten Versroman einführt und auf die verschiedenen narrativen Perspektiven in der Erzählung hinweist. Der Fokus wird auf die Figur Isolde gelegt, die im Kontext der Minne und der patriarchalen Gesellschaftsstrukturen des Mittelalters eine besondere Stellung einnimmt.
Kapitel 2.1 konzentriert sich auf die blonde Isolde, die Tochter des irischen Königspaares. Die Analyse verfolgt den Aufbau der Figurenprofilierung von Dorothea Klein und untersucht interne und externe Standpunkte, um Entwicklungen der Figur herauszustellen. Der Fokus liegt auf der Beschreibung von Isoldes Schönheit, ihren geistigen Fertigkeiten und ihrer erlernten Sittenlehre, wobei der Erzähler als wichtigste Quelle für die Informationen über die Figur fungiert.
Schlüsselwörter
Figurenprofilierung, Gottfried von Straßburg, Tristan, Isolde, Minne, Rhetorische Mittel, Narrative Perspektiven, Patriarchale Gesellschaftsstrukturen, Dorothea Klein, Susanne Flecken-Büttner, Exzeptionalität, Interner Standpunkt, Externer Standpunkt.
- Arbeit zitieren
- Jessica Lanert (Autor:in), 2022, Zweimal Isolde. Zur Figureninszenierung in Gottfrieds von Straßburg "Tristan", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1329566