„Feinheit und Kraft der Bildwirkung und der Gebärde machen die Kunst des Films aus. Darum hat er nichts mit der Literatur zu schaffen!“ So schrieb der ungarisch-jüdische Filmkritiker Béla Balász bereits 1924 und verdeutlichte damit die grundsätzlichen Bedenken gegenüber filmischen Literaturadaptionen.
Sieht man sich den Großteil der in den letzten Jahren erschienenen Literaturverfilmungen an, so muss man dieser Kritik auch zugestehen, dass sich viele Verfilmungen auf das Handlungsgerüst der Vorlagen reduzieren, hier und da effektheischende Bilder wirken lassen und die Dichtkunst nach Brauchbarem plündern und demontieren. Imagesteigerung und Verdeckung des Mangels an verfilmbaren eigenen Stoffen sind dann Vorwürfe, die sich die Filmbranche gefallen lassen muss, weil sie sich gern gelesenen Werken bedient, um wirtschaftliche Krisen abzuwehren.
Jedoch kann man mit der alten „Ausnahme der Regel“-Theorie widersprechen. Entscheidend bei der Fragestellung, ob eine Literaturverfilmung nun gut oder schlecht, sinnvoll oder sinnlos ist, ist der individuelle Blick auf Inhalt und Form des Films, der den Zuschauer durchaus zu gedanklicher Aktivität stimulieren kann oder eben nicht. Dies gilt aber genauso für das Buch und den Leseprozess. Es gibt anregende und weniger anregende Themen und Schreibarten.
So wie viele Themen hat auch die filmische Literaturadaption ihre Vor- und Nachteile. Ziel dieser Arbeit soll es sein, die bereits angeschnittenen Möglichkeiten und Probleme der Literaturverfilmung anhand eines konkreten Beispiels, der Fassbinderschen Verfilmung von Fontanes Roman „Effi Briest“, aufzuzeigen. Dazu werden zunächst die Autoren beider Werke vorgestellt und ihre Herangehensweise und Umsetzung der Werke erläutert. Welche Bedeutung hatte „Effi Briest“ für sie? Was wollten sie dem Rezipienten vermitteln? Wie haben sie es umgesetzt? Im Anschluss werden die vorangestellten Ergebnisse anhand einer ausgewählten Schlüsselszene konkretisiert, um aufzuzeigen was bei einer Literaturverfilmung möglich und was problematisch ist.
Für diese Arbeit erwies sich eine Reihe von Arbeiten als lohnend, die sich den dramaturgischen Aspekten der Literaturadaption widmen. Nötig, um meine Aussagen zu unterstützen, waren Zitate der Autoren zu ihren Werken. Hierfür benutzte ich Briefe von Fontane und Interviews mit Rainer Werner Fassbinder. So auch Biographien der Autoren und Monographien mit Interpretationsansätzen zu Fontanes Roman.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literatur und Film - Freunde oder Feinde?
- Theodor Fontane und Rainer Werner Fassbinder
- Theodor Fontane und sein Roman
- Rainer Werner Fassbinder und sein Film
- ,,Effi Briest" trifft „,Effi Briest"
- Credits und Inhaltsangabe der ausgewählten Szene
- Einstellungsprotokoll
- Vergleichende Szenenanalyse
- Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Thematik der Literaturverfilmung und analysiert die Möglichkeiten und Probleme, die sich bei der Adaption eines literarischen Werkes in ein filmisches Format ergeben. Am Beispiel von Rainer Werner Fassbinders Verfilmung von Theodor Fontanes Roman „Effi Briest“ (1974) wird untersucht, inwiefern die filmische Umsetzung den literarischen Gehalt des Originals bewahrt oder verändert. Die Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen Ansätze der beiden Künstler und analysiert die Umsetzung der literarischen Vorlage in filmische Sprache.
- Die Herausforderungen der filmischen Adaption eines literarischen Werkes
- Der Vergleich von Roman und Verfilmung hinsichtlich Inhalt, Form und Stil
- Die Frage nach der Werktreue und der Eigenständigkeit der Verfilmung
- Die Bedeutung der filmischen Sprache und ihrer Auswirkungen auf die Rezeption
- Die Rolle der Interpretation und der subjektiven Wahrnehmung des Rezipienten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Literaturverfilmung ein und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven von Literaturwissenschaftlern und Filmtheoretikern. Es werden die grundsätzlichen Bedenken gegenüber filmischen Literaturadaptionen sowie die Argumente für und gegen die Werktreue und die Eigenständigkeit der Verfilmung diskutiert.
Das zweite Kapitel stellt die beiden Künstler Theodor Fontane und Rainer Werner Fassbinder vor und beleuchtet ihre Herangehensweise an das Thema „Effi Briest“. Es werden die literarischen und filmischen Besonderheiten beider Werke sowie die jeweiligen Intentionen der Künstler erläutert.
Das dritte Kapitel widmet sich einem direkten Vergleich zwischen Roman und Verfilmung. Anhand einer ausgewählten Schlüsselszene werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der literarischen Vorlage und der filmischen Umsetzung analysiert. Es werden die filmischen Mittel und Techniken untersucht, die Fassbinder zur Umsetzung der literarischen Vorlage verwendet hat, und die Auswirkungen dieser Entscheidungen auf die Rezeption des Werkes diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Literaturverfilmung, die filmische Adaption, die Werktreue, die Eigenständigkeit, die filmische Sprache, die Rezeption, die Interpretation, Theodor Fontane, Rainer Werner Fassbinder, „Effi Briest“ und die Vergleichende Szenenanalyse.
- Citation du texte
- Bachelor Christina Caelers (Auteur), 2008, Möglichkeiten und Probleme einer Literaturverfilmung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133015