Wissenschaft und Technik eröffnen Tag für Tag neue Möglichkeiten für die Menschheit, deren Wirkungsbereiche erst später annähernd umfassend begriffen werden. Steigender Lebensstandard in den Industrieländern und das Wirtschaftswachstum in einstigen Schwellenländern haben einen Ressourcenverbrauch zu Folge, der in dieser Form kaum mehr länger gewährleistet werden kann. Man kann sagen, die Menschheit steht an einem Wendepunkt, denn das hohe Konsumniveau der alten Industrienationen kann nicht auf die restliche Weltbevölkerung übertragen werden. Es ist die Aufgabe eben dieser wirtschaftlich starken Länder, Konzepte für den gerechten Umgang mit natürlichen Ressourcen, Rohstoffen wie Umweltgütern, zu entwickeln und wissenschaftlichen Fortschritt zu finanzieren.
Es ist also notwendig geworden, eine Ethik zu entwickeln, oder vorhandene ethische Überlegungen auf völlig neue Problemlagen hin anzuwenden, um allgemeingültige Richtlinien zu entwickeln. Denn: „Ohne zielstrebige rationale Planung kann es mit der Natur- und in sofern mit uns- nur schlimmer werden.“(Dieter Birnbacher: Ökologie und Ethik, Stuttgart 2001) Welche Technologien sollen Anwendung finden und wann sind die Gefahren zu groß? Welche Lösungen der Energiekrise sind tragbar und wie geht man mit der bestehenden Ungleichheit im Lebensstandard auf der Welt um? All diese Fragen beinhalten die Frage, welche Lebensbedingungen wir unseren Nachfahren hinterlassen. Es stellt sich also die Frage nach der Verantwortung für zukünftige Generationen, mit der sich Dieter Birnbacher in seinem gleichnamigen Buch beschäftigt.
Diese Arbeit soll eine Auseinandersetzung mit Birnbachers Ansatz sein, in deren Rahmen ich mich an einigen Stellen mit kritischen Punkten in Bezug auf die Umsetzung in der heutigen Gesellschaft beschäftige. Genauere Aufmerksamkeit wird dem Problem der Motivation zu verantwortlichem Verhalten gewidmet, da Birnbacher hier, aus meiner Sicht unnötiger Weise, seine streng utilitaristische Vorgehensweise außen vor lässt und auf andere Wertetheorien zurückgreift.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Erläuterungen zu Dieter Birnbachers „Verantwortung für zukünftige Generationen“
2.1 Eine utilitaristische Zukunftsethik
2.2 Zukunftsbewertung
2.3 Ideale Norm und Praxisnorm
3. Die Beeinträchtigung der Umsetzung von idealen Normen in Praxisnormen durch motivationale und kognitive Beschränkungen
3.1 Die Behandlung des Problems der motivationalen und kognitiven Beschränkung bei Birnbacher
3.2 Kritik an den Lösungsansätzen Birnbachers
3.3 Motivation durch ökonomische Anreize und rechtliche Rahmen-bedingungen
4. Schlussbetrachtung
5. Literatur und Quellen
Literatur:
Quellen:
1. Einleitung
Wissenschaft und Technik eröffnen Tag für Tag neue Möglichkeiten für die Menschheit, deren Wirkungsbereiche erst später annähernd umfassend begriffen werden. Steigender Lebensstandard in den Industrieländern und das Wirtschaftswachstum in einstigen Schwellenländern haben einen Ressourcen-verbrauch zu Folge, der in dieser Form kaum mehr länger gewährleistet werden kann. Man kann sagen, die Menschheit steht an einem Wendepunkt, denn das hohe Konsumniveau der alten Industrienationen kann nicht auf die restliche Weltbevölkerung übertragen werden. Es ist die Aufgabe eben dieser wirtschaftlich starken Länder, Konzepte für den gerechten Umgang mit natürlichen Ressourcen, Rohstoffen wie Umweltgütern, zu entwickeln und wissenschaftlichen Fortschritt zu finanzieren.
Es ist also notwendig geworden, eine Ethik zu entwickeln, oder vorhandene ethische Überlegungen auf völlig neue Problemlagen hin anzuwenden, um allgemeingültige Richtlinien zu entwickeln. Denn: „Ohne zielstrebige rationale Planung kann es mit der Natur- und in sofern mit uns- nur schlimmer werden.“[1] Welche Technologien sollen Anwendung finden und wann sind die Gefahren zu groß? Welche Lösungen in der Energiekrise sind tragbar und wie geht man mit der bestehenden Ungleichheit im Lebensstandard auf der Welt um? All diese Fragen beinhalten die Frage, welche Lebensbedingungen wir unsere Nachfahren hinterlassen. Es stellt sich also die Frage nach der Verantwortung für zukünftige Generationen, mit der sich Dieter Birnbacher in seinem gleichnamigen Buch beschäftigt setzt.
Diese Arbeit soll eine Auseinandersetzung mit Birnbachers Ansatz sein, in der ich mich an einigen Stellen mit kritischen Punkten in Bezug auf die Umsetzung in der heutigen Gesellschaft beschäftige. Genauere Aufmerksamkeit wird dem Problem der Motivation zu verantwortlichem Verhalten gewidmet, da Birnbacher hier, aus meiner Sicht unnötiger Weise, seine streng utilitaristische Vorgehensweise außen vor lässt und auf andere Wertetheorien zurückgreift.
2. Erläuterungen zu Dieter Birnbachers „Verantwortung für zukünftige Generationen“
Der Betrachtung des utilitaristischen Grundzuges in Birnbachers Zukunftsethik folgt eine Zusammenfassung zur Zukunftsbewertung. Im Folgenden werden ideale Normen und Praxisnormen beleuchtet.
2.1 Eine utilitaristische Zukunftsethik
Im Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit muss dem Utilitarismus eine Vorreiterrolle in der Geistesgeschichte eingeräumt werden. Im Nachwort zur Übersetzung des von John Stuart Mill verfassten „Der Utilitarismus“ hebt Birnbacher dies hervor:
„Anders als auch die meisten bekannte er sich zu dem Ideal eines stationären Wirtschaftszustandes, (…) in dem der Zerstörung der Natur einhalt geboten wäre und das politische Ziel weniger in einer Steigerung der Produktion als in der gerechten Verteilung des Vorhandenen bestünde.“[2]
Dass es sich bei den in „Verantwortung für zukünftige Generationen“ entwickelten Ideen um weitestgehend utilitaristische Ansätze handelt[3], verdeutliche ich im Folgenden an einigen Beispielen. Obwohl erst im Abschnitt 3.2. „Ein Plädoyer für den intergenerationellen Nutzensummenutilitarismus“[4] der Utilitarismus als Rechtferti-gungsgrundlage wörtlich erwähnt wird, so zieht sich dieser Gedanke schon von Anfang an durch den Text. Zu Beginn des zweiten Abschnittes erläutert der Autor, dass er einem teleologischen Verständnis moralischer Normen folgt, dem außermoralische Werturteile zugrunde liegen: “Tun-Sollen hat seinen Grund in einem Sein-Sollen, Sein-Sollen seinen Grund in einem Gut-Sein. Für die teleologische Auffassung der Moral ist die Moral kein Selbstzweck, sondern steht im Dienste des guten Lebens.“[5] Eine Auffassung, die er mit J. St. Mill und anderen Utilitaristen teilt.[6] Die Untersuchungen im zweiten Abschnitt, in denen Birnbacher die Zukunftsbewertungen dreier fiktiver Akteure gegenüberstellt, um so eine theoretische Basis zur Ableitung idealer Normen zu erreichen, bedient sich durchgängig Nutzenmatrizen, in denen jeweils zwei Lebenswege auf ihre Nutzensummen hin verglichen werden.[7] Ausgehend von einem rationalen Egoisten gelangt Birnbacher über den rationalen Kollektivisten hin zu einem rationalen Universalisten, der in der Lage ist, nutzenorientierte Entscheidungen zu treffen, ohne dabei moralische Distanzen oder Ego-Präferenzen zu berücksichtigen und so als idealer Beobachter „(…) gegenwärtigen und zukünftigen Nutzen und Schaden ebenso bedenkenlos gegeneinander ‚verrechnet‘ wie Nutzen und Schaden verschiedener Betroffener. Entscheidend ist jedesmal das integral des Nettonutzens über alle Generationen.“[8]
In Abschnitt 2.3.2. wird unter Bezugnahme auf die Zukunftsbewertung eine Abwägung zwischen Durchschnittsnutzenutilitarismus (DNU) und Nutzensummen-utilitarismus (NSU) vollzogen. Der Unterschied zwischen dem NSU und dem DSU manifestiert sich erst dann, wenn die Anzahl von Individuen in einem betrachteten System variiert. Der NSU bewertet einen Weltzustand höher, in dem der Gesamtnutzen höher ist, während der DNU den auf das Individuum fallenden Durchschnittsnutzen zum Maßstab nimmt. Im NSU kann eine bloße Erhöhung der Individuen mit einer positiven Nutzenbilanz, sei diese noch so gering, also zu einer Verbesserung führen. In einem DNU hingegen kann die Minimierung des Systems um die Individuen mit der niedrigsten Nutzenbilanz zu einer Verbesserung führen. Beiden formen ist also eine Austauschbarkeit von Qualität und Quantität inhärent.[9] Laut Birnbacher wird sich der rationale Egoist bei der Bewertung seines Lebens an die Maxime des NSU halten, denn ein Durchschnittswert berücksichtigt die Dauer als Nutzenmerkmal nicht. „Die optimale Lebensdauer ist diejenige, für die sich über alle Lebensphasen die maximale Nutzensumme ergibt.“[10]
Weitere Argumente für die Anwendung des NSU bezüglich der Findung universaler Normen für das zukunftsorientierte Handeln führt Birnbacher dann in oben erwähntem Abschnitt 3.2. an. Das Plädoyer enthält die einzige direkte Rechtfertigung des angewendeten Prinzips. Zwar stellt er voran, dass es keinen deduktiven Weg vom Sein-Sollen zum Tun-Sollen gibt, stellt aber fest, dass: „Die Tatsache, daß eine von je zwei verwirklichbaren Zukünften nach einer zugrunde gelegten Werttheorie besser ist als eine andere, ist zwar schlechthin kein zwingender Grund, die bessere zu verwirklichen, ist aber dennoch der bestmögliche Grund, den man dafür haben kann, die bessere statt der schlechteren zu verwirklichen, wenn man überhaupt zu der Verwirklichung einer bestimmten Zukunft beitragen will.“[11] Mit Hilfe dieser, wie er sie selbst nennt, Plausibilitätsargumente, sieht Birnbacher die Zustimmung des Rationalen Universalisten als sicher an. Beschränkt bleibt die Ausrichtung an den Prinzipien des NSU allerdings auf die idealen Normen und wird als für „ so gut wie alle praktischen Zwecke untauglich“[12] bezeichnet.
[...]
[1] Birnbacher, Dieter: Sind wir für die Natur verantwortlich? In: Birnbacher, Dieter(Hrsg.): Ökologie und Ethik, Stuttgart 2001
[2] Birnbacher, Dieter in Mill, J. St.: Der Utilitarismus. Stuttgart 2006, S.200
[3] Hillerbrand Raffaela: Technik, Ökologie und Ethik.Paderborn 2006 S 85
[4] Birnbacher, Dieter: Verantwortung für zukünftige Generationen. Stuttgart 1988, S. 101,
[5] Ebenda S. 28
[6] Mill, J. St.: Der Utilitarismus. S.25, Stuttgart 2006
[7] Birnbacher, Dieter: Verantwortung für zukünftige Generationen. Stuttgart 1988, 36 ff
[8] Ebenda S. 57, Birnbacher räumt auf S. 59 ein, dass eine solche Idealisierung aufgrund physischer und psychischer Beschränkungen keine reale Entsprechung haben kann.
[9] Birnbacher, Dieter: Verantwortung für zukünftige Generationen. Stuttgart 1988, S. 61/62
[10] Ebenda S. 66/67
[11] Birnbacher, Dieter: Verantwortung für zukünftige Generationen. Stuttgart 1988, S.102/103
[12] Ebenda S. 103
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