Löst die historisch verankerte Annahme eines ambiguitäts-intoleranten Islams die Angst vor den nahöstlichen Kulturen aus?
Die heutige öffentliche Wahrnehmung gegenüber Muslimen wurde bereits mit den Anschlägen am 11. September auf das World Trade Center in New York und der bis heute noch daran zurückerinnernden Terrorangriffe unter dem Namen des 'Islamischen Staats' geprägt. Der Islam gilt als intolerant gegenüber Andersgläubigen und nicht mit den Werten des modernen Westens vereinbar; sie würden nicht mit dem islamischen Gedankengut Vereinbarendes ablehnen. Während Muslime im alltäglichen Umfeld nicht anders zu wirken scheinen, sind es vielleicht die Bilder von vermeidlich einfachen Bürgern, die zu terroristischen Gräueltaten griffen, die unbewusst die Furcht vor jenen arabisch aussehenden Menschen auslösen.
Bezüglich des interreligiösen Dialogs kommen die Wenigsten auf die Idee, der Islam könnte gegenüber ambivalenten Diskursen aufgeschlossen und ambiguitäts-tolerant sein, womit sich der Islamwissenschaftler und Arabist Thomas Bauer beschäftigt und in seinem Werk zur Kultur der Ambiguität darstellt, wie die angenommene Ambiguitäts-Intoleranz des Islams -damit die Suche nach der einen einzigen allgemeingültigen Wahrheit, statt der Akzeptanz verschiedener koexistierender Diskurse- ein Produkt der westlichen Moderne ist und durch den Kolonialismus in die arabisch-islamische Welt getragen wurde. Dabei war die vorkoloniale Gesellschaft der Muslime im Nahen Osten ein Beispiel für die Ambiguitäts-Toleranz und eine andere Geschichte des Islams. Nach Bauer verschwamm das europäisch-christliche Verständnis des Islams zwischen einer Religion und Kultur, woraus sich mir die Frage stellt, ob die Problematik der Bezeichnung einer "islamischen Kultur" dem interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen im Wege stehe.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0. Einleitung
- 2.0. Hauptteil
- 2.1. Dialogbereitschaft in der Theorie
- 2.2. Dialog im Koran
- 2.3. Westlicher Universalisierungsanspruch
- 2.4. Das Problem mit der Bezeichnung
- 3.0. Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Ambiguität des Islams im Kontext des interreligiösen Dialogs, insbesondere zwischen Christen und Muslimen. Dabei wird die historische Entwicklung des westlichen Verständnisses des Islams als intolerant und ambiguitäts-intolerant beleuchtet und in Frage gestellt.
- Die Ambiguität des Islams in Bezug auf den interreligiösen Dialog
- Die Rolle des Westens und des Kolonialismus in der Konstruktion des Islams als intolerant
- Die Positionen des Christentums und des Islams zum interreligiösen Dialog
- Die Bedeutung der Ambiguitäts-Toleranz in der vorkolonialen islamischen Welt
- Die Problematik der Bezeichnung einer „islamischen Kultur“ im interreligiösen Dialog
Zusammenfassung der Kapitel
1.0. Einleitung
Die Einleitung stellt die aktuelle Wahrnehmung des Islams im Westen dar, geprägt von Angst und Misstrauen aufgrund von Terroranschlägen. Die Arbeit fokussiert auf die Ambiguität des Islams und die Frage, ob die Annahme einer ambiguitäts-intoleranten Islams die Angst vor nahöstlichen Kulturen auslöst.
2.0. Hauptteil
2.1. Dialogbereitschaft in der Theorie
Dieser Abschnitt beleuchtet die Positionen des Christentums und des Islams zum interreligiösen Dialog. Das zweite Vatikanische Konzil und die Evangelische Kirche in Deutschland werden als Beispiele für eine inklusivistische Positionierung angeführt, die den Wahrheitsgehalt und Heilsanspruch nicht exklusiv im eigenen Glauben sieht.
2.2. Dialog im Koran
Die Dialogbereitschaft des Islams wird im Koran und den Hadithen untersucht. Der Text zeigt auf, dass die Beziehungen zwischen Muhammad und Christen ambivalent waren und sich im Laufe der Zeit entwickelten. Der Koran erwähnt christliche Mönche und Jesus Christus sehr positiv und bestätigt die Jungfrauengeburt.
2.3. Westlicher Universalisierungsanspruch
Der Abschnitt beleuchtet die westliche Sichtweise auf den Islam als monotheistische Religion mit universellem Wahrheitsanspruch. Thomas Bauer argumentiert, dass der Islam nicht zwischen Wahrheit und Lüge unterscheide, sondern die Ambiguitäten erdulde und als kulturelle Kraftquelle nutze. Die vorkoloniale islamische Welt kannte dagegen keinen Universalisierungsehrgeiz, der dem Westen vergleichbar wäre.
Schlüsselwörter
Interreligiöser Dialog, Ambiguität, Islam, Christentum, Westen, Kolonialismus, vorkoloniale Gesellschaften, Universalisierung, „islamische Kultur”, Angst, Terrorismus, Koran, Hadithen, Vatikanisches Konzil, Evangelische Kirche in Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Onur Gündüz (Autor:in), 2022, Die Ambiguität des Islams. Zwischen Angst und Dialog, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1330990