››Ein Text ist ein offenes Universum, in dem der Interpret unendlich viele Zusammenhänge aufspüren kann.‹‹
Mit diesen Worten des Umberto ECO kann die Erzählung Genesis 22,1- 19, einer der bekanntesten, aber zugleich auch eines der schwierigsten Texte der Bibel, charakterisiert werden. Die Geschichte von einem Gott, der Abraham befiehlt seinen einzigen Sohn, Isaak, als Brandopfer darzubringen, hat zu allen Zeiten viele Kommentare und verschiedene Auslegungen unter höchst verschiedenen Fragestellungen erfahren, die dem Textabschnitt im Sinn und in der Bedeutung einen differenzierten Charakter verleiht. Gerhard von Rad hat die Erzählung als „die formvollendetste und abgründigste aller Vätergeschichten“ bezeichnet und nicht umsonst gehört Gen 22,1-19 zu den ganz großen Texten des Alten Testaments, weil die in neunzehn Versen entfaltete Erzählung mit all ihren Höhen und Tiefen und ihrer literarischen Qualität ihr diesen Platz verschafft. Von daher ist es nicht zu verwundern, dass auch die Exegese sich überaus ausführlich mit dem biblischen Text beschäftigt hat und noch weiter beschäftigen wird, denn die Begegnung mit dieser Erzählung „wird immer wieder unmittelbar ins Leben hineinsprechen, (…). Das einzige, was man als Exeget versuchen kann, ist dies, sich ihr mit den Kenntnissen zu stellen, die es zu ihr zu vermitteln gibt“ (Seebass, Genesis II, 199).
Der 82-seitige Text mit einem Anhang, Tabellen und Darstellungen ist neben zahlreichen Unterkapitel in folgende sieben Hauptabschnitte gegliedert:
I. GENESIS 22, 1- 19: eine Hinführung
II. TEXTKRITIK
III. LITERARKRITIK
IV. STRUKTURANALYSE
V. INHALTSANALYSE
VI. KONTEXTEINBETTUNG – GEN 22 IM KONTEXT
VII. SCHLUSSWORT – eine zusammenfassende Schau der Ergebnisse
ANHANG I: Tabellarische Übersicht über den Wechsel zwischen Dialog und Erzählung
ANHANG II: Grundformen der Erzählung
ANHANG III: Gen 12 gegliedert nach Äußerungseinheiten
ANHANG IV: Übersicht über die Parallelität von Gen 22 und Gen 12
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS.
Inhaltsverzeichnis
- I. GENESIS 22, 1-19: eine Hinführung
- II. TEXTKRITIK
- 2.1 Befragung der Textzeugen und ihre Übersetzungen: Vorgehensweise
- 2.1.1 Der hebräische Text
- 2.1.2 Die Septuaginta
- 2.1.3 Die Vulgata
- 2.1.4 Arbeitsübersetzung Genesis 22, 1-19
- 2.2 Auswertung
- 2.1 Befragung der Textzeugen und ihre Übersetzungen: Vorgehensweise
- III. LITERARKRITIK
- 3.1 Vorgehensweise
- 3.2 Äußere Literarkritik: Beginn und Ende der Texteinheit
- 3.3 Innere Literarkritik
- 3.3.1 Dopplungen oder Wiederholungen?
- 3.3.2 Widersprüche oder Spannungen?
- 3.3.2.1 Erste Bruchstelle
- 3.3.2.2 Zweite Bruchstelle
- 3.4 Auswertung der literarkritischen Beobachtungen
- IV. STRUKTURANALYSE
- 4.1 Segmentierung von Gen 22,1-19 in Abschnitte
- 4.1.1 Grobgliederung und Aufbau im Überblick
- 4.1.2 Feingliederung der Handlungseinheiten und ihre Beschreibung
- 4.2 Gliederung nach Personen und Ortsangaben
- 4.2.1 Personenkonstellation
- 4.2.2 Ortangaben
- 4.3 Strukturierung durch Wechsel von Dialog und Erzählung
- 4.4 Struktursynthese von Gen 22,1-19
- 4.4.1 >Chiasmus< als charakteristisch, benutztes Stilmittel
- 4.4.2 Klimax als weitere gliedernde Stilfigur der Erzählung
- 4.1 Segmentierung von Gen 22,1-19 in Abschnitte
- V. INHALTSANALYSE
- 5.1 Beschreibung wichtiger Begriffe (der Leitwortstil)
- 5.2 Verlauf der Sprechhandlungen - die Sprechaktanalyse
- 5.2.1 Übersicht der Sprechaktanalyse
- 5.2.2 Erläuterungen zur Sprechaktanalyse
- VI. KONTEXTEINBETTUNG – GEN 22 IM KONTEXT
- 6.1 Der analytisch-beschreibende Analyseschritt
- 6.2 Der synthetisch-interpretatorische Analyseschritt: Gen 22 und Gen 12
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studienarbeit analysiert Genesis 22, 1-19 mittels verschiedener exegetischer Methoden. Ziel ist es, den komplexen Text durch Textkritik, Literarkritik, Strukturanalyse und Inhaltsanalyse zu verstehen und in seinen Kontext einzubetten. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Interpretationen des Textes im Laufe der Geschichte.
- Textkritische Analyse des hebräischen Textes und seiner Übersetzungen (Septuaginta, Vulgata).
- Literarische Analyse der Struktur und der stilistischen Mittel des Textes.
- Identifizierung von Schlüsselbegriffen und deren Bedeutung im Kontext der Erzählung.
- Untersuchung der Sprechakte und deren Funktion im Text.
- Einbettung von Genesis 22, 1-19 in den Kontext der Genesis-Erzählung.
Zusammenfassung der Kapitel
I. GENESIS 22, 1-19: eine Hinführung: Die Einleitung charakterisiert Genesis 22, 1-19 als einen vielschichtigen und bedeutenden biblischen Text, der im Laufe der Geschichte unterschiedlich interpretiert wurde. Sie verweist auf die herausragende literarische Qualität und den anhaltenden Einfluss des Textes auf Theologie, Kunst und Philosophie. Die Einleitung betont die Notwendigkeit einer gründlichen exegetischen Analyse, um die komplexen Aspekte des Textes zu verstehen und dessen Relevanz für die Gegenwart zu erkennen. Die unterschiedlichen Interpretationen und die Herausforderungen, die der Text stellt, werden beleuchtet, und die Arbeit von Umberto Eco und Gerhard von Rad werden als Bezugspunkte genannt.
II. TEXTKRITIK: Dieses Kapitel befasst sich mit der textkritischen Analyse von Genesis 22, 1-19. Es untersucht verschiedene Textzeugen, insbesondere den masoretischen Text (MT), die Septuaginta (LXX) und die Vulgata, um den ursprünglichen Wortlaut zu rekonstruieren. Die Methode beinhaltet einen Vergleich der Varianten und deren Bewertung. Das Kapitel erläutert die methodischen Herausforderungen, die mit der Textkritik verbunden sind, und die Problematik der Rekonstruktion eines ursprünglichen Textes. Die Arbeit von verschiedenen Exegeten (u.a. Förher, Iser, Becker-Spörl, Fabry) wird in die Analyse miteinbezogen.
III. LITERARKRITIK: Dieses Kapitel analysiert Genesis 22, 1-19 unter literarkritischen Gesichtspunkten. Es untersucht die äußere und innere Struktur des Textes, einschließlich Dopplungen, Wiederholungen und möglicher Widersprüche oder Spannungen. Die Analyse zielt darauf ab, die literarische Gestaltung und die narrative Kohärenz zu erfassen. Es werden die Methoden der äußeren und inneren Literarkritik angewendet, um den Text zu analysieren. Wichtige Aspekte wie die Abgrenzung der Texteinheit, sowie interne Widersprüche und deren Bedeutung werden behandelt.
IV. STRUKTURANALYSE: In diesem Kapitel wird die Struktur von Genesis 22, 1-19 untersucht, indem der Text in verschiedene Abschnitte segmentiert und analysiert wird. Die Analyse umfasst sowohl eine Grob- als auch eine Feingliederung der Handlungseinheiten. Weiterhin werden die Strukturierungselemente wie Personenkonstellation, Ortsangaben und der Wechsel zwischen Dialog und Erzählung untersucht. Schließlich wird die Verwendung von Stilfiguren wie Chiasmus und Klimax analysiert und deren Bedeutung für die Struktur und den Ausdruck des Textes beleuchtet.
V. INHALTSANALYSE: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Inhaltsanalyse von Genesis 22, 1-19. Es analysiert wichtige Begriffe und deren Bedeutung im Kontext der Erzählung mittels Leitwortstil-Analyse. Zusätzlich wird eine Sprechaktanalyse durchgeführt, um die Sprechhandlungen und deren Funktion im Text zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen ein tieferes Verständnis des Inhalts und der Aussagekraft des Textes ermöglichen. Sowohl der Leitwortstil als auch die Sprechaktanalyse dienen als Werkzeuge, um die Intention und die Botschaft des Textes herauszuarbeiten.
VI. KONTEXTEINBETTUNG – GEN 22 IM KONTEXT: Das Kapitel bettet Genesis 22, 1-19 in seinen narrativen und theologischen Kontext ein. Es analysiert den Text sowohl deskriptiv als auch interpretativ und vergleicht ihn mit anderen Abschnitten der Genesis, insbesondere mit Genesis 12. Ziel ist es, die Beziehungen und Parallelen zwischen den einzelnen Texten aufzuzeigen und ein umfassenderes Verständnis von Genesis 22, 1-19 zu erlangen. Die Analyse sucht nach Verbindungen und Bezügen zu anderen biblischen Erzählungen, um den Text in einen grösseren Zusammenhang zu stellen.
Schlüsselwörter
Genesis 22, 1-19, Textkritik, Literarkritik, Strukturanalyse, Inhaltsanalyse, Sprechaktanalyse, Leitwortstil, Kontextualisierung, Exegese, Altes Testament, Opfer, Abraham, Isaak, Gott, Erzählung, Interpretation.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zur Studienarbeit: Genesis 22, 1-19
Was ist der Gegenstand dieser Studienarbeit?
Die Studienarbeit analysiert den biblischen Text Genesis 22, 1-19 mit verschiedenen exegetischen Methoden. Ziel ist das Verständnis des komplexen Textes und seine Einbettung in den größeren Kontext der Genesis-Erzählung.
Welche Methoden werden in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit verwendet Textkritik (Vergleich hebräischen Textes, Septuaginta, Vulgata), Literarkritik (Analyse der inneren und äußeren Struktur, Identifizierung von Dopplungen und Widersprüchen), Strukturanalyse (Segmentierung, Identifizierung von Stilfiguren wie Chiasmus und Klimax) und Inhaltsanalyse (Leitwortstil-Analyse und Sprechaktanalyse). Der Text wird auch in seinen narrativen und theologischen Kontext eingeordnet.
Welche Aspekte von Genesis 22, 1-19 werden untersucht?
Die Analyse umfasst die Rekonstruktion des ursprünglichen Wortlauts, die literarische Gestaltung und Kohärenz, die Struktur des Textes (Grob- und Feingliederung, Personenkonstellation, Ortsangaben, Dialog/Erzählung), die Bedeutung wichtiger Begriffe, die Sprechakte und deren Funktion, sowie die Beziehung zu anderen Teilen der Genesis, insbesondere Genesis 12.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Eine Einleitung, Textkritik, Literarkritik, Strukturanalyse, Inhaltsanalyse und Kontextualisierung. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Analyse von Genesis 22, 1-19.
Welche Schlüsselbegriffe werden in der Arbeit behandelt?
Schlüsselbegriffe sind: Genesis 22, 1-19, Textkritik, Literarkritik, Strukturanalyse, Inhaltsanalyse, Sprechaktanalyse, Leitwortstil, Kontextualisierung, Exegese, Altes Testament, Opfer, Abraham, Isaak, Gott, Erzählung, Interpretation.
Welche Ziele verfolgt die Studienarbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Verständnis von Genesis 22, 1-19 zu erreichen, die verschiedenen Interpretationen des Textes im Laufe der Geschichte zu beleuchten und dessen Relevanz für die Gegenwart zu erkennen.
Welche Wissenschaftler werden in der Arbeit erwähnt oder zitiert?
Die Arbeit bezieht sich auf die Werke von Umberto Eco, Gerhard von Rad, Förher, Iser, Becker-Spörl und Fabry (und möglicherweise weitere, die im Text selbst genannt werden).
Wo finde ich eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Die HTML-Datei enthält eine detaillierte Zusammenfassung der einzelnen Kapitel (I-VI), welche die wichtigsten Punkte und Ergebnisse jedes Kapitels beschreibt.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke bestimmt und richtet sich an Leser, die sich für die exegetische Analyse biblischer Texte interessieren. Die Arbeit ist für ein wissenschaftliches Publikum konzipiert, das mit den Methoden der biblischen Exegese vertraut ist.
- Quote paper
- Claudia Curcuruto (Author), 2008, Bibelwissenschaftliche Exegese der Texteinheit Gen 22,1-19 , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133101