Der 1. Peloponnesische Krieg


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

25 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Die Peloponnes nach den Perserkriegen

III. Der 1. Peloponnesische Krieg
III.1. Gründe und Ursachen für den Krieg
III.2. Der Verlauf des Krieges bis 454 v.Chr.
III.3. Die Ägyptenexpedition
III.4. Der Verlauf des Krieges nach 454 v.Chr.

IV. Der 30-jährige Frieden

V. Fazit

VI. Bibliographie
VI.1. Quellen
VI.2. Sekundärliteratur

I. Einleitung

Wenn über militärische Auseinandersetzungen und den Dualismus zwischen den Athenern und Spartanern in der Antike gesprochen wird, dann fällt oft der Begriff „Peloponnesischer Krieg“. Dieser von 431 v.Chr. bis 404 v.Chr. dauernde Konflikt, der mit einem Sieg Spartas endete, ist in der Tat von besonderer Bedeutung für die Nachwelt. Doch dabei wird oft vernachlässigt, dass es schon davor, knapp 20 Jahre nach ihrem gemeinsamen Sieg über die Perser, zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden griechischen Poleis und ihren Verbündeten gekommen war. Der sogenannte „1. Peloponnesische Krieg“, der in den Zeitraum 460 v.Chr. bis 445 v.Chr. fiel, betraf die ganze Mittelmeerwelt und stand somit dem zweiten Krieg in seiner Dimension in nichts nach und darf daher nicht vernachlässigt werden.

Im Mittelpunkt dieser Arbeit soll dieser „1. Peloponnesische Krieg“ stehen. Ziel soll es sein, den Verlauf des Krieges an Hand von ausgesuchten Quellen zu schildern und in diesem Zusammenhang auch den 446/445 v.Chr. beschlossenen „30-jährigen Frieden“ zwischen Athen und Sparta zu beschreiben. Ebenso ist von Bedeutung, wie es zu den Kampfhandlungen kommen konnte. Ein zentraler Punkt in dieser Auseinandersetzung ist der Aufstieg Athens zu einer gleichberechtigten Macht in der Peloponnes neben Sparta. Dabei soll auch untersucht werden, inwiefern der athenische Politiker und Stratege Perikles diese Ereignisse beeinflusste und für diese mit verantwortlich war. Innenpolitische Entscheidungen in Athen und Sparta sollen hierbei jedoch bewusst ausgelassen werden, damit der Blick auf die Außenpolitik gerichtet bleibt.

Als zentrale Quelle für diese Ereignisse dient das Werk „Der Peloponnesische Krieg“ des Historikers und athenischen Strategen Thukydides[1]. Er war direkt am Krieg beteiligt und beschreibt ihn ausführlich. Dabei ist jedoch nicht zu vergessen, dass er in seinen Beschreibungen eine athenische Perspektive einnimmt. In seinem „Ersten Buch“ geht er auf die Vorgeschichte des Krieges ein und daher ist dieser Teil von besonderer Bedeutung für die vorliegende Arbeit. Eine weitere wichtige Quelle ist das Werk „Grosse Griechen und Römer“ des griechischen Philosophen Plutarch, hier vor allem der Teil „Perikles und Fabius Maximus“[2]. Es handelt sich hierbei um Parallelbiographien, in denen Plutarch zum Ende des 1. Jahrhunderts n.Chr. das Leben von jeweils einem Griechen und Römer nebeneinander stellt. Dafür benutzte Plutarch jedoch zum größten Teil schon fertige Biographien und betrieb keine eigene Quellenforschung. Eine dritte benutze Quelle ist die Universalgeschichte des im 1.Jahrhundert v.Chr. lebenden Griechen Diodor, hierbei vor allem das 11.Buch[3]. Auch er benutzte vorhandene Darstellungen, zum Teil auch heute nicht mehr erhaltene Fragmente. Daher ist seine „Bibliotheca“ von besonderem Wert für die Neuzeit. Zu der verwendeten Sekundärliteratur gehören vor allem die Monographien von Geoffrey Ernest Maurice de Sainte-Croix[4] und Donald Kagan[5]. Beide Historiker befassen sich in Ihren Werken ausführlich mit der Vorgeschichte des Peloponnesischen Krieges. Ebenso war der Abschnitt über die athenische Seeherrschaft in der Ägäis aus der Gesamtdarstellung über das klassische Athen von Karl-Wilhelm Welwei Grundlage für diese Arbeit[6].

Als erstes soll in der vorliegenden Arbeit ein kurzer Blick auf die Zeit direkt nach den Perserkriegen geworfen werden. Dies beinhaltet eine knappe Beschreibung der Vorgänge in der Peleponnes bis zum Ausbruch der ersten militärischen Auseinandersetzungen zwischen Athen und Sparta 460 v.Chr. Hiernach folgt eine Untersuchung der Ursachen und Gründe für den Ausbruch des „1. Peloponnesischen Krieges“. Als nächstes steht der Krieg selbst im Mittelpunkt. Dessen Beschreibung wird aufgeteilt in eine Phase der Athenischen Erfolge bis zur Niederlage gegen die Perser in Ägypten 454 v.Chr. und die weiteren Ereignisse bis zum Ende des Krieges. Zwischendurch wird die Ägyptenexpedition der Athener geschildert. Das Kriegsende und der „30-jährige Friede“ zwischen Athen und Sparta bilden den Themenschwerpunkt im letzten Kapitel.

II. Die Peloponnes nach den Perserkriegen

479 v.Chr. besiegte der Hellenenbund unter der Führung Spartas in der Schlacht bei Plataiai endgültig das Heer der Perser und somit fanden die Perserkriege ein Ende. Die nun folgenden knapp 50 Jahre bis zum Beginn des Peloponnesischen Krieges werden als Pentekontaëtie bezeichnet. Diese Bezeichnung folgt dem Bericht des Thukydides, der folgendes über diesen Zeitraum geschrieben hat: Ein Zeitraum von fünfzig Jahren ist es ungefähr, in welchen die Hellenen alle die erwähnten Kriege untereinander und mit den Barbaren geführt haben, die zwischen dem Rückzug des Xerxes und dem Anfang dieses Krieges liegen[7] .

Nach dem Sieg über die Perser war die Gefahr einer persischen Invasion und eines weiteren Angriffs vorerst gebannt. Doch trotzdem wurde der Hellenenbund nicht aufgelöst, obwohl es sich hierbei um ein Verteidigungsbündnis der Griechen gegen die Perser handelte. Stattdessen wurden sogar neue Mitglieder aufgenommen, was darauf hindeutet, dass die Perser langfristig bekämpft werden sollten[8]. 478 v.Chr. übernahm der Spartaner Pausanias den Oberbefehl über den Hellenenbund. Doch er wurde, nachdem unter seinem Befehl Zypern und Byzantion von den Persern befreit worden waren, bald abgesetzt. Thukydides sagte dazu:

Aber schon begann sein herrisches Wesen die anderen Hellenen zu verdrießen, zumal die Ionier und alle, die eben erst von der Herrschaft des Großkönigs losgekommen waren. Sie wandten sich an die Athener und forderten sie auf, selber den Oberbefehl zu übernehmen, weil sie gleichen Stammes seien, und die Gewalttätigkeiten des Pausanias nicht länger zu dulden. Die Athener nahmen diesen Antrag an und zeigten sich entschlossen, einzugreifen und alles so einzurichten und zu leiten, wie sie es für das Beste hielten….Nun schickten die Lakedämonier keinen neuen Führer mehr aus, einesteils weil sie fürchteten, diese Männer möchten in der Fremde ihre Tugenden einbüßen, wie sie es an Pausanias sahen, anderenteils weil sie von dem Kriege gegen die Perser befreit sein wollten und die Athener für hinreichend tüchtige Kriegsleiter und für ihre – wenigstens im Augenblick – treuen Freunde hielten[9].

Es wird deutlich, dass nun Athen die Führung über den Hellenbund übernahm. Dies geschah mit dem Einverständnis der Spartaner, die sich vom Kampf gegen die Perser zurückzogen. Sie vermuteten, dass Athen dieser Aufgabe gewachsen war und den Kampf ohne ihre Hilfe fortsetzen konnte. Vermutlich konnte nicht vorhergesehen werden, dass dieser Führungswechsel in den nächsten Jahren Athen zu einer Machtfülle verhelfen und somit ein ebenbürtiger Gegner zu Sparta entstehen sollte.

Mit der Übernahme der Führungsrolle im Hellenenbund wurde ein neues Bündnissystem von Athen gegründet[10]. Bisher hatten die Mitglieder Sparta den Eid geleistet und nun musste Athen, die Verbündeten an sich binden. Es entstand der „Delisch-Attische Seebund“. Die Bündnerpoleis waren verpflichtet, Schiffe und Soldaten zu stellen, oder Geldzahlungen zu leisten. Mit diesem Geld, wurden weitere Schiffe finanziert. Die Kasse des Bundes wurde im Heiligtum des Appolon auf der Insel Delos verwaltet. Ziel dieser militärischen Aufrüstpolitik sollte es sein, … daß man Rache für die Kriegsleiden nehmen und des Großkönigs Reich verheeren müsse[11]. Somit wurde aus einem passiven Verteidigungsbündnis ein aktives Angriffsbündnis.

Unter der Führung des Atheners Kimon besiegte der Delisch-Attische Seebund 469 oder 466 v.Chr. am Eurymedon in Kleinasien die Perser in einer Land- und Seeschlacht. Es handelte sich hierbei um die Flotte, die sich nach der Schlacht bei Mykale zurückgezogen hatte. Somit waren die Perserkriege endgültig beendet und die Gefahr einer Übernahme der Poleis in Kleinasien durch die Perser war gebannt. Nun folgte der Ausbau des Seebundes zu einem hegemonialen Machtinstrument[12]. Ca. 463 v.Chr. hatte der Seebund die meisten Mitglieder[13]. Ein Austritt aus dem Bund war nicht möglich. Beispielsweise wurde Naxos um 470 v.Chr. mit Gewalt dazu gezwungen, im Bund zu bleiben, nachdem sie diesen verlassen wollten. Athen nahm in dem Delisch-Attischen Seebund eine Herrschaft über untertänige Poleis an. Somit handelte es sich nicht mehr um eine Vereinigung gleichberechtigter Partner.

Nach einem Erdbeben in Lakonien, vermutlich 462 v.Chr., erhoben sich die Messenischen Heloten gegen Sparta und wollten die Situation nutzen, um sich von den Spartanern zu befreien. Sparta bat daher die Mitglieder des Hellenenbundes, und damit auch Athen, um Hilfe. Vermutlich hätte Sparta selbst das Problem lösen können, aber mit dem Hilfegesuch war eine Möglichkeit gegeben, die eigene Führungsrolle in Griechenland und in dem noch formal bestehenden Hellenenbund zu prüfen[14]. Ein athenisches Heer unter der Führung von Kimon machte sich auf den Weg, den Spartanern Hilfe zu leisten. Dies wurde jedoch kurzfristig von den Spartanern wieder zurückgeschickt, ohne dass seine Hilfe in Anspruch genommen wurde. Thukydides begründete das Vorgehen Spartas folgendermaßen:

So kam es denn bei diesem Feldzug zum ersten mal zum offenen Streit zwischen den Lakedämoniern und Athenern. Den Lakedämoniern kam nämlich,…, die Furcht vor dem Unternehmungsgeist und der neuerungssüchtigen Sinnesart der Athener, zugleich dachten sie auch an den Stammesunterschied, und um sich nicht der Gefahr auszusetzen, daß die Athener mit den Aufrührern in Ithome gemeinsame Sache machten, schickten sie sie – während die übrigen Bundesgenossen noch dort blieben – nach Hause. Ihren Verdacht ließen sie jedoch nicht laut werden, sondern gaben nur an, daß sie ihre Hilfe nicht mehr brauchten[15].

Demnach befürchteten die Spartaner, eine Koalition zwischen Athen und den Heloten. Daher schickten sie diese als einzigen Verbündneten zurück. Möglicherweise war aber der Aufstand bereits soweit niedergeschlagen, dass demnächst ein Sieg der Spartaner feststehen sollte. Diesen Triumpf wollten sie nicht mit Athen teilen[16]. Nach der Rückkehr nach Athen wurde kurz darauf Kimon ostrakisiert und musste Athen verlassen. Nun kamen spartafeindliche Gruppen, unter ihnen Ephialtes und Perikles, an die Macht und bestimmten die Politik der nächsten Jahre.

III. Der 1. Peloponnesische Krieg

III.1. Gründe und Ursachen für den Krieg

Die Zurückweisung des athenischen Heeraufgebotes, welches zur Unterstützung der Spartaner ausgeschickt worden war, wurde von den Athenern als eine Kränkung empfunden. Dies berichtete auch Tkukydides: Die Athener merkten, daß ihre Entlassung nicht diese besser klingende Ursache hatte, sondern auf Grund eines bestimmten Argwohnes erfolgt war; darüber waren sie entrüstet und hielten es für unwürdig, sich so von den Lakedämoniern behandeln zu lassen[17]. Es wird deutlich, dass die Athener diese Kränkung nicht ohne weiteres hinnehmen sollten. Sie sahen in der Zurückweisung Anzeichen für Misstrauen von Seiten der Spartaner. Das weitere Vorgehen der Athener hat Thukydides folgendermaßen beschrieben: Sofort nach der Heimkehr lösten sie das gegen die Perser geschlossene Bündnis mit Sparta und verbündeten sich mit dessen Feindin Argos. Und zugleich beschworen beide, Athen und Argos, auch mit den Thessaliern einen Bündnisvertrag[18]. Demnach führte diese Kränkung zur Auflösung des Bündnisses zwischen Athen und Sparta. Hinzu kam der Abschluss neuer Koalitionen. 461 v.Chr. lief ein 30-jähriger Friedensvertrag zwischen Sparta und Argos aus. Beide Poleis waren, wie Thukydides beschreibt, verfeindet und das neue Bündnis zwischen Athen und Argos war ein eindeutiges Zeichen in Richtung Sparta. Vermutlich wollte Argos, für den Fall eines militärischen Konflikts mit Sparta, die Unterstützung von Athen und dem Delisch-Attischen Seebund haben, während Athen die Verstärkung durch argivische Hopliten entgegen kam[19]. Das zusätzliche Bündnis mit den Thessaliern verstärkte die militärische Schlagkraft des Seebundes noch zusätzlich.

[...]


[1] Thuk. 1.

[2] Plut. Per.

[3] Diod. 11.

[4] G.E.M.de Ste.Croix, The Origins of the Peloponnesian War, London 1972.

[5] D.Kagan, The Outbreak of the Peloponnesian War, Ithaca/London 1969.

[6] K.-W.Welwei, Das klassische Athen, Darmstadt 1999, S.77-139.

[7] Thuk. 1,118,2.

[8] M.Dreher, Athen und Sparta, München 2001, S.85.

[9] Thuk. 1,95.

[10] Vgl.: Dreher, 2001, S.86f.

[11] Thuk. 1,96,3.

[12] Vgl.: Dreher, 2001, S.88.

[13] Im Seebund waren fast alle Inseln der Ägäis außer Melos und Thera, dazu viele Städte an der thrakischen Küste, auf der Chalkidike und auf beiden Seiten des Hellesponts, ebenso die meisten Städte der West- und Südküste Kleinasiens.

[14] Dreher, 2001, S.89.

[15] Thuk. 1,102,5-7.

[16] D.Oppermann, Aussenpolitik und antike Demokratie: Anmerkungen zu ihrem Verhältnis in perikläischer Zeit, Frankfurt am Main, 1985, S.53.

[17] Thuk. 1,102,8.

[18] Thuk. 1,102,9f.

[19] Welwei, 1999, S.96.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Der 1. Peloponnesische Krieg
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Institut für Klassische Altertumskunde)
Veranstaltung
Hauptseminar: Perikles
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
25
Katalognummer
V133139
ISBN (eBook)
9783640399987
ISBN (Buch)
9783640399901
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Peloponnesische, Krieg
Arbeit zitieren
Lukas Gajcy (Autor:in), 2008, Der 1. Peloponnesische Krieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133139

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