Castingshows - Möglichkeit zur Identitätsstiftung und kritische Auseinandersetzung


Seminararbeit, 2009

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Allgemeines zu Castingshows
2.1 Definition Castingshow 3
2.2 Geschichte der Castingshows
2.3 Verschiedene Formate
2.4 Zielgruppe
2.5 Besondere Position der Migranten

3. Identität
3.1 Identitätsstiftung durch Castingshows
3.2 Identitätsstiftung am Beispiel Starmania

4. Kritische Auseinandersetzung
4.1 Gründe für den Erfolg
4.2 Negative Aspekte

5. Schluss

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Castingshows ziehen (fast) jeden in ihren Bann – Millionen von Zuschauern sitzen jede Woche wieder in ihren Wohnzimmern und erfreuen sich an den niveaulosen, meist unter die Gürtellinie zielenden Sprüche von Dieter Bohlen. „Wenn du in den Wald rufst, kommt mit Sicherheit kein Echo zurück“, ist wohl noch eines der humansten Zitate des Pop-Giganten. Aber die Show muss doch noch mehr bieten als diese Gemeinheiten und mittelmäßige Solokünstler. Fachleute streiten sich darüber, ob Castingshows die Jugend verweichlichen und ihnen das Bild einer Welt suggerieren, in der jeder ein Star werden kann, oder ob solche Prüfungen junge Menschen vorbereiten auf eine Arbeitswelt, in der der Konkurrenzkampf ähnlich ist und sie sich jeden Tag neu beweisen müssen, um einen Arbeitsplatz zu erhalten. Castingshows sind ein umstrittenes und viel diskutiertes Thema, weshalb sich diese Arbeit näher mit diesem Phänomen beschäftigt. Wie nutzen sie Jugendliche durch die Rezeption zur Identitätsfindung? Welche Gründe lassen sich für diesen enormen Erfolg festmachen und wo liegen die negativen Aspekte? Diesen Fragen soll, nachdem Allgemeines zu Castingshows, wie die Geschichte, verschiedene Formate, Zielgruppen und die besondere Position der Migranten geklärt wurden, in dieser Seminararbeit auf den Grund gegangen werden.

2. Allgemeines zu Castingshows

2.1 Definition Castingshow

Von Hilgers (o.J.) definiert in ihrer Arbeit für das österreichische Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur den Begriff Castingshow wie folgt:

Eine Castingshow bzw. Talentschau ist eine Veranstaltung oder Fernsehsendung, die sich mit dem Casting potentieller Sänger, Tänzer, Models u.ä. befasst. Das Casting - das Vorführen seiner Fähigkeiten vor einer Jury - ist ein fester Bestandteil von Casting-Shows. Vor den entsprechenden Gesangs-, Talent- oder Modelwettbewerben veranstalten die verantwortlichen TV-Produktionsfirmen Massencastings, an denen in der Regel mehrere Tausend AnwärterInnen teilnehmen. (von Hilgers o.J., S.3)

Da das Phänomen Castingshow noch ein vergleichsweise Neues ist, gibt es jedoch kaum wissenschaftlich fundierte Definitionen, weshalb auch oben genannte kritisch hinterfragt werden muss.

2.2 Geschichte der Castingshows

Damals noch als Talentshow bezeichnet, führte die ARD 1953 das Format der Castingshows ein. Toi Toi Toi – der erste Schritt ins Rampenlicht hieß die Sendung damals, die der bekannte Entertainer Peter Frankenfeld moderierte (Felix, 2005). Auch hier wurde das Publikum schon eingebunden – nicht durch Televoting, was damals aus technischen Gründen nicht möglich gewesen wäre, sondern durch den Applaus der Zuschauer. Doch die erste Talentshow war weit moderater, als die heutigen Formate; so wurde der Selektionsprozess in den neuen Shows ausgeweitet und in den Medien öffentlich präsentiert. Die Shows sind geprägt von verschiedenen Formen der Herabwürdigung und Erniedrigung, wobei die Teilnehmer einer intensiven Betreuung von sogenannten Coaches unterliegen. (Thomas, 2007, S. 57) Dies kam erst hinzu, als der Neuseeländer Jonathan Dowling 1998 das erste auch heute noch gängige Castingshowformat erfand – Popstars. 500 Mädchen wurden gecastet, um eine Girl-Band für eine Fernseh-Soap zu gründen. True Bliss, so hieß die Gruppe, hatte sofort enormen Erfolg, so erreichte die Single, sowie das erste Album Platz eins der neuseeländischen Charts. Die Sendung wurde schon damals als eine Mischung aus Reality-TV und Doku-Soap bezeichnet (Anne und Weickgenannnt 2006, S. 145), da die Kandidaten über mehrere Wochen von den Medien begleitet wurden. In der Folgezeit verkaufte Dowling sein Konzept an andere Länder und so werden in mittlerweile mehr als 45 Ländern Formate wie Popstars produziert, so auch in Deutschland. Im Jahr 2000 wurde Popstars als erste Castingshow eingeführt. Der Privatsender RTL 2 testete rund 4300 Mädchen, von denen fünf in die Girl-Band No Angels aufgenommen wurden. Durchschnittlich 1,45 Millionen Zuschauer verfolgten jede Sendung der Castingshow, das entspricht einer Quote von 12,2 Prozent in der Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren (Tozman 2007, S. 49).

2002 folgte dann die Konkurrenz bei RTL mit Deutschland sucht den Superstar, das auf dem Konzept Idols, entwickelt vom englischen Musikproduzenten Simon Fuller, beruht (Strachauer 2004, S. 45). Fullers Idee war es, in das Konzept einer klassischen Talentsuche die Zuschauer durch aktive Partizipation einzubinden.

In der Folgezeit wurden eine Vielzahl von weiteren Castingshowformaten entwickelt, wie Star Search – Das Duell der Stars von morgen (Sat.1), Fame Academy – Dein Weg zum Ruhm, das bei RTL2 ausgestrahlt wurde, nachdem Pro7 Popstars übernommen hatte. Außerdem suchte das ZDF Die Deutsche Stimme 2003 und Stefan Raab lieferte mit SSDSGPS – Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star (Pro7) eine Parodie auf Deutschland sucht den Superstar (Strachauer 2004. S. 48). Des Weiteren sucht Heidi Klum seit 2006 auf Pro7 Germany’s next Topmodel, was nichts mit Gesang zu tun hat, sondern wie der Titel bereits besagt, mit der Suche nach der Nachfolgerin für Heidi Klumm – das nächste Topmodel.

Insgesamt ist festzuhalten, dass alle in Deutschland ausgestrahlten Formate auf Konzepten aus Neuseeland (Popstars), Großbritannien (Idols, X-Factor) und USA (America’s next Topmodel) basieren. Castingshows sind in nahezu allen westlichen Ländern von Erfolg gekrönt, vor allem in Deutschland.

2.3 Verschiedene Formate

Im Folgenden sollen die Showkonzepte der wichtigsten Castingshowformate kurz dargestellt werden.

Wie bereits oben erwähnt, war das erste in Deutschland ausgestrahlte Format, das von Jonathan Dowling erfundene Popstars, das von der Münchner Produktionsfirma Tresor TV gekauft und auf RTL2 gesendet wurde. 2003 wurde die Show von Pro 7 übernommen, wo 2008 bereits die siebte Staffel Erfolg verbuchte. Schwerpunkt der Sendung, aus der Bands wie No Angels, Bro’Sis und zuletzt Queensberry hervorgingen, ist die Dokumentation der Zusammenstellung einer Popband, wobei aus Tausenden von Bewerbern jeweils fünf ausgewählt werden. Die Jury, unter der Leitung von Detlef D!

Soost, beurteilt die Leistungen der Bewerber und entscheidet über deren Weiterkommen in die nächste Runde (Strachauer 2004, S. 57 ff.).

Seit 2002 zeigt RTL die von GRUNDY Light Entertainment produzierte Event-Show Deutschland sucht den Superstar auch bekannt unter dem Akronym DSDS, bei dem aus einer Vielzahl von männlichen und weiblichen Bewerbern zuerst 100 für den sogenannten Recall ausgewählt werden. Das Ganze wird in einer Art Zusammenfassung ausgestrahlt und von bissigen Kommentaren des Chef-Jurors Dieter Bohlen untermalt. Aus diesen 100 Bewerbern wird in verschiedenen Mottoshows unter Einbindung des Publikums durch Televoting ein Kandidat ausgewählt, der der alleinige Gewinner des Castings ist. Der erste Solokünstler war Alexander Klaws 2002, die fünfte Staffel konnte Thomas Godoj für sich entscheiden. Seit 21. Januar 2009 läuft die sechste Staffel. Deutschland sucht den Superstar ist die in Deutschland erfolgreichste Castingshow, so verfolgten beispielsweise die Show vom 08. Februar 2003 rund 12,9 Millionen Zuschauer, bei einem Marktanteil von 40,3 Prozent (Strachauer 2004, S. 52). Außerdem wurde sie mit diversen Auszeichnungen geehrt, unter anderem 2003 mit dem Deutschen Fernsehpreis für die Beste Unterhaltungssendung (Deutscher Fernsehpreis).

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Castingshows - Möglichkeit zur Identitätsstiftung und kritische Auseinandersetzung
Hochschule
Universität Passau  (Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik)
Veranstaltung
ARTificial
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
15
Katalognummer
V133210
ISBN (eBook)
9783640397617
ISBN (Buch)
9783640398010
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Castingshows, Möglichkeit, Identitätsstiftung, Auseinandersetzung
Arbeit zitieren
Marina Schrömer (Autor:in), 2009, Castingshows - Möglichkeit zur Identitätsstiftung und kritische Auseinandersetzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133210

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