Mittelalterliche Literatur ist geprägt von kontinuierlicher Generationenfolge und
der Bewahrung des Alten und der Tradition als Ideal. Hierbei sind die Eltern die
Träger der Erinnerung, während die Jungen die Werte und Normen der Alten
übernehmen. Im Gegensatz zu Literatur anderer Epochen findet man, bis auf
wenige Ausnahmen (z.B. Helmbrecht), dabei keine tragisch endenden
Generationenkonflikte vor.
Die Umsetzung dieses Ideals, also die Weitergabe von traditionellen Werten
und Normen, erfolgt hierbei durch Erziehung, wobei das Lehrgespräch einen
wichtigen Ort der Weitergabe darstellt, an dem Generationenkonflikte sichtbar
werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Mittelalterliche Literatur ist geprägt von kontinuierlicher Generationenfolge und der Bewahrung des Alten und der Tradition als Ideal.
- Die Umsetzung dieses Ideals, also die Weitergabe von traditionellen Werten und Normen, erfolgt hierbei durch Erziehung, wobei das Lehrgespräch einen wichtigen Ort der Weitergabe darstellt, an dem Generationenkonflikte sichtbar werden.
- Im Folgenden soll das Augenmerk nun speziell auf Muter — Tochter — Gespräche gelegt und der Frage nachgegangen werden, welche Kennzeichen und Besonderheiten Unterredungen zwischen Müttem und Töchtern aufweisen.
- Lehrgespräche von Mutter zu Tochter kreisen immer um das Thema Minne, die Einführung in die weibliche Rollenkonvention oder die Wahl des richtigen Ehepartners.
- Diese Rollenverteilung lässt sich sehr schön am Eneasroman Heinrichs von Veldeke erkennen, bei dem das Mutter — Tochter — Gespräch einen „Diskurs über (die) sexuelle Leidenschaft"G darstellt.
- Der Inhalt des ersten Mutter — Tochter — Gesprächs lässt sich in 4 Teile gliedern.
- In den beiden folgenden Diskursen kehrt sich das Verhältnis zwischen Schülerin und Meisterin nun um.
- Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass Gespräche zwischen Müttern und Töchtern hauptsächlich dazu dienen, die Mädchen in die weibliche Rollenkonvention einzuführen, sie von der Unwissenheit der Minne zu befreien und sie somit in den Status der erwachsenen Selbstverantwortung zu erheben.
- Wie in der mittelalterlichen Literatur üblich, steht auch im Eneasroman die Bewahrung der Tradition im Mittelpunkt, wobei die Tochter systembejahend, und die Mutter dem patriarchialischen System zuwider agiert.
- Biblioqraphie:
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Darstellung von Mutter-Tochter-Gesprächen in mittelalterlichen Romanen, insbesondere am Beispiel des Eneasromans von Heinrich von Veldeke. Die Arbeit untersucht die Bedeutung dieser Gespräche für die Weitergabe von traditionellen Werten und Normen, die Rolle der Mutter als Erzieherin und die Herausforderungen der weiblichen Selbstfindung im Kontext der mittelalterlichen Gesellschaft.
- Die Rolle der Mutter als Erzieherin und Vermittlerin traditioneller Werte
- Die Darstellung von Generationenkonflikten zwischen Mutter und Tochter
- Die Bedeutung von Lehrgesprächen für die weibliche Selbstfindung
- Die Darstellung von Minne und Liebe in Mutter-Tochter-Gesprächen
- Die Beziehung zwischen der weiblichen Selbstfindung und der patriarchalen Ordnung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik von Generationenkonflikten in der mittelalterlichen Literatur, wobei die Rolle der Eltern und die Bedeutung von Lehrgesprächen im Kontext der Weitergabe von Werten und Normen beleuchtet werden.
Anschließend wird der Fokus auf Mutter-Tochter-Gespräche gelegt, wobei deren allgemeine Kennzeichen und Inhalte sowie die spezifische Darstellung in mittelalterlichen Romanen untersucht werden.
Im weiteren Verlauf der Arbeit wird der Eneasroman von Heinrich von Veldeke als Beispiel für die Darstellung von Mutter-Tochter-Gesprächen herangezogen. Hierbei wird insbesondere der Dialog zwischen Lavinia und ihrer Mutter analysiert, um die spezifischen Merkmale dieser Unterredung zu beleuchten.
Die Arbeit untersucht die verschiedenen Phasen des Dialogs, einschließlich Lavinias anfängliche Unwissenheit über die Minne, die Aufklärung durch ihre Mutter und die letztendliche Verliebtheit Lavinias in Eneas.
Schließlich wird die Bedeutung von Mutter-Tochter-Gesprächen für die weibliche Selbstfindung und die Herausforderungen der Integration in die patriarchale Ordnung im Kontext der mittelalterlichen Gesellschaft diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Mutter-Tochter-Beziehung, Lehrgespräche, Generationenkonflikte, Minne, weibliche Rollenkonvention, Selbstfindung, Eneasroman, Heinrich von Veldeke, mittelalterliche Literatur, Tradition, patriarchale Ordnung.
- Arbeit zitieren
- fabian wahler (Autor:in), 2007, Mutter-Tochter-Gespräche in mittelalterlichen Romanen am Beispiel des Eneasromans Heinrichs von Veldeke, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133247