Tatu Vanhanen hat für eine erstaunliche Anzahl an Staaten einen Index der Demokratisierung ab dem 19. Jahrhundert bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts entwickelt. Grundlage dieser Theorie sind die Schlüsseldimensionen der polyarchischen Demokratie nach Dahl: Partizipation und Wettstreit. Die Partizipation wird dabei anhand des Anteils der an den letzten Wahlen teilnehmenden Wähler an der Gesamtbevölkerung gemessen. Die Formel, die für die Berechnung von P verwendet wird lautet: P=Z/B*100, wobei Z die Anzahl der Wählen, die an der Wahl teilgenommen haben darstellt und B für die gesamte Bevölkerung steht. Der Wettbewerbsgrad W wird durch die Formel W= (100-S) ermittelt, wobei S den Stimmanteil erfasst, der bei der letzten Wahl zur nationalen Volksvertretung auf die stärkste Partei entfiel. Aus diesen beiden Komponenten ergibt sich Vanhanens Index der Demokratisierung. Die Formel zu seiner Berechnung lautet: D= (P*W)/100. Es ist leicht zu erkennen, welche Konstruktion sich hinter diesem Index verbirgt: nehmen beide Dimensionen hohe Werte an, so nimmt auch der Demokratisierungsindex einen hohen Wert an. Ist hingegen entweder P oder W gleich 0, so ist auch D gleich 0. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn es kein Wahlrecht gibt. Dasselbe gilt für den Fall, wenn der Wettbewerbsgrad gering ist, beispielsweise, weil es eine Staatspartei gibt, die das Politikgeschäft monopolisiert.
Inhaltsverzeichnis
- A. Der Vanhanen- Index
- I. Darstellung
- II. Kritik am Vanhanen Index
- III. Die Unterscheidung von Demokratien und Autokratien
- B. Eine evolutionäre Interpretation von Demokratisierung
- I. Die Auswahl der Variablen
- II. Indizes der Macht-Ressourcenverteilung
- 1) Index der beruflichen Diversifikation
- 2) Index der Verteilung der Wissensressourcen
- 3) Index der wirtschaftlichen Machtressourcenstreuung (DER)
- 4) Index der Machtressourcenverteilung
- C. Demokratisierung in Osteuropa
- I. Die Entwicklung des ISI
- II. Die Demokratisierung in Ungarn
- 1) Theorie Vanhanens
- 2) Der tatsächliche Umbruch in Ungarn
- Schlussbemerkung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit von Tatu Vanhanen beschäftigt sich mit dem Prozess der Demokratisierung und untersucht, welche Faktoren die Entwicklung von Demokratien beeinflussen. Vanhanen entwickelt einen Index der Demokratisierung, der auf den Schlüsseldimensionen der Partizipation und des Wettbewerbs basiert. Darüber hinaus untersucht er die Rolle der Verteilung von Machtressourcen in Gesellschaft und Wirtschaft im Hinblick auf die Demokratisierung.
- Entwicklung und Anwendung des Vanhanen-Index zur Messung der Demokratisierung
- Kritik am Vanhanen-Index und alternative Ansätze zur Messung der Demokratisierung
- Die Bedeutung der Machtressourcenverteilung für den Demokratisierungsprozess
- Der Index of Structural Imbalance (ISI) als Indikator für strukturelle Unsicherheit in politischen Systemen
- Die Demokratisierung in Ungarn als Fallbeispiel für die Anwendung der Theorie Vanhanens
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt den Vanhanen-Index der Demokratisierung vor. Dieser Index basiert auf den Schlüsseldimensionen der Partizipation und des Wettbewerbs. Die Partizipation wird anhand der Wahlbeteiligung gemessen, während der Wettbewerbsgrad durch den Stimmanteil der stärksten Partei bei der letzten Wahl zur nationalen Volksvertretung ermittelt wird. Der Index zeigt, dass die entwickelten Demokratien im oberen Bereich des Index liegen, während die autoritären oder totalitären Regime im Unterfeld zu finden sind. Allerdings wirft der Vanhanen-Index auch einige Probleme auf, die in der Kritik des Index diskutiert werden.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der evolutionären Interpretation von Demokratisierung. Vanhanen argumentiert, dass die Streuung der Machtressourcen in Gesellschaft und Wirtschaft ausschlaggebend für den Demokratiegrad einer Staatsverfassung ist. Er entwickelt den „Index der Machtressourcen" (IPR), der aus sechs Komponenten zusammengesetzt wird, um die Verteilung von ökonomischen und intellektuellen Ressourcen zu messen. Der IPR zeigt, dass je breiter die Streuung der Machtressourcen in einer Gesellschaft ist, desto höher ist deren Demokratisierungsgrad.
Das dritte Kapitel untersucht die Demokratisierung in Osteuropa. Vanhanen stellt fest, dass seine Theorie eine Schwachstelle aufweist, da sie die Demokratisierung in Osteuropa in den Jahren 1989-1991 nicht vorhersehen konnte. Aus diesem Grund entwickelt er den Index of Structural Imbalance (ISI), um das Ausmaß der Diskrepanz zwischen verschiedenen Variablen zu messen. Der ISI zeigt, dass umso höher der ISI ist, desto unsicherer sind politische Systeme.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Demokratisierung in Ungarn. Vanhanen wendet seine Theorie auf Ungarn an und zeigt, dass der IPR in Ungarn im Jahr 1980 einen sehr geringen Wert aufwies. Der ISI hingegen zeigte eine hohe strukturelle Unsicherheit auf, was den Systemwechsel in Ungarn erklären könnte. Die Demokratisierung in Ungarn wird als eine ausgehandelte Revolution bezeichnet, die unblutig von statten ging.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Vanhanen-Index, die Demokratisierung, die Machtressourcenverteilung, die strukturelle Unsicherheit, den Index of Structural Imbalance (ISI), die Demokratisierung in Osteuropa und die Demokratisierung in Ungarn.
- Quote paper
- Alexandra Kloß (Author), 2008, Transformationheuristiken: Tatu Vanhanen , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133254