Hedge-Fonds sind seit Jahren der Gegenstand kontrovers geführter Diskussionen und wissenschaftlicher Untersuchungen. Von Politikern wurden Hedge-Fonds in jüngster Vergangenheit unter anderem bei der „Heuschrecken-Debatte“ 2005 und der Subprime Krise 2007 mit Finanzkrisen in Zusammenhang gebracht und ein Teil des öffentlichen Diskurs. Schon in den neunziger Jahren wurde Hedge-Fonds mindestens eine Teilschuld an Krisen wie der des Europäischen Währungssystems 1992, dem Crash an Anleihenmarkt 1994, der asiatischen Finanzkrise 1997, der Krise rund um den „Long-Term Capital Management“-Hedge-Fond und der geplatzten Aktienmarktblase 2000 gegeben. Dies war nicht zuletzt deshalb der Fall, weil die Bedeutung von Hedge-Fonds als alternative Anlageform besonders in den letzten 20 Jahren stetig zugenommen hat. Das weltweite Volumen aller schätzungsweise 8500 Hedge-Fonds soll sich inzwischen auf über 1000 Milliarden US-Dollar belaufen. Besonders da die Manager von Hedge-Fonds das verwaltete Kapital durch den Einsatz von Fremdkapital beziehungsweise Leverage multiplizieren und zum Teil risikobehaftete Strategien anwenden um höhere Renditen zu erzielen, können Hedge-Fonds Instabilitäten hervorrufen. Daher werden in Deutschland und anderen Ländern Regulierungsmaßnahmen in Erwägung gezogen.
Die vorliegende Seminararbeit wird zunächst eine Einführung in die Geschichte der Hedge-Fonds geben und die grundlegenden Eigenschaften und Strategien von Hedge-Fonds mit ihren Rendite/Risiko-Profilen vorstellen. Das dritte Kapitel wird zunächst erörtern, warum Finanzmarktstabilität ein begründetes Ziel ist, um auf Basis dessen im vierten Kapitel differenzierter als in der öffentlichen Debatte das Gefahrenpotential - aber auch positive Effekte - von Hedge-Fonds zu bestimmen. Darauf aufbauend analysiert das fünfte Kapitel die diskutierten Regulierungsoptionen, deren Probleme und Erfolgsaussichten. Das Fazit wird die erarbeiteten Sachverhalte im Gesamtkontext ordnen und die Betrachtung, ob Hedge-Fonds reguliert werden sollten und können, abrunden.
Inhaltsverzeichnis
1. Gegenstand der Seminararbeit
2. Hedge-Fonds
2.1. Historischer Ursprung und Definition
2.2. Hedge-Fonds Strategien
3. Finanzmärkte
3.1. Gründe für Finanzmarktregulierungen
3.2. Stabilität von Finanzmärkten
4. Gefahrenquelle Hedge-Fonds?
4.1. Diskutierte Gründe für eine Hedge-Fond-Regulierung
4.2. Positive Effekte von Hedge-Fonds
4.3. Negative Effekte von Hedge-Fonds
4.4. Zwischenfazit
5. Regulierung von Hedge-Fonds
6. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Gegenstand der Seminararbeit
Hedge-Fonds sind seit Jahren der Gegenstand kontrovers geführter Dis-kussionen und wissenschaftlicher Untersuchungen. Von Politikern wurden Hedge-Fonds in jüngster Vergangenheit unter anderem bei der „Heu-schrecken-Debatte“ 2005 und der Subprime Krise 2007 mit Finanzkrisen in Zusammenhang gebracht und ein Teil des öffentlichen Diskurs. Schon in den neunziger Jahren wurde Hedge-Fonds mindestens eine Teilschuld an Krisen wie der des Europäischen Währungssystems 1992, dem Crash an Anleihenmarkt 1994, der asiatischen Finanzkrise 1997, der Krise rund um den „Long-Term Capital Management“-Hedge-Fond und der geplatz-ten Aktienmarktblase 2000 gegeben.[1] Dies war nicht zuletzt deshalb der Fall, weil die Bedeutung von Hedge-Fonds als alternative Anlageform be-sonders in den letzten 20 Jahren stetig zugenommen hat. Das weltweite Volumen aller schätzungsweise 8500 Hedge-Fonds soll sich inzwischen auf über 1000 Milliarden US-Dollar belaufen.[2] Besonders da die Manager von Hedge-Fonds das verwaltete Kapital durch den Einsatz von Fremdka-pital beziehungsweise Leverage multiplizieren und zum Teil risikobehafte-te Strategien anwenden um höhere Renditen zu erzielen, können Hedge-Fonds Instabilitäten hervorrufen. Daher werden in Deutschland und ande-ren Ländern Regulierungsmaßnahmen in Erwägung gezogen.
Die vorliegende Seminararbeit wird zunächst eine Einführung in die Ge-schichte der Hedge-Fonds geben und die grundlegenden Eigenschaften und Strategien von Hedge-Fonds mit ihren Rendite/Risiko-Profilen vorstel-len. Das dritte Kapitel wird zunächst erörtern, warum Finanzmarktstabilität ein begründetes Ziel ist, um auf Basis dessen im vierten Kapitel differen-zierter als in der öffentlichen Debatte das Gefahrenpotential - aber auch positive Effekte - von Hedge-Fonds zu bestimmen. Darauf aufbauend ana-lysiert das fünfte Kapitel die diskutierten Regulierungs-optionen, deren Probleme und Erfolgsaussichten. Das Fazit wird die erarbeiteten Sachver-halte im Gesamtkontext ordnen und die Betrachtung, ob Hedge-Fonds reguliert werden sollten und können, abrunden.
2. Hedge-Fonds
2.1. Historischer Ursprung und Definition
Es wird angenommen, dass der erste „Hedge-Fond“ schon Ende der 1940er Jahre von Albert Wislow Jones gegründet wurde. Die Innovation seiner marktneutralen Strategie bestand darin, dass ein Teil des Kapitals für Leerverkäufe überbewerteter Dividendenwerte und der Rest für Long-Positionen unterbewerteter Wertpapiere verwendete wurde. Auf diese Weise wurden die Long-Positionen durch die Short-Positionen gedeckt. Der Gegenwert der Leerverkäufe musste als Einlage bei Aktienhändlern hinterlegt werden und damit Kapital aufgewendet werden. Der Sinn dieser Strategie war, das systematische Marktrisiko weitestgehend einzugrenzen und nur noch die unsystematischen Risiken der Wertpapiere tragen zu müssen.[3] Auf diese Weise war es möglich, entgegen der Marktbewegun-gen Erträge zu erzielen – auch in im Abwärtstrend befindlichen Märkten.[4] Ein Hebel zur Steigerung der Erträge bestand darin, dass kreditfinanzierte Mittel eingesetzt wurden.
Bis heute haben sich unter denen als Hedge-Fonds bekannten Anlagein-strumenten Investmentstrategien etabliert, welche sich wesentlich von der ursprünglich von Jones verfolgten Strategie unterscheiden und oftmals Ähnlichkeiten mit Strategien aufweisen, welche in anderen Anlageformen angewendet werden.[5] Eine trennscharfe Abgrenzung von Hedge-Fonds gegenüber anderen Anlageformen und der Gruppe der alternativen Anla-geformen ist daher mitunter nicht leicht. Die Presse sieht Hedge-Fonds als wenig kontrollierte Investmentgesellschaften, welche auf sich bewegenden Aktien-, Rohstoff- und Anleihemärkten durch „Wetten“ auf Kursentwicklun-gen versuchen, überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften.[6] Wie man sieht, ist diese Definition relativ vage - eine eindeutige Einordnung einzelner Investmentgesellschaften als Hedge-Fonds ist nicht immer mög-lich. Von wissenschaftlicher Seite wurde ebenfalls versucht, Hedge-Fonds zu definieren. Hedge-Fonds werden von Amin und Kat definiert als ge- pooltes Investment, welches privat organisiert und nicht der breiten Öffent-lichkeit zugänglich ist, aber von einem professionellen Investmentmanager verwaltet wird.[7] Eine ähnliche Definition gibt das CISDM Research Department, geht dabei aber zusätzlich auf besondere Anlage- und Finanzie-rungsmöglichkeiten sowie die Risiko/Rendite-Konstellation ein.[8]
Generell lässt sich sagen, dass Hedge-Fonds Manager sehr unterschiedli-che Strategien verfolgen und diese bei Bedarf opportunistisch wechseln. Hedge-Fonds sind demnach grundsätzlich untereinander und im Zeitab-lauf sehr heterogen.[9] Dies begründet, warum der Begriff „Hedge-Fond“ derart schwer zu definieren ist und es viele unterschiedliche Definitions-versuche gibt, sich jedoch keine allgemein anerkannte Definition heraus-gebildet hat.[10] Daher ist es wichtig, einen Überblick über die angewende-ten Strategien und insbesondere deren unterschiedliche Implikationen zu gewinnen, damit die Betrachtung nicht undifferenziert bleibt.
2.2. Hedge-Fonds Strategien
Wie bereits erwähnt, werden Hedge-Fonds werden im Allgemeinen als überdurchschnittlich renditestarke, aber auch risikobehaftete, alternative Anlagen betrachtet. Im Gegensatz zu dem renditemaximierenden und benchmarkorientierten Verhalten der meisten Anlageformen wird Hedge-Fonds jedoch in der Literatur eine Zielsetzung zugesprochen, welche das Erwirtschaften von positiven Erträgen unabhängig der Börsenentwicklung als Ziel hat. Daher nehmen Hedge-Fonds mitunter eine Schutzfunktion für das verwendete Kapital ein. Diese Aussagen in Bezug auf Hedge-Fonds wirken auf den Betrachter mitunter widersprüchlich und generalisierend. Ein Blick auf die einzelnen gängigen Strategievarianten wird im Folgenden aufzeigen, dass unter Hedge-Fonds unterschiedlich ausgeprägte Rendite-Risiko-Profile zu finden sind. Auf diese Weise klärt sich dieser scheinbare Widerspruch auf und die Aussagen werden in Bezug auf die betrachteten Strategien präzisiert.
Die gesamte Menge der Strategieoptionen lässt sich in die zwei großen Gruppen der direktionalen und nicht-direktionalen Strategien gliedern. Diese Untergliederung bezieht sich auf die Korrelation der jeweiligen mit diesen Strategien gemanagten Hedge-Fonds zur Marktentwicklung. Nicht-direktionale Strategien sind schwach korreliert mit dem Markt und daher marktneutral, wohingegen direktionale Strategien stark mit der Marktent-wicklung korreliert sind.[11] Es lässt sich erkennen, dass die Strategierich-tungen gegensätzlich ausgeprägt sind. In der Praxis werden die Strategien weiter untergliedert. Insgesamt werden durch das CISDM Research Department acht Strategien voneinander abgegrenzt. Es handelt sich um die Strategien „Convertible Arbitrage“, „Equity Market Neutral“, „Distressed Securities“, „Event Driven Multi Strategy“, „Merger Arbitrage“, „Emerging Markets“, Equity Long / Short” und „Global Macro”.[12] Eine Definition und Erläuterung dieser einzelnen Strategien könnte eine eigene Seminararbeit füllen, daher wird die folgende Betrachtung darauf reduziert, welche Wir-kungsweisen diese Strategien in einem Portfolio aufweisen.
Die einzelnen Strategien können besonders hinsichtlich der Eigenschaft untersucht werden, ob sie in einem Portfolio als „Return Enhancer“, „Risk Reducer“, „Total Diversifier“ oder „Pure Diversifier“ wirkt: Von einem Return Enhancer spricht man dann, wenn eine hohe Rendite, aber auch eine hohe Korrelation zum Portfolio besteht. Ein Risk Reducer bringt hingegen niedrigere Renditen, weist aber nur eine niedrige Korrelation mit dem Portfolio auf. Ein Total Diversifier lässt sich durch hohe Rendite und eine nied-rige Korrelation mit dem Portfolio identifizieren. Ein Sonderfall stellt der Pure Diversifier dar, denn er erwirtschaftet bewusst niedrige oder negative Renditen. Seine Daseinsberechtigung hat ein Total Diversifier daher, dass er eine hochgradig negative Korrelation mit dem Portfolio aufweisen kann und zur Diversifikation und Senkung des Gesamtrisikos hervorragend ge-eignet ist.[13] Hedge-Fonds entwickeln diese Eigenschaften erst, wenn man sie im Kontext zu dem Portfolio, in welchem sie sich befinden, bewertet.
[...]
[1] Vgl. Peetz, D. (2007): S. 16.
[2] Vgl. Evans, T.; Atkinson, S.; Cho, C. (2005): S. 52f.
[3] Vgl. Deutsche Bundesbank (1999): S. 32.
[4] Vgl. Schneeweis, T.; Spurgin, R.; Potter, M. (1996): S. 1.
[5] Vgl. Gablenz, S. (2003): S. 4f.
[6] Vgl. o.V. (2005): S. 28f.
[7] Vgl. Amin, G.S.;Kat, H.M. (2003): S. 251.
[8] Vgl. CISDM Research Department (2006): S. 1.
[9] Vgl. Peetz, D. (2007): S. 43.
[10] Vgl. Deutsche Bundesbank (1999): S. 31.
[11] Vgl. Gablenz, S. (2003): S. 7.
[12] Vgl. CISDM Research Department (2006): S. 14.
[13] Vgl. Scheeweis, T.; Spurgin, R. (2000): S. 2f.
- Quote paper
- Dipl-Oec. Stefan Kröcher (Author), 2008, Sollten Hedge-Fonds reguliert werden?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133304