Männer-Bilder als Herausforderung religionspädagogischer Arbeit


Diplomarbeit, 2006

159 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Eine Annäherung an die Geschlechterforschung
2.1 Geschlechtsunterschiede aus biologischer Sicht
2.1.1 Der männliche Organismus
2.2 Gender Studies
2.2.1 Gender Mainstreaming
2.2.2 Gender mit Blick auf „den“ Mann
2.3 Die kritische Männerforschung
2.3.1 Männer und Männlichkeiten
2.3.2 Männlichkeiten und die hegemoniale Männlichkeit

3. Die Entwicklung von Männlichkeit
3.1 Das männliche Leitbild als gesellschaftliche Vorgabe
3.2 Die historisch prägende Ausbildung der männlichen Geschlechtsrolle
3.3 Die Entwicklung der männlichen Geschlechtsidentität

4. Die gegenwärtige Krise der Männlichkeit
4.1. Die Krisenanfälligkeit innerhalb der Macht- und Produktionsbeziehungen sowie emotionaler Bindungsstrukturen
4.2 Männer als gesellschaftliche Risikogruppe
4.2.1 Männer und ihre Gesundheit
4.2.2 Männliche Gewalt und Straftaten

5. Männer auf dem Weg zu einem neuen Selbstverständnis
5.1 Neue Männerbewegungen im literarischen Überblick
5.2 Männerbewegung und Geschlechterdemokratie

6. Die „Spezies“ Mann in der empirischen Befragung
6.1 Heutige Männertypen, ihre Lebensinszenierung und Entwicklung
6.2 Heutige Männer zwischen Familie, Haushalt und Beruf
6.2.1 Scheidungsväter
6.2.2 Pflegende Männer
6.3 Die Nichtverantwortung des Staates
6.4 Mögliche Veränderungsperspektiven von Männlichkeit

7. Männer im religiösen Kontext
7.1 Statistische Erkenntnisse über das Verhältnis von Männern zu Religion und Kirche
7.1.1 Männer und die Evangelische Kirche
7.1.2 Männer in der Beschäftigungsstatistik der Evangelischen Kirche
7.2. Statistische Erkenntnisse über die Religiosität Jugendlicher

8. Ein Versuch zur Bestimmung von Religionspädagogik
8.1 Die Geschichte der Religionspädagogik
8.2 Gegenstand, Profil und normativer Bezug
8.3 Selbstverständnis, Wissenschaftsbezug bzw. Verortung
8.4 Wesentliche Aspekte religiösen Lernens
8.4.1 Entwicklung und Entstehung von Religiosität
8.4.2 Religionsdidaktische Grundprinzipien
8.5 Religionspädagogik und Genderperspektive
8.5.1 Religiöse Sozialisation

9. Die (religions-)pädagogische Arbeit mit Jungen und Männern als Krisenintervention (?) und Orientierungshilfe
9.1 Die Anfänge der Jungenarbeit
9.2 Jungenarbeit heute - eine Standortbestimmung
9.2.1 Modelle und Ansätze von Jungenarbeit im Überblick
9.3. Zielhorizonte in der praktischen (religions-)pädagogischen Arbeit mit Jungen
9.3.1 Methoden und Zielgruppenmotivation in der Jungenarbeit
9.4 Männerarbeit in der Evangelischen Kirche

9.4.1 Neuanfänge kirchlicher Männerarbeit

9.4.2 Konzeptionelle Neuorientierung
9.5 Chancen und Grenzen von Frauen in der (religions-)pädagogischen Arbeit mit Jungen und Männern
9.5.1 Einfluss- und Vermittlungsmöglichkeiten als Pädagogin auf Jungen und Männer
9.6 Kritische Aspekte zum Konzept der geschlechtshomogenen Jungen- und Männerarbeit
9.7 Genderkompetenz in der pädagogischen Arbeit
9.8 Institutionelle Rahmenbedingungen

10. Männer-Bilder in der praktischen religionspädagogischen Arbeit
10.1 Biblische Männer-Bilder in der Arbeit mit Kindern
10.1.1 Die Abrahamgeschichte im Kindergottesdienst
10.2 Männer-Bilder und ihre Vielfalt in der Arbeit mit kirchenfernen Männern
10.2.1 Manns-Bilder - ein Fotowettbewerb als Chance zur Auseinandersetzung mit der Vielfalt männlicher Lebenswelten

11. Schlussbemerkung

12. Literatur

1. Einleitung

Ein Blick in das Hannoversche Wochenblatt vom 23. August diesen Jahres zeigt, welche „Kraft“ in „Männer-Bildern“ steckt: Eine mittelgroße Anzeige lädt Männer und Frauen dazu ein „echte Männer im Stadtpark“ zu besichtigen. Bei den „echten“ Männern handelt es sich um Sportler und Politiker, die von der Neuen Presse eingeladen wurden, um über ihre Erfolgskarrieren in der Öffentlichkeit zu berichten. Wenn es nach Aussage dieser Zeitung „echte“ Männer gibt, müsste es demnach auch „falsche“ Männer geben. Besonders diese hier aufgezeigte normierte Wertung über Männer hat mich inspiriert, mehr über die Lebenswelt von Jungen und Männer in Erfahrung zu bringen. Mit verschiedenartiger Literatur im wissenschaftlichen aber auch populären Bereich ist diese Arbeit als ein Versuch anzusehen, sich einen Zugang „zum Land der Männer“ zu verschaffen, denn als Frau fällt es mir nicht immer leicht mich mit Empathie Jungen und Männern zu widmen. Zwar habe ich als Pädagogin bereits vereinzelte positive Erfahrungen mit Jungengruppen sammeln können, doch sind diese meist ohne fundierte Hintergrundinformationen über das männliche Geschlecht geschehen. Daher möchte ich in dieser Arbeit herausfinden, welche Chancen sich in der Arbeit mit Jungen und Männern für mich als Frau ergeben können, ohne ihnen geschlechtlich ab- oder aufwertend zu begegnen. Daraus ergibt sich auch die für diese Arbeit erkenntnisleitende Fragestellung, welche Voraussetzungen für ein gleichwertiges und geschlechtsdemokratisches Miteinander zwischen Mädchen und Jungen bzw. Frauen und Männern in der religionspädagogischen Arbeit von wesentlicher Bedeutung sind.

Dafür werde ich im ersten Kapitel die wesentlichsten Erkenntnisse aus der Geschlechterforschung aufzeigen, um mich dem männlichen Geschlecht und dem wissenschaftlich analysierten Verhalten von Männlichkeit und Männlichkeiten kritisch anzunähern. Innerhalb dieses Abschnittes lege ich das Augenmerk zusätzlich auf die politische Strategie von Gender Mainstreaming, welche als Ausgangslage für die Chancengleichheit von Frauen und Männern bzw. Mädchen und Jungen innerhalb dieser Thematik von wesentlicher Bedeutung ist.

Im zweiten Kapitel beschäftige ich mich mit der Entwicklung von Männlichkeit und zeige dazu die historisch geprägten männlichen Leitbilder und Eigenschaften auf. Im Anschluss frage ich nach der Ausprägung der männlichen Geschlechtsrolle ab dem 18. Jahrhundert und referiere deren Weitervermittlung innerhalb der heutigen gesellschaftlichen Sozialisation, die zu einer - zum Teil - problematischen Annahme der männlichen Geschlechtsidentität bei Jungen führt.

Das vierte Kapitel steht unter der Überschrift der Krise von Männlichkeit und beschäftigt sich mit den gegenwärtigen, gesellschaftlich veränderten Strukturen, die zum Wandel der Geschlechterordnung und somit auch zur Veränderung der männlichen Lebenswelt und der männlichen Geschlechtsrolle beitragen. Männer, die in ihrer traditionellen Geschlechtsrolle bzw. -identität weiterhin verharren, bilden für sich und andere eine gewisse Risikogruppe, deren Auswirkungen ich am Ende dieses Abschnittes verdeutliche. Andere Männer wiederum suchen einen neuen Weg aus der Krise mit einem neuen männlichen Selbstverständnis. Sie schließen sich verschiedenartiger Männerbewegungen an, die ebenso unterschiedliche Auswirkungen auf die Geschlechterdemokratie haben, welche ich im fünften Kapitel aufzeigen werde.

Das sechste Kapitel in dieser Arbeit beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Männertypen und ihrem Verhalten bzw. ihrem Umgang, bezüglich der Familie, des Haushalts und ihres Berufslebens anhand aktueller statistischer Untersuchungen. Gesondert werden dabei von mir Scheidungsväter und pflegende Männer in den Blick genommen. Da sich der Umgang mit dem persönlichen Alltag für Männer und Frauen, besonders für Familien mit Kindern, nur unter Schwierigkeiten gestalten lässt, werde ich an dieser Stelle auf die momentan wenig vorhandenen staatlichen Strukturen als Unterstützungsleistung kritisch eingehen und anschließend mögliche Veränderungsperspektiven darstellen.

Im siebten Kapitel richte ich den Blick auf die Religiosität der Männer. Dazu sollen empirische Daten zum Verhältnis von Männern und Kirche Auskunft geben. Hierbei werde ich zum einen Männer und männliche Jugendliche als evangelische Kirchenmitglieder und zum anderen Männer als Beschäftigte innerhalb der Evangelischen Kirche unter der Genderperspektive statistisch betrachten. Da Männer und männliche Jugendliche sich von der Kirche immer mehr abwenden, möchte ich den religiösen Bedürfnissen von Männern, welche innerhalb der Befragung deutlich geworden sind, Ausdruck verleihen.

Da die Arbeit mit Jungen und Männern in einem religionspädagogischen Rahmen stattfinden soll, wird im achten Kapitel von mir der Versuch unternommen, Religionspädagogik zu bestimmen. Dazu werde ich die Fragen nach der geschichtlichen Entwicklung, dem heutigen Gegenstand und Selbstverständnis, sowie der wissenschaftlichen Verortung von Religionspädagogik beantworten. Anschließend wende ich mich, auf Grund des Traditionsabbruchs und der geringen religiösen Sozialisation von Kindern, dem Aspekt des religiösen Lernens zu und zeige, im Blick auf die Genderperspektive, Chancen für die religionspädagogische Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auf, die sich hierbei schon teilweise an den heutigen Bedürfnissen von Jungen und Männern ausrichten lässt.

Im neunten Kapitel orientiere ich mich an der männlichen Zielgruppe und zeige im Rahmen der pädagogischen und religionspädagogischen bzw. kirchlichen Arbeit Möglichkeiten zur Krisenintervention und Orientierungshilfe für Jungen und Männer auf. Da ich als Frau in gewisser Weise eher für die Arbeit mit Mädchen und Frauen prädestiniert bin, sollen in diesem Kapitel für Pädagoginnen und Religionspädagoginnen die Chancen und Grenzen, in der Arbeit mit Jungen und Männern, in geschlechtshomogenen und geschlechtsgemischten Gruppen aufgezeigt werden. Auf Grund des religiösen und genderbewussten Anspruchs, bezüglich der Gleichwertigkeit der Geschlechter, beende ich dieses Kapitel mit den Ausführungen über die Genderkompetenz und die dafür wesentlichen institutionellen Rahmenbedingungen.

Im zehnten Kapitel werde ich für die religionspädagogische Arbeit mit Jungen und Mädchen, am Beispiel der Abrahamgeschichte, eine bibeldidaktische Möglichkeit vorstellen, die beide Geschlechter gleichberechtigt zum Vertrauen auf Gott einlädt. Des Weiteren zeige ich eine religionsdidaktische Idee auf, die sich an kirchenferne Männer richtet, um ihnen vielfältige männliche Geschlechtsidentitäten zu präsentieren und ihnen zum Nachdenken und Entdecken einer neuen männlicher Lebensinszenierungen zu verhelfen.

Abschließend werde ich in kurzer Form einige mir wichtige gewordene Erkenntnisse formulieren.

2. Eine Annäherung an die Geschlechterforschung

Die moderne Geschlechterforschung ist aus der Frauenforschung hervorgegangen. Im Jahr 1949 veröffentlichte die Philosophin und Schriftstellerin Simone de Beauvoir ein Buch mit dem Titel „Das andere Geschlecht“ und arbeitete die Geschlechterverhältnisse, die historisch unüberwindbar - weil natürlich - schienen, heraus.[1] Ihre Aussage: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es“[2], betont das soziale und kulturelle „Werden und Gewordensein“[3] des Geschlechts als konstruiert und kann nach heutigen Erkenntnissen ebenso auf das männliche Geschlecht übertragen bzw. angewendet werden und ist bei vielen Geschlechterforscherinnen und – forschern Ausgangslage für weitere Überlegungen und Untersuchungen.[4]

Seit Mitte der 70er Jahre betrachtet nun die Geschlechterforschung das Verhältnis zwischen Männern und Frauen als soziale, geschlechtsspezifische Beziehung und untersucht unter diesem Sachverhalt die historische Herausbildung und kulturellen Darstellungen von Geschlechterrollen. Als Ansatz der Forschung gilt das „Konzept der sozialen Konstruktion von Geschlecht“[5] mit dem Gegenstand der wahrgenommenen Ungleichheit in den Geschlechterbeziehungen - in Anlehnung an Beauvoirs[6], welches in diesem Kapitel näher betrachtet wird.

Als interdisziplinär angelegte Wissenschaftsdisziplin nimmt die moderne Geschlechterforschung Ergebnisse verschiedener Lehr- und Forschungsgebiete auf. Dazu gehören im Wesentlichen die Geschichtswissenschaft, die historische Anthropologie, die Kulturwissenschaften, die Ethnologie, die Philosophie, die Psychologie, die Religionswissenschaft, die Soziologie als auch die Politikwissenschaft.[7] Die aktuellen und zum Teil auch umstrittenen Erkenntnisse dieser Forschungsrichtungen können hier nur in geringer Form, auf Grund des immensen Umfangs, berücksichtigt werden. In Bezug auf das männliche Geschlecht sollen im weiteren Verlauf dieses Kapitels wesentliche Anhaltspunkte aus der Geschlechterforschung einen groben Überblick verschaffen.[8]

Da sich die soziale Beschaffenheit von Geschlecht an biologischen Unterschieden festmachen lässt, die in der Gesellschaft weiter be- und verarbeitet werden, dürfen diese dem Leser und der Leserin an dieser Stelle nicht vorenthalten werden und dienen als Einstieg in die anschließende Thematik.[9]

2.1 Geschlechtsunterschiede aus biologischer Sicht

Zwischen Mädchen und Jungen werden Unterschiede gemacht. Schon am Beispiel der Namensgebung wird deutlich, dass wir ein wesentliches Interesse haben, die Geschlechtszugehörigkeit eines Menschen zu bestimmen und daran festzuhalten. Wir wollen in erster Linie wissen, welches Geschlecht die Person im Gegenüber hat, um sie in die Kategorie „männlich“ oder „weiblich“ einzuordnen. Anschließend richten wir unsere Einschätzungen, Entscheidungen und unser Handeln darauf aus.[10] Aber welcher Hintergrund liegt bei diesem schemenhaften Denken vor? Wir brauchen diese Einordnung, um die Wirklichkeit zu verarbeiten, vielleicht sogar zu bewältigen. Stammesgeschichtlich bedingt, braucht es die Einteilung nach dem Sexualdimorphismus[11] für die geschlechtliche Fortpflanzung, welche sich positiv auf die Evolution des Menschen auswirkt. Die Geschlechtszugehörigkeit wird nach verschiedenen Möglichkeiten festgestellt: Darunter fallen das Chromosomen-[12], das Keimdrüsen- und das Hormongeschlecht sowie das morphologische Geschlecht[13]. In großer, jedoch nicht vollständiger Abhängigkeit sind auch das Zuweisungsgeschlecht und das Geschlecht der Geschlechtsidentität zu nennen.[14]

Die vier erst genannten Geschlechtsbestimmungen führen nicht immer zum gleichen Ergebnis, letztendlich wird die Geschlechtszugehörigkeit durch Zuweisung greifbar und es stellt sich die Frage: „Wie wird man(n) Mann und frau Frau?“[15].

Der Weg der biologischen Entwicklung ist zum einen höchst kompliziert und zum anderen nicht gänzlich geklärt, besonders wenn es um den männlichen Organismus geht. Aber welche Erkenntnisse können und haben zur Geschlechtsdifferenzierung, und damit (fälschlicherweise) zur gesellschaftlichen Festschreibung von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ als natürliches Fundament beigetragen?

2.1.1 Der männliche Organismus

Das Gehirn ist das Zentrum für alle Sinnesempfindungen und Willkürhandlungen, sowie der Sitz des Bewusstseins, des Gedächtnisses und aller geistigen und seelischen Leistungen. Es gibt anatomisch feststellbare Unterschiede des weiblichen und männlichen Gehirns. So ist das männliche Gehirn schwerer, aber weniger durchblutet, als das weibliche und wird vorurteilsvoll als das überlegene verstanden.[16]

Von Beginn der embryonalen Phase bis zum Anbruch der Pubertät entwickelt sich das Gehirn geschlechtsspezifisch.[17] Es konnte bisher jedoch nicht erforscht werden, ob die unterschiedlichen Gehirnstrukturen nun durch Genwirkung oder geschlechtsspezifische Hormone, also Östrogene oder Androgene, zustande kommen. Analysiert worden ist, dass vorhandene Androgene[18] bestimmte Verhaltensweisen prägen. Bei Mädchen, bei welchen das „normale“ Maß an Androgenen erhöht ist, wurde bspw. festgestellt, dass sie „wilde“ Spiele bevorzugen, während sich Jungen mit dem gleichen Syndrom weniger aggressiv verhalten. Als eine weitere Entdeckung gilt, dass Frauen mit erhöhtem Androgenmaß deutlich weniger einen Partner haben und, nach der Deutung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, defizitär in ihrem Mutterverhalten seinen.[19]

Für die unterschiedliche Entwicklung und die unterschiedlichen Verhaltensweisen stellt das Gehirn sprichwörtlich die Weichen der geschlechtsspezifischen Entfaltung. Es schafft die Grundlagen für:

- die Gefühlsentstehung, ein Mann oder eine Frau zu sein,
- die Entwicklung und Identifizierung eines bestimmten männlichen oder weiblichen Körperbildes,
- die Entwicklung einer männlichen oder weiblichen Geschlechtsrolle, bedingt durch Kultur und Gesellschaft,
- die Entwicklung einer bestimmten sexuellen Orientierung und
- geschlechtsspezifische Verhaltensweisen bezüglich der Fortpflanzung.[20]

Eine weitere geschlechtsspezifische Unterscheidung lässt sich an den Keimdrüsen festmachen, bei Männern befinden sich diese in den Hoden und bei Frauen in den Eierstöcken. In Bezug auf den Mann ist morphologisch betrachtet „die Anwesenheit von männlichen Keimdrüsen für die männliche Entwicklung erforderlich und ausschlaggebend.“[21] Ohne Androgenproduktion kann der männliche Organismus sich genetisch nicht weiterentwickeln, und es kann zu einer mangelhaften „Vermännlichung“[22] kommen.[23] Die Entwicklung zum männlichen Fetus muss erst durch Hoden und Androgensekretion zum Anstoß gebracht werden. Beim weiblichen Organismus kann trotz des Fehlens von Eierstöcken, eine Weiterentwicklung erfolgen. Aus Sicht der Ontogenese[24] bedeutet dies, dass das weibliche Geschlecht stammesgeschichtlich das ältere ist.[25]

Warum dieser Sachverhalt von großer Bedeutung ist, zeigt sich am Interesse der Geschlechtsbestimmung. Es muss in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass z.B. in China weibliche Föten, auf Grund des ungewünschten Geschlechts, abgetrieben werden. Anhand dieses Beispiels werden gesellschaftliche und kulturelle Einflüsse deutlich. Hieraus lässt sich zu dem das Fazit aus diesem Exkurs ableiten: Biologische Unterschiede wurden und werden als Überlegenheit des Mannes gedeutet und sozial bearbeitet.[26] Die Genbiologie und die Hirnforschung bilden die Grundlage, für die Annahme der biologischen Verursachung von Unterschieden, zwischen den Geschlechtern und diese erweist sich bis heute unumstritten. Nach Ansicht von Carol Hagemann-White sind diese biologischen Erklärungsversuche die Verursachung von Geschlechterunterschieden und Geschlechterungleichheit, weil sie eine „verwirrende Mischung aus legitimer wissenschaftlicher Hypothesenbildung und altbackenem Vorurteil“[27] sind.[28] Diesen Vorurteilen entgegenzutreten soll im Folgenden versucht werden.

2.2 Gender Studies

Die Geschlechterforschung unterscheidet zwischen der Geschlechtsrolle „gender“ und dem biologischem Geschlecht „sex“. Gender bezeichnet die gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechtsrollen, d.h. die zugewiesenen Verhaltensweisen und Fremderwartungen von Männern und Frauen. Anders als beim biologischen Geschlecht, welches angeboren ist, ist die Geschlechtsrolle erlernt und damit nicht ein für alle Mal festgelegt, sondern auch veränderbar.[29]

In der Geschlechterforschung gibt es eine Vielzahl an Theorien zum Thema „gender“ und so sprechen West und Zimmermann vom Konzept des „doing gender“.[30] Drei nicht voneinander abhängige Faktoren spielen bei der sozialen Konstruktion von Geschlecht eine Rolle: Das körperliche und biologische Geschlecht „sex“, die soziale Zuordnung zum Geschlecht „sex category“ und das soziale Geschlecht „gender“.[31] Im alltäglichen „doing gender“, dem Prozess, in dem geschlechtsspezifische Lebenssituationen entstehen, wird die Geschlechterdifferenz dadurch erzeugt, dass sich die Handelnden kontinuierlich zu Frauen und Männern machen und machen lassen. Am Beispiel der Toilettentrennung wird diese Aussage besonders deutlich. Das Individuum antwortet auf die kulturellen und gesellschaftlichen Mechanismen und Institutionen, dabei konstruieren Organisationen Gender durch geschlechtsbezogene Regeln indirekt mit.[32] Die soziale Praxis nutzt den biologischen Unterschied und macht ihn damit im Alltag bedeutsam. Nach Goffman erfolgen im Alltag weibliche und männliche Darstellungen aus ungleichen Positionen, und um diese zu analysieren, bedarf es den Blick auf die Dominanz- und Unterordnungsverhältnisse sowie auf die Macht- und Herrschaftsstrukturen, die sich im Alltag äußern aber auch durch den Alltag hergestellt werden.[33]

Judith Butler stellte vor 15 Jahren alle bisherigen Erkenntnisse der Geschlechterforschung auf den Kopf, indem sie nicht nur das soziale Geschlecht sondern den Körper als sozial konstruiert ansieht.[34] Ihrer Überlegung nach, gibt es zwischen Geschlechtskörper und Geschlechtsrolle keinen notwendig kausalen Zusammenhang und nach ihrer Erkenntnis ist

das Geschlecht das, was wir tun, nicht das, was wir sind.[35] Also ist es nicht von Bedeutung, was eine Person ist, schon gar nicht ihre biologische Herkunft, sondern das, was sie zu dieser Person macht – also ihr Handeln. Somit müssten die Veränderungsmöglichkeiten der Identitäten von Personen unendlich sein.[36] Butlers These wird durch die Wandelbarkeit der Geschlechtsrolle, gegenüber dem als gegeben und angenommenen biologischen Geschlecht, fundiert. Denn die moderne Gesellschaft macht es Frauen und Männern möglich, einen individuellen Spielraum ihrer Geschlechtlichkeit und Geschlechtsidentität zu gestalten, der weit über die traditionellen Geschlechtsrollen hinausgeht. Somit müssten sich die Grenzen zwischen den Geschlechtern immer mehr auflösen können.[37]

Deswegen fordert Butler, dass es ,in der aktuellen Debatte, um Gender den Begriff „sex“ nicht mehr bedarf, denn „gender“ umfasst alle geschlechtlichen Aspekte - also auch den Geschlechtskörper -, die insgesamt als Konstruktion aufgefasst werden.[38] Gudrun A. Knapp stellt zu dieser Überlegung kritisch fest: „Inwieweit aber das Geschlecht, auch das biologische Geschlecht, sozial bestimmt ist, wie dies von Butler ... argumentiert wird, oder ob es einen Rest Biologie gibt, ist weiterhin in Diskussion“[39]. Auch Nitzschke sieht die Inszenierung des geschlechtlichen Körpers nicht individuell beliebig, da nicht jede Person frei entscheiden kann, wie weiblich oder männlich er oder sie in Erscheinung treten will.[40]

Viele Gendertheorien setzen voraus, dass es nur zwei Geschlechter gibt und auf dieser Basis werden Unterschiede gesucht und Zuschreibungen gemacht. Dagegen stellte Carol Hagemann-White mit ihrem 1988 erschienenen Aufsatz: „Wir werden nicht zweigeschlechtlich geboren ...“[41] eine erweiterte Erkenntnis aus sozialkonstruktivistischer Perspektive dar. Sie ist ebenfalls der Meinung, dass das soziale Geschlecht im Alltag erst „gemacht“ bzw. „konstruiert“ wird, jedoch bedeutet dies für Hagemann-White auch, dass die Geschlechtsrolle zahlreiche Facetten hat, weil sie unterschiedlich geprägt bzw. gemacht ist und wird. Es gibt also nicht „den“ Mann bzw. die „Männlichkeit“ sowie „die“ Frau“ bzw. die „Weiblichkeit“, doch es gibt das Bild als idealtypische Konstruktion von ihm bzw. ihr, obwohl jeder Mann und jede Frau verschieden ist.[42]

Aus diesen Ausführungen ergibt sich zusammenfassend die Botschaft, dass die Konflikte aus der Geschlechterdifferenz es überhaupt erst möglich machen, uns am anderen Geschlecht abzuarbeiten und uns darüber hinaus auch selbst zu erkennen. Denn das jeweils Andere bzw. Fremde verhilft uns zur eigenen Identität und die Spannung zwischen den Geschlechtern ist die herausfordernde Grundlage, dass wir uns verändern können.[43]

2.2.1 Gender Mainstreaming

Verschiedene Erkenntnisse der Geschlechterforschung wurden von der Bundesregierung aufgenommen und diese verpflichtet sich seit 1999, Gender Mainstreaming als Strategie und Methode, zur Verbesserung bzw. Gewährleistung der Chancengleichheit, Gleichstellung und Geschlechterdemokratie von Frauen und Männern, Mädchen und Jungen auf allen Ebenen umzusetzen.[44] Gender Mainstreaming bedeutet, dass die Frage der Geschlechtsrolle in den „Hauptstrom“[45] bzw. in die „Mitte der Gesellschaft“ gehört und gegen Geschlechterdiskriminierung in allen Politik- und Arbeitsbereichen bewusst gehandelt wird.[46] In erster Linie soll nicht die festgestellte Ungerechtigkeit das Vorgehen bestimmen, sondern Organisationen - und dazu gehört auch die christliche Kirche - sollen sich fragen, wie diese von ihnen produziert werden und wodurch diese verändert werden können, damit in Zukunft Chancenungleichheit gar nicht erst entstehen kann.[47] D.h., nicht die weiblichen Mitarbeiterinnen und männlichen Mitarbeiter sollen der Organisation angepasst werden, sondern sie selbst soll sich den Unterschiedlichkeiten von Frauen und Männern anpassen.[48] Der Blick richtet sich dabei immer auf beide Geschlechter, an denen sich Erwartungen und Rollenzuschreibungen des Umfelds fest machen, denn Frauen und Männer stehen in einem wechselseitigen Beziehungsgefüge, sie können sich selbst verändern durch neue Zugänge zu sich selbst und dem Gegenüber.[49]

Da Gender Mainstreaming in der Um- und Durchsetzung von Konzepten der Chancengleichheit abhängig von ihren Akteurinnen und Akteuren ist, muss in diesem Fall kritisch darauf hingewiesen werden, dass diese ausgehend von ihren eigenen Geschlechterleitbildern handeln.[50] Auch der Hinweis, dass politische Maßnahmen mehrere, unter Umständen auch widersprüchliche Ziele verfolgen, darf an dieser Stelle als kritische Anmerkung nicht fehlen. Regine Gildemeister kritisiert an der politischen Strategie zusätzlich, dass die Ansätze in den Gender Studies zwar gesellschaftlich akzeptiert werden, immer noch ein „Nischendasein“[51] führen, oder als Vorhaben begriffen werden, und weit entfernt von der praktischen Umsetzung sind.[52] Nur in den Gewerkschaften und Kirchen[53] finden sich bisher Aktivitäten zur Umsetzung von Gender Mainstreaming.[54] Ebenso sieht Peter Döge das „Konzept der Geschlechterdemokratie“[55] als unscharf und die Umsetzung als noch ausstehend an.[56] Bisher liegen keine Untersuchungen, über das Ausmaß der Aktivitäten zur Implementierung von Gender Mainstreaming auf den unterschiedlichsten Ebenen bzw. Organisationen vor.[57] Außerdem ist für viele Männer bisher noch nicht deutlich geworden, welche Vorteile sie von einer aktiven Beteiligung im Umsetzungsprozess von Gender Mainstreaming haben.

2.2.2 Gender mit Blick auf „den“ Mann

Es wäre nach diesen vorhergehenden Ausführungen falsch, Gender als ein reines Frauenthema zu betrachten, auch wenn dies zunächst ein vordergründiger Gedanke, bestimmend durch die Benachteiligung von Frauen, die zweite Frauenbewegung und -forschung, war bzw. ist. Geschlechterforschung ist weitestgehend Mädchen- und Frauenforschung geblieben und Männer werden meist als „Verhinderer“[58] der Gleichstellung von Frauen angesehen oder sie werden aufgefordert die Bedürfnisse von Frauen zu unterstützen. Die Gleichstellungspolitik hatte schließlich zum Ziel, Frauen die Möglichkeit zu geben, sich an den Männern - durch Erwerbstätigkeit und Führungsposition – anzunähern.[59]

Momentan ist zu beobachten wie die Gewissheit dessen, was als männlich gilt, zu schwinden beginnt. Junge Männer haben ihre Einstellung zu ihrer Geschlechterrolle verändert, sie probieren sich in der Partnerschaft, Liebe, in Beruf und Karriere, mit Kindern und Familie aus.[60] Es eröffnet sich eine Art Spiel des Infragestellens und auch der Überbietung, was die männliche Geschlechtsrolle anbelangt.[61] In Blick auf die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen und einer neuen Freiheit aus alten Zwängen, geprägt durch die Vielfalt der Möglichkeiten, aber dem Konflikt an die männliche Geschlechtsrolle „gefesselt“ zu sein, bildet sich bei Männern ein Dilemma ab.[62]

Viele emanzipierte Männer erleben sich bspw. wegen ihrer aktiven Vaterschaft und der damit einhergehenden Erwerbsunterbrechung als Einzelkämpfer, weil sie von „traditionellen“ Männern im Beruf belächelt, wenn nicht sogar abwertend behandelt werden. Die als weiblich erachteten Handlungen können nur schwer von Männern angenommen werden, weil dadurch ein Verlust der „Männlichkeit“ befürchtet wird. Damit ist der Kernbereich männlicher Identität als „Erwerbs- oder Machtmann“ nicht weiter ignorierbar und auch nicht mehr Privatsache von einigen „Softis“. Männer müssen vielmehr in die Geschlechterpolitik mit einbezogen werden.[63] Die Genderfrage muss damit bestehende Sichtweisen und Standards überprüfen und ihre scheinbare Selbstverständlichkeit „entselbstverständlichen“[64], um Männer aus der gesellschaftlichen Festschreibung zu befreien. Somit muss auch das Modell der „sozialen Konstruktion von Geschlecht“, statt die Vorstellung der Zweigeschlechtlichkeit, konstruktiver Teil von Gender Mainstreaming sein.[65] Momentan verharrt die bundesdeutsche Geschlechterpolitik in ihren Genderanalysen bei der Datenerhebung von Frauen und Männern bspw. in der Besetzung von Führungspositionen in Organisationen. Damit besteht die Gefahr, die Fehler der bisherigen Gleichstellungspolitik zu wiederholen.[66]

Gender Mainstreaming kann die patriarchalen Strukturen vom Grundsatz her nicht ändern, sie bedient sich vielmehr der Ergebnisse der (traditionellen) Geschlechterforschung. Hieraus entsteht ein Widerspruch, der sich nicht auflösen lässt. Wenn weiterhin Benachteiligungen von Frauen und Männern parallel nebeneinander gestellt und unkommentiert bleiben, bleiben auch die strukturellen Unterschiede im Macht- und Ressourcenzugang nicht bedacht. Und weil bspw. Transsexuelle oder Homosexuelle nicht in Gender Mainstreaming vorkommen, so bleibt es bei einer Dualität des sozialen Geschlechts, obwohl Jede und Jeder verschieden ist.[67] Neue Entwicklungen in der Geschlechtertheorie fragen hingegen nach Möglichkeiten, die Unterscheidungen von Frauen und Männern bedeutungslos werden lassen, so dass sich an diesen Unterscheidungen keine sozialen Unterschiede mehr anknüpfen können. Denn die Dekonstruktion der Sozialordnung der Zweigeschlechtlichkeit würde die ungleiche Teilhabe, von Frauen und Männern an gesellschaftlichen Handlungsmöglichkeiten, abbauen.[68]

Wie die Unterstützungsangebote für eine individuelle männliche Lebensgestaltung aussehen und in der religionspädagogischen Arbeit aufgenommen werden können, wird am Ende dieser Arbeit einen Schwerpunkt bilden. Doch zuvor ist es wichtig sich der Erforschung von „Männlichkeiten“ und der Geschlechterverhältnisse bzw. -hierarchie näher zu widmen, da der Mann immer noch die Norm des Menschlichen in unserer Gesellschaft darstellt.[69] Denn, wenn es wirklich um geschlechterdemokratische Politik gehen soll, ist Männerforschung ein wesentlicher Baustein.[70]

2.3 Die kritische Männerforschung

Woran liegt es, dass Männer schon immer das dominante Geschlecht darstell(t)en? Dieser Fragestellung geht die kritische Männerforschung nach, sucht nach Antworten für das Phänomen der sozialen Konstruktion von Männlichkeit und dem ungleichwertigen Geschlechterverhältnis. Um die junge Forschungsdisziplin mit ihren Theorien und Modellen zu erläutern, ist es zunächst notwendig, einige Anmerkungen vorzunehmen und die Wurzeln kritischer Männerforschung aufzuzeigen.

Seit Mitte der 70er Jahre gibt es in Amerika erste sozialwissenschaftliche Ansätze und darüber hinaus eine Forschungsrichtung, welche die Geschlechtlichkeit des Handelns von Männern in den Blick nimmt. Vielfältige Umbrüche hatten und haben zur Folge, dass sich die männliche Herrschaft als das Wahre und Selbstverständliche nicht mehr unhinterfragt durchsetzt und damit in Legitimationsdruck gerät.[71] Mittlerweile behauptet sich die kritische Männerforschung in den USA als (ernstzunehmende) Wissenschaft neben der feministischen Geschlechterforschung. Die Annahme der Geschlechterkonstruktion ist nicht nur für die feministischen Ansätze, sondern auch für die Männerforschung von grundlegender Bedeutung und beide üben Kritik an den traditionellen Theorien, Männer als die Norm anzusehen und damit zum Synonym Mensch zu machen.[72]

Deutsche Männer verhalten sich bisher zurückhaltend, wenn es darum geht eigene Beiträge zur Geschlechterforschung zu erstellen, melden sich in der Debatte um Geschlechterdemokratie und Gender Mainstreaming kaum zu Wort und so ist „Männlichkeit“ fast ausschließlich ein Thema der Frauenforschung.[73]

Die wenigen Männerforscher in Deutschland, insbesondere der Soziologe Walter Hollstein und der Politologe Peter Döge, riefen Ende 1997 zu einem Zusammenschluss von Geschlechterforschung und kritischer Männerforschung auf. Bis dahin waren deutsche Männerforscher vereinzelt in ihren Einrichtungen tätig und wurden von ihren männlichen Kollegen, als auch von der Frauenforschung mit großer Skepsis betrachtet. Auch wollten die Männerforscher nicht, dass die politischen Auswirkungen der Geschlechterforschung nur Frauensache bleiben. Der Männerforschung geht es nicht darum, feministische Kritik an den herrschenden patriarchalen Verhältnissen zurückzuweisen, sondern im ersten Schritt um die Thematisierung negativer Folgen patriarchaler Verhältnisse für Männer und deren Bewusstsein, sowie die Unterdrückung und das Leiden zu erheben. Damit sollen Männer zu gemeinsamen Aktionen mit Frauen motiviert werden. Ein zweiter Ansatz kritischer Männerforschung ist es, Männlichkeiten im Kontext von Geschlechterverhältnissen und Männlichkeiten als soziale Struktur im Kontext der Geschlechterforschung zu analysieren.[74] Dazu wurden und werden qualitative und quantitative Methoden der Sozialforschung genutzt. Die Forschung steht in Deutschland noch am Anfang und richtete ihren bisherigen Blick auf die männliche Therapiearbeit, die Entwicklungspsychologie, die historische Männerforschung sowie die Jungenarbeit. Erst seit ein paar Jahren werden Ansätze zur wissenschaftlichen Männerforschung entwickelt. Einmalig in der deutschen Männerforschung ist die Männerstudie von Paul M. Zulehner und Rainer Volz zum Einstellungswandel von Männern.[75]

Das Anliegen der kritischen Männerforschung ist es, Hierarchien (auch unter Männern), die in der Geschlechtersozialisation begründet sind, aufzudecken und Angebote für ein verändertes Mannsein, im Gegensatz zum gesellschaftlichen Männlichkeitsbild, welches sich auch auf die Beziehung unter den Geschlechtern und den Generationen auswirkt, zu entwickeln.[76]

Problematisch ist bei der kritischen Männerforschung die Beziehung zwischen Frauen- und Männerforschung. So gibt es Wissenschaftler die sich dafür aussprechen, dass Frauenforschung weiterhin von Frauen betrieben werden soll und andere, die die Ergebnisse der Frauenforschung durch die kritische Männerforschung überprüfen wollen. Auch die Frauenforschung kritisiert die Männerforschung, weil sie damit eine Gefahr der Konkurrenz für die Frauenforschung und die Interessenverschiebung begünstigend für die Männer sieht, insbesondere in Hinblick einer knappen Finanzierungsgrundlage. Die Frauenforscherinnen sind geteilter Meinung, einige von ihnen sehen die beiden Forschungsrichtungen als eine Erweiterung der Geschlechterforschung an.[77] Nach Kimmels Meinung hat die Frauenforschung Geschlecht sichtbar gemacht und somit muss Frauenforschung nicht zur Geschlechterforschung werden, weil sie bereits Geschlechterforschung ist. „Durch die Sichtbarmachung der Frauen dezentrierte die Frauenforschung die Männer als nicht in Frage gestellte, körperlose Stimmen des akademischen Kanons und zeigt, dass Männer genauso wie die Frauen ganz und gar körperliche Wesen sind und ihre Identitäten gleichermaßen wie die der Frau sozial konstruiert sind“[78]. Indem also die Frauenforschung Geschlecht sichtbar macht handelt sie ebenso von Männern, weil sie diese dadurch auch sichtbar macht, die ja vorher unsichtbar – besonders für sich selbst – waren. So kam die Zeit, dass auch Männer das Thema Gender aufgreifen[79], oder nach dem chinesischen Sprichwort ausgedrückt: „Der Fisch entdeckt das Meer als Letzter[80] .

2.3.1 Männer und Männlichkeiten

Generell wird in der Geschlechterforschung Männlichkeit und Geschlecht als sozial konstruiert verstanden. „Geschlechtlichkeit als soziale Praxis bezieht sich ständig auf den Körper und auf das, was Körper machen, reduziert sich allerdings auch nicht auf den Körper. Eigentlich verdreht der Reduktionismus[81] die wirkliche Situation vollständig. Das soziale Geschlecht existiert genau in dem Ausmaß, indem die Biologie das Soziale nicht determinier“[82]. Die soziale Praxis ist nicht ursprünglich, sondern sie reagiert auf bestimmte Situationen und entsteht innerhalb sozialer Beziehungen und Strukturen. In unserer westlichen Gesellschaft hat sich das Konstrukt von Männlichkeit historisch, erst am Ende des 18. Jahrhunderts herausgebildet. Zuvor hat es immer einen Auseinandersetzungsprozess von Menschen und Gruppen mit ihrer historischen Situation des Geschlechts gegeben. Somit ist das Handeln als eine Einheit, durch die sich die anfänglichen Projektionen und Entwürfe in Geschlechterstrukturen transformiert haben, zu verstehen und damit werden Männlichkeiten und Weiblichkeiten zu Konfigurationen der Geschlechterpraxis bzw. zu prozesshaften Geschlechterprojekten.[83] Die Kategorie Geschlecht, welche sich auf eine zweigeschlechtliche Grundform beruht, stellt demnach immer eine soziale Ordnung her, „bei der es keine Möglichkeit zum sozialen Auf- und Abstieg gibt. Mann oder Frau ist man [räumlich gesehen durch Teilung von Tisch und Bett] lebenslang[84] .

Nach den neusten Forschungsergebnissen zu urteilen, äußert sich Männlichkeit in einem vergeschlechtlichen und vergeschlechtlichenden Habitus[85] mit speziell männlicher Körperlichkeit und darauf bezogene Empfindungen.[86] Der jeweilige männliche bzw. weibliche Habitus drückt nicht nur eine Handlung oder Einstellung aus, sondern ist nach Ansicht vom Soziologen Pierre Bourdieu durch ökonomische, kulturelle und soziale Verhältnisse verschiedenartig ausprägt. Nach diesem Habituskonzept agieren Menschen je nach Sozial- und Klassenlage strategisch auf unvorhergesehene Situationen, mit entsprechenden Wahrnehmungs-, Handlungs- und Denkmustern, die sich zur Bewältigung herausbilden.[87] Faktoren wie Kultur, Generation und Geschlecht haben einen wesentlichen Einfluss in der Ausprägung und Unterteilung der Habitusformen. Je nach Lebenslage von Männern unterscheiden sich auch deren geschlechtsbezogene habituelle Sicherheiten.[88] Michael Meuser sieht in Anlehnung am Konzept „doing gender“ den Habitus „als einverleibte, zur Natur gewordene und damit als solche vergessene [bzw. unsichtbare] Geschichte“[89]. Damit ist jedem Mann ein geschichtlich geprägtes Verhalten seines Auftretens zugeschrieben, welches nicht nur individuell, sondern auch geschlechtlich übertragen werden kann. Der Habitus erzeugt nicht nur das männliche Handeln, sondern sorgt zusätzlich für eine Bewertung des fremden Handelns, ob diese angemessen oder unangemessen erscheint.[90] Für Meuser ist der geschlechtliche Habitus weiter gefasst als das Konzept der Geschlechtsrollen, auch wenn der Vergleich nahe liegt, da sich die verschiedenen sozialen Rollen wie Vater oder Lehrer im Konzept des geschlechtlichen Habitus zusammenfassen lassen. So kann man sich von den spezifischen Rollen wie Beschützer oder Ernährer lösen und neue annehmen, aber der Habitus als „fleischiges Gedächtnis von Darstellungen erinnert beständig an die Macht der Struktur“[91] innerhalb der geschlechtsdifferenzierenden Gesellschaft.[92]

Für Robert Connell gibt es im Kontext der Kulturen verschiedene Ausprägungen von Männlichkeit und er bedient damit auch die Vorstellung des „doing difference´s“ innerhalb eines Geschlechts.[93] Deshalb gehen einige Forscher davon aus, dass es mindestens 17 Differenzierungsmöglichkeiten von Männern und Männlichkeiten gibt.[94]

2.3.2 Männlichkeiten und die hegemoniale Männlichkeit

Zu den wesentlichsten Theoriekonzepten männlicher Herrschaft zählt nicht nur der „männliche Habitus“, sondern auch die „Hegemoniale Männlichkeit“.[95] „Hegemonie“ bezieht sich nach Ansicht von Antonio Gramsci auf die gesellschaftliche Dynamik, mit welcher eine Gruppe eine Führungsposition in der Gesellschaft einnimmt und aufrechterhält.[96]

Als Herrscher der Welt[97] haben Männer die Werte und Normen gesetzt. Diese unsichtbaren und vergeschlechtlichen Normen dienten als Maßstab und schienen geschlechtsneutral zu sein.[98] (Sprach man(n) von sich als Mann, sind alle gemeint gewesen.) Männliche Sichtweisen, Bedürfnisse und Verhaltensmuster sind damit nicht männlich, sondern universal auch für Frauen und Kinder definiert. Die Illusion der Geschlechtsneutralität hat ernsthafte Konsequenzen für Frauen, aber auch für Männer hervorgebracht . Denn wer herrscht, sieht sich selbst als stark bzw. gesund an und muss sich nicht in Frage stellen. Dagegen erscheinen die Anderen als pflegebedürftig, seltsam oder defizitär, weil sie mit dem Maßstab eines Anderen beurteilt werden.[99] Männlichkeit ist wie Männer sein sollen, also in der westeuropäischen Gesellschaft weiß, heterosexuell, zwischen 45 und 55 Jahre alt[100], körperlich fit und erfolgsorientiert, aber eben nicht sind.[101] Männlichkeit wird trotzdem als soziale Norm für männliches Verhalten definiert und verschiedene Männer nähern sich als Folge dessen, diesem Standard verschieden weit an. Hier entsteht das Paradoxe, denn realistisch gesehen, erfüllen nur sehr wenige Männer die geforderte Norm.[102] Demzufolge muss es auch abweichende Männlichkeitsformen geben, welche sich nicht oder nur teilweise in das traditionelle Sozialisationsschema einfügen lassen.[103] Dies gilt insbesondere für homosexuelle Männer, die als nicht normal - wegen ihrer Sexualität - gelten und herabsetzt werden. Dadurch erfährt sich Männlichkeit eben nicht nur aus Abgrenzung zur Frau, sondern auch aus der Beziehung, welche Männer untereinander haben.[104] Diese Erkenntnis stammt vom australischen Soziologen Robert Connell, der den Begriff der Hegemonialen Männlichkeit etablierte. Im Allgemeinen versteht man darunter eine männliche Vormachtstellung, für Connell erklärt sie das Verhältnis und die Beziehungsstrukturen zwischen den Geschlechtern und unter Männern, die einer männlichen Sinnstiftung, Herrschaftssicherung und Unsicherheitsreduktion dienen. Männerbünde und andere Beziehungen, welche Männer untereinander pflegen, fungieren als Abgrenzung gegenüber Frauen, untergeordneten Männern und marginalisierten[105] Männlichkeiten. Von daher sind selbst unterschiedliche Männlichkeitskonstrukte nicht gleichwertig, sondern stehen in einem hierarischen Verhältnis zueinander.[106] Andere Formen von Männlichkeit, wie z.B. Homosexualität, dunkelhäutige Männer oder so genannte „neue“ Männer werden unterdrückt und ausgegrenzt, weil sie einem unangemessenen Status zugeordnet werden.[107] Jeglicher Ausschluss durch die patriarchale Ideologie der Männlichkeit wird dem Schwulsein zugeordnet und mit Weiblichkeit gleichgesetzt. So können auch heterosexuelle Männer und Jungen durch die Betitelung als „Schwächling“, „Schlappschwanz“, „Muttersöhnchen“, „Streber“ usw. aus dem Legitimiertsein ausgeschlossen werden. Dieses Männlichkeitskonstrukt muss nicht immer personell gebunden sein, sonder kann auch ein vermitteltes Bild sein, welches eine „akzeptierende Antwort auf das Legitimationsproblem des Patriarchats verkörpert und die Dominanz der Männer sowie die Unterordnung der Frauen gewährleistet (oder gewährleisten soll)“[108]. Trotz einer vaterlosen Gesellschaft ist die Vorherrschaft des Vaters verinnerlicht, die sich nun nicht mehr auf den individuellen Vater bezieht, sondern auf patriarchalische Strukturen wie Institutionen, Staat oder Leitbilder der Werbung, die alle Repräsentanten das Vaterprinzip verkörpern.[109] Demnach bilden auch Institutionen eine hierarische und hierarisierende Besetzung unterschiedlicher Männlichkeiten, die sich unterschiedlich verdichten. Dadurch ist das Handeln dieser Institutionen, wie Staat oder Kirche, als komplexe Interaktion unterschiedlicher Männlichkeiten zu verstehen.[110]

Männer, aber auch Frauen unterdrücken sich in den unterschiedlichsten Rollen durch Machtkämpfe wechselseitig, wobei nach Connell nur Männer ihre Dominanz- und Machtbeziehung auf das andere Geschlecht ausdehnen. Von den Männern, die der sozialen Norm für männliches Verhalten entsprechen bzw. es „eisern“ praktizieren, profitiert die überwiegende Zahl der Männer von der Vorherrschaft dieser Männlichkeitsform. Sie nehmen an der „patriarchalen Dividende“[111] teil, also dem materiellen und immateriellen Vorteilen von Männern, aus der Unterdrückung der Frauen bezogen werden.[112] Obwohl nicht alle Männer das hegemoniale Männlichkeitsmuster leben, werden Täter und Opfer zu Komplizen des Konzepts durch das kulturell erzeugte Einverständnis der Unterprivilegierten.[113] Da Männer noch immer eine Vielzahl an Machtpositionen besetzen und mehr als Frauen verdienen geht Hollstein davon aus, dass diese männliche Privilegierung die Bereitschaft herstellt, sich in das enge Korsett von Härte, Konkurrenz und Kampf „pressen“ zu lassen. Auch der Erwerb von Macht z.B. bei einem Vorstandsmitglied eines Konzerns, ist ein harter Kampf gewesen, welcher auch weiterhin gegen Neider und Konkurrenten verteidigt werden muss und diese dafür aufgebrachte Anstrengung spricht entschieden gegen eine Veränderung bzw. Machtabgabe.[114] Und so ist auch dieses Dilemma auf die Gleichstellungspolitik anzuwenden bzw. zu verstehen. Die Politik hält in vielen Bereichen noch an den traditionellen männlichen Rollenbildern fest, um die Erhaltung der Macht von Politikern als ihr Lebensziel aufrechtzuerhalten. Das männliche Machtprinzip funktioniert jedoch nur, wenn ihm alle folgen und dies zeigt sich besonders deutlich, wenn sich Politiker (und Politikerinnen) narzisstisch darstellen.[115]

3. Die Entwicklung von Männlichkeit

Um einige Anhaltspunkte für die - bis heute geprägte Sichtweise - der Männlichkeit zu finden, muss erst einmal das männliche Bild aufgezeigt werden, um dann zu verstehen welche historischen Bedingungen dazu beigetragen haben bzw. welchen Sinn sie hatten, „den“ Mann so entstehen zu lassen. Ein Blick in die Menschheitsgeschichte (die auch Männergeschichte ist) erfolgt hier nur punktuell.

3.1 Das männliche Leitbild als gesellschaftliche Vorgabe

Die Kategorien „männlich“ bzw. „weiblich“ dienen bis heute auch der gesellschaftlichen Ordnung. So wird schon ein Säugling nach einer der beiden Einteilungen behandelt. Infolgedessen kann und muss jede Person sich einem Geschlecht zuordnen und zuordnen lassen. Diese Unterscheidung nach dem Geschlecht bestimmt das weitere Verhalten gegenüber eines oder einer Unbekannten. Die anschließend aufgezeigten Kategorien stehen für geschlechtsspezifische Fähigkeiten oder Eigenschaften im Alltag, aber nicht in der Wissenschaft.[116]

Männlichkeit hat demnach folgende Merkmale: „Stark, mutig, durchsetzungsfähig, dominant, leistungs- und konkurrenzorientiert, aggressiv (vor allem bei der Durchsetzung sexueller Wünsche), unabhängig, selbständig (sic!), zweckrational, emotional kontrolliert. Die Beherrschung von Gefühlen (insbesondere von Gefühlen der ,Schwäche‘ wie Hilflosigkeit, Angst oder Depression) und die dadurch mögliche Kontrolle der Beziehung zu anderen Menschen gehören demnach – neben der behaupteten Effektivität im Leistungsbereich – zum ,männlichen´ Stereotyp“[117].

Die weiblichen Konnotationen verhalten sich wie Gegensätze, so dass von Frauen eher häusliche, fürsorgliche oder beziehungsorientierte Eigenschaften erwartet werden. Nach Durkheims funktionaler Ansicht sind Mann und Frau in der modernen Gesellschaft aufeinander verwiesen, so dass ein Geschlecht die Gemütsfunktionen und das andere die Verstandesfunktionen übernimmt.[118] Diese stereotypen Inhalte bzw. Bilder der Geschlechter begreifen so genannte Alltagstheoretiker und Alltagstheoretikerinnen trügerisch als biologisch bedingt. Der Inhalt ist aber als Ausdruck geschlechtsspezifischer Leitbilder zu verstehen, welche die gesellschaftlich organisierte Sozialisation der Geschlechter bestimmen. Denn „das“[119] Kind verhält sich anfangs geschlechtsneutral, auch wenn es gesellschaftlich vorgeschriebene Geschlechtsrollen gibt. Dagegen umfasst die Geschlechtsrolle das (scheinbar) typisch männliche oder weibliche Verhaltensrepertoire.[120]

Dabei ist das androgyne Leitbild, welches männliche und weibliche Merkmale aufweist, an den traditionell männlichen Werten orientiert und diese Einheit ist zugleich ein Widerspruch. Sport, Gesundheit, Dominanz, Durchsetzungsvermögen und Erfolg sind Ideale, an denen sich heute Frauen und Männer gleichermaßen orientieren.[121]

Über Jahrtausende waren männliche Leitbilder wie „Jäger-Krieger“ und später „Priester-Mönch“ für die männertypische Sozialisation auserwählt. Somit waren Kennzeichen wie der Held, die Askese, der Verzicht und der Heldentod für das Leben eines „richtigen“ Mannes über lange Zeit ausschlaggebend. Diese Darstellungen kriegerischer Männlichkeit zeigen sich noch zur Zeit des Ersten Weltkriegs, wo Männer begeistert an die Front marschierten und am faschistischen Männerkult, der ein (selbst-)mörderisches Ideal in der männlichen Psyche erscheinen ließ.[122] Selbst in den Medien wird der Mann heute immer noch mit Ehrgeiz und Ellenbogentaktik z.B. im Profisport vorgeführt, um mit egozentrischer Überlegung seine Konkurrenten abzufertigen und dadurch an der Spitze der Leistungsgesellschaft zu stehen. Denn erst auf der Menge der Verlierer hebt sich der Sieger bzw. der Held ab.[123]

In den USA wird zu Ende des 19. Jahrhunderts das Bild des Cowboys geprägt, das bis heute von der Hollywoodindustrie als Vorbild wahrer Männlichkeit in Szene gesetzt wird. Der Westernheld enthält nicht nur Aspekte mittelalterliche Ritterbilder, sondern vor allem chauvinistische und rassistische Merkmale. Auch seine Verkörperung des innerlich Einsamen und äußerlich Freien gibt den Helden ab, ist zwar voller Widersprüche aber eben in einer moderneren Männlichkeitsideologie verhaftet.[124] Jedoch ist der Cowboy kein realer Mensch, sondern eine von der Filmbranche erschaffene Figur und es stellt sich die Frage, ob bei der Erschaffung des historisch-falschen Cowboys an Freud gedacht worden ist. Nach Freud sind alle Menschen bisexuell veranlagt, weil männliche und weibliche Neigungen nebeneinander bestehen und viele Homosexuelle den psychischen Charakter der Männlichkeit bewahrt haben.[125]

Das erkorene Männlichkeitsideal der Spanier stellt der „Macho“ dar. Er lebt seine Heterosexualität aus, indem er seine ständig neuen Frauen verachtet und zugleich idealisiert. Seine Mutterbindung hat sich nie aufgelöst, er ist emotional vaterlos geblieben und hasst Frauen. Das Schicksal resultiert auf die eingeschränkte Funktion der Mutter als Hausfrau mit ihrer Überbeschützung gegenüber dem Sohn. Daraus entsteht eine emotionale Abhängigkeit durch eine ewige Dankbarkeitsverpflichtung, denn die Mutter hat sich für ihr Kind „geopfert“. Ziel dieser (widersprüchlichen) Erziehung ist es, den Sohn männlich zu machen und zu verhindern, dass er erwachsen wird.[126]

So exotisch diese Leitbilder auch erscheinen mögen, sie zeigen eine in unsere Gesellschaft weit verbreitete Mutter-Kind-Zentriertheit innerhalb der Familie an, die aus der Vaterlosigkeit als Konsequenz entstanden ist und kaum modifizierbar scheint.[127] Das daraus sich etablierende Dilemma schreit förmlich nach einer stärkeren Beteiligung der Väter an der Kinderbetreuung. Alternative Männlichkeitsmodelle bzw. -bilder wie der teilzeitarbeitende Vater, der Teilnehmer einer Männergruppe oder der mitverantwortliche Partner in einer Beziehung werden wenn, dann nur am Rande öffentlich erwähnt.

Dass Jungen und Männer im Laufe ihres Lebens auch von patriarchalen Denkmustern, Verhaltensweisen und Organisationsstrukturen der Gesellschaft geformt werden, soll im Folgenden ausgeführt werden, wird aber anhand der eben aufgezeigten Leitbilder schon annähernd deutlich. Mit Hilfe unterschiedlichster Strategien werden bis heute diese Bilder aufrechterhalten. Aber welche Gründe führten zu dieser stereotypen männlichen Rollenannahme, welche immer noch in so vielen „Köpfen“ präsent ist?

3.2 Die historisch prägende Ausbildung der männlichen Geschlechtsrolle

Aufgrund der Moderne, der Arbeitsteilung durch die Industrialisierung wurde das, bis in das 18. Jahrhundert reichende, gültige Modell des einen Geschlechts des Menschen abgelöst. Die daraus folgende Denkweise der Zweigeschlechtlichkeit kann als eine Erfindung der Humanwissenschaften begriffen werden. Die damals festgestellte biologische Differenzierung des Geschlechts wurde genutzt, um dem Sozialen eine neue Grundlage zu geben und fortan galten die sozialen Differenzen als Ontologische[128], d.h. dass seither nun zwei Charaktere mit ihren physiologischen Merkmalen als naturgegebene Differenzbestimmungen aufgefasst wurden.[129] Um 1900 wurden die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die - wie im Vorfeld schon erläutert - in Eigenschaften und Personenprofilen einander entgegengesetzt sind, debattiert. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde dann die Geschlechterforschung mit dem Konzept der sozialen Rolle konfrontiert, woraus sich der Begriff „Geschlechtsrolle“ entwickelte, der bis heute in fast aller „Munde“ ist. Dass das Leben ein Theaterstück ist und Jeder und Jede darin seine bzw. ihre Rolle spielt ist dazu eine bekannte Metapher aus älterer Zeit. Die Geschlechtsrolle als soziales Konzept zu verstehen – und damit wird die patriarchalisch geprägte Gesellschaft zum Regisseur des „Theaters“ -, etablierte sich durch die Vorstellung, dass die kulturellen Normen und die soziale Struktur eine Verbindung eingehen und die Geschlechtsrolle dadurch bestimmt und religiös legitimiert wird.[130] Geschlechtsrollen sind demnach entweder von bestimmten Situationen abhängig oder das „Mann- und Frausein“ ist eine Bündelung von allgemeinen Erwartungen, die dem biologischen Geschlecht anhängen. Beim letzteren Ansatz, der immer noch am gebräuchlichsten ist, werden Männlichkeit und Weiblichkeit als die verinnerlichten Geschlechtsrollen, als Folge der Sozialisation betrachtet. Früher ging man davon aus, dass die verinnerlichte Geschlechtsrolle zur sozialen Stabilität, psychischen Gesundheit und Aufrechterhaltung notwendiger sozialer Funktion wichtig sei.[131] Mit der sich entwickelnden Geschlechterforschung wurde nunmehr erkannt, dass die Verinnerlichungstheorie besonders dazu dient(e), die weibliche Rolle zu unterdrücken und die Machthierarchie unter Männern zu rechtfertigen.[132] Denn die Geschlechtsrolle existiert nur als gesellschaftliche Vorstellung - also in den „Köpfen“ der sozialen Gemeinschaft.

Der Ausgangspunkt für die Herausbildung der männlichen Geschlechtsrolle ist die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in der früheren Gesellschaft. Männer waren für die Außenwelt, welche die Erwerbsarbeit und Politik mit einschließt, zuständig und galten bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts als alleinige Träger der Kultur.[133] Sie traten als politische Obrigkeit, Richter[134] und Stellvertreter Gottes auf Erden auf.[135]

Mittlerweile haben sich die Bedingungen geändert und die daran gebundenen Geschlechtsrollen lösen sich immer mehr auf.[136] Aber historisch gesehen führte die Einschränkung der Frau, durch das Kindergebären und -stillen dazu, dass Männer für die Ernährung und Beschützung zuständig waren.[137] Bis heute behaupten sich die Bilder des Erwerbs- und des Machtmanns und werden paradoxerweise von der Frauenpolitik reproduziert.[138]

In nichtwestlichen Kulturen werden heute noch Jungen zu Männern gemacht, indem sie von der Mutter, die sich ausschließlich bis zum zehnten Lebensjahr um sie kümmert, ab diesem Zeitpunkt von ihnen getrennt werden. Dazu benutzt man strenge und überaus grausame Initiationsriten, die der Junge über sich ergehen lassen muss. So werden z.B. in Papua-Neuguinea Jungen in den Wald gejagt, geschlagen und ausgehungert. Danach beginnt die Einführung in die Sexualität in der Männerhorde, indem Jungen das Ejakulat von jungen Männern trinken müssen um ihre Männlichkeit hervorzubringen.[139]

Die Herstellung kriegerischer Männlichkeit hat immer einen Mutter-Verzicht zum Anliegen. Der Wunsch eines Jungen, bei der Mutter zu bleiben und sich dort weiterhin wohl und aufgehoben zu fühlen entwickelt keine Distanz zu ihr. Nur durch eine Form der Übermännlichkeit, die sich gegen alles Weibliche wendet, kann die Nähe der Mutter besiegt werden und die weiblichen Anteile, die in Männern verankert sind, zerstören. Somit waren und sind Männlichkeitsriten immer auch Wunschverzichtsriten.[140] Auch im heutigen Sozialisationsprozess des Kindes entspricht die Abwesenheit des Vaters einer Ohnmacht und die Mutter hat die Allmacht. Kommt der Sohn in die Pubertät wird die emotionale und enge Bindung an die Mutter abrupt und somit traumatisch abgerissen und der Prozess der Abgrenzung gegenüber allem Weiblichen erzwungen. Nach Meinung dieser Kriegerstämme hat das Zusammenleben der Jungen mit ihren Müttern eine weibliche Geschlechtsidentität hervorgebracht, die durch diese brutale Weise in männliches Verhalten verwandelt werden muss, um Jungen zu aggressiven Kriegern zu machen. Dieser Abgrenzungsprozess steuert sich durch Initiationsriten, die eine symbolische Form der Kastration und der rituellen Form der Homosexualität beinhalten.[141]

Ebenfalls zur männlichen Ideologie gehört die Pflicht des Mannes die Ernährung bzw. finanzielle Sicherstellung der Familie aus eigener Kraft zu leisten. Jedoch konnte schon vor über einem Jahrhundert der „einfache“ Mann diese Aufgabe nicht ohne weiteres erfüllen. So mussten alle Familienmitglieder dazu beitragen das Überleben zu sichern. Damit veränderte sich auch die Rolle des Mannes, weil er immer mehr die bis dahin abgesicherte Macht verliert.[142]

Männlichkeit ist in der Gesellschaft immer mit Macht und Autorität besetzt und schon am Ende des Ersten Weltkrieges wird die Krise der Männlichkeit spürbar. So erscheint 1919 das Buch: „Die vaterlose Gesellschaft“[143] von Peter Federn, der die „Verweiblichung“[144] anspricht, neue autoritäre Männerideologie, mit der Verachtung der Weiblichkeit , entstehen lassen will. Zunächst gab es die väterliche Autoritätsperson, welche im wechselseitigen Austauschverhältnis zwischen dem Vaterbild des Sohnes und der Kultur stehen. In Zeiten stabiler religiöser Systeme richtete sich dieses auf Gott aus und innerhalb des totalitären Staates, auf den Kaiser.[145] So sieht Federn die Gefahr nach dem Verlust der väterlichen Autorität durch den Sturz des Kaisers mit einem immensen Weitblick, dass mehrere Menschen, die „nur auf eine geeignete, neu auftretende Persönlichkeit warten, die ihrem Vaterideal entspricht, um sich wieder als Sohn zu ihm einzustellen. Mit großer Regelmäßigkeit hat deshalb nach dem Sturz von Königen die Republik der Herrschaft an einen Volksführer Platz gemacht“[146]. Diese Aussage, dass die Hitlerdiktatur aufgrund der verinnerlichten Vaterautorität entstehen konnte, kann dabei keine Entschuldigung für die nationalsozialistische Zeitepoche in unserer Geschichte sein, aber sie zeigt einen von vielen Gründen auf, der zu diesem Holocaust führte. Nach Kriegsende waren die Väter kaum noch Vorbild, sondern eher ein Abbild der Niederlage. Und so zeichnete sich zu Beginn des 20. Jahrhundert schon ab, was heute zur Regel geworden ist: Die väterliche Autorität verschwindet mehr und mehr aus der gesellschaftlichen Bedeutung, aufgrund der Kriegsniederlage und modernen Industriegesellschaften, aber sie ist im Kern unserer Kultur erhalten geblieben. Die Abwesenheit des Mannes aus dem Familienleben erzeugt die Alleinherrschaft der Mutter im privaten Bereich.[147] Durch das Auftreten der Mutter im Bereich der Erwerbsarbeit stehen sich Männer und Frauen im öffentlichen Bereich zunehmend gleichberechtigt gegenüber. Männer sind nicht mehr die machtvollen Gestalten, als die sie einst hingestellt wurden, sondern sozial abgeschwächte Respektpersonen. Frauen haben sich verändert und Männer müssen sich durch die neue Struktur notwendigerweise mit verändern. Dies bringt gerade wegen der zwiespältigen gesellschaftlichen Vorgaben an ihrem Geschlecht individuelle Krisen mit sich.[148]

Männer und Männlichkeit rückten etwa 1985 in Deutschland in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses. Zunächst gingen die Fragestellungen an den Mann und dessen Rolle von Frauen aus, da sich die Lebenssituation von Frauen nur mit dem Blick auf die Männerwelt verändern lasse.[149] Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Untersuchungen zu beiden Geschlechtern und deren Unterschieden, die mit unterschiedlichsten Methoden und Interessen durchgeführt wurden (und werden). Die Ergebnisse sind gleich bleibend, da Geschlechtsunterschiede zum größten Teil nicht vorhanden sind und wenn, dann doch sehr gering, da wir kulturell - durch die Vorstellung der Geschlechtsrollen - bereits darauf „gedrillt“ sind.[150] Im Gegensatz dazu sind viele Ungleichheiten zwischen den sozialen Positionen zu erkennen. Hierzu zählen bspw. unterschiedliche Löhne, unterschiedliche Fähigkeiten bei der Kinderversorgung oder ein ungleicher Zugang zur „gesellschaftlichen Macht“.[151] Es ist zu beobachten, dass sowohl bei Männern als auch Frauen Wünsche und Fähigkeiten oft über die engen Grenzen der traditionellen Geschlechterrollen hinausgehen. Damit ist der Begriff Geschlechtsrolle eine ungeeignete Metapher für geschlechtsbezogene Interaktion. Spricht man bspw. von der „Männerrolle“ werden viele Aspekte, wie z.B. Homosexualität oder ethnische Herkunft, gar nicht erst berücksichtigt. Demzufolge sind diese vereinfachten und verallgemeinernden Reduzierungen von Charakteristika, die als typisch für Männer und Frauen gelten, eher implizierte Regeln und somit traditionelle Geschlechtsrollenzuweisungen – bzw. stereotype.[152] Sie sind jedoch fest in unseren Vorstellungen verankert und spiegeln sich eben auch in der Geschlechtsidentität wider.

Schlussfolgert man nun aus den bisherigen Ausführungen, dass alle Erkenntnisse von Geschlechtern nunmehr erfasst sind, so bleiben doch immer noch so genannte blinde Flecken, Wahrnehmungsblockaden und Ideologien zurück. Die Frage was es bedeutet, wenn Forschungen nur von Frauen oder Männern betrieben werden und was unbeachtet bleibt steht noch aus.[153] So formuliert Susan Griffin den Wunsch „ ... die uneingeschränkte Wahrheit zu erkennen, zu verstehen und zu wissen, was im Dunkeln liegt oder was vergessen wurde [...]. [Dieser Wunsch] ist auf das engste mit einer Haltung verbunden, die jedes Leben ehrt“[154].

3.3 Die Entwicklung der männlichen Geschlechtsidentität

Die Geschlechtsidentität stellt ein Konzept dar, das aus der Sicht des einzelnen Menschen seinen stetigen Prozess der Vermittlung innerer und äußerer Ansprüche darstellt und wohl eher die Antwort auf die Frage: „Wer bin ich?“. „Das Konstrukt der Identität lässt sich dabei differenzieren nach kognitiven Aspekten wie dem Selbstkonzept, emotionalen Aspekten wie dem Selbstwertgefühl, motivationalen Aspekten wie Überzeugung über die personale Kontrolle sowie sozialen Aspekte wie die erlebte Wahrnehmung der eigenen Person durch die soziale Umwelt.“[155] Der Begriff „Identität“ schafft nunmehr viele Verwirrungen, so dass er selbst in Identitätsschwierigkeiten gerät.

Das soziologische Rollenkonzept umschreibt die gesellschaftlichen Erwartungen an ein Geschlecht, wobei das psychologische Identitätskonzept eher mehr das individuelle Resultat einer geschlechtsspezifischen Sozialisation zum Ausdruck bringt.[156] Es gibt dabei keine allgemein gültige Definition für die männliche und weibliche Geschlechtsidentität. Zur Entwicklung der Geschlechtsidentität lässt sich sagen, dass sie sich schrittweise vollzieht und die unterschiedlichsten Einwirkungen entscheidend für ein unterschiedliches männliches Verhalten sind.[157] In den anschließenden Ausführungen können jedoch keinesfalls alle Faktoren erfasst werden, da diese individuell unterschiedlich auf die männliche Geschlechtsidentität einwirken. Deswegen sollen hier nur die grundlegendsten Wirkungen benannt werden.[158]

Wie also erwerben Jungen im Verlauf des Entwicklungs- und Sozialisationsprozesses ihre männliche Identität? Das vorangegangene Beispiel aus Papua-Neuguinea zeigt in gewisser Weise Parallelen mit unserer Kultur. Natürlich leben Jungen in unserer Gesellschaft nicht nur unter Frauen, aber ihre Mütter sind meist die ersten Bezugspersonen und die Väter stehen eher im Hintergrund. Auch in Kindergärten und Grundschulen sind Jungen fast ausschließlich von Frauen umgeben. Wie also sollen Jungen in ihrer weiblich zentrierten Welt eine männliche Identität erwerben? Erwartet wird, dass „richtige“ Jungen stark, frech, wild und ohne Angst sind, so dass sie sich untereinander durchsetzen und den Mädchen ihre Überlegenheit demonstrieren können. Hier sitzt man schon dem ersten Klischee auf. Neue Untersuchungen haben aufgezeigt, dass Jungen es schwerer haben sich nach der Geburt an die Umwelt anzupassen. Die Sterblichkeits- und Krankheitsrate ist gegenüber Mädchen bei ihnen um einiges höher. Demnach ist es nicht so einfach ein Junge zu sein und später ein Mann zu werden, gerade im Blick auf die vielen allein erziehenden Mütter.[159]

Neben biologischen Faktoren sind soziale, psychische und kulturelle Einflüsse bei der Entwicklung der Geschlechtsidentität eng miteinander verknüpft, so dass es im folgenden Abschnitt Sinn macht diese nicht getrennt voneinander zu behandeln. Es ist hier nicht beabsichtigt noch einmal die vorangegangenen Erkenntnisse aufzuzeigen, sondern sie in wesentlichen Grundzügen, zur besseren Verständlichkeit, in den Sozialisationsprozess von Jungen zu integrieren.

Biologisch macht das Chromosomenpaar XY den Jungen aus. In den ersten 6 Wochen verläuft die Entwicklung des Embryos, egal ob männlich oder weiblich, parallel ab. Dann signalisiert das Y Chromosom den Geschlechtsdrüsen, nicht einen Eierstock, sondern Hoden zu bilden, und diese haben die Aufgabe das männliche Hormon Testosteron zu erzeugen. Durch diesen Prozess wird die biologische Differenz eingeleitet.[160]

Die erste Bezugsperson des Kindes stellt die Mutter und nach Siegmund Freud ein Liebesobjekt dar, da beim Jungen das Verlangen entsteht, sie ganz für sich allein in Besitz zu nehmen. Der Vater erscheint als übermächtig störender Rivale, der sexuelle Regungen beim Jungen mit Kastration zu bestrafen droht und Feindseligkeit hervorruft.[161] Da Jungen anfangs jeden Menschen für männlich halten, aber bei Mädchen keinen Penis entdecken, befürchten sie diesen Verlust auch für sich und es entsteht die Kastrationsangst. Freud vertrat nach der Theorie des Ödipuskomplexes die Ansicht, dass darin der entscheidend problematische Ausgangspunkt für die männliche Entwicklung liegt und mit einer Krise für Jungen einhergeht. Dagegen stellte Karen Horney 1932 die These auf, dass die Angst vor der Mutter, ihr nicht zu genügen, viel tiefer verwurzelt sei, als die Angst vor dem Vater.[162] Jungen lösen ihre ödipalen Konflikte, wenn sie die Mutter als Liebesobjekt und den Vater als Rivalen aufgeben, dann identifizieren sich Jungen mit den väterlich-männlichen Aspekten und festigen ihr Über-Ich. Das Über-Ich bildet sich als Folge des Ödipuskomplexes, in etwa, ab dem dritten Lebensjahr aus den verinnerlichten elterlichen Geboten und Verboten sowie gesellschaftlichen Normen heraus und repräsentiert die moralischen Werte (in) der Persönlichkeit. Es erfolgt vorwiegend aus der Vaterbeziehung und ist bei Jungen stärker als bei Mädchen ausgeprägt. Freud sieht im Über-Ich auch die Vorstellung von Gott als den erhöhten Vater, der Trost und Schutz bietet, aber auch bedrohlich ist und den Menschen mit Schuldgefühlen belastet.[163] Bis heute haben sich psychoanalytische Arbeiten über die Entwicklung der männlichen Geschlechtsidentität mit der Sicht Freuds auseinandergesetzt und sich mit der Zeit gewandelt. Von vielen Tiefenpsychologen wird die Vorstellung Freuds, der kindlichen ödipalen Entwicklung, nicht mehr uneingeschränkt geteilt. So ist der Ödipuskomplex eine Erscheinung aus der Zeit, in der das Sexuelle stark tabuisiert und Kinder unzureichend oder verspätet aufgeklärt wurden. Außerdem darf hier nicht verleugnet werden, dass in Freuds Gedankengängen Keime der patriarchalen Struktur unserer Gesellschaft, welche die Konstruktion „Männlichkeit“ von Generation zu Generation weitergeben, zu finden sind.[164] Deshalb wird im tiefenpsychologischen Diskurs auch als Alternative zu Jungs Geschlechterarchetypen überwiegend die Theorie der Geschlechtsidentität, die von Erikson als Konzept der Ich-Identität entwickelt wurde und als lebenslanger Entwicklungsprozess verstanden wird, aufgenommen. Freuds Versuche, Männlichkeit zu erklären, haben durch seine Unterscheidung zwischen biologischer, soziologischer und psychoanalytischer Ebene ein wesentlicher Beitrag für die wissenschaftlichen Aufarbeitung von Geschlecht geleistet.[165]

Im ersten Lebensjahr erleben Kinder noch nicht bewusst, dass sie Mädchen oder Junge sind. Sie nehmen zu Mutter und Vater unterschiedlich Kontakt auf. So setzt der Vater, anders als die Mutter, durch seine körperlich ausgelasseneren und wilderen Spiele, seine Andersartigkeit in Szene. Dagegen ist das Gefüttertwerden an der Mutterbrust eine hochsinnliche, wenn nicht sogar erotische Situation, die durchaus zu genitalen Empfindungen beim Säugling führen kann.[166]

Da Jungen nach der Geburt mehr als Mädchen schreien, werden sie häufiger gefüttert und Mütter halten sich daher mehr in ihrer Gegenwart auf. Ab dem dritten Monat wird von der Mutter beim Jungen besonders die Muskelaktivität gefördert, während bei Mädchen eher am zärtlichen Körperkontakt festgehalten wird. Zusätzlich beginnen Mütter bei Jungen mit der Aneignung eines selbstständigen und losgelösten Verhaltens. Besonders die Väter sind es, welche ein geschlechtsrollentypisches Verhalten fördern, wenn sie Jungen kräftiger beschreiben, trotz dass Mädchen das gleiche Gewicht und die gleiche Größe haben, sind sie in seinen Augen eher zart. Auch verbringen Väter mit ihren Söhnen mehr Zeit – wenn auch nicht viel im Gegensatz zur Mutter - als mit ihren Töchtern. Diese elterlichen Einflüsse betreffen den Kern der Geschlechtsidentität und legen die Grundlage für die Männlichkeit.[167]

Wie eignen sich Jungen aber nun ihre Geschlechtsrollenidentität an? Sie entwickelt sich durch das Erlernen der Rolle im Sozialisationsprozess, die ihnen von Eltern und anderen Personen zugedacht ist. Dabei wird die bloße Selbstkategorisierung als männlich und die Selbstzuschreibung männlicher Merkmale wirksam.[168] Denn ein Geschlecht hat man nicht einfach, man muss es „tun“, um es zu haben.[169]. Mit der Entdeckung des Geschlechtsunterschiedes, etwa ab dem zweiten Lebensjahr, beginnt die starke „Auseinanderdriftung“ weiblicher und männlicher Individuationsprozesse. Der Junge nimmt wahr, dass er anders als seine Mutter ist. Diese Erkenntnis ist kränkend und Jungen reagieren erst einmal mit Protest bis sie die eigene geschlechtliche Begrenzung akzeptieren können. Orientiert sich der Sohn am Vorbild des Vaters, der ihm zeigt wie sich ein erwachsener Mann der Mutter nähert, dann erleichtert es ihm die Ablösung von der Mutter. Ebenso ist es für die Identifizierung des Jungen mit dem Vater wichtig, dass die Mutter sich freut, wenn der Junge männliche Eigenschaften und Fähigkeiten zeigt, die sie selbst am Mann schätzt und bewundert.[170] Dann kann zwischen Vater und Jungen ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen, da ein positiver Wechsel des Identifikationsobjektes stattgefunden hat. So ist bspw. das Urinieren im Stehen als Identifikation mit dem Vater und als Abgrenzung zur Mutter und zu Mädchen zu verstehen. Auch der Phallusstolz ist in gewisser Weise das Sichersein der eigenen Männlichkeit. Jungen haben es durch den Wechsel der Geschlechtsidentität später schwerer als Mädchen, die ja an der Identifikation der Mutter festhalten können.[171] Deswegen orientieren sich Männer stärker an den Geschlechtsstereotypen als Frauen. Sind Väter während der Entwicklung besonders kritisch und anspruchsvoll gegenüber ihren Söhnen oder selten verfügbar, dann fühlen sich Jungen mit ihren Enttäuschungen und den damit verbundenen Aggressionen häufig alleingelassen. So bleibt bspw. bei einem Wochenend-Vater der „Identifizierungshunger“ des Jungen ungestillt und er muss sich stattdessen mit Heldenfiguren behelfen. Ist der Vater hingegen autoritär, wirken sich Aggressionen beim Sohn später mit einer hyperphallischen Einstellung aus. Für diese Männer besteht Sexualität dann nur aus der phallischen Eroberung einer Frau und Liebe als Gefährdung ihres eigenen Selbst.[172] Auch verstehen Jungen, dass sie in vielen Dingen von ihren Eltern abhängig sind. So fand man heraus, dass in Trennungssituationen Mütter ihren Söhnen nicht vertraute Gegenstände wie Kuscheltiere o.ä. mitgeben, sondern bspw. Autos. Dabei zwingen Mütter ihre Söhne, mit ihren Ängsten motorisch fertig zu werden und wollen so regressives Verhalten verhindern. Es gibt aber auch Mütter die bei dieser Situation feindselig bis aggressiv reagieren, dann erhält der Sohn eine gewisse Machtposition, indem er sie entweder tyrannisiert und manipuliert oder sich ängstlich an sie klammert.[173]

Eine Erschwernis für Jungen, bei der Besetzung der männlichen Geschlechtsidentität, ist die Zwiespältigkeit unter den Eltern. Im Unbewussten teilen Eltern ihrem Sohn mit, welches Bild sie voneinander haben und ob sie sich gegenseitig akzeptieren und anerkannt fühlen. Wenn z.B. der Vater von der Mutter entwertet wird oder er sich aggressiv verhält, dann muss der Junge befürchten ebenso wie der Vater behandelt zu werden, und es kann passieren, dass er sich wünscht, ein Mädchen zu sein. Der Junge reagiert entweder identifizierend oder abwehrend auf die Interaktionen seiner Eltern.[174]

Die frühe Mutter-Kind Beziehung prägt den Jungen und die Zugehörigkeit zu einem der beiden Elternteile verknüpft sich schrittweise mit der sozial vorgegebenen Geschlechtsrolle. Je extremer zwischen männlich und weiblich in unserer Gesellschaft unterschieden wird, desto schwerer fällt dem erwachsenen Mann die Integration seiner weiblichen Anteile. Nach Meinung Carl Gustav Jungs befindet sich die Weiblichkeit - auch als „Anima“ bezeichnet - im Unbewussten des Mannes.[175] Er erklärt, dass dem Mann virtuelle und kollektive Urbilder[176] der Frau eingeboren sind, die er als psychische Bereitschaft und Hilfe zur Erfassung des Wesens der Frau benötigt. Die „Persona“ bildet der Mensch in der Interaktion mit seiner sozialen Umwelt, welche der Anpassung an die Außenwelt, im Sinne eines sozialverträglichen Verhaltens dient. Dadurch würde der Mann nach Jungs Erklärung seiner Rollenerwartung gerecht werden. Sein Bestreben ist es, den Mann zur Selbstwerdung aus den falschen Hüllen der Persona zu befreien und die unbewusste Anima zu einem „ganzen“ Mann zu integrieren.[177] Jung ging in den 20er Jahren soweit, dass er eine Männertherapie entwickelte, da er meinte, dass sich ein moderner Männertypus, der Schwäche unterdrücke, dies nicht länger leisten könne. Jedoch führt Jungs Ansicht von einer Weiblich-Männlichen-Polarität als allgemein gültige psychische Struktur in ein Dilemma, denn eine historische Veränderung ihrer Beschaffenheit ist wohl kaum möglich, aber die Balance zwischen ihnen ist durchaus verschiebbar. Seine Geschlechtsanalyse basiert eben auf einer abstrakten Gegenüberstellung von Weiblichkeit und Männlichkeit, indem er die hauptsächlichen Abgrenzungen des sozialen Geschlechts im kollektiven Unbewusstsein sucht.[178]

Nach dieser kurz ausgeführten psychoanalytischen Theorie Jungs soll nun Erik E. Erikson mit seinem phasenhaften Entwicklungsverständnis aufgezeigt werden. So zieht sich der psychosoziale Vorgang, basierend auf Erikson, als verstärkte Idealisierung von Männlichkeit während der Pubertät und in der frühen Adoleszenz weiter durch. Die Einsamkeit des heranwachsenden Jungen bzw. Mannes muss von ihm ertragen und bewältigt werden.[179] Bevor es zur Ablösung vom Elternhaus kommt, braucht es zuvor die Festigung der Ich-Grenzen durch Rivalisierung, aber auch durch Freundschaften mit anderen Jungen, welche die erneute Bestätigung der Männlichkeit hervorbringen. Möglich ist eine anschließend fast angst- und konfliktfreie Hinwendung zur Frau.[180] In dieser von Erikson beschriebenen sechsten Phase beginnt sich das Verständnis von Religion als auch die religiöse Entwicklung zu formieren. Innerhalb der achten Phase ist eine neue Liebe zu den eigenen Eltern und das Verständnis der Eigenverantwortung zu erwarten. Die von Erikson stark bedeutende Jugendphase wird der neueren Forschung relativiert und dem Erwachsenenalter für die Identitätsarbeit höhere Bedeutung zugeschrieben. Identitätsarbeit stellt generell einen lebenslangen und offenen Prozess dar, wo durchaus Kernbestände der Identitätskonstruktion sich verändern und verloren gehen können. Somit ist das Lebenszyklusmodell von Erikson, als auf Ganzheit und Vollendung zielende Entwicklung, am Ideal orientiert.[181]

[...]


[1] Dieses Werk war für die damaligen Verhältnisse skandalös und gilt heute noch als Schlüsselwerk der feministischen Theorie und Geschlechterforschung.

[2] Beauvoir, Simone de [1949] 1968 zit. n. Konnertz, Ursula 2005, S. 33

[3] Beauvoir, Simone de [1949] 1968 zit. n. Konnertz, Ursula 2005, S. 33

[4] vgl. Konnertz, Ursula 2005, S. 26 ff.

[5] Beauvoir, Simone de [1949] 1968 zit. n. Konnertz, Ursula 2005, S. 33

[6] vgl. Konnertz, Ursula 2005, S. 33

[7] vgl. Brockhaus 2001, Geschlechterforschung

[8] vgl. Schwerma, Klaus/v. Marschall, Andrea 2004, S. 8 ff.

[9] vgl. Elsenbast, Volker 1999, S. 16

[10] vgl. Elsenbast, Volker 1999, S. 16

[11] Unterschiedlichkeit der Körpergestalt, vgl. Brockhaus 2001, Geschlechtsdimorphismus

[12] Diese Aussage muss relativiert werden, da es insgesamt sechs lebensfähige Geschlechter (XX bzw. XY, zudem doch X, XXX, XXY und XYY) gibt.

[13] Form und Struktur des menschlichen Organismus sowie dessen kulturelle, soziale, sprachliche und ästhetische Erscheinung. vgl. Brockhaus 2001, Chromosomengeschlecht

[14] vgl. Elsenbast, Volker 1999, S. 16

[15] Elsenbast, Volker 1999, S. 16

[16] vgl. Kuhnle, Ursula/Krahl, Wolfgang 2003, S. 40

[17] vgl. Brockhaus 2001, Gehirn: Mensch

[18] Androgene sind zwar männliche Sexualhormone, die sich aber auch in geringen Mengen bei Frauen bilden. vgl. Brockhaus 2001, Gehirn: Androgene

[19] vgl. Kuhnle, Ursula/Krahl, Wolfgang 2003, S. 38 ff.

[20] vgl. Kuhnle, Ursula/Krahl, Wolfgang 2003, S. 40

[21] Elsenbast, Volker 1999, S. 16

[22] Kuhnle, Ursula/Krahl, Wolfgang 2003, S. 38 ff.

[23] vgl. Kuhnle, Ursula/Krahl, Wolfgang 2003, S. 38 ff.

[24] Die gesamte Entwicklung eines Einzelwesens, von der Eizelle über die Keimesentwicklung, das Heranwachsen zur Fortpflanzungsfähigkeit und das Altern bis zum Tod. vgl. Brockhaus AG 2001, Ontogenese

[25] vgl. Elsenbast, Volker 1999, S. 16 f.

[26] vgl. Elsenbast, Volker 1999, S. 17

[27] Hagemann-White, Carol 1984 zit. in Gildemeister, Regina 2005, S. 197

[28] vgl. Hagemann-White, Carol 2003, S. 33 ff.

[29] vgl. Schwerma, Klaus/v. Marschall, Andrea 2004, S. 22

[30] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 105 f.

[31] vgl. Leitner, Andrea 2005, S. 3 f.

[32] vgl. Stiegler, Barbara 2006, S. 7

[33] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 105 f.

[34] vgl. Wegener, Hildburg 2001, S. 577

[35] vgl. Butler, Judith 1991 in Wegener, Hildburg 2001, S. 577

[36] vgl. Rogge, Katrin 2003, S. 10

[37] vgl. Jakobs, Monika 2003, S. 73 ff.

[38] vgl. Jakobs, Monika 2003, S. 73-78

[39] Knapp, Gudrun-Axeli 2000 zit. n Leitner, Andrea 2005, S. 16

[40] vgl. Nitzschke, Bernd 2004, S. 50

[41] Hagemann-White Carol 1988 zit. n. Gildemeister, Regina 2005, S. 195

[42] vgl. Gildemeister, Regina 2005, S. 195 ff.

[43] vgl. Nitzschke, Bernd 2004, S. 48

[44] vgl. dazu folgende rechtliche Vorgaben: Art. 2 u. 3 Abs. 2 EG-Vertrag/Art. 3 Abs. 2 GG/§ 2 GGO/§ 9 SGB VIII

[45] Schwerma, Klaus/v. Marschachall, Andrea 2004, S. 22

[46] vgl. Schwerma, Klaus/v. Marschachall, Andrea 2004, S. 22

[47] Bisher ist aber noch nicht geklärt, wo und wie Männer und Frauen benachteiligt werden, um dies zum Ansatzpunkt des zu veranlassenden Handlungsprozesses zu machen. In diesem Zusammenhang stellt sich vor allem auch die Frage, wer das Recht hat, Unterschiede zu definieren und zu bewerten. vgl. Howe, Nicole/Schön, Franz K. 2004, S. 11 ff.

[48] vgl. Döge, Peter 2001, S. 22

[49] vgl. Riegel, Ulrich/Kaupp, Angela 2006, S. 81 ff.

[50] vgl. Leitner, Andrea 2005, S. 9

[51] Schwerma, Klaus/v. Marschall, Andrea 2004, 2004, S. 27

[52] vgl. Schwerma, Klaus/v. Marschall, Andrea 2004, 2004, S. 27

[53] So war 2003 in der kirchlichen Männerarbeit Gender Mainstreaming zum Jahresthema auserkoren und gemeinsam mit der Frauenarbeit der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) wurde ein Papier, mit dem Titel: Alles Gender oder was? dazu erstellt.

[54] vgl. Döge, Peter/ Stiegler, Barbara 2004, S. 148

[55] „ … gleiche Rechte, gleiche Pflichten und gleiche Freuden für Frauen und Männer in allen Bereichen von Leben und Arbeit“ Hollstein, Walther 1995 zit. n. Döge, Peter 2001, S. 6

[56] vgl. Döge, Peter 2001, S. 18

[57] vgl. Döge, Peter/ Stiegler, Barbara 2004, S. 136

[58] vgl. Keddi, Barbara 2003, S. 13

[59] vgl. Keddi, Barbara 2003, S. 13

[60] vgl. Keddi, Barbara 2003, S. 13

[61] vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2002, S. 7 ff.

[62] vgl. Hagemann-White, Carol 2003, S. 33 ff.

[63] vgl. Schwerma, Klaus/v. Marschall, Andrea 2004, S. 29 f.

[64] Keddi, Barbara 2003, S. 13

[65] vgl. Keddi, Barbara 2003, S. 13

[66] vgl. Döge, Peter/ Stiegler, Barbara 2004, S. 153

[67] vgl. Schwerma, Klaus/v. Marschall, Andrea 2004, S. 30 f.

[68] vgl. Meuser, Michael 2004, S. 322

[69] vgl. Döge, Peter 2001, S. 9

[70] vgl. Döge, Peter 2001, S. 24

[71] vgl. Walter, Willi 2004, S. 41

[72] Norm nach dem sprachgebräuchlichen Motto: „Nicht frau, sondern man(n) lässt es, man(n) tut es, man(n) macht es“.

[73] vgl. Döge, Peter 2001, S. 22 f.

[74] vgl. Döge, Peter 2001, S. 27

[75] vgl. Döge, Peter 2001, S. 27 ff.

[76] vgl. Brandes, Hologer/Bullinger, Herrmann 1996, S. 36

[77] vgl. Döge, Peter 2001, S. 28 f.

[78] Kimmel, Michael 2004, S. 338

[79] vgl. Kimmel, Michael 2004, S. 337 ff.

[80] Kimmel, Michael 2004, S. 339

[81] vereinfachte Zurückführung

[82] Connell, Robert W. 2000, S. 92

[83] Psychologen würden diese Konfigurationspraxen „Persönlichkeit“ nennen.

[84] Bürger, Tim 2006, S. 108

[85] Habitus stammt aus dem Lateinischen und steht für das äußere Erscheinungsbild und Verhalten des Menschen. vgl. Brockhaus 2001, Habitus.

[86] vgl. Döge, Peter 2001, S. 34

[87] Auch in Ablösungsritualen wird wiederholend und meist religiös legitimierend der Junge darauf vorbereitet sich von der Mutter zu emanzipieren um ein Mann zu werden.

[88] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 109 f

[89] Bourdieu, Pierre 1993 zit. n. Bürger, Tim 2006, S. 111

[90] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 110

[91] Hirschhauer, Stefan 1994 zit. n. Bürger, Tim 2006, S. 111

[92] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 111

[93] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 109 ff.

[94] vgl. Döge, Peter 2001, S. 34

[95] vgl. Döge, Peter 2001, S. 34

[96] vgl. Connell, Robert W. 2000, S. 90

[97] Die USA als angebliche Weltmacht kann hier als bildhaftes Beispiel angegeben werden. Die anderen Länder sind „die anderen“, die bspw. ihre Ländercodierung für Internetseiten ausdrücken müssen. Deutschland hat die Abkürzung „de“, Südafrika „za“ etc. Die Vereinigten Staaten „edu“ für Bildungseinrichtungen, „org“ für Organisationen oder „com“ bzw. „net“. Somit hat die USA ein Privileg wie das Geschlecht, welches unsichtbar ist. vgl. Kimmel, Michael 2004, S. 342

[98] vgl. Kimmel, Michael 2004, S. 342

[99] So wird eine Alkohol trinkende Frau, als peinliches Ärgernis beurteilt, wobei ein Mann in der gleichen Situation seine Trinkfestigkeit und seine vollständige Männlichkeit beweist. vgl. Hollstein, Walter 2004, S. 199 f.

[100] Nach dem jetzigen Kenntnisstand bezüglich des Arbeitsmarktes dürfte sich das Alter um mindestens 10 Jahre reduzieren.

[101] vgl. Döge, Peter 2001, S. 147

[102] vgl. Connell, Robert W. 2000, S. 90

[103] So nützt auch keine gesetzlich verankerte Gleichberechtigung, wenn gesellschaftliche Rollenmuster weiterhin wirken.

[104] Bisher wurde dieser Aspekt von der Frauen- bzw. Geschlechterforschung kaum berücksichtigt.

[105] randständig, nicht der Norm entsprechend bzw. nebensächlich

[106] vgl. Conell, Robert W. 2000, S. 97 f.

[107] Welche Kriterien ausschlaggebend für eine Abwertung oder Wertschätzung sind, ist bisher noch ungeklärt.

[108] Connell, Robert 1987 zit. n. Döge, Peter 2001, S. 36

[109] vgl. Frass, Hans-Jürgen 1993, S. 81

[110] vgl. Döge, Peter 2001, S. 35

[111] Conell, Robert W. 2000, S. 97

[112] vgl. Conell, Robert W. 2000, S. 97

[113] vgl. Conell, Robert W. 2000, S. 97 ff.

[114] vgl. Hollstein, Walter 2004, S. 200

[115] vgl. Hollstein, Walter 2004, S. 197 f.

[116] vgl. Nitzschke, Bernd 1996, S. 19 f.

[117] Nitzschke, Bernd 1996, S. 19

[118] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 78

[119] Die Betonung liegt auf dem mit sächlichem Artikel.

[120] vgl. Nitzschke, Bernd 1996, S. 18 f.

[121] vgl. Nitzschke, Bernd 2004, S. 51

[122] vgl. Nitzschke, Bernd 1996, S. 20 f.

[123] vgl. Hollstein, Walter 2004, S. 197

[124] Während er seine unbewusste Homosexualität in Männerfreundschaften umwandelt oder in Pistolenduellen mit anderen Männern mörderisch auslebt sucht er das Weite, wenn eine ernsthafte Beziehung zu einer Frau sich für ihn anbahnt. Auch verdrängt er seine Heterosexualität und lebt stattdessen lieber in Verbindung mit der Natur als mit einer Frau. vgl. Nitzschke, Bernd 1996, S. 26

[125] vgl. Connell, Robert W. 2000, S. 27

[126] In der Kultur des Machos behält die Mutter für ihren Sohn immer einen idealen Wert. Für ihn gibt es kein reineres Mutterbild als sie, ähnlich der Verehrung der heiligen Jungfrau. Der Macho sperrt seine Frau ins Haus, wendet sich anderen zu und stellt seine sexuelle Potenz unter Beweis in dem er sie schwängert. Auch seine Söhne wachsen wiederum in enger Beziehung zur Mutter und ohne Vater auf.

[127] vgl. Nitzschke, Bernd 1996, S. 26 f.

[128] Lehre vom Sein, vom Wesen und den Eigenschaften des Seienden; vgl. Brockhaus 2001, Ontologie

[129] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 36

[130] vgl. Hormel, Ulrike/Scherr, Albert 2003, S. 20 f.

[131] vgl. Hormel, Ulrike/Scherr, Albert 2003, S. 23 f.

[132] vgl. Connell, Robert W. 2000, S. 39 f.

[133] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 40

[134] vgl. Brandes, Holger/Bullinger, Hermann 1996, S. 46

[135] Männer fühlten sich selbst als Schöpfer und als Vater, der die Welt und seine Kinder erschafft. vgl. Schwanitz, Dietrich 2001, S. 105 f.

[136] vgl. Gildemeister, Regina 2005, S. 200 ff.

[137] vgl. Nitzschke, Bernd 1996, S. 20 f.

[138] vgl. Döge, Peter 2001, S. 9

[139] vgl. Schwanitz, Dieter 2001, S. 63 f.

[140] vgl. Nitzschke, Bernd 1996, S. 21

[141] vgl. Nitzschke, Bernd 1996, S. 20 f.

[142] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 61 f.

[143] Federn, Paul 1919 zit. n. Bürger, Tim 2006, S. 61 f.

[144] Federn, Paul 1919 zit. n. Bürger, Tim 2006, S. 61 f.

[145] vgl. Nitzschke, Bernd 1996, S. 21 f.

[146] Federn, Paul 1980 zit. n. Bürger, Tim 2006, S. 61 f.

[147] vgl. Nitzschke, Bernd 1996, S. 26 f.

[148] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 58 ff.

[149] vgl. Gildemeister, Regina 2005, 2005, S. 198

[150] vgl. Konnertz, Ursula 2005, S. 52 f.

[151] vgl. Gildemeister, Regina 2005, S. 194 ff.

[152] vgl. Gildemeister, Regina 2005, 2005, S. 204

[153] vgl. Konnertz, Ursula 2005, S. 53

[154] Griffin, Susan 1989 zit. n. Konnertz, Ursula 2005, S. 53

[155] Faltmaier, Toni 2004, S. 27

[156] vgl. Faltmaier, Toni 2004, S. 27

[157] vgl. Elsenbast, Volker 1999, S. 17 ff.

[158] vgl. Kuhnle, Ursula/Krahl, Wolfgang 2003, S. 43

[159] vgl. Diepold, Barbara 2005, S. 2 f.

[160] vgl. Brockhaus 2001, Geschlechtsidentität, biologisches Geschlecht, Entwicklung der Geschlechtsorgane

[161] vgl. Connell, Robert W. 2000, S. 26 f.

[162] vgl. Connell, Robert W. 2000, S. 26 ff.

[163] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 43

[164] vgl. Brockhaus 2001, Ödipuskomplex

[165] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 41 ff.

[166] vgl. Diepold, Barbara 2005, S. 3 ff.

[167] vgl. Diepold, Barbara 2005, S. 3

[168] vgl. Elsenbast, Volker 1999, S. 18 f.

[169] nach der Theorie „doing gender“; vgl. Hagemann-White, Carol 2003, S. 33 ff.

[170] vgl. Diepold, Barbara 2005, S. 3 ff.

[171] vgl. Diepold, Barbara 2005, S. 6 f.

[172] vgl. Nitzschke, Bernd 1996, S. 29

[173] vgl. Diepold, Barbara 2005, S. 6

[174] vgl. Diepold, Barbara 2005, S. 7 f.

[175] vgl. Connell, Robert W. 2000, S. 30 f.

[176] Bekannte Archetypen sind bspw. der alte Weise, der Zauberer oder Medizinmann, die Hexe und der Teufel. Die Existenz der Urbilder wies Jung nach, indem er Menschen, die noch nie einen Baum oder Bären gesehen hatten, ihre Träume malen ließ. Sie malten deutlich Bäume und Bären.

[177] Dieser mythopoetische Ansatz findet sich auch in der Männerbewegung wieder.

[178] vgl. Connell, Robert W. 2000, S. 30 ff.

[179] vgl. Nitzschke, Bernd 1996, S. 31

[180] vgl. Nitzschke, Bernd 1996, S. 31

[180] vgl. Diepold, Barbara 2005, S. 7 f.

[181] vgl. Bürger, Tim 2006, S. 47 ff.

Ende der Leseprobe aus 159 Seiten

Details

Titel
Männer-Bilder als Herausforderung religionspädagogischer Arbeit
Hochschule
Hochschule Hannover
Note
1,5
Autor
Jahr
2006
Seiten
159
Katalognummer
V133360
ISBN (eBook)
9783640400294
ISBN (Buch)
9783640400102
Dateigröße
1057 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Männer-Bilder, Herausforderung, Arbeit
Arbeit zitieren
Yvonne Dix (Autor:in), 2006, Männer-Bilder als Herausforderung religionspädagogischer Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133360

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