Ziel dieser Arbeit war es, einen Einblick in das Thema „Verbriefung von Versicherungsrisiken“ zu geben und dabei die spezifischen Charakteristika sowie typischen Funktionsweisen der jeweiligen Verbriefungsinstrumente zu erläutern. Vor dem Hintergrund der aktuellen Marktentwicklungen wurde zudem die Motivation für die Nutzung von Versicherungsverbriefungen aus sicht der Beteiligten dargestellt.
In einem Überblick über die unterschiedlichen Ausprägungen der Versicherungsderivate, der ILS sowie des Contingent Capital zeigte sich, dass der Einsatz von ILS sowie von Versicherungsderivaten in der Regel durch den Risikotransfer motiviert ist, wobei die Instrumente des Contingent Capital hauptsächlich aufgrund des Finanzierungseffekts genutzt werden. Vor dem Hintergrund signifikant steigender Schadenanzahl und Schadensummen wurde aufgezeigt, dass die Preisvolatilität der Risikoprämien zunimmt, sodass die Instrumente des Alternativen Risikotransfers vermehrt in den Vordergrund rücken. In diesem Zusammenhang nutzen Versicherungsunternehmen für die Versicherungsverbriefung grundsätzlich die synthetische Verbriefungsform unter Einschaltung einer Zweckgesellschaft (indirekte Securitization). Der Wahl eines geeigneten Triggers kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, da hierbei stets zwischen Basisrisiko und Transparenz abzuwägen ist. Zum Abschluss wurden einige Vor- und Nachteile der Versicherungsverbriefung für Versicherungsunternehmen und Investoren als Erklärung für die positiven Marktentwicklungen dargestellt.
Es bleibt festzuhalten, dass sich der Verbriefungsmarkt für Versicherungsrisiken gegenwärtig erst noch entwickelt, sodass Versicherungsverbriefungen noch nicht gänzlich als Substitut, aber bereits als sinnvolle Ergänzung zu den klassischen Rückversicherungen anzusehen sind. Damit die Verbriefungsinstrumente nicht, wie im Bankensektor, vom modernen Hoffnungsträger zum überkomplexen Risikofaktor mutieren, ist es wichtig, dass die Standardisierung weiter vorangetrieben wird. Gelingt es in Zukunft die Komplexität zu reduzieren und somit die Verbriefungstransaktionen günstiger zu gestalten sowie die Markttransparenz zu erhöhen, werden die Instrumente der Versicherungsverbriefung weiter gegenüber den klassischen Rückversicherungen aufholen. Insbesondere im Hinblick auf die voraussichtlich steigenden Anforderungen an die Eigenmittel durch Solvency II ist damit zu rechnen, dass die Verbriefung von Versicherungsrisiken weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einführung in die Thematik
1.1 Banken als Vorbild
1.2 Zielsetzung und Gang der Untersuchung
2 Theoretische Grundlagen von Verbriefungen
2.1 Erläuterung von Grundbegriffen als Basis
2.2 Primäre vs. sekundäre Securitization
3 Klassifizierung und Charakteristika von Versicherungsverbriefungen
3.1 Überblick über die einzelnen Verbriefungsinstrumente
3.2 Typische Funktionsweisen von Versicherungsverbriefungen am Beispiel von Cat-Bonds
3.3 Beurteilung der verschiedenen Triggermechanismen
3.4 Versicherungsverbriefung mittels Versicherungsderivate
3.5 Bewertung der Verbriefung von Versicherungsrisiken aus Sicht der Beteiligten
4 Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Einordnung des Risikobegriffs
Abb. 2: Primäre Securitization
Abb. 3: Sekundäre Securitization
Abb. 4: Überblick zu den Instrumenten der alternativen Risikofinanzierung
Abb. 5: Grundstruktur des indirekten Verbriefungsvorgangs
Abb. 6: Transparenz und Basisrisiko der verschiedenen Trigger
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Gestaltungsalternativen bei versicherungstechnischen Zinstiteln
Tab. 2: Gestaltungsalternativen bei Versicherungsderivaten
Tab. 3: Beispiel für eine gestaffelte Verlustbeteiligung
Tab. 4: Beispiel für eine gestaffelte Verzinsung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einführung in die Thematik
1.1 Banken als Vorbild
Für die Verbriefung von Bankrisiken hat sich in den vergangenen Jahren bereits ein bedeutender Markt entwickelt. Mit dem Bankensektor als Vorbild entdecken zunehmend auch immer mehr Versicherungsunternehmen das Potenzial des Kapitalmarktes als Form des Risiko- und Kapitalmanagements.[1]
Der Markt für Verbriefungen wächst in Deutschland seit Jahren kontinuierlich.[2] Insbesondere im Zeitraum von 2004 bis 2007 wurden die Vorjahreswerte sowohl bei der Anzahl der Transaktionen als auch beim umgesetzten Volumen regelmäßig übertroffen.[3] Der Grund für diesen ansteigenden Trend ist die zunehmende Nutzung von Forderungsverbriefungen (in Form von Asset-Backed-Securities, kurz ABS) durch Banken infolge von steigendem Wettbewerb auf der einen Seite und Gesetzesänderungen (Basel I und Basel II) auf der anderen Seite.[4] Allerdings hat die weltweite Finanzkrise zuletzt dazu geführt, dass das Vertrauen in die Kreditverbriefungen stark gesunken ist, sodass ein Großteil des Verbriefungsmarktes regelrecht eingebrochen ist.[5] Dies überrascht nicht, schließlich sind Anlagen in verbrieften Immobilienkrediten der Ausgangspunkt der aktuellen Krise.[6]
Im Vergleich zu den Bankrisiken werden Versicherungsrisiken in Deutschland bisher eher selten verbrieft. Ihr Anteil am Gesamtvolumen ist bislang relativ gering.[7] Allerdings gewinnen sie seit einigen Jahren zunehmend an Bedeutung. So hat sich im Zeitraum von 2000 bis 2007 der Bestand an ausstehenden Insurance-Linked-Securities (eine Form der Verbriefung von Versicherungsrisiken, kurz ILS) mehr als verfünffacht.[8] Insbesondere seit 2005 erfährt der ILS-Markt einen regelrechten Boom.[9] Anscheinend ist dieser Markt zurzeit sehr interessant, aber was steckt hinter den hohen Wachstumsraten? Wie verhält sich dieser Markt seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2007? Wie sehen die Zukunftserwartungen aus?
1.2 Zielsetzung und Gang der Untersuchung
Ziel dieser Arbeit ist es einen Überblick über die Verbriefung von Versicherungsrisiken mit ihren Ausprägungsformen und wesentlichen Eigenschaften zu geben. Neben der Erläuterung der konkreten Funktionsweisen wird die Motivation für die Nutzung von Versicherungsverbriefungen aus Sicht der Beteiligten dargestellt.
Zum genaueren Verständnis des Themas „Verbriefung von Versicherungsrisiken“ werden im zweiten Kapitel zunächst einmal einige Grundlagen und Begriffe in Bezug auf Verbriefungen näher gebracht. Im dritten Kapitel werden die einzelnen Verbriefungsinstrumente zu weiteren Formen der alternativen Risikofinanzierung abgegrenzt. Des Weiteren geht der Autor ausführlich auf die Charakteristika und typischen Transaktionsabläufe von Versicherungsverbriefungen am Beispiel von Katastrophenanleihen (englisch: Cat-Bonds) ein. Darüber hinaus werden die jeweiligen Nutzen der Versicherungsverbriefung sowohl für die Versicherungsunternehmen als auch für die Investoren dargestellt. Zum Abschluss erfolgen eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse sowie ein Ausblick.
2 Theoretische Grundlagen von Verbriefungen
2.1 Erläuterung von Grundbegriffen als Basis
In der Literatur wird der Risikobegriff nicht einheitlich erfasst, sodass zunächst eine genaue Begriffsbestimmung sinnvoll ist. „Charakteristisch für eine Risikosituation ist, dass dem Entscheidungsträger objektive oder subjektive Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten der möglichen Umweltzustände bekannt sind.“[10] Die unten stehende Abbildung hilft bei der begrifflichen Einordnung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Einordnung des Risikobegriffs
Quelle: In Anlehnung an Roth (2002), S. 9.
Eine wesentliche Voraussetzung für die Verbriefung von Versicherungsrisiken stellt ihre Versicherbarkeit dar.[11] Grundsätzlich sind alle Risiken versicherbar, die nach Meinung des Versicherers schätzbar, eindeutig und zufällig sind. Darüber hinaus ist es wichtig, dass sie unabhängig voneinander eintreten und ihre Schadengrößen bestimmbar sind.[12]
In den versicherungsspezifischen Publikationen wird der Begriff der Versicherungsverbriefung nicht eindeutig verwendet. In dieser Arbeit bevorzugt der Autor eine Interpretation, die alle Finanztitel mit einem expliziten Bezug zum versicherungstechnischen Risiko- und Schadenverlauf umfasst. Damit lassen sich, neben den ILS und den Versicherungsderivaten, auch die Instrumente des Contingent Capital unter dem Begriff der Versicherungsverbriefung subsumieren.[13]
Unter einer Verbriefung (englisch: Securitization) ist allgemein eine Finanztransaktion zu verstehen, bei der Vermögenswerte (englisch: Assets) zu einem Vermögenspool gebündelt und in handelbare Wertpapiere transformiert werden.[14] Diese Wertpapiere werden entweder in Form von Anleihen oder Derivaten ausgegeben. Beim Kauf einer Anleihe (englisch: Bond) erwirbt der Investor (Gläubiger) gegenüber dem Verkäufer (Schuldner) in der Regel den Anspruch auf periodische Zinszahlungen sowie bei Fälligkeit auf Rückzahlung des Nennwertes (Nominalbetrages).[15] Folgende Abbildung zeigt die vielfältigen Gestaltungsalternativen von Anleihen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 1: Gestaltungsalternativen bei versicherungstechnischen Zinstiteln
Quelle: In Anlehnung an Albrecht/Schradin (1998), S. 579.
Derivate werden definiert als „Terminkontrakte, die das Recht, nicht aber die Verpflichtung, beinhalten, einen Basiswert (underlying) zu einem bei Geschäftsabschluss vereinbarten Preis zu einem zukünftigen Zeitpunkt (europäische Option) oder innerhalb eines zukünftigen Zeitraums (amerikanische Option) zu kaufen oder zu verkaufen.“[16] Folgende Abbildung veranschaulicht die unterschiedlichen Ausprägungen der einzelnen Gestaltungsmerkmale:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 2: Gestaltungsalternativen bei Versicherungsderivaten
Quelle: In Anlehnung an Albrecht/Schradin (1998), S. 595.
[...]
[1] Vgl. Klüwer/Krecek (2008), S. 1432; Mahler (2006), S. 1833.
[2] Vgl. Weimar (2007), S. 896.
[3] Vgl. Larabi (2008), S. 919.
[4] Vgl. Stahlmann/Teller (2007), S. 915; Hanft/Struve (1999), S. 1422.
[5] Vgl. Bardola (2008), S. 450; Dittrich/Rinne (2008), S. 163; Anner/Cerveny (2008), S. 901.
[6] Vgl. Kotz/Menkhoff/Kempa et al. (2008), S. 296; Bechthold (2008), S. 384; Cerveny/Frese (2008), S. 154.
[7] Vgl. Klüwer/Krecek (2008), S. 1432.
[8] Vgl. Nelles/Klusemann (2008), S. 574.
[9] Vgl. Mahler (2006), S. 1833.
[10] Schulenburg (2005), S. 206.
[11] Vgl. Kuck (2000), S. 23.
[12] Vgl. Berge (2005), S. 22; Dresig (2000), S. 128; Graff (2001), S. 110-111.
[13] Vgl. Albrecht/Schradin (1998), S. 574-575; Anders (2005), S. 30.
[14] Vgl. Birmili (2007), S. 3; Ricken (2008), S. 15; Büttner (1999), S. 24; Graff (2001), S. 171.
[15] Vgl. Spremann/Gantenbein (2007), S. 17.
[16] Berge (2005), S. 44.
- Arbeit zitieren
- Marko Kaiser (Autor:in), 2008, Verbriefung von Versicherungsrisiken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133390