Pippin, seine Brüder und der Dynastiewechsel von 751


Trabajo, 2007

20 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Legitimationsfragen nach Karl Martell
II.1. Nachfolge Karl Martells
II.2. Swanahild – Konkubine oder rechtmäßige Gemahlin?
II.3. Grifos Erbanspruch

III. Karlmanns Weggang und Pippins Aufstieg zum König
III.1. Karlmanns Abdankung und Pippins Machtausdehnung
III.2. Karlmanns Rückkehr nach Frankenreich
III.3. Der Dynastiewechsel 751-754 – Ein Staatsstreich

IV. Fazit

V. Bibliographie

I. Einleitung

Der Dynastiewechsel von den Merowingern zu den Karolingern hat die Forschung lange beschäftigt und ist – trotz der beschränkten Quellenzahl – immer noch ein diskutiertes Thema, wie Semmler 2004 mit seiner Arbeit zeigte, in der er Pippins Königserhebung 751 eine Salbungszeremonie abspricht.[1] Die jüngste Schrift, die den Dynastiewechsel von 751-754 behandelt, ist die von Sören Kaschke.[2] Was die Quellen anbelangt, so sind vor allem folgende zu nennen: die offiziöse Geschichte der Franken durch die Annales regni Francorum, die am Hof Karls des Großen verfasst wurden.[3] Ferner die so genannte Fredegar-Chronik und deren Fortsetzungen[4] und die frühen Metzer Annalen[5], denen ebenfalls an einer Verherrlichung und Legitimierung der karolingischen Familie lag. Die Interpretationen der Quellen reichen von eng am Wortlaut[6] bis hin zu zumindest stellenweise gewagten Auslegungen.[7]

Diese Arbeit skizziert den Werdegang der beiden Hausmeier Karlmann und Pippin und ihrer Familie bis hin zur päpstlichen Salbung und erneuten Krönung Pippins im Jahre 754. Dabei geht sie der Frage nach, inwieweit legitimistische Tendenzen für beide nach dem Tod ihres Vaters relevant waren und ob – und falls ja, ab wann – man von einem zielgerichteten Bestreben hin zur Königswahl ausgehen kann.

II. Legitimationsfragen nach Karl Martell

II.1. Die Nachfolge Karl Martells

Als Karl Martell im Herbst 741 verstarb, hinterließ er seinen beiden Söhnen aus erster Ehe, Pippin und Karlmann, unter Zustimmung der fränkischen Großen das Hausmeier-Amt im Frankenreich. Sein ältester Sohn Karlmann erhielt Austrasien, Alemannien und Thüringen, Pippin Burgund, Neustrien und die Provence.[8] Quellen über Martells Söhne zu dessen Lebzeiten sind spärlich gesät. So wird Karlmann erstmals als Zeuge einer Schenkung an das Utrechter Kloster von 723 erwähnt.[9] Ferner beteiligten sich Karlmann und Pippin am Aquitanienfeldzug ihres Vaters 735. Grifos Fehlen führt Nonn auf dessen Unmündigkeit zurück.[10] Pippin wurde 737 durch den langobardischen König Luitprand adoptiert[11], was die karolingisch-langobardische Verbindung bekräftigte.

Seinem Sohn Grifo aus seiner zweiten Ehe mit Swanahild aus dem bayerischen Haus der Agilofinger sprach er aber noch vor seinem Tod ebenfalls einen Erbteil auf Kosten derer von Pippin und Karlmann zu, wobei unklar bleiben muss, ob er dies allein auf Anraten Swanahilds tat. Mikoletzky geht jedoch davon aus, dass Karl Martell das Erbe von Anfang an dreigeteilt und die offiziöse Geschichtsschreibung Grifo nur verschwiegen habe. Dabei kann er sich nicht auf Quellen, aber vielmehr auf eine einleuchtende Argumentation stützen, die auf den Erfahrungen Karl Martells basiert: „Es wäre unbegreiflich, wenn ein Mann seinem eigenen Kind in ähnlicher Lage ein ähnliches Los bereiten wollte, wie es das war, unter dem er selbst in seiner Jugend gelitten hatte.“[12] Er bezieht sich damit auf Karl Martells Kampf um Anerkennung als gesamtfränkischer Hausmeier, den er als Sohn aus einer als illegitim angesehen Verbindung führen musste, nachdem er nach dem Tode seines Vaters zunächst gefangen genommen worden war. Jüngere Forschungsarbeiten zu diesem Thema übergehen diese Mutmaßung jedoch. Anders, aber letztlich ebenfalls die Frage nach der Gleichberechtigung der drei Brüder aufwerfend, argumentiert Schüssler, der sich auf einen Brief Bonifatius’ beruft, der an alle drei gerichtet war, und von dem nur der an Grifo überliefert ist.[13] Darin bat Bonifatius um Schutz für die thüringische Missionsarbeit, falls ihm die Macht (Mikoletzky versteht dies als Möglichkeit, dass Grifo die Herrschaft in Thüringen hätte zufallen können) zufiele.[14] Ferner unterscheidet die zweite Teilung, die auch Grifo berücksichtigt, von der ersten, dass sie nicht im Einklang mit den fränkischen Großen erfolgte. So jedenfalls berichten die offiziösen Quellen.[15] Es mag in jedem Fall hilfreich sein, zunächst die Stellung von Karl Martells zweiter Frau, Swanahild, zu untersuchen.

II.2. Swanahild – Konkubine oder rechtmäßige Gemahlin?

Karl Martell ging nach dem Tod seiner Frau Chrotrud eine Verbindung mit Swanahild aus dem Haus der Agilofinger ein, um auf diesem Weg einen Ausgleich mit Bayern zu erzielen.[16] In ihrer Bedeutung sieht Schieffer diese Verbindung „nur wenig unterhalb einer Verschwägerung mit den Merowingern selber.“[17] Swanahild wird lediglich in einer einzigen Urkunde erwähnt, in der sie als inlustris matrona bezeichnet wird. Im Verbrüderungsbuch der Reichenau heißt sie sogar Suanahil regina.[18] Karl Martell war zwar kein König, doch diese Wendung drückt die Rechtmäßigkeit der Verbindung aus. Für die Annales Mettenses priores ist sie hingegen eine concubina und nur die beiden ersten Söhne, Karlmann und Pippin, die legitimi heredes.[19] Nach Grifos Ergreifung in Laon schoben Karlmann und Pippin sie ins Kloster Chelles ab.

II.3. Grifos Erbanspruch

Grifo war der Sohn Karl Martells und seiner zweiten Gemahlin Swanahild. In der Continuatio Fredegarii wird er nicht erwähnt und steht damit auf einer Stufe mit den unehelichen und nicht erbberechtigten Söhnen Martells, Bernhard, Hieronymus und Remigius.[20] Nach dem Tod seines Vaters befand sich Grifo wohl auf dem ihm zugeteilten Gebiet (bestehend aus Teilen Neustriens, Austriens und Burgund[21] ) in Laon, wo er noch 741 von seinen Halbbrüdern Pippin und Karlmann belagert und zur Aufgabe gezwungen wurde. Schüssler hält es für unwahrscheinlich, dass Grifo „mit seinem relativ schwachen Anhang“ derjenige war, der gegen seine Brüder vorging.[22] Mohr hält Grifos Anhang wiederum für weitreichend, stellt sogar die Frage nach dem Zusammenhang von Grifos Gefangennahme und den darauf folgenden Aufständen in Aquitanien und Bayern.[23] Einhard meint hingegen, Grifo habe Laon besetzt und seinen Brüdern den Krieg erklärt. Die Annales Mettenses priores berichten wiederum, Karlmann und Pippin seien die Initiatoren, da sie Grifo ergreifen wollten.[24] Demzufolge gab es gleich drei Gründe zur Klage gegen Grifo: 1. Seine Erbzuteilung war ohne ein consilium der fränkischen Großen erfolgt. 2. Die Dreiteilung spaltete die Franci. 3. Er war kein legitimer Sohn.[25] Wäre Grifos Anhängerschaft jedoch so schwach gewesen, wie es bei Schüssler anklingt, so hätten seine beiden Halbbrüder womöglich härter gegen ihn vorgehen können. Stattdessen ist Grifos verhältnismäßig starke Position ein Zeichen für die Unsicherheit der karolingischen Herrschaft.[26] Karlmann und Pippin teilen das Reich 742 in Vieux-Poitiers erneut auf, was beiden einen Teil der Kernländer sicherte. Karlmann erhielt Beauvis, Köln, Laon, Lüttich, Meaux und Senlis. Pippin hingegen Metz, Paris, Reims, Soissons und Trier.[27]

[...]


[1] Semmler: Der Dynastiewechsel von 751 und die fränkische Königssalbung. Düsseldorf 2003.

[2] Kaschke, Sören: Die karolingischen Reichsteilungen bis 831. Herrschaftspraxis und Normvorstellungen in zeitgenössischer Sicht (Schriften zur Mediävistik 7). Hamburg 2006.

[3] Buchner, Rudolf: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte 1 (Freiherr vom Stein Gedächtnisausgabe Bd. V). Darmstadt 1974.

[4] Buchner, Rudolf; Schmale, Franz-Josef: Quellen zur Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts (Freiherr vom Stein Gedächtnisausgabe Bd. IVa). Darmstadt 21994.

[5] Haselbach, Irene: Aufstieg und Herrschaft der Karolinger in der Darstellung der so genannten Annales Mettenses priores (Historische Studien 412). Lübeck, Hamburg 1970. Weitere Quellen die Aufschluss über den Dynastiewechsel und sein Präludium geben werden nachfolgend in der Arbeit genannt.

[6] Semmler, Josef: Der Dynastiewechsel von 751 und die fränkische Königssalbung. Düsseldorf 2003.

[7] Rodenberg, Carl: Pippin, Karlmann und Papst Stephan II. (Historische Studien 152). Berlin 1923; Mohr, Walter: Studien zur Charakteristik des karolingischen Königtums im 8. Jahrhundert. Saarlouis 1955.

[8] Schüssler: Reichsteilung, S. 51. Brunner: Oppositionelle Gruppen, S. 41. Nonn: Nachfolge, S. 65-66: geht von einer Teilung und Einführung in die jeweiligen Herrschaftsgebiete schon zu Lebzeiten Karl Martells aus. So sei Pippin mit seinem Onkel Childebrand in Burgund eingezogen.

[9] Vgl. dazu: Nonn: Nachfolge, S. 63.

[10] Ebd, S. 64. Schieffer geht davon aus, dass sowohl Karlmann als auch Pippin bis zum Tod ihres Vaters funktionslos blieben. Vgl. dazu: Schieffer: Karl Martell und seine Familie, S. 310.

[11] Vgl. dazu: Nonn: Nachfolge, S. 64.

[12] Mikoletzky: Karl Martell und Grifo, S. 147. Ebenfalls wenigstens von einer Gleichberechtigung der drei ausgehend: Kaschke: Reichsteilungen, S. 119.

[13] Vgl. dazu: Schüssler: Reichsteilung, S. 55.

[14] Vgl. dazu: Mohr: Charakteristik, S. 17.

[15] Vgl. dazu: Schüssler: Reichsteilung, S. 55.

[16] Nonn, Ulrich: Swanahild. In: LexMA 8, CD-ROM-Ausgabe 2000, S. 349-350. Ferner: Schieffer: Karl Martell und seine Familie, S. 310.

[17] Schieffer: Karl Martell und seine Familie, S. 311.

[18] Vgl. zu beiden Bezeichnungen: Mikoletzky: Karl Martell und Grifo, S. 145; Nonn, Ulrich: . In: LexMA 8, CD-ROM-Ausgabe 2000, S. 349-350.

[19] Haselbach: Aufstieg und Herrschaft, S. 98. Vgl. dazu auch: Schüssler: Reichsteilung, S. 54-55.

[20] Vgl. dazu: Kaschke: Reichsteilungen, S. 119. Ebenfalls zu Karl Martells unehelichen Kindern: Gorby: Histoire des Rois de France, S. 50-51.

[21] Vgl. Nonn: Nachfolge, S. 68-69.

[22] Vgl. Schüssler: Reichsteilung, S. 57. Er schließt daraus, dass Laon innerhalb von Grifos Teilreich lag.

[23] Vgl. dazu: Mohr: Charakteristik, S. 19. Dass Grifos Anhänger einen nicht unbedeutenden Teil des fränkischen Adels umfassen mussten unterstreichen ebenfalls Haselbach: Aufstieg und Herrschaft, S. 101; Enright: Iona, Tara and Soissons, S. 111.

[24] Vgl. Nonn: Nachfolge, S. 71.

[25] Vgl. dazu: Kaschke: Reichsteilungen, S. 223-224.

[26] Vgl. dazu: McKitterick: Frankish Kingdoms, S. 33.

[27] Vgl. dazu: Nonn: Nachfolge, S. 61-63.

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Pippin, seine Brüder und der Dynastiewechsel von 751
Universidad
University of Bonn  (Institut für Geschichtswissenschaft)
Curso
Merowinger und Karolinger – Aufstieg und Niedergang der beiden fränkischen Herrscherhäuser
Calificación
2,0
Autor
Año
2007
Páginas
20
No. de catálogo
V133401
ISBN (Ebook)
9783640396450
ISBN (Libro)
9783640396597
Tamaño de fichero
471 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Pippin, Brüder, Dynastiewechsel
Citar trabajo
Boris Kretzinger (Autor), 2007, Pippin, seine Brüder und der Dynastiewechsel von 751, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133401

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