Argumente für und gegen Staatsverschuldung


Hausarbeit, 2005

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Der Begriff „Staatsverschuldung“

3. Dimension der aktuellen Staatsverschuldung

4. Regelungen im Grundgesetz
4.1 Vorrang der Steuerfinanzierung
4.2 Funktionsvorbehalt der Steuer
4.3 Kreditbeschaffung nach Art. 115 GG
4.4 Probleme in der Praxis

5. Argumente für (eine weitere) Staatsverschuldung
5.1 Keynesianismus
5.2 Das Modell von Domar
5.3 „Selbstalimentierung“ der Finanzmärkte
5.4 Beteiligung zukünftiger Generationen: „Pay as you use“

6. Argumente gegen (eine weitere) Staatsverschuldung
6.1 Völlige Ablehnung der Staatsverschuldung: „Save before you use“
6.2 Der „crowding-out-Effekt“
6.3 Der Generationenkonflikt: „Pay forever after using“

7. Zwischen pro und contra: der europäische Stabilitätspakt

8. Lösungsansätze zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte
8.1 Schuldentilgung und stark beschränkte Kreditaufnahme
8.2 Verfassungsänderung und Haftung der politischen Eliten
8.3 „Nationaler Stabilitätspakt“ als Staatsvertrag

9. Fazit

1. Vorwort

Die Schuldenuhr in der Bundesrepublik Deutschland tickt schier unaufhaltsam in Richtung Staatsbankrott. Seit Mitte der 70er Jahre werden in besonders hohem Maße weitere Schuldenberge aufgetürmt und heute erhöht sich die Gesamtverschuldung der öffentlichen Haushalte jede Sekunde um mehr als 1.700 Euro.1 Die absolute Gesamtverschuldung liegt seit dem Jahr 2004 über unvorstellbaren 1,4 Billionen Euro.2

„Ein Schuldenberg, der größer ist als der öffentliche Gesamthaushalt, eine Nettoneuverschuldung, die rechnerisch bloß noch eingegangen wird, um Teile des Zinsendienstes zu begleichen, der wiederum schneller wächst als das Bruttoinlandsprodukt und damit weitere Verschuldung aus sich selbst heraus kreiert: Das ist die Situation der Überschuldung [...].“3 Steckt die Bundesrepublik Deutschland demnach mit ihrer Finanzpolitik in einer unlösbaren Schuldenfalle? Auch die demografische Entwicklung der Bevölkerung gibt Anreiz zur Sorge im Hinblick auf das Problem der immer weiter ausufernden Staatsverschuldung. In einer Gesellschaft, deren Bevölkerung zunehmend altert, werden künftig erhebliche Zusatzausgaben im Bereich der Renten- und Gesundheitskosten entstehen, welche ohne eine vorherige Haushaltskonsolidierung nur schwer zu finanzieren wären.4

Diese Arbeit versucht, die verschiedenen vorhandenen Positionen zum Komplex der Staatsverschuldung aufzuzeigen und gegeneinander abzuwägen. Dabei wird zuerst eine Begriffsdefinition vorgenommen, bevor auf die aktuelle Verschuldungssituation eingegangen wird, anhand derer die Regelungen im Grundgesetz erläutert und kritisiert werden. Der Hauptteil der Arbeit beschäftigt sich mit den in der Literatur vorhandenen Argumenten für und gegen die Staatsverschuldung, wobei im besonderen der europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt von Interesse ist. Zum Abschluss werden verschiedene Lösungsansätze zur langfristigen Konsolidierung der öffentlichen Haushalte diskutiert.

2. Der Begriff „Staatsverschuldung“

Es ist sinnvoll, eine horizontale und eine vertikale Abgrenzung des Begriffs der Staatsverschuldung vorzunehmen.5

Die horizontale Abgrenzung bezieht sich auf den Umfang des Staatssektors. Hierzu gehören alle Institutionen, die Dienstleistungen für die Allgemeinheit erbringen und sich größtenteils aus Zwangsabgaben finanzieren.6

Die vertikale Abgrenzung nimmt Bezug auf die Staats verschuldung, die eine Beschaffung öffentlicher Mittel durch Kredite bezeichnet. „Der öffentliche Kredit ist ebenso wie die Steuer ein Instrument der staatlichen Einnahmeerzielung, er dient einer Gebietskörperschaft zur Finanzierung eines Budgetdefizits, d.h. des Überschusses der Ausgaben über die (laufenden) Einnahmen.“7

Die Staatsverschuldung umfasst zwei Bereiche, die in dieser Arbeit von Bedeutung sind. Zum einen die Gesamtverschuldung des öffentlichen Haushalts und zum anderen die Neuverschuldung des öffentlichen Haushalts, die der jährlichen Kreditaufnahme entspricht.8

Als Einstieg in den Komplex der Staatsverschuldung eignet sich ein genauerer Blick auf die aktuelle Lage der Verschuldung und ihrer Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg.

3. Dimension der aktuellen Staatsverschuldung

Hauptursache für das Defizit in den öffentlichen Kassen sind fehlende Steuereinnahmen. Diese wurden von der Politik in den letzten 25 Jahren billigend in Kauf genommen, in dem die Steuerquote kontinuierlich von 25% 1980 auf nun 20% 2005 gesenkt wurde. Da die Ausgaben im Verhältnis dazu aber keineswegs den Mindereinnahmen angepasst werden, ergibt sich ein immer größerer Zwang zur Verschuldung.9

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Entwicklung der Verschuldung des öffentlichen Gesamthaushalts

Quelle: Bundesministerium der Finanzen

Tabelle eins zeigt die Entwicklung der Verschuldung des öffentlichen Gesamthaushalts im Zeitraum von 1950 bis 2003. Waren bis ins Jahr 1970 noch keine wirklich nennenswerten Beträge angehäuft, so gab es im Zeitraum von 1970 bis 1975 einen ersten Schnitt, in dem die Verschuldung die Grenze von heute 100 Milliarden Euro überschritt. Ab diesem Zeitpunkt fand ein kontinuierlicher Schuldenzuwachs auf hohem Niveau statt, wobei eine deutliche Tendenz zu immer größeren Verschuldungsschritten erkennbar ist. Im Jahr 2003 war die Verschuldung des öffentlichen Gesamthaushalts mit etwa 1,325 Billionen Euro fast doppelt so hoch wie 1992. In diesen elf Jahren wurden neue Schulden in Höhe von knapp 650 Milliarden Euro gemacht, was eine durchschnittliche jährliche Verschuldung von 59 Milliarden Euro bedeutet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2: Entwicklung der Verschuldung des öffentlichen Gesamthaushalts im Anteil am BIP

Quelle: Bundesministerium der Finanzen

Schaut man sich nun in Tabelle zwei die Entwicklung der Verschuldung des öffentlichen Gesamthaushalts im Anteil am Bruttoinlandsprodukt an, zeigt sich, dass nur in den Jahren 1955 bis 1970 eine prozentuale Verringerung des Schuldenstands erreicht werden konnte. Fortan zeigt sich dasselbe Bild wie in Tabelle eins, nämlich eine kontinuierliche Zunahme der prozentualen Verschuldung, die bereits im Jahr 2000 nur knapp unter der Marke von 60% des Bruttoinlandsprodukts lag, welche ursprünglich im Stabilitäts- und Wachstumspakt der Europäischen Union als Höchstgrenze festgesetzt wurde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Berechnung aus den Daten von Tab. 1

Tabelle drei zeigt die absoluten Verschuldungszuwächse des öffentlichen Gesamthaushalts, wobei auch hier wieder ab 1970 die deutliche Tendenz zu höheren Schulden erkennbar ist. Im Zeitraum von 1975 bis 1980 wurden erstmals mehr als 100 Milliarden Euro Schulden gemacht. Besonders deutlich wird in dieser Darstellung die Bedeutung des Zeitraums von 1990 bis 1995, in dem alleine fast 500 Milliarden Euro der Gesamtverschuldung entstanden. Dies ist im Wesentlichen auf die hohen Kosten der deutschen Wiedervereinigung zurückzuführen, die an Stelle von Steuererhöhungen mit exorbitanten Krediten finanziert wurde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Berechnung aus den Daten von Tab. 1

In Tabelle vier erkennt man die prozentualen Verschuldungszuwächse des öffentlichen Gesamthaushalts. So stieg die Verschuldung beispielsweise im Zeitraum von 1950 bis 1955 mit einer Zunahme von über 120% zwar am stärksten, dies allerdings noch auf sehr niedrigem Niveau der Gesamtschulden. Eine starke Zunahme von noch über 100% auf mittlerem Niveau zeigt sich im bereits öfter erwähnten Zeitraum von 1970 bis 1975. Ab diesem Zeitpunkt sank, bis auf die Ausnahme 1990 bis 1995 wo einen Zunahme von fast 90% auf durchaus hohem Niveau stattfand, der prozentuale Verschuldungszuwachs immer weiter. Dies bedeutet jedoch keineswegs eine Besserung in der Finanzpolitik hin zu weniger Schulden, sondern ergibt sich zum größten Teil aus dem immer höheren Gesamtschuldenstand, der die Basis der Berechnung darstellt.

Welche rechtlichen Regelungen diese Schuldenpolitik ermöglichten, versucht das nächste Kapitel darzustellen.

[...]


1 Bund der Steuerzahler: Schuldenzuwachs pro Sekunde; URL: http://www.steuerzahler.de [Stand: 25.3.05]

2 Deutsche Bundesbank: Verschuldung der öffentlichen Haushalte; URL: http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php [Stand: 25.3.05]

3 Bajohr 1998, 442

4 Vgl. Flic/ Klär 2003, 745

5 Vgl. Kampmann 1995, 75

6 Vgl. Kampmann 1995, 6f

7 Kampmann 1995, 5

8 Vgl. Kampmann 1995, 6

9 Vgl. Bajohr 1998, 439

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Argumente für und gegen Staatsverschuldung
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Veranstaltung
Einführung in die Finanzpolitik der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Nordrhein-Westfalen
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
24
Katalognummer
V133560
ISBN (eBook)
9783640405060
Dateigröße
477 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Argumente, Staatsverschuldung
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts (B.A.) Nicolas Sturm (Autor:in), 2005, Argumente für und gegen Staatsverschuldung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133560

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Argumente für und gegen Staatsverschuldung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden