Welche Faktoren führten dazu, dass die Industrie in Chortiza solch eine beachtliche Größe erreichte? Zur Beantwortung dieser Fragen soll eine Serie von Zeitungsartikeln aus dem Jahr 1911 untersucht werden, welche von dem mennonitischen Verlag "Der Botschafter" veröffentlicht wurden und die die Entwicklung der mennonitischen Industrie in Südrussland beschreiben. Um den Untersuchungsgegenstand zeitlich zu beschränken, wurde der Zeitraum der wirtschaftlichen Reformen nach dem Krimkrieg 1856 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 gewählt. Gerade innerhalb dieses Zeitabschnitts liegt die für die Untersuchung relevante, stark anwachsende wirtschaftliche Entwicklung der mennonitischen Industrie in Chortiza.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Industrie in Russland und insbesondere die Schwarzmeerregion einen wirtschaftlichen Aufschwung. Im Jahre 1879 wurden in Russland Landmaschinen mit einem Umsatz von 3,9 Mio. Rubel hergestellt. Davon entfielen ungefähr 14 % auf das Schwarzmeergebiet. Besonders erstaunlich ist, dass von dem Umsatz der Schwarzmeerregion ein Großteil auf das mennonitische Dorf Chortiza entfiel. Mit 7,8 % am russischen Gesamtumsatz im Landmaschinensektor beteiligt, hatte das Dorf Chortiza fast denselben Stellenwert für die russische Landmaschinenindustrie wie die Hauptstadt Moskau, welche einen Anteil von 8,2 % zum Umsatz in Russland beitrug.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Mennoniten und Max Webers protestantische Ethik
- Die Lage der Mennoniten von 1525 bis zum frühen 20. Jahrhundert
- Die Geschichte der Mennoniten 1525-1786
- Emigration nach Russland und Entstehung der Kolonie Chortiza
- Die Situation der Mennoniten um 1911
- Mennonitische Selbstdarstellung im frühen 20. Jahrhundert: Die Zeitschrift „Der Botschafter“
- Eine Zeitschrift von Mennoniten für Mennoniten: „Der Botschafter“
- David Heinrich Epp und seine Artikel zur Industrialisierung Südrusslands
- Gründe für die Industrialisierung der Mennoniten aus ihrer Selbstdarstellung heraus
- Der Krimkrieg und die mennonitische Wagenbauer
- Wechselbeziehung zwischen Landwirtschaft und Industrie
- Technologische Fortschrittlichkeit
- Verbindung zwischen Mühlen- und Landmaschinenindustrie
- Politische Verbindungen
- Vernetzung innerhalb der mennonitischen Glaubensgemeinschaft
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Industrialisierung mennonitischer Unternehmen in der Kolonie Chortiza gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Sie analysiert insbesondere die Zeit nach den wirtschaftlichen Reformen nach dem Krimkrieg (1856) bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs (1914), in der die mennonitische Industrie in Chortiza einen bemerkenswerten Aufschwung erlebte.
- Die Rolle der mennonitischen Selbstdarstellung in der Zeitschrift „Der Botschafter“ im Kontext der Russifizierungspolitik
- Die Bedeutung der protestantischen Ethik für die wirtschaftliche Entwicklung der Mennoniten
- Faktoren, die zur hohen Produktivität der mennonitischen Industrie in Chortiza führten
- Die Beziehung zwischen Landwirtschaft und Industrie in der Kolonie
- Die Rolle der mennonitischen Glaubensgemeinschaft in der Förderung der Industrialisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext und die Forschungsfrage vor. Kapitel 2 analysiert Max Webers Theorie der protestantischen Ethik im Kontext der mennonitischen Lebenswelt. Kapitel 3 beleuchtet die Geschichte der Mennoniten und ihre Emigration nach Russland, einschließlich der Entstehung der Kolonie Chortiza. Kapitel 4 untersucht die mennonitische Selbstdarstellung in der Zeitschrift „Der Botschafter“, insbesondere die Artikel von David Heinrich Epp zur Industrialisierung Südrusslands. Kapitel 5 beleuchtet verschiedene Faktoren, die die Industrialisierung der Mennoniten in Chortiza beeinflussten, wie den Krimkrieg, die Wechselbeziehung zwischen Landwirtschaft und Industrie, technologische Fortschritte und politische Verbindungen.
Schlüsselwörter
Mennoniten, Industrialisierung, Chortiza, Südrussland, Schwarzmeerregion, Landmaschinenindustrie, protestantische Ethik, „Der Botschafter“, David Heinrich Epp, Russifizierungspolitik, Selbstdarstellung, Glaubensgemeinschaft, wirtschaftliche Entwicklung.
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- Anonym (Author), 2022, Die Industrialisierung mennonitischer Unternehmen in der Kolonie Chortiza gegen Ende des 19. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1336262