Diese Arbeit richtet sich auf Boethius von Dacien, einen Magister der Pariser Artistenfakultät, der sich mit seiner Schrift "De aeternitate mundi – Über die Ewigkeit der Welt" ebenfalls des Konflikts der beiden Lehren annimmt. Der Autor erscheint besonders interessant, weil er als radikaler Aristoteliker und Averroist gilt und deren Schriften als autoritativ ansieht, gleichzeitig sich aber auch der christlichen Lehre verpflichtet fühlt. In der argumentativen Auseinandersetzung nimmt er zahlreiche Einzelaspekte der aristotelischen Lehre in den Blick. Der Fokus dieser Arbeit liegt auf dem Konzept der ewigen Bewegung, an dem der Widerspruch zu einer geschaffenen Welt besonders anschaulich ist. Es wird gezeigt, wie Boethius die Harmonisierung der gegensätzlichen Positionen gelingt, indem er sich auf die methodischen Ansätze konzentriert und aufzeigt wie die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen (Philosophie und Theologie) an den Untersuchungsgegenstand herangehen.
Mit dieser Lösung setzt er sich vordergründig dem Vorwurf der doppelten Wahrheit aus, der letztlich dazu führt, dass er die Pariser Fakultät verlassen muss. Es lohnt jedoch ein genauerer Blick auf die Argumentation, um festzustellen, dass dieser Vorwurf so nicht haltbar ist. Dem Begriff der doppelten Wahrheit und dessen Bedeutung im Rahmen der Lehrverurteilung von 1277 wird deshalb ein eigenes Kapitel gewidmet.
Die aristotelische Physik (und Metaphysik) geht von einer ewigen Bewegung aus, die keinen Anfang und kein Ende kennt, aber im sogenannten "unbewegten Beweger" seine Ursache hat. Die christliche Schöpfungslehre hingegen, basierend auf der jüdischen Tradition, postuliert einen absoluten Anfang jeglicher Materie und Bewegung im göttlichen Schöpfungsakt.
Das Thema "Ewigkeit der Welt" nahm in der scholastischen Philosophie des 13. Jahrhunderts breiten Raum ein und wurde von vielen Autoren aufgenommen. Insbesondere Thomas von Aquin war ein Meister der Aristoteles-Interpretation, dem es auf vielen Gebieten gelang, die Lehre des griechischen Philosophen mit christlichen Positionen zu harmonisieren. Aber auch Albertus Magnus und Bonaventura, um nur einige der prominentesten Vertreter zu nennen, setzten sich unter jeweils eigener Akzentsetzung mit dem Thema auseinander.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Diskussion
- 2.1 Boethius von Dacien – Einordnung
- 2.1.1 Abendländischer Aristotelismus
- 2.1.2 Averroismus
- 2.2 De aeternitate mundi – Über die Ewigkeit der Welt
- 2.2.1 Aufbau
- 2.2.2 Auseinandersetzung mit der aristotelischen Bewegungslehre
- 2.2.3 Methodische Überlegungen als Lösungsansatz
- 2.2.4 Abschluss
- 2.3 Doppelte Wahrheit – Lehrverurteilung von 1277
- 2.4 Boethius-Rezeption
- 2.1 Boethius von Dacien – Einordnung
- 3. Fazit
- 4. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Schrift "De aeternitate mundi" von Boethius von Dacien, einem Magister der Pariser Artistenfakultät, der sich mit dem Konflikt zwischen der aristotelischen Physik und der christlichen Schöpfungslehre auseinandersetzte. Sie untersucht Boethius' Versuch, die beiden Lehren zu harmonisieren, indem er methodische Ansätze beleuchtet und die unterschiedlichen Herangehensweisen von Philosophie und Theologie zeigt.
- Die Positionen von Boethius als radikaler Aristoteliker und Averroist
- Die Auseinandersetzung mit der aristotelischen Bewegungslehre
- Das Konzept der ewigen Bewegung
- Die Harmonisierung der gegensätzlichen Positionen durch methodische Ansätze
- Der Vorwurf der doppelten Wahrheit und dessen Auswirkungen auf Boethius' Karriere
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt den Konflikt zwischen der aristotelischen Physik und der christlichen Schöpfungslehre in Bezug auf die Ewigkeit der Welt dar und führt Boethius von Dacien als wichtigen Vertreter dieser Debatte ein.
2. Diskussion
2.1 Boethius von Dacien – Einordnung
Dieser Abschnitt erläutert die Position von Boethius als radikaler Aristoteliker und Averroist und skizziert wichtige Denkschulen, mit denen er konfrontiert war.
2.2 De aeternitate mundi – Über die Ewigkeit der Welt
Dieser Abschnitt untersucht Boethius' Schrift "De aeternitate mundi" und beleuchtet dessen Auseinandersetzung mit der aristotelischen Bewegungslehre und seinen methodischen Lösungsansatz.
2.3 Doppelte Wahrheit – Lehrverurteilung von 1277
Dieser Abschnitt widmet sich dem Vorwurf der doppelten Wahrheit und dessen Bedeutung im Rahmen der Lehrverurteilung von 1277.
2.4 Boethius-Rezeption
Dieser Abschnitt beleuchtet die Rezeption von Boethius' Werk und seine Bedeutung für die Geschichte der Philosophie.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen wie Ewigkeit der Welt, aristotelische Physik, christliche Schöpfungslehre, Boethius von Dacien, Averroismus, methodische Ansätze, Philosophie und Theologie, Doppelte Wahrheit, Lehrverurteilung von 1277.
- Quote paper
- Dr. Klaus Altenbach (Author), 2017, Die Synthese der aristotelischen Physik mit der christlichen Schöpfungslehre bei Boethius von Dacien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1336463