Zur Rezeption der Nationalsozialistischen Zeit in ausgewählten Geschichtsschulbüchern der DDR und BRD


Vordiplomarbeit, 2002

25 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Direkter Buchvergleich

3. Darstellung im DDR- Geschichtslehrbuch
3.1. Errichtung der faschistischen Diktatur
3.1.1. Erklärungsansätze
3.2. Die Festigung der faschistischen Diktatur
3.2.1. Erklärungsansätze

4. Darstellung im BRD-Geschichtsbuch
4.1. Die Machtergreifung
4.1.1. Erklärungsansätze
4.2. Der Reichstag kapituliert
4.2.1. Erklärungsansätze
4.3. Gleichschaltung und Verfolgung
4.3.1. Erklärungsansätze
4.4. Morde vollenden die Diktatur

5. Zum Vergleich - Darstellungen in einem Geschichtsbuch der BRD aus dem Jahr 1995

6. Unabhängiger Bericht über die Machtergreifung

7. Inhaltsvergleich der beiden Lehrbücher

8. Abschlussbemerkungen

Literatur- und Quellennachweis

1 Einleitung

Um die Komplexität dieses historischen Zeitabschnitts zu verkürzen, habe ich mich dafür entschieden nur die ersten 19 Monate der Nationalsozialistischen Herrschaft zu untersuchen. Für mich ist die Anfangsphase mit die wichtigste der NS-Diktatur. Dadurch kann man verstehen wie es HITLER geschafft hat, dass ihn so viele Menschen anhimmelten und ihn zum Führer des deutschen Volkes machten.

Ziel soll der inhaltliche Vergleich von 2 Geschichtslehrbücher zweier Staaten sein. Es handelt sich dabei um ein Lehrbuch aus der BRD von 1986 und ein Schulbuch aus der DDR von 1984. Ich werde mit einem formellen Vergleich in Form einer Tabelle beginnen. Danach komme ich zu Zusammenfassungen der jeweiligen Text. Den Kapitel werden Erklärungsansätze folgen, in denen ich Stellung zum gemachten Sachverhalt nehme.

Das 5. Kapitel beschäftigt sich mit einer chronologischen Reihenfolge der Ereignisse in einem Schulbuch von 1995. Ich werde später im 7. Kapitel die 3 unterschiedlichen Lehrbücher miteinander inhaltlich vergleichen.

2 Direkter Buchvergleich

Das Lehrbuch in der DDR war für die 9.Klasse an der Polytechnischen Oberschule bestimmt. Im Lehrbuch der BRD ist dies nicht eindeutig erkennbar, d.h. es wird kein Klasse angegeben, in der dieses Werk benutzt werden soll. In der DDR gab es einen einheitlichen Lehrplan, der besagte wann ein Thema im Unterricht bearbeitet werden soll. Es gab nur ein Lehrbuch, welches für das gesamte DDR-Gebiet Gültigkeit besass. In der BRD gab es auch einen Lehrplan, aber jedes Bundesland konnte diesen nutzen wie es wollte. Auch die Lehrbücher waren nicht vereinheitlicht. Es standen mehrere Verläge zur Verfügung. Es konnte sogar für jedes Land ein eigenes Schulbuch angefordert werden. Der Oldenbourg Verlag München hat speziell ein Schulbuch für die Hauptschule in Bayern publiziert. Die Themen sind teilweise unterschiedlich behandelt wurden, der Nationalsozialismus zum Beispiel wird im Verlag Oldenbourg bereits in der 9.Klasse

angeboten und im KLETT- Verlag erst in der 10. Klasse. Dadurch kann die Schule den Eltern eine unterschiedliche Reihe von Schulbüchern anbieten. Der Nachteil von nicht einheitlichen Schulbüchern ist der schwierige Wechsel zwischen 2Bundesländern. Es kann passieren, dass Schüler in vielen Fächern den Lehrstoff schon oder nicht durchgenommen haben. In der DDR gab es nur einen Verlag und der richtete sich genau an die Vorgaben des Lehrplans.

Hier nun ein direkter Vergleich in Form eine Tabelle:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3 Darstellung im DDR-Geschichtslehrbuch

Im Geschichtsbuch der Klasse 9 der DDR ist der Absatz über die Errichtung des nationalsozialistischen Regimes nicht sehr umfangreich beschrieben wurden. Viel Platz ist für den Kampf der KPD gegen den Faschismus gelassen wurden. Abbildungen beziehen sich hauptsächlich auf Gebäude, Personen und Aufrufen der Kommunistischen Partei Deutschland (KPD).

Im Lehrplan der 9.Klasse ist eine Stoffeinheit von enormem Umfang vorgeschrieben gewesen. Insgesamt sind 60 Stunden vorgesehen wurden, davon aber nur 10 Stunden für den Zeitraum vom Beginn der Diktatur bis zum Beginn des 2.Weltkrieges. (vgl. Ministerrat 1973)

Der Lehrplan Geschichte herausgegeben vom Ministerrat der DDR regelt einheitlich den Unterricht für die gesamte Deutsche Demokratische Republik. Jeder Schüler sollte die gleichen Chancen einer Schulbildung erhalten.

Besonders festgeschrieben ist für den Zeitraum den ich untersuchen will, also 1933-1934, dass es nur 2 „Merkzahlen“ gibt. Zum einen der Reichstagsbrand im Jahre 1933 und die Festnahme Ernst Thälmanns ebenfalls 1933.

Im folgendem möchte ich auf die Ereignisse zu sprechen kommen die im Lehrbuch der DDR angegeben werden.

Ich werde mich dabei auf die Kapitel 5.1. und 5.2. des Buches beziehen und dabei die gebrauchten Wörter soweit es mir sinnvoll erscheint verwenden.

3.1 Errichtung der faschistischen Diktatur

Am 30. Januar 1933 begann die Zeit der faschistischen Diktatur, dadurch änderte sich die Regierungsform von einer bürgerlich-parlamentarischen Regierung in eine „offene terroristische Diktatur“(Bleyer 1984, S. 116).

Damit war die Machtübertragung ein Zeichen, dass die Großindustrie, das Junkertum und das Militär ihr Ziel erreichten hatten. Es war eine monoplistische Kapitaldiktatur, für welches die drei oben

genannten schon seit der Novemberrevolution 1917 in Deutschland kämpften.

Den Beginn der Hitlerregierung feierten die Faschisten mit Demonstrationen und Fackelumzügen durch Berlin.

Die Regierung bestand zunächst nur aus einer Koalition zwischen

Vertretern reaktionärer Kräfte und Faschisten.

Die Naziführer Wilhelm FRICK ( Reichsinnenminister) und Hermann GÖRING (Reichsminister ohne Geschäftsbereich) vereinten alle polizeilichen Machtmittel in ihren Händen.

Bereits Anfang März 1933 wurde Joseph GOEBBELS zum Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda ernannt. Ab diesem Zeitpunkt gab es eine koordinierte Volksbeeinflussung durch die Führer des Staates.

Gleich zu Beginn des Textes spricht Wolfgang BLEYER von den Zielen der Hitlerregierung.

E r veranschlagt 5 Ziele und das erste und oberste war die Zerschlagung der Kommunisten Partei Deutschlands.

Die anderen 4 Ziele beschäftigen sich mit den Kriegsplänen der Nationalsozialisten.

1 Die Unterdrückung aller demokratischen Kräfte und Arbeiterorganisationen als eine Voraussetzung für eine Raubkrieg
2 Die ideologische Vorbereitung der Gesellschaft auf den Aggressionskrieg
3 Eine verstärkte Aufrüstung und Vorbereitung eines Krieges zur Errichtung der Vorherrschaft des deutschen Imperialismus in Europa und der Welt.
4 In einem Krieg ist die Vernichtung der Sowjetunion ein oberes Ziel!

Die einzige Partei, die in Deutschland offen gegen den Nationalsozialismus gekämpft hat, war die KPD und das tat sie bereits vom ersten Tag an. Am 30. 01. 1933 wurde der „Generalstreik gegen die faschistische Terrorherrschaft“(Bleyer 1984 S. 118) ausgerufen. Noch am selben Tag haben die Führer der KPD der SPD angeboten, den Kampf gemeinsam zu bestreiten. Die SPD-Funktionäre lehnten aus folgendem Grund ab.

Tiefverwurzelter Antikommunismus und eine feste Bindung an den imperialistischen Weimarer Staat. BLEYER wirft Ihnen eine gewisse

„Blauäugigkeit“ vor. Die SPD hat aber niemals einen Grund, warum sie die Zusammenarbeit nicht wünschen, formuliert.

Widerstand gab es aber auch mit Hilfe einiger Vertretern aus SPD und anderen Arbeiterorganisationen. Dieser Widerstand kennzeichnete sich in Aufmärschen, Demonstrationen und Streiks in den Betrieben.

Am 7. Februar 1933 fand eine illegale Tagung des Zentralkomitees der

KPD bei Berlin statt. Dabei hielt Ernst THÄLMANN eine für die Kommunisten beeindruckende und überzeugende Rede.

Im nachfolgenden Abschnitt sind die Hauptthemen von mir zusammengefasst.

Er charakterisierte die Regierung als eine „offene faschistische Diktatur des Terrors und des Imperialistischen Krieges“. Er wirft der Regierung vor, dass sie nur aus Vertretern des Monopols, der Großindustrie und des Junkertums besteht.

Er fordert eine Mobilmachung aller verfügbaren Kräfte, damit meint er die gesamte Arbeiterklasse und sonstige Werktätige. THÄLMANN ruft zum Massenkampf gegen den Faschismus auf. Er sieht nur eine Lösung für das deutsche Volk: Die Regierung ist nur noch durch einen revolutionären Sturz ablösbar. Und die unmittelbare Aufgabe, sei es einen Plan zusammenzustellen der den Kampf vorbereitet um ihn dann nur noch präzise auszuführen.(vgl. Bleyer 1984, S.119)

3.1.1 Erklärungsansätze

Der kurze Exkurs zur Errichtung der Macht erstreckt sich in dem Lehrbuch auf 3.5 Seiten und ist ziemlich reich gestaltet. Auf der ersten Seite konfrontiert man die Schüler mit einer Fotomontage von John HEARTFIELD. Dabei spielte dieser auf die grausame Herrschaft der Nationalsozialisten an. Er hat dabei den alten Wahlspruch von Otto von BISMARCK „Blut und Eisen“ verwendet und diesen Spruch unter das Bild geschrieben. Das Bild besteht aus vier Äxten die in Form des Hakenkreuzes angeordnet wurden und an denen Blut hinunter tropft. Das zweite Bild dieser Doppelseite zeigt ein Foto vom Fackelzug der Nationalsozialisten anlässlich der Machtübertragung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933.

Auffällig an der Gestaltung des Lehrbuches sind die auf fast jeder Seite vorhandenen rot eingerahmten Kästchen mit entweder Zitaten, Merksätzen oder Mitschriften von Ansprachen führender Persönlichkeiten. Auffallend an der Sprachwahl Wolfgang BLEYERS ist

die Verwendung von ein paar bestimmten Worten wie Faschismus, Nazis und Terror.

Diese Worte werden in unterschiedlichen Varianten genutzt. Bei der Bearbeitung des Textes habe ich bemerkt, dass er nur einmal von der NSDAP gesprochen hat, ansonsten war das lediglich die Nazipartei. Es ist die Rede vom Antikommunismus und was die Nationalsozialisten

alles versucht haben um die KPD „loszuwerden“, aber es wird nicht auf die Rassenpolitik Hitlers eingegangen. Im gesamten Kapitel wird über die Willkür und ungeheuere Härte der NS gegen einzelne Widerstandskämpfer berichtet, aber die beginnende Boykottierung von jüdischen Geschäften und der Terror gegen andersartige Menschen ist nicht Bestandteil dieses Lehrbuches.

Im hinteren Teil des Kapitels wird über das Konzentrationslager (KZ) Aussagen getroffen, diese aber nur in einem sehr geringem Ausmaß.

Für mich nicht nachvollziehbar, ist das Thema Widerstand im ersten Unterpunkt des Kapitels. Warum wird bereits im ersten Teil von aktiven Widerstand gesprochen. Es ist ohne Zweifel Widerstand vorhanden gewesen, Es ist aber nicht sinnvoll dies zum Zeitpunkt der Errichtung der Macht schon anzusprechen. Dafür ist ein eigenes Kapitel eingerichtet wurden.

Ist es gerechtfertigt als Historiker, die vergangenen Ereignisse zu nutzen um Vorwürfe niederzuschreiben? Da kann ich nicht zustimmen, als Historiker sollte man sich auf die Fakten stützen und diese so aufschreiben, wie sie passiert sind. Und dabei sollte man nicht die wesentlichen Dinge vergessen.

Hatte Hitler bereits bei Machtantritt 1933 die Absicht einen Krieg zu führen, vor allem gegen die Sowjetunion? Ich denke nicht! Er hatte im Kopf das deutsche Reich zu vergrößern und wenn das nicht ohne Gewalt und Krieg gehen sollte, dann scheue er nicht das zu tun. Er war aber nicht sein oberstes Ziel einen Krieg zu planen und durchzuführen, vor allem einen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. In der ersten Zeit seit seinem Amtsantritt war er darauf bedacht, das Reich aufzubauen, aus der hohen Arbeitslosigkeit herauszubringen, ein Vertrauen zu der Gesellschaft herzustellen und eine Lockerung des Versailler Vertrags von 1919 anzustreben. Auch wenn er die alleinige Herrschaft über das deutsche Reich erlangen wollte, sollte das in den ersten Monaten demokratisch und legal zugehen. Immerhin sollte die Welt sehen, dass er kein Gegner sondern ein Freund ist. Zu dem Zeitpunkt hätte Hitler jede Auseinandersetzung

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Zur Rezeption der Nationalsozialistischen Zeit in ausgewählten Geschichtsschulbüchern der DDR und BRD
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (FB Erziehungswissenschaft)
Note
2
Autor
Jahr
2002
Seiten
25
Katalognummer
V13365
ISBN (eBook)
9783638190404
Dateigröße
532 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit beschreibt die Zeit der Machtergreifung Hitlers. Von 1933 bis zum Tod Hindenburg´s 1934.
Schlagworte
Nationalsozialismus, Buchvergleich, Machtergreifung
Arbeit zitieren
Manja Geldner (Autor:in), 2002, Zur Rezeption der Nationalsozialistischen Zeit in ausgewählten Geschichtsschulbüchern der DDR und BRD, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13365

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