Den Begriff des religiösen Rituals verbindet Sigmund Freud eng mit dem pathologischen Zeremoniell des Zwangskranken. In dem 1907 erschienenen Aufsatz „Zwangshandlungen und Religionsübungen“1 meint Freud, durch die Analyse des Zwangscharakters beim Neurotiker Rückschlüsse auf das religiöse Leben ziehen zu können. Es bestünde zwar ein Unterschied, nämlich der: „dass die kleinen Zutaten des religiösen Zeremoniells sinnvoll und symbolisch gemeint sind, während die des neurotischen läppisch und sinnlos erscheinen“2, diese vermeintlichen Unterschiede jedoch durch die „psychoanalytische Untersuchungstechnik“ eliminiert würden. Er geht so weit, und dies ist die Quintessenz seiner Arbeit, die Religion insgesamt als eine „universelle Zwangsneurose“ zu bezeichnen. Ausgehend vom o.g. Text stellen sich mir vor allem drei Fragen, anhand derer die vorliegende Arbeit strukturiert ist: 1) Worin liegen die Gründe, die Freud veranlassen den Vergleich zwischen religiösem Ritual und dem Zwangszeremoniell zu ziehen? 2) Welches ist das Wesen einer Zwangshandlung? 3) Was ist der eigentliche Inhalt religiöser Rituale? Zur Frage 3), die das Hauptanliegen dieser Arbeit darstellt, werde ich insbesondere auf zwei Riten aus dem Bereich der Kirche näher eingehen: die Taufe und die Konfirmation.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Religiöses Zeremoniell = Zwangshandlung – Ursachen für die Symptomatik
- Die geistigen Wurzeln S. Freuds
- S. Freuds Psychoanalyse
- Die kirchliche Sozialpsychologie
- Das Wesen von Zwangshandlungen
- Das Ritual in der Perspektive weiterer Psychoanalytiker
- Allgemeine Aspekte zum Ritual und archetypischer Symbolik
- Klassifizierung von Taufe und Konfirmation
- Die Taufe
- Die Konfirmation
- Zusammenfassung und Schlussbetrachtung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, die von Sigmund Freud aufgestellte These zu untersuchen, die Religion als eine „universelle Zwangsneurose“ betrachtet. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse des religiösen Rituals im Kontext von Zwangshandlungen. Im Zentrum steht die Frage nach dem Wesen von Zwangshandlungen und dem eigentlichen Inhalt religiöser Rituale, insbesondere der Taufe und der Konfirmation.
- Der Vergleich zwischen religiösem Ritual und Zwangszeremoniell nach Sigmund Freud
- Das Wesen von Zwangshandlungen und ihre tiefenpsychologischen Hintergründe
- Die Symbolsprache religiöser Rituale und ihre Interpretation
- Die Bedeutung der Taufe und der Konfirmation im Kontext der tiefenpsychologischen Betrachtung
- Der therapeutische Wert religiöser Rituale
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt den Leser in die Thematik ein und stellt die zentralen Forschungsfragen vor. Im ersten Kapitel werden die Gründe analysiert, die Freud dazu veranlassen, einen Vergleich zwischen religiösen Ritualen und Zwangszeremonien zu ziehen. Hierbei werden die biographischen Fakten Freuds, die Psychoanalyse Freuds und die Sozialpsychologie der Kirche beleuchtet.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Wesen von Zwangshandlungen und ihren psychologischen Wurzeln. Der dritte Teil der Arbeit setzt sich mit der Interpretation von religiösen Ritualen aus der Sicht weiterer Psychoanalytiker auseinander, wobei insbesondere die Bedeutung der Archetypenlehre Jungs und die tiefenpsychologische Perspektive Eugen Drewermanns hervorgehoben werden. Hierbei werden auch die Rituale der Taufe und der Konfirmation genauer betrachtet.
Schlüsselwörter
Religiöses Ritual, Zwangshandlung, Psychoanalyse, Sigmund Freud, C.G. Jung, Eugen Drewermann, Archetypen, Taufe, Konfirmation, Symbolsprache, Tiefenpsychologie, Therapie
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- Anonym (Author), 2003, Ritual und Zwangshandlung - Eine tiefenpsychologische Annäherung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13366