Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Gender Erklärung
Abkürzungsverzeichnis
1 Aufgabe 1
2 Aufgabe 2
3 Aufgabe 4
4 Aufgabe 5
5 Aufgabe 6
Literaturverzeichnis
Verzeichnis der Internetquellen
Gender Erklärung
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Einsendeaufgabe die Sprachform des generischen Maskulinums angewendet. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.
Abkürzungsverzeichnis
bzw. = beziehungsweise
1 Aufgabe 1
Die Betriebswirtschaftslehre (BWL) kann als Lehre der wirtschaftlichen, technischen, organisatorischen und finanziellen Abwicklungen in Betrieben bzw. Unternehmen betrachtet werden.1
Da man heute nicht mehr von Universalwissenschaften spricht, fällt die Betriebswirtschaftslehre unter den Deckmantel der Individualwissenschaften. Um eine konsequentere Einteilung aller Wissenschaften zu ermöglichen gibt es jedoch abgegrenzte Bereiche, die auch Erfahrungsgegenstände genannt werden, um eine zielführende Einteilung der einzelnen Wissenschaften zu ermöglichen. Die Betriebswirtschaftslehre selbst wird in den Individualwissenschaften zunächst den Realwissenschaften zugeordnet, da die Erfahrungsgegenstände, also beispielgebend Betriebe, Märkte und Ähnliches, real beobachtbare Phänomene sind, im Gegensatz zu den Formalwissenschaften, zu denen unter anderem die Mathematik zählt. Hierbei können keine Beobachtungen plastischer Phänomene gemacht werden. Weiters werden die Realwissenschaften in Kultur- und Naturwissenschaften eingeteilt. Die Betriebswirtschaftslehre ist dabei Teil der Kulturwissenschaften, da die bereits erwähnten Erfahrungsgegenstände durch menschliches Handeln bestimmt und beeinflusst werden. Die Naturwissenschaften hingegen basieren auf „natürlichen Erfahrungsobjekten“. In den Kulturwissenschaften gibt es mehr als zwei Unterkategorien. Hier wird die Betriebswirtschaftslehre der Wirtschaftswissenschaft zugeteilt, die sich schlussendlich in Betriebs- und Volkswirtschaftslehre unterteilt.
Die Betriebswirtschaftslehre ist in vielen Aspekten mit der Volkswirtschaftslehre verbunden. Prinzipiell sind beide Lehren an denselben Themen - Produktionsfunktionen in Betrieben, Märkte, Kosumverhalten, um einige wenige zu nennen - interessiert. Die Volkswirtschaftslehre nutzt die Beobachtungen und Untersuchungen, um Empfehlungen für die Wirtschaftspolitik in Bezug auf Inflation, Konjunktur oder Wachstum abzugeben. Es werden in der Volkswirtschaftslehre grundsätzlich gesamtwirtschaftliche Beobachtungen und Aussagen gemacht. Hingegen ist es das Ziel der Betriebswirtschaftslehre, das erfasste Wissen für die Steuerung des Leistungserstellungs- und Leistungsverwertungsprozesses eines Betriebes einzusetzen.
Dass die Betriebswirtschaftslehre eine interdisziplinäre Wissenschaft ist, lässt sich nicht nur am Beispiel der Volkswirtschaftslehre und deren Gemeinsamkeiten erkennen. Auch ist eine Abgrenzung von anderen Lehren, insbesondere von den Sozialwissenschaften, nicht immer einwandfrei möglich. Vor allem nutzt die Betriebswirtschaftslehre die Rechtswissenschaften, Soziologie, Psychologie, Ingenieurswissenschaften, Mathematik, Statistik und ähnliche Lehren, um Antwort zu generieren.
Dadurch entstehen Interdisziplinäre Betriebswissenschaften wie Wirtschaftsrecht, Wirtschaftspsychologie, Wirtschaftsinformatik oder Wirtschaftspsychologie.2 Der interdisziplinäre Charakter der Betriebswirtschaftslehre lässt sich an einem allgemeinen Beispiel erklären.
Man stelle sich einen Arzneimittelhersteller vor. Während der Gründung spielen unter anderem die Erstellung eines Businessplans sowie Transport und Logistik der Arzneimittel zum Endkonsument bzw. Arzt eine Rolle. Aus diesem Grund werden die Elemente des Ingenieurswesen herangezogen, in Form eines Wirtschaftsingenieurs. Bei der Wahl der geeignetsten Rechtsform bedient man sich des Wirtschaftsrechts. Erleidet das Unternehmen aufgrund eines Skandals durch ein Medikament einen Rückschlag, ist es erforderlich, das Vertrauen der Käufer durch gezielte Maßnahmen wieder zu erlangen. Hierbei sind Erkenntnisse im Bereich der Psychologie notwendig, die im Marketing eingesetzt werden müssen.
Die Betriebswirtschaft als Managementlehre zeigt, dass die grundlegenden Aufgaben des Managements die Untersuchung der soziokulturellen, technologischen, ökonomischen und politisch-rechtlichen Bedingungen in einem betrieblichen Umfeld sind. Dies macht deutlich, dass auch im Praxistransfer der Betriebswirtschaftslehre Interdisziplinarität eine entscheidende Rolle spielt, um ein verstärktes betriebswirtschaftliches Verständnis durch Einflüsse anderer Wissenschaftsdisziplinen zu erreichen.
2 Aufgabe 2
Hans Ulrich (1919-1997) brachte ursprünglich den systemtheoretischen Ansatz der Betriebswirtschaftslehre in den deutschsprachigen Raum. Demnach werden auch Erkenntnisse aus anderen Wissenschaften auf Probleme in Unternehmen angewandt. Dies unterstreicht den interdisziplinären Charakter der Betriebswirtschaftslehre.
In der Praxis wird der systemtheoretische Ansatz zur Verbesserung der Steuerung eines Unternehmens angewendet.
Diesem Ansatz zufolge Systeme, die aus einzelnen Elementen bestehen und eine geordnete Gesamtheit ergeben. Ordnen sich diese Elemente dem System unternehmen unter, kann man sie als Subsysteme bezeichnen.
Diese sogenannten Subsysteme können in der Betriebswirtschaft beispielsweise Abteilungsbereiche oder Teams sein, die einen festgelegten, untergeordneten Platz in der Firmen-Hierarchie einnehmen.
Jedoch kann auch das einzelne Unternehmen sogenannten Suprasystemen unterliegen. Solche Suprasysteme sind bsp. Konzerne oder Verbände, in die das Unternehmen eingebunden ist. Somit kann das Unternehmen selbst zum Subsystem eines Verbandes oder Konzerns werden. Trotzdem wird es über eigene dispositive Faktoren gesteuert, als produktives und zweckorientiertes System betrachtet und ganzheitlich gesteuert, da es weiterhin ein soziales Regelkreissystem ist, das das Ziel hat, die Interessen aller Steakholder, intern sowie extern, zu berücksichtigen und zu verfolgen. Somit zeigt der systemtheoretische Ansatz die Verknüpfung und Beziehung unterschiedlicher Systeme auf.
Ein Beispiel für solch ein Unternehmen als geordnete Gesamtheit unterschiedlicher Elemente ist das spanische Textilunternehmen Inditex, welches als Suprasystem der Marken „Zara“, „Zara Home“, „Bershka“, „Massimo Dutti“, „Pull & Bear“, „Oysho“, „Stradivarius“ und „Uterqüe“ fungiert. Zwar verfügt jedes dieser Subunternehmen über eine eigene Führungsebene, sie werden somit ganzheitlich gesteuert, sind aber als Subunternehmen Teil des sozialen Regelkreissystems der „Industrie de Diseno Textil S.A.“ und haben die Zielsetzung, die Interessen der internen Stakeholder, zb. Management, Anteilseigner oder Mitarbeiter sowie der externen Stakeholder, zb. Kunden oder Lieferanten zu erfüllen.
Der systemtheoretische Ansatz hat in der Betriebswirtschaft einen Fortschritt in zwei Bereichen erwirkt. Einerseits wird das System „Unternehmen“ dadurch in Zusammenhang mit seiner Umwelt gebracht und so das Augenmerk auf die Einbindung von Organisationen im Umfeld gelegt, andererseits wird im Unternehmen selbst die statische Vorstellung der Zusammenführung verschiedener Produktionsfaktoren in den Regelkreis mit einbezogen.
Das Konzept des systemtheoretischen Ansatzes beschreibt im Allgemeinen, dass jedes System in eine Umwelt eingebunden ist. Ulrich zufolge sei es nur möglich, die Funktionen eines Systems vollständig zu verstehen, wenn man das übergeordnete Supersystem betrachtet. Danach könne man beispielsweise die Anforderungen der Umwelt an das System erklären und seine Eigenständigkeit bzw. die des Unternehmens ableiten. Unternehmen müssen sich ständig mit ihrer Umwelt auseinandersetzen, um ein Gleichgewicht zwischen Suprasystem, System und Subsystem zu erhalten. Dieser Anpassungsprozess wird als kybernetischer Steuerungsprozess verstanden und stellt den andauernden Prozess der Kontrolle und Planung im Zusammenhang mit den Zielen eines Unternehmens dar. Daraus resultiert die Betrachtung des Unternehmens als Regelkreissystem.
Entscheidend ist, den „Soll-Ist-Vergleich“ durchzuführen, um gegebenenfalls Korrekturen vorzunehmen. So kann man negative Auswirkungen für das Unternehmen verhindern. Ein Beispiel ist ein Kunststoffverarbeitungsunternehmen, das hauptsächlich Produkte wie Regale und Tresen für Messen produziert. Aufgrund der derzeitigen Corona-Krise konnte das Unternehmen die geplanten Absatzzahlen nicht erreichen und hat die Produktion auf Plexiglasschutzscheiben für Supermärkte und Apotheken, um einen weiteren Einbruch des Umsatzes zu verhindern.
Die Blackbox in der Systemtheorie wird meist grafisch als schwarzer Kasten dargestellt und soll einzelne Systeme veranschaulichen, deren interne Prozesse für den Betriebswirten nicht wichtig sind und daher nicht genauer analysiert werden. Somit betrachtet man zwar den Input und den Output, interessiert sich jedoch nicht dafür, wie dieser Output zustande kam. Es handelt sich lediglich um das Betrachten, das Erstellen von Zusammenhängen zwischen In- und Output und das eventuelle Eingreifen bzw. Manipulieren. Die Ursache-Wirkungs-Beziehung spielt dabei keine Rolle.
Einen entscheidender Vorteil des systemtheoretischen Ansatzes ist, dass das Unternehmen nicht als isoliertes System gesehen wird, sondern offen gegenüber seiner Umwelt ist. Ebenfalls wird so aus unterschiedlichen Sichtweisen auch auf Aspekte in den Bereichen Technologie, Ökonomie, Psychologie und Soziologie eingegangen.
Mit Unsicherheiten in Bezug auf diesen Ansatz ist die Sichtweise des Unternehmens als Black Box zu sehen und ob man den Ansatz tatsächlich als Lösung für Praxisprobleme einsetzen kann. Ebenfalls muss man in der Praxis in Betracht ziehen, dass hinter jedem Output Menschen stehen, somit auch Wertungen, Gefühle, Interessen und Kenntnisse eine Rolle spielen und rein durch das Beobachten das Verstehen und Prognostizieren des Inneren des Systems nicht möglich ist.
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1 (https://www.enzyklopaedie-der-wirtschaftsinformatik.de/wi-enzyklopaedie/lexikon/uebergreifendes/Disziplinen%20der%20WI/Betriebswirtschaftslehre Betriebswirtschaftslehre, Sven Husmann vom 01.11.2012 - 10:22)