Subprimekrise als Resultat von Moral Hazard


Projektarbeit, 2008

31 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Asymmetrische Informationsverteilung
2.1. Klassifizierung der Probleme asymmetrischer Information
2.2. Das Phänomen von Moral Hazard

3. Subprime-Krise
3.1. Krisenentstehung und auslösende Faktoren
3.2. Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte

4. Moral-Hazard-Probleme im Rahmen der Subprime-Krise

5. Mögliche Lösungsansätze zur Milderung von Moral Hazard

6. Fazit

Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Klassifizierung der Probleme bei asymmetrischer Information

Abbildung 2: Ausgabenvolumen der strukturierten Produkte in den USA und Europa, in Mrd. US-Dollar

Abbildung 3: Grundstruktur einer True-Sale-ABS-Transaktion

Abbildung 4: Käufer von ABS CDOs, in Prozent

Abbildung 5: Geografische Verteilung der Bankenverluste, in Prozent

Abbildung 6: Vergleich von Finanzkrisen

Abbildung 7: Die größten Verlierer infolge der Subprime-Krise

Abbildung 8: Verhältnis zwischen Bank und Kreditnehmer

Abbildung 9: Verhältnis zwischen Bank, Zweckgesellschaft, Investoren und Rating-Agenturen

Abbildung 10: Verhältnis zwischen Bank und Zentralbank

1. Einleitung

Die im Sommer 2007 am US-Immobilienmarkt ausgelöste Subprime-Krise führte zu erheblichen Unsicherheiten auf den globalen Finanzmärkten. Eine bemerkenswerte Anzahl von Banken sowie anderen Finanzinstitute besonders in den USA und Europa musste aufgrund der entstandenen Refinanzierungs-probleme Verluste in Milliardenhöhe hinnehmen.

Die Ursachen für die Subprime-Krise sind umfangreich. Hierbei handelt es sich um eine komplexe Kooperation unterschiedlicher Marktteilnehmer, die teilweise zu den innovativen Finanzmarktinstrumenten gegriffen und daneben rechtliche Spielräume sorglos ausgenutzt haben. Dabei kommt der Verbriefung eine besondere Rolle zu. Obwohl die Verbriefung solche Vorteile wie einen direkten Zugang für Unternehmen bzw. Banken zum Kapitalmarkt, d.h. ohne Einbeziehung von Finanzintermediären, bietet und auch eine breite Risikostreuung ermöglicht, können Principal-Agent-Probleme auftreten. So wurde im Rahmen der Finanzkrise das Risiko von Moral Hazard wesentlich vergrößert.

Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel zu untersuchen, inwiefern die Subprime-Krise auf Moral Hazard zurückzuführen ist. Der folgende Beitrag beschreibt mögliche Principal-Agent-Probleme, die bei asymmetrischer Informationsverteilung auftreten können, und auch die Problematik von Moral Hazard. Sie soll auch einen Überblick über die Ursachen und den Ablauf der Subprime-Krise sowie über deren Auswirkungen auf den globalen Finanzsektor verschaffen. Im Rahmen dieser Untersuchung werden bestimmte Kredit-beziehungen zwischen den Marktteilnehmern betrachtet und das daraus resultierende Risiko von Moral Hazard erläutert. Des Weiteren werden mögliche Lösungsansätze zur Milderung von Moral Hazard präsentiert. Dem besseren Verständnis des Materials wird durch eine Reihe von grafischen Illustrationen und praktischen Bespielen beigetragen.

2. Asymmetrische Informationsverteilung

Im Rahmen einer Kooperation stellt sich die Frage, wie die relevanten Informationen bei Vertragsabschluß verteilt sind. Verfügen die Vertragsparteien über den gleichen Informationsstand, wird von symmetrischer Informations-verteilung gesprochen. Sind die Informationen über die relevanten Sachverhalte ungleichmäßig verteilt, wird dies als Informationsasymmetrie bezeichnet.[1] Darauf bezieht sich die Prinzipal-Agent-Theorie. Im Rahmen derer wird ein Verhältnis zwischen einem Auftraggeber (Prinzipal) und einem Auftragnehmer (Agent) beobachtet. Die Theorie trifft die Annahme, dass der Agent besser als der Prinzipal informiert ist.[2]

2.1. Klassifizierung der Probleme asymmetrischer Information

Bei asymmetrischer Information können drei Grundtypen der Probleme auftreten, die durch ex ante, interim und ex post Unsicherheiten bedingt sind:[3]

Abbildung 1: Klassifizierung der Probleme bei asymmetrischer Information

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung in Ahnlehnung an Hartmann-Wendels, T./ Pfingsten, A./ Weber, M.[4]

Die ex ante Unsicherheit wird auch als Qualitätsunsicherheit (Adverse Selektion) bezeichnet, die häufig auftritt, wenn nicht alle Vertragspartner zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses über dieselben Information verfügen.[5] Es handelt sich um Qualitätsunsicherheit, wenn z.B. der Konsument vor Vertrags-abschluss zwar den Preis kennt, aber über die Qualität eines Gutes unsicher ist. Der Produzent besitzt damit oft einen Informationsvorsprung, die Information über die Qualität dieses Gutes jedoch aus Interessengründen nicht preisgibt.[6] Die Zahlungsbereitschaft der rationalen Konsumenten richtet sich an der durchschnittlich zu erwarteten Qualität. Die Güter mit überdurchschnittlicher Qualität, die zu entsprechend hohen Preisen angeboten werden, werden nicht nachgefragt und scheiden aus dem Markt aus. Der Prozess, bei dem die schlechte Qualität die gute aus dem Markt verdrängt, wird als Adverse Selektion bezeichnet und „führt zu einem Marktversagen“.[7] Diese Problematik greift George A. Akerlof auf und zeigt am Bespiel des Gebrauchtwagen-marktes, dass bei Qualitätsunsicherheit bzw. Informationsasymmetrie schließlich nur noch „Lemons“, also Fahrzeuge schlechter Qualität, am Markt übrig bleiben.[8]

Die ex post Unsicherheit liegt vor, wenn eine Partei über den Projekterfolg nach Vertragsabschluss unsicher ist, sodass das Problem der Verifizierbarkeit der Ergebnisse entsteht. Die andere Partei strebt danach, den Projekterfolg nicht immer wahrheitsgemäß bekannt zu machen.[9]

Die interim Unsicherheit wird auch als Moral Hazard genannt.[10]

2.2. Das Phänomen von Moral Hazard

Das Phänomen des „moralisches Risikos“ (Moral Hazard) findet seinen Ursprung im Versicherungsgeschäft und tritt als Hidden Action auf.[11] Die Grundlage für Moral Hazard stellt ein Vertrag zwischen zwei Wirtschafts-subjekten dar, wobei die Vertragspartner bei Vertragsabschluss zwar über die gleiche Information verfügen, nach Vertragsabschluss aber einer der Vertrags-partner wegen unvollständiger Daten die Handlungen und Entscheidungen des anderen Vertragspartners nicht oder nur teilweise beobachten kann.[12] Es handelt sich um die nicht der Tatsache entsprechende Information, die ex post auftreten und Auswirkungen auf die Vorteilhaftigkeit der Transaktion haben kann. Daraus kann der andere Vertragspartner einen Vorteil für sich erzielen.[13]

Das klassische Beispiel hierfür stellt der Versicherungsvertrag dar, bei dem der Versicherungsnehmer nach Vertragsabschluss durch sorglosen Umgang mit der versicherten Sache einen Schaden verursacht.[14] Dies entsteht gerade im Fall, wenn die Handlungen eines Versicherungsnehmers von der Versicherungsgesellschaft nicht beobachtbar sind. Der Versicherungsnehmer hat damit einen geringen Anreiz, dieselbe Sorgfalt aufzuwenden wie in einer Situation ohne entsprechender Versicherung.[15] Ein beliebtes Instrument der Versicherungsgesellschaften zur Reduzierung von Moral Hazard ist die Vereinbarung einer Selbstbeteiligung. Außerdem können solche Instrumente wie Monitoring über die Handlungen des Versicherungsnehmers oder Bindungen an ein bestimmtes Verhalten angewendet werden.[16] Bei der Lösung des Moral-Hazard-Problems spielen auch anreizkompatible Verträge eine bedeutende Rolle. Der Versicherer formuliert dabei unter der Bedingung der Nutzenmaximierung den Vertrag so, dass es kein Anreiz seitens des Versicherten besteht, ihn zu betrügen.[17]

In der vorliegenden Arbeit wird Moral Hazard als einer der Ursachen der aktuellen Finanzkrise betrachtet.

3. Subprime-Krise

Die globalen Finanzmärkte leiden stark unter den Folgen der massiven Turbulenzen im Zuge der Vertrauens- und Liquiditätskrise, die sich im Sommer 2007 im Subprime-Segment[18] des US-Hypothekenmarktes verbreitete.[19] Die Subprime-Krise hatte weltweite finanzielle Schäden und Zahlungsunfähigkeiten zur Folge. Die Stabilität des Finanzsektors konnte nur durch umfangreiche finanzielle Unterstützung der Zentralbanken und staatlicher Interventionen sowie die Zinssenkungen durch die US-Notenbank gewährleistet werden.[20] Die Situation ist für eine kurze Zeit stabilisiert, jedoch kommt es wieder zu einer neuen Welle der Insolvenzen der größten Banken und anderer Finanzinstitute weltweit.[21] Wie groß die Risiken und die Belastungen auf die Finanzmärkte weltweit waren und in welcher Höhe noch zu erwarten sind, ist schwierig einzuschätzen.

3.1. Krisenentstehung und auslösende Faktoren

Die Entstehung der aktuellen Finanzkrise ist auf das Platzen der High-Tech- und Internetblase im Jahr 2000/2001 zurückzuführen. Für die Stabilisierung der US-Wirtschaft infolge der Rezession senkte die US-Notenbank erheblich die Zinsen. Damit wurden gute Voraussetzungen für ein Wirtschaftswachstum und eine starke Nachfrage nach Krediten in den Jahren 2003 bis 2005 geschaffen. Auch denjenigen mit schwacher Bonität wurden zinsgünstige, aber auch zinsvariable[22] (Adjustable Rate Mortgages) Hypotheken gewährt.[23] Aufgrund sehr niedriger anfänglichen Zinssätzen (Teaser Rates), die teilweise bei 1 bis 2% lagen, wurde ein Boom am Immobilienmarkt verursacht.[24] Dies hat dazu geführt, dass die Kredite auf Immobilien mit schlechter (Subprime Mortgages[25] ) oder beschränkter (Alt-A[26] ) Qualität in hohem Umfang vergeben wurden.[27]

Die Immobilienpreise in den USA sind seit der 1990er Jahren bis Anfang 2006 sehr stark gestiegen. Dies hatte zur Folge, dass sich die Immobilienbesitzer immer neue Darlehen auf ihre im Preis stark angestiegene Häuser ohne Eigenkapital nehmen konnten. Solange der Wert der Häuser stieg und die Zinsen weiterhin tief waren, kam es zu keiner Eskalation.[28]

Im Sommer 2007 hat sich die Situation wesentlich verändert. Durch der kontinuierlichen Anhieb der Leitzinsen in den Jahren 2005 bis 2007[29] in den USA konnten immer mehr Immobilienbesitzer nach anfänglich niedrigen Tilgungsraten die dann gewachsenen Tilgungsraten nicht mehr ordnungs-gemäß erfüllen.[30] Die Situation sowohl für Banken als auch Kreditnehmer verschlechterte sich durch den stetigen Verfall der Immobilienpreise. Dies führte zu einer starken Zunahme der Kreditausfallraten in erster Linie zunächst im Subprime-Segment.[31] Es kam zu massiven Zwangsversteigerungen der Häuser, was die Blase am US-Immobilienmarkt zum Platzen brachte. Im Verlaufe des zweiten Quartals 2007 erreichten die Zahlungsausfälle auf diverse Subprime-Kredite den höchsten Stand in den letzten sieben Jahren.[32]

Die weltweite Verbreitung und das Ausmaß der US-Hypothekenkrise wurden außerdem durch neue Finanzprodukte der Verbriefung bedingt, die eine Refinanzierung der Subprime-Kredite am Kapitalmarkt ermöglichen. Ein großer Teil der an private Haushalte vergebene Hypothekenkredite wurde von den Hypothekenbanken in den USA nach dem Prinzip „originate and distribute“ als ABS/MBS[33] verbrieft und in Tranchen mit unterschiedlichen Risikoprofilen an Investoren und Investmentbanken in der ganzen Welt verkauft. Die Investoren ihrerseits veräußerten sie häufig in der Form von CDOs[34] weiter.[35]

[...]


[1] Vgl. Hartmann-Wendels,T./ Pfingsten, A./ Weber, M. (2004), S.85ff.

[2] Vgl. Laffont, J.-J./ Martimort, D. (2002), S.4ff.

[3] Vgl. Hartmann-Wendels,T./ Pfingsten, A./ Weber, M. (2004), S.96ff.

[4] Vgl. Hartmann-Wendels,T./ Pfingsten, A./ Weber, M. (2004), S.99.

[5] Vgl. Hartmann-Wendels,T./ Pfingsten, A./ Weber, M. (2004), S.100.

[6] Vgl. Laffont, J.-J./ Martimort, D. (2002), S.18ff.

[7] Vgl. Rudolph, B. (2006), S. 137.

[8] Vgl. Akerlof, G. A. (1970), S. 488ff.

[9] Vgl. Hartmann-Wendels, T./ Pfingsten, A./ Weber, M. (2004), S.105.

[10] Vgl. Hartmann-Wendels, T./ Pfingsten A./ Weber, M. (2004), S.98.

[11] Vgl. Bannier, C.E. (2005), S. 69.

[12] Vgl. Rudolph, B. (2003), S. 139.

[13] Vgl. Bannier, C.E. (2005), S. 70.

[14] Vgl. Rudolph, B. (2003), S. 139.

[15] Vgl. Varian, H. (1999), S. 647ff.

[16] Vgl. Endres, K. (2007), S. 58f.

[17] Vgl. Hartmann-Wendels,T./ Pfingsten, A./ Weber, M. (2004), S.104ff.

[18] Es handelt sich um einen Immobilienmarktsegment in den USA, wo überwiegend die Kreditnehmer mit schwacher Bonität gleichzeitig mit zu hohen Risiken behaftet sind.

[19] Vgl. Gutachten des Sachverständigenrates (2007/08), S.89.

[20] Vgl. Deutsche Bundesbank (2007), S.25.

[21] Vgl. Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (2008), S.116.

[22] Die Zinssätze bei Immobilienkäufen in den USA sind im Unterschied zu Deutschland flexibel und sind an die Zinssätze der Notenbank gekoppelt, d.h. sie können sich leicht bspw. um das Zweifache vergrößern, was zu einer verdoppelten Belastung des Kreditnehmers führt.

[23] Vgl. Aberer, B./ Gruber, W. (2007), S.17.

[24] Vgl. Gutachten des Sachverständigenrates (2007/08), S.99.

[25] Wenn die Kreditnehmer schon Zahlungsunfähigkeit oder Zwangsverkauf aufweisen oder Tilgungsraten in letzter Zeit nicht gezahlt haben.

[26] Die Kreditnehmer müssen keine Nachweise über ihr Einkommen vorlegen.

[27] Vgl. Agarwal, S./ Ho, C.T. (2007), S.1ff.

[28] Vgl. Gutachten des Sachverständigenrates (2007/08), S.99.

[29] Der Leitzins im Jahr 2005 betrug 2% gegenüber 5,25% im Jahr 2007.

[30] Vgl. Gutachten des Sachverständigenrates (2007/08), S.99.

[31] Vgl. EZB (2008), S.14.

[32] Vgl. Krahnen, J.P. (2007), S.52.

[33] „durch einen Pool von Finanzaktiva bzw. Hypothekenforderungen gedeckte Wertpapiere“.

[34] „schuldtitelunterlegte Obligationen, wobei Collateral Pool entweder aus Darlehen (CLOs) oder aus Anleihen (CBOs) bestehen kann. Der Wert und der Zahlungsstrom des Collateral Pools werden dazu genutzt, die durch die Emission entstehenden Zahlungsverpflichtungen zu decken“.

[35] Vgl. Gutachten des Sachverständigenrates (2007/08), S.93ff.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Subprimekrise als Resultat von Moral Hazard
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Veranstaltung
Investmantbanking/Finanz- und Bankwirtschaft
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
31
Katalognummer
V133887
ISBN (eBook)
9783640415984
ISBN (Buch)
9783640412129
Dateigröße
1286 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Subprimekrise, Resultat, Moral, Hazard
Arbeit zitieren
Irina Markova (Autor:in), 2008, Subprimekrise als Resultat von Moral Hazard, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133887

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