In den damaligen Herzogtümern Schleswig und Holstein tobte zu dieser Zeit die Schleswig-Holsteinische Erhebung, die 1848, maßgeblich geprägt durch nationale dänische und deutsche Gegensätze, ausgebrochen war. Dieser dreijährige Krieg zwischen Dänemark und den vom Deutschen Bund unterstützten Schleswig-Holsteinern äußerte sich nicht nur in den politischen und militärischen Interessenskonflikten, sondern auch in der maßgeblichen Auseinandersetzung um die Deutungshoheit über Recht und Unrecht im nationalen Diskurs.
Sowohl auf deutschnationaler als auch auf dänischnationaler Seite wurde durch das Zurückgreifen auf vermeintlich historisches Recht versucht, die eigene Position zu legitimieren. Inmitten dieser Auseinandersetzung und in einem Umfeld, das sich in offener Auflehnung gegenüber dem dänischen König bewegte, fand sich die schleswigsche Geistlichkeit wieder. Diese hatte mit ihrem Amtseid den dänischen König als ihre rechtmäßige Obrigkeit anerkannt und war ihm somit zu Gehorsam verpflichtet. Trotz dessen stellte sich die Mehrheit der schleswigschen Geistlichkeit auf Seiten der Schleswig-Holsteinischen Erhebung, was ihr, wie Pastor Simonsen erwähnt, als ein Verrat, ein Bruch ihres Amtseides und eine Rebellion gegenüber ihrer Obrigkeit ausgelegt wurde, und das nicht nur von dänischen, sondern auch von preußischen Geistlichen.
Diese Arbeit setzt hier an und klärt, wie der politische Diskurs der Erhebung die schleswigsche Geistlichkeit und die Predigten beeinflusste, und wie sie erstens die politischen und militärischen Geschehnisse ihrer Zeit in ihren Predigten rezipierten und sie zweitens theologisch bewerteten und damit wiederum Einfluss auf die politische und gesellschaftliche Diskursebene nahmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Schleswig-Holsteinische Erhebung
- Der Diskurs und Diskurspositionen im Vorfeld der Erhebung
- Der Verlauf der Erhebung
- Zwischen Amtseid und Aufruhr? Die Geistlichkeit Schleswigs in der Erhebung
- Geistliches Selbstbewusstsein und öffentliche Positionierungen
- Der maßgebliche Diskurs innerhalb der theologischen Debatte
- Das Fürbittengebet
- Amtseid und Obrigkeitsverständnis
- Politische Konsequenzen: Amtsentlassungen
- Vergleichende Analyse zweier Predigtsammlungen in der Schleswig-Holsteinischen Erhebung
- Biographische Hintergründe und Entstehungskontext der Quellen
- Die Betstunden Nicolaus Nielsens in der Kieler Klosterkirche
- Die Bewertung der Erhebung in Nielsens Theologie
- Nielsens theologische Verbildlichungen
- Die Predigten Heinrich Rendtorffs in Arnis
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, wie der politische Diskurs der Schleswig-Holsteinischen Erhebung die schleswigsche Geistlichkeit und deren Predigten beeinflusste. Sie analysiert, wie die Geistlichen die politischen und militärischen Ereignisse ihrer Zeit in ihren Predigten rezipierten, sie theologisch bewerteten und damit wiederum Einfluss auf die politische und gesellschaftliche Diskursebene nahmen.
- Die Rolle der Geistlichkeit in der Schleswig-Holsteinischen Erhebung
- Der Einfluss des politischen Diskurses auf die Predigten
- Theologische Bewertung der Erhebung durch die Geistlichkeit
- Die Auswirkungen der Predigten auf die politische und gesellschaftliche Diskursebene
- Der Vergleich von Predigtsammlungen von Nicolaus Nielsen und Heinrich Rendtorff
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die historische Situation der Schleswig-Holsteinischen Erhebung und den Kontext der Predigten von Lorenz Simonsen ein. Sie stellt die Frage nach der Rolle der Geistlichkeit in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft und beleuchtet den Konflikt zwischen dem Amtseid der Geistlichkeit und ihrer Unterstützung der Erhebung.
- Die Schleswig-Holsteinische Erhebung: Dieses Kapitel analysiert den politischen Diskurs und die Diskurspositionen im Vorfeld der Erhebung sowie den Verlauf der Erhebung selbst. Es zeigt auf, wie beide Seiten, dänische und deutsche, auf vermeintlich historisches Recht zurückgriffen, um ihre Position zu legitimieren.
- Zwischen Amtseid und Aufruhr? Die Geistlichkeit Schleswigs in der Erhebung: Das Kapitel untersucht die Rolle und Position der schleswigschen Geistlichkeit in der Erhebung. Es fokussiert auf das geistliche Selbstbewusstsein und die öffentlichen Positionierungen der Geistlichkeit sowie auf den maßgeblichen Diskurs innerhalb der theologischen Debatte, insbesondere zum Amtseid, dem Fürbittengebet und dem Obrigkeitsverständnis.
- Vergleichende Analyse zweier Predigtsammlungen in der Schleswig-Holsteinischen Erhebung: Dieses Kapitel widmet sich der Analyse von Predigt- und Betstundensammlungen von Nicolaus Nielsen und Heinrich Rendtorff. Es beleuchtet biographische Hintergründe und den Entstehungskontext der Quellen und analysiert die Bewertung der Erhebung in Nielsens Theologie sowie dessen theologische Verbildlichungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Schleswig-Holsteinische Erhebung, Predigten, Diskursanalyse, theologische Debatte, Amtseid, Fürbittengebet, Obrigkeitsverständnis, Legitimationsstrategien, Wirklichkeitskonstruktionen, Nicolaus Nielsen, Heinrich Rendtorff.
- Arbeit zitieren
- Deborah Rohne (Autor:in), 2022, Der politische Diskurs in Predigten und Betstunden während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung 1848/1851, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1339555