Sachunterrichtsthema: Der Maulwurf


Examensarbeit, 1998

134 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A. Einleitung

B. Sachliche Grundlagen
1. Einordnung des Maulwurfs in die zoolog. Systematik
1.1 Das Gebiß der Insektenfresser
1.2 Das Gebiß der Nagetiere
2. Der Europäische Maulwurf
3. Verbreitung des Europäischen Maulwurf
4. Das Leben des Europäischen Maulwurfs
4.1 Tastsinn
4.2 Fell
4.3 Rüssel
4.4 Gehör
4.5 Augen
4.6 Schwanz
4.7 Grabschaufeln
4.8 Nutzen der Sinne im unterirdischen Bau
5. Der Maulwurfsbau
5.1 Maulwurfshügel
5.2 Gangsysteme
5.3 Nester
5.4 Vorratskammer
5.5 Belüftung des Baus
6. Fortbewegungsformen
6.1 Grabtätigkeit
6.2 Gehen und Laufen
6.3 Klettern
6.4 Schwimmen
7. Streifgebiete, Reviere
7.1 Beute
7.2 Wasseraufnahme
8. Verhalten und Fortpflanzung
8.1 Sozialverhalten
8.2 Brunft - Paarung
9. Feinde des Maulwurfs
9.1 Natürliche Feinde
9.2 Feind: Mensch
9.3 Der Maulwurf- Ein Schädling?
10. Der Maulwurf - gesetzlich geschützt
11. Literaturanalyse

C. Didaktische Analyse
12. Richtlinien des Landes NRW
12.1 Der Sachunterricht in der Grundschule
12.2 Der Biologieunterricht
13. Das Sachunterrichtsthema „Der Maulwurf“
13.1 Einordnung in die Aufgabenschwerpunkte der Richtlinien
13.2 Mögliche Lernziele
13.3 Unterrichtsvorschläge
13.4 Allgemein-biolgische Aspekte

D. Fragebogen
14.1 Befragung eines 3. Schuljahres
14.2 Auswertung der Antworten
14.3 Bewertung

E. Modell einer Unterrichtseinheit
15. Modell einer Unterrichtseinheit zum Sachunterrichts- thema „Der Maulwurf“ in einer 3. Klasse
15.1 Planung der Unterrichtseinheit

F. Medienanalyse
16.1 Einsatz von Medien in der Grundschule
16.2 Kinderbücher, -lexika, Sachbücher, Schulbücher,Videokassetten, Filme, Diareihe
16.2.1 Kinderbücher und -lexika
16.2.2 Schulbücher
16.2.3 Sachbücher
16.2.4 Filme 16 mm
16.2.5 Videokassetten
16.2.6 Diareihe

Literaturverzeichnis

Anhang

A. Einleitung

Der Sachunterricht besitzt in der Primarstufe einen sehr hohen Stellenwert und ist von großer Bedeutung für die Erschließung der kindlichen Lebenswelt. In die kindliche Lebenswirklichkeit gehören nicht nur technische und soziale, sondern auch natürliche Phänomene. Zu dem Bereich der natürlichen Phänomene zählen die Menschen, die Naturerscheinungen, die Pflanzen und die Tiere, die gerade bei Grundschülern auf großes Interesse stoßen und im Unterricht jeder Schulstufe der Grundschule ihren festen Platz einnehmen.

Im Unterricht muß neben dem äußeren Erscheinungsbild und den Bedürfnissen eines Tieres auch die Angepaßtheit an seinen Lebensraum zum Ausdruck kommen. Den Schülern soll an geeigneten Beispielen deutlich gemacht werden, daß jedes Tier durch Körperbau und Lebensweise an seine Lebenswelt angepaßt ist.

Als besonders geeignetes Beispiel für die Angepaßtheit an den Extremlebensraum Boden ist der Maulwurf zu nennen. Der Maulwurf stellt eines der alltäglichsten und auffälligsten Säugetiere dar, der jedem bekannt zu sein scheint. Es besteht jedoch ein mangelndes Wissen hinsichtlich seiner Biologie, seiner Ökologie und seines Verhaltens. Die Begründung liegt in mehreren Punkten. Seine subterrane Lebensweise bietet wenig Einblick und durch die Schwierigkeiten, die bei der künstlichen Haltung des Maulwurfs auftreten, werden hier auch keine Informationen geliefert.

Als letzter Punkt ist die Einstellung vieler Menschen, die in dem Maulwurf nur einen reinen Schädling sehen und die aus diesem Grunde keine Informationen zu sich durchdringen lassen, anzuführen.

In meiner Arbeit über den bei uns heimischen Europäischen Maulwurf (talpa europaea) werde ich im ersten Teil meiner Arbeit über das Erscheinungsbild, das Verhalten und die Lebensweise dieses Tieres informieren, und auch auf Tier- und Artenschutzgesetze werde ich eingehen. Diese Informationen bilden das notwendige Hintergrundwissen, um dieses Sachunterrichtsthema in der Grundschule behandeln zu können.

Im zweiten Teil meiner Arbeit werden in Bezug auf die Richtlinien des Landes Nordrhein - Westfalen bereits einige Unterrichtsvorschläge vorgestellt. Weitere Möglichkeiten zur Behandlung dieses Themas unter biologischen Aspekten folgen. Obwohl sich das Sachunterrichtsthema ”Der Maulwurf” sehr gut zur Behandlung in der Grundschule eignet, stößt man auf sehr wenig Material, welches nicht selten auch Fehlinformationen beinhaltet.

Der dritte Teil meiner Arbeit stellt eine Befragung einer 3. Grundschulklasse dar. Die Ergebnisse zeigen deutlich, daß die Schüler bereits ein alltägliches Wissen über den Maulwurf erworben haben, aber dieses ”Wissen” durch mangelnde Kenntnisse, Einflüsse und Vorurteile verfälscht ist. Diese Faktoren können dazu führen, daß die Kinder den Maulwurf als Objekt aus dem Blickfeld verlieren und eine unangemessene Deutung bzgl. dieses Tieres vornehmen. Hier ist es notwendig, die kindlichen Eindrücke, Deutungen und Meinungen aufzunehmen und zu prüfbaren Kenntnissen zu führen.

Der vierte Teil meiner Arbeit stellt eine von mir konzipierte Unterrichtseinheit vor, die auf dem durch den Fragebogen ermittelten Wissenstand der Schüler der 3. Klasse aufbaut. Diese Unterrichtseinheit soll

Ideen und Anregungen zur Behandlung des Themas ”Der Maulwurf” im Sachunterricht eines 3. Schuljahres liefern.

Im fünften Teil meiner Arbeit führe ich eine Medienanalyse durch. Die Medien (Kinder-, Schul-, Sachbuch, Video, Film, Diareihe) werden von mir vorgestellt, auf ihren richtigen Informationsgehalt überprüft und auf ihre Eignung für den Einsatz im Unterricht der Primarstufe beurteilt. Dieser Teil soll es dem Leser erleichtern, geeignete Medien für die Planung des Unterrichts leicht zu finden.

B. Sachliche Grundlagen

1. Einordnung des Maulwurfs in die zoologische Systematik

-Insektenfresser-

Es gibt verschiedene Klassen, in die die Tiere eingeteilt werden. Sie teilen sich auf in den Stamm der Wirbellosen, z.B. Insekten, und in den Stamm der Wirbeltiere. Zu dem Stamm der Wirbeltiere gehören Fische, Reptilien, Amphibien, Vögel und Säugetiere.

Der Maulwurf (talpa) wird in die Klasse der Säugetiere und darüber hinaus in die Ordnung der Insektenfresser (Insectivora) eingeteilt. Zu den Insektenfressern gehören auch die Familie der Spitzmäuse (Soricidae) und die Familie der Igel (Erinaceidae).

Die Insektenfresser werden als kleine bis sehr kleine Tiere beschrieben, die ein gering entwickeltes Gehirn besitzen. Augen und Ohren sind sehr klein oder liegen auch ganz im Fell verborgen. Ihre Sinne, Geruchssinn und Tastsinn sind gut ausgebildet. In der Augen- und Schnauzengegend sind zahlreiche Tasthaare (Vibrissen) zu finden. Das Fell der Insektenfresser ist meist kurz, samtartig und sehr dicht.

Die Ausnahme bildet der Igel mit seinen Stacheln (umgebildete Rückenhaare). Auch kommen seine Jungen, im Gegensatz zu den Jungen der anderen Familien, nicht nackt, sondern mit weichen Stacheln zur Welt.1

An den Füßen der Insektenfresser befinden sich fünf Zehen, und in den meisten Fällen ist ihre Schnauze rüsselartig verlängert. Ihr Leben verbringen die meisten als strikte Einzelgänger. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus tierischen Bestandteilen, wie z.B. Insekten und deren Larven, Würmer, Aas, Schnecken, etc.

1.1 Das Gebiß der Insektenfresser

Charakteristisch für die Insektenfresser ist ihr Gebiß, das auf tierische Nahrung ausgerichtet ist. Zahnbau und Zahnzahl kennzeichnen die Insectivora, variieren aber in der Anzahl der Zähne innerhalb der Ordnung. Als Beispiel für die Ordnung der Insektenfresser soll hier die Zahnformel des Europäischen Maulwurfs (talpa europaea) angeführt werden, der sich ausschließlich von tierischer Nahrung ernährt.

Der Maulwurf besitzt 44 Zähne, 22 im Oberkiefer und 22 im Unterkiefer. Das Frontzahngebiß besteht aus sechs Schneidezähnen (Incisiven) und zwei Eckzähnen (Canines), die im Unterkiefer nur schwach, im Oberkiefer stark entwickelt sind.

Den Eckzähnen folgen je vier Vorbackenzähne (Prämolare), und je drei Backenzähne (Molare) pro Kieferhälfte bilden den Abschluß des Gebisses.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Gebiß eines Insektenfressers

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Funktionen des Maulwurfgebisses sind auf das Ergreifen und Zerteilen begrenzt und nicht zum Zermalmen der Nahrung, wie bei Pflanzenfressern, geeignet.

1.2 Das Gebiß der Nagetiere

Um die Aufgaben und die Spezifikation des Maulwurfgebiß zu verdeutlichen, möchte ich zum Vergleich das Gebiß eines Nagetiers (z.B. Wühlmaus, Schermaus, Feldmaus, ... ), einem strikten Pflanzenfresser (Pflanzen, Wurzeln) anführen, das aus 16 Zähnen besteht. Die niedrige Anzahl der Zähne, wie auch ihre ausgeprägte Form, weisen auf die Nahrung hin. Kennzeichnend für das Nagetier ist sein Gebiß mit den großen, immer nachwachsenden Schneidezähnen.

Im Ober- und Unterkiefer befinden sich je ein Paar Schneidezähne. Diese sind wurzellos, und die äußeren Zahnflächen sind mit hartem Zahnschmelz umgeben. Dieser Zahnschmelz bildet die scharfe Kante des Zahnrandes. Für das gelbe bis orange- rötliche Erscheinungsbild der Schneidezähne ist dieser Schmelz verantwortlich. Da sich durch die starke Beanspruchung der Schneidezähne eine hohe Abnutzung ergibt, ist es notwendig, daß diese Zähne nachwachsen.

Um einen besseren Nutzen der Zähne zu erzielen, haben viele Nagetiere, wie z.B. das Eichhörnchen, eine geteilte Oberlippe (sogenannte ”Hasenscharte”). Eckzähne sind keine vorhanden, meist auch keine Vorbackenzähne. So entsteht eine Lücke zwischen Schneide- und Backenzähnen (Diastema). Diese Zahnkonstellation ermöglicht es den Nagetieren, ihre Nahrung zu zerlegen und Pflanzenwurzeln ”anzuknabbern”.2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Gebiß eines Nagetiers

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zur kurzen Übersicht möchte ich an dieser Stelle die zoologische Systematik des Europäischen Maulwurfs (talpa europaea) anführen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Zoologische Systematik

2. Der Europäische Maulwurf (talpa europaea)

Die folgenden Informationen der Sachanalyse sind weitestgehend aus Witte (1997) entnommen. Die Aussagen Wittes sind detailliert durch konkrete Versuchs- und Beobachtungsbeschreibungen belegt und bestechen durch ihren hohen Informationsgehalt. Weitere inhaltliche Aussagen andere Autoren erfahren eine besondere Hervorhebung durch Fußnoten.

Der Maulwurf ist ein strikter Einzelgänger, der nur zur Paarung Kontakt mit anderen Artgenossen aufnimmt. Er ist tag- und nachtaktiv und hält keinen Winterschlaf. Die ihm eigene charakteristische Körperform und seine unterirdische Lebensweise zeichnen ihn besonders aus. In der Literatur ist von seiner ”gedrungenen, walzenförmigen Form”3 die Rede. Diese Körperform ist besonders vorteilhaft, da sie im Boden wenig Widerstand bietet.4 Der Kopf des Maulwurfs ist zur ”rüsselförmig verlängerten Schnauzenpartie” verlängert.5 Die Region um den Hals ist nicht abgesetzt, da die oberen Halswirbel miteinander verwachsen sind. Auch sein schwarzes Fell, der kurze Schwanz und die sehr kleinen Augen, die für den Betrachter kaum sichtbar sind und die Vermutung aufkommen lassen, der Maulwurf sei blind, sind die Erkennungsmerkmale des Erdbewohners. Doch eines seiner größten Charakteristika sind die zu Grabschaufeln ausgebildeten Vorderextremitäten, die an den kurzen Armen sitzen. Diese verbreiterten Grabhände besitzen fünf Zehen mit starken Krallen und ein Sichelbein (”sechster Finger”).

Das Gewicht des Maulwurfs wird im GU Naturführer mit 60g - 125g und in Witte mit 47g - 130g angegeben. Die Schwankungen in der Angabe der

Körperlänge, im GU Naturführer liegt sie zwischen 120 mm - 150 mm, bei Witte zwischen 113 mm bis 159 mm, führt Witte auf uneinheitliche Meßmethoden zurück.67 Die weiblichen Tiere sind meist kleiner und leichter als die männlichen Tiere.

Auch das Aufwühlen von Erdhaufen sind typisch für den Maulwurf und lassen ihn als Lästling erscheinen.

Auf die beschriebenen Merkmale werde ich in den folgenden Kapiteln gesondert eingehen.

3. Verbreitung des Europäischen Maulwurfs

Nach Fortmann (1996) findet sich der Europäische Maulwurf, wie der Name schon sagt, in ganz Europa mit den Ausnahmen Irland, Island und Nordskandinavien, West- und Südspanien, Portugal, Mittel- und Süditalien, Teilen Griechenlands und des ehemaligen Jugoslawiens sowie den Mittelmeerinseln.

In diesen Ländern finden sich andere Maulwurfarten, wie z.B. der Römische Maulwurf (talpa romana), der Blindmaulwurf (talpa caeca) und der Zwergmaulwurf (talpa mizura).

Nähere Informationen zu der Verbreitung dieser Arten sind aus Fortmann (1996) zu entnehmen.

4. Das Leben des Europäischen Maulwurfs

Der Maulwurf ist durch sein Leben unter Tage auf verschiedene Sinnesorgane und -funktionen angewiesen, um sich zurechtfinden und überleben zu können. Er ist das beste Beispiel dafür, wie ein Tier an seinen (extremen) Lebensraum angepaßt worden ist.

In besonderem Maße ist der Maulwurf auf seinen Geruchssinn, seinen Tastsinn und sein Gehör angewiesen. Für das Leben im Erdreich ist die Funktion der Augen zu vernachlässigen.

4.1 Tastsinn

Die Spür- oder Tasthaare sind im Gesicht um den Rüssel, am Schwanz und als Tasthaarsaum um den Handwurzelbereich zu finden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Tasthaare im Rüsselbereich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Tasthaare am Schwanz

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Tasthaare im Handwurzelbereich

Diese Tasthaare erreichen eine maximale Länge von 10 mm, gleichen das geringe Sichtvermögen des Maulwurfs aus und ermöglichen ihm, sich in seinen Gängen zurechtzufinden und sich ein Bild von seiner Umgebung zu machen. Dieser stark entwickelte Sinn ermöglicht es dem Maulwurf, Erschütterungen innerhalb und oberhalb der Erdreichs wahrzunehmen.

Die Tasthaare (Vibrissen) stehen in einer flüssigkeitsgefüllten Tasche, so daß sie vollbeweglich sind und auch zur Seite hin verstellt werden können. Der mechanische Reiz erfährt eine Vermehrung und wird auf Rezeptorzellen im Haarbalg übertragen. Der Maulwurf erhält nun durch die eintreffenden Reize über Richtung, Stärke und durch die Abfolge der Einzelreize auch über die Dauer des einwirkenden Tastreizes Auskunft.

4.2 Fell

Das Fell des Maulwurfs ist sehr dicht, meist von schwarzer bis grauer Färbung. Hin und wieder werden aber auch Maulwürfe mit weißem, beigen, braunem oder gefleckten Fell gesehen. Die Haare stehen senkrecht in der Haut und lassen sich in alle Richtungen legen, ohne zu brechen. Das Haarkleid weist also keinen Strich auf, wie bei den meisten Säugetieren üblich, und es besteht ausschließlich aus Wollhaar, Deckhaar fehlt gänzlich. Der Vorteil des so aufgebauten Haarkleides liegt darin, daß es weder beim Vorwärts- noch beim Rückwärtslaufen in den Gängen behindert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6a: Vereinfachtes Schema des üblichen Fellaufbaus bei Säugetieren (G: Deckhaar, L: Leithaar, W: Wollhaar) Aus Witte 1997, nach Niethammer 1979.

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Abb. 6b: Vereinfachtes Schema des Haarkleids eines Nagetiers. Aus Witte 1997, nach Seger 1995.

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Abb. 7: Vereinfachtes Schema des Fellaufbaus eines Maulwurfs (W: Wollhaar) Aus Witte, nach Seger 1995.

Da das Fell ausgesprochen dicht ist, wird ein Vordringen von Erdklumpen und Steinchen auf die Haut verhindert, auch Feuchtigkeit gelangt so nicht bis auf die Haut. Die Wollhaare (Unterwolle) dienen dem Wärmeschutz. Durch den Körper erwärmte Luftschichten werden direkt über der Haut gehalten. Bei niedrigen Temperaturen ziehen sich die Haarbalge zusammen, das Fell richtet sich, auf und die Wärmeisolation der Haare wird verstärkt.

Das Fell pflegt der Maulwurf sowohl vor als auch nach dem Aufenthalt im Nest, wie auch nach Abschluß der Grabaktivitäten. Das Kratzen des Fell reinigt es, und zugleich werden Verletzungen mitversorgt.

4.3 Rüssel

Bei der rüsselartig verlängerten Schnauze ist erkennbar, daß der Unterkiefer im Gegensatz zum Oberkiefer stark verkürzt ist. Da die Mundöffnung also unterständig ist, ist sie vor eindringendem Schmutz geschützt. Der Maulwurfsrüssel besteht aus über 5.000 pickelartigen Hautverdickungen - den ”Eimerschen Organen” -, mit rund 150.000 Nervenenden und ca. 25.000 Tastzellen.8

Die eintreffenden Reize werden nun über die Nervenenden zu den Tastzellen geleitet und gelangen von dort zum Zentralen Nervensystem. Die Informationen werden verwertet, und der Maulwurf erhält ein Bild aus den Reizen. So erhält der Rüssel eine große Bedeutung in Hinblick auf den Tastsinn.

Auch dem Geruchssinn kommt größte Bedeutung zu. Seine Funktionen zielen auf den Nahrungserwerb (siehe: Nahrungserwerb) und dem Sozialverhalten (siehe: Sozialverhalten).

4.4 Gehör

Dem Maulwurf fehlen Ohrmuscheln, das Gehör selbst ist durch Hautfalten geschützt.9 Seine Leistung ist nicht besonders gut, kann aber Geräusche von niedriger Frequenz wahrnehmen. Diese niedrig frequentierten Töne können im Erdreich durch die Gangsysteme weit getragen werden. Kombiniert mit dem Tastsinn ermöglicht das Gehör dem Maulwurf, Erschütterungen im Erdreich wahrzunehmen. Schaben und Kratzen der sich bewegenden Beutetiere können vom Maulwurf in 30 cm Entfernung registriert werden und ihn so zur Nahrung führen. Kommt der Maulwurf der Beute näher, setzt sein Geruchsinn ein (auf fünf Zentimeter Entfernung wittert er die Beute).10

4.5 Augen

Die Augen des Maulwurfs sind mit einem Durchmesser von 1 mm sehr klein (menschliches Auge: 23 mm) und besitzen eine sehr geringe Sehkraft. Diese ist aber unter Tage irrelevant. Die Augen, umgeben von einer unbehaarten Zone, liegen geschützt unter einer behaarten Hautfalte verborgen. Zu passender Gelegenheit werden die Augäpfel aus ihrem Schutz herausgepreßt. Mit seiner geringen Sehleistung ist der Maulwurf in der Lage, Hell/Dunkel zu sehen. Dies ist von Nutzen, wenn er sich während des Schwimmens zum Ufer hin orientiert. Das Ufer hebt sich als dunkler Kontrast vom Wasser ab und kann so vom Maulwurf angezielt werden. Auch beim Laufen an der Erdoberfläche öffnet der Maulwurf seine Augen, um sich zu orientieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 8: An der Erdoberfläche laufender Maulwurf mit weit geöffneten Augen

4.6 Schwanz

Der Schwanz hat eine große Bedeutung für das unterirdische Leben des Maulwurfs. Da sich auch an dem Schwanz Tasthaare befinden, ist er für die Erfassung der Umgebung mit zuständig. Er hat eine Länge von 4,5 cm bis 5,5 cm, je nach Größe des Tieres. Beim Durchlaufen der Gänge, die in ihrem Durchmesser in etwa der Länge des Schwanzes entsprechen, steht der Schwanz in ständigem Kontakt mit den Wänden und tastet sie ab. Bei altbekannten Gängen steht der Schwanz auch schon einmal in waagerechter Stellung, doch in neuem Gebiet, wie auch beim rückwärtslaufen, wird der Kontakt nicht unterbrochen. Witte spricht bei dem Schwanz des Maulwurfs von seinem ”Blindenstab”, der es ihm ermöglicht, sich auch nach hinten zu orientieren.

4.7 Grabschaufeln

Die zu Grabschaufeln ausgebildeten Vorderextremitäten mit dem Sichelbein sind nicht nur charakteristisch für den Körperbau des Maulwurfs, sondern sind auch bezeichnend für seine unterirdische Lebensweise. Der Vorderfuß des Maulwurfs besitzt fünf Finger mit Krallen und den sechsten Finger, das unbekrallte Sichelbein.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 9: Linke Grabhand von unten mit unbekralltem Sichelbein (links)

Diese Ausbildung der Vorderextremitäten ermöglichen es dem Maulwurf, sich leicht durch das Erdreich voran zu graben. Die Mittelhand und die Fingerglieder sind kurz und sehr stark ausgeprägt. Die Hautverbindungen zwischen der Hand und dem Ansatz der Finger dienen der Vergrößerung der Grabschaufeln. Das Sichelbein trägt ebenfalls zu einer Vergrößerung der Hand bei. Die Krallen an den Fingern sind stumpf, leicht gebogen und äußerst fest. An den Handknochen befindliche Muskelpakete, die Grabmuskeln machen 55% der Muskelmasse aus, und die kurzen ”Hebelarme”, deren Schulterpartien ebenfalls mit großen Muskelpaketen versehen sind, machen die große Grableistung des Maulwurfs aus.Weitere Informationen über Knochenbau, Muskeln und Skelettansichten sind aus Witte (1997) zu entnehmen.

4.8 Nutzen der Sinne im unterirdischen Bau

Zusammenfassend möchte ich die Bedeutung und den Nutzen der Sinne des Maulwurfs für seine unterirdische Lebensweise an dieser Stelle kurz auflisten:

- Die im Rüsselbereich befindlichen Tast- und Geruchssinne werden zur Orientierung und zur Nahrungsfindung in den Gangsystemen eingesetzt.
- Tasthaare an Schwanz, Handwurzeln und die Eimerschen Organe an der Rüsselscheibe ermöglichen ein sicheres Vorwärts- und Rückwärtslaufen.
- Der Schwanz hält ständigen Kontakt mit den Gangwänden und trägt mit zur Orientierung im Röhrensystem bei.
- Tastsinn und Gehör lassen den Maulwurf Erschütterungen im Erdreich wahrnehmen.
- Über das Gehör nimmt der Maulwurf die Bewegungen seiner Beute wahr und kann sie so finden.
- Der Geruchssinn setzt in einem Abstand von fünf Zentimetern vor der Beute ein und ermöglicht ein gezieltes Zugreifen. Auch werden Informationen über Artgenossen über den Geruch aufgenommen.
- Die Augen ermöglichen dem Maulwurf ein Hell-Dunkel-Sehen überhalb der Erde (z.B. beim Schwimmen).

5. Der Maulwurfsbau

5.1 Maulwurfshügel

Die äußerste Bodenschicht, die sich über einem aufsteigenden Gang befindet, wird von dem Maulwurf mit Kopf- und Rückenpartie einige Male angehoben und auf diese Weise gelockert. Bei anschließendem Erkunden dieses aufgelockerten Bereichs bleibt der Maulwurf immer unter einer Erdschicht verborgen. Dem Erforschen der Umgebung folgt das Heraufholen der Erde aus unteren Gängen. Der Maulwurf preßt einiges von dem Aushub an die Gangwände, wo der Boden noch locker ist und verdichtet werden kann (oberer humoser Bodenbereich).

Die erste Erdportion wird direkt unter die Bodenoberfläche gedrückt, die sich aufwölbt. Die zweite Portion drückt der Maulwurf seitlich in den sich bildenden Maulwurfshügel. Indem der Maulwurf immer mehr Material nach oben schafft und dieses an die Seiten drückt, schafft er Hohlräume (Kavernen) im Hügel. In diese Kavernen preßt er immer neue Erde. Bei diesen Vorgängen ist die Bodendecke nur ausgebeult, jedoch nicht aufgerissen.

Gänge, die nahe der Oberfläche um den wachsenden Hügel angelegt werden, weisen auf die intensive Erkundung dieses Bereiches hin. Diese Gänge werden auch, im weiteren Bauvorgang, zum Einlagern von Erdaushub genutzt.

Der Vorgang des Hochholens der Erde und des Verdichtens wird mehrfach wiederholt, bis der Boden aufreißt und die hellere, aus unteren Bodenschichten stammende Erde an der Erdoberfläche sichtbar wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 10: Entstehung eines Maulwurfhügels

- Die Ziffern geben die Reihenfolge der verarbeiteten Erdportionen an; K: Kaverne

Ein durchschnittlicher Maulwurfshügel hat einen Durchmesser von 10 cm. Ein besonders hoher Haufen kann sogar einen Durchmesser von 1,0 m bis 1,5 m erreichen. Diese Riesenhaufen beinhalten nicht selten Gänge und das Nest, im Gegensatz zu den kleinen Hügeln. Sie werden angelegt, wenn das Grundwasser sehr hoch steht (”Sumpfburgen”) oder die Beschaffenheit des Erdreichs es nicht zuläßt, die Nester unter der Erde anzulegen. Die Temperaturisolierung und die Belüftung innerhalb dieser Burgen sind gut und erlauben ein Bewohnen im Winter (”Winterburgen”).

5.2 Gangsysteme

Die einzelnen Gänge haben im Durchschnitt einen Durchmesser von 4,5 cm bis 5,5 cm und entsprechen dem Umfang des Maulwurfs. Es gilt drei verschiedene Gangtypen zu unterscheiden:

1. Die flachverlaufenden oberflächennahen Gänge (sogenannte Tunnels) liegen in Tiefen von einem bis zehn Zentimetern11, nach anderen Angaben in einer Tiefe von einem bis drei Zentimetern.12 Diese Gänge sind lose gebaut und sehr stark verzweigt. Zu ihnen gehören keine großen Erdhügel. Viele der Abzweigungen enden blind. Diese Tunnels erstrecken sich über das gesamte Territorium des Maulwurfs und dienen dem Beutefang und dem Abwandern der Jungtiere. Zu dieser Art Gänge gehören auch die, die direkt unter der Grasnarbe der Wiese verlaufen. In ihnen findet der Maulwurf unter anderem Nahrung wie Drahtwürmer und Regenwürmer.
2. Die mitteltiefen Gänge befinden sich nach Mesch (1995) in 10 cm bis 25 cm Tiefe, nach Witte (1997) beschränken sie sich auf eine maximale Tiefe von 10 cm. Diese sind die eigentlichen Jagdgänge. Die Wände sind glatt und stabil (Mesch, 1995). Über ihnen sind Maulwurfshaufen zu finden.
3. Die tiefen Gänge reichen bis 50 cm und mehr in die Tiefe (Mesch, 1995), nach Witte erreichen sie eine maximale Tiefe von 1 m. Witte erklärt die von ihm festgestellte Bodentiefe damit, daß der Maulwurf im Winter in frostfreie Bodenregionen ausweicht. Diese tiefen Gänge dienen dem Maulwurf als Verbindungsgänge zwischen seinem Wohnkessel (Nest) und Jagdgebiet. Die Wände der Gänge sind fest, glatt und sehr stabil. Belüftungs- und Ausstiegsöffnungen sind über ihnen zu finden, auch Haufen treten auf. Dieser Teil seines Systems wird vom Maulwurf regelmäßig und mehrmals täglich durchlaufen und strengstens gegen Artgenossen verteidigt.13

Da der Maulwurf sowohl im Sommer als auch im Winter aktiv ist, lassen sich bei Einsetzen der Schneeschmelze die sogenannten Erdrollen (”Erdwürste”) finden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 11: Erdrollen bei einsetzender und nach erfolgter Schneeschmelze

Diese Grabungen verrichtet der Maulwurf, wenn der Winter lang andauert und dauerhaft eine hohe Schneedecke liegt. Bei dünner Schneedecke und langanhaltendem Frost werden solche Erdrollen nicht angelegt. Bei diesen Wintergrabungen handelt der Maulwurf wie in dem zuvor beschriebenen Aufwühlen von Maulwurfshügeln. Zunächst legt er Gänge zwischen Erde und Schnee an. In diese Röhren wird bei weiteren Grabtätigkeiten unter Tage die dort anfallende Erde verpreßt, d.h. sie wird in die horizontal verlaufenden Gänge verarbeitet.

Fortmann (1996) erklärt dieses Phänomen so, daß die anfallende Erde nicht seitwärts abfallen kann, da die Schneedecke nicht aufbricht, wie es bei dem Aufwerfen von Hügeln der Fall ist. Um nun diese Erde zu entsorgen, verfüllt der Maulwurf sie in die spontan oder als Hohlräume speziell für die anfallende Erde angelegten Gänge.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 12: Entstehung der Erdrollen (Zahlen a bis e geben die Reihenfolge der Arbeitsschritte an)

5.3 Nester

Nester werden vom Maulwurf bevorzugt nahe der Oberfläche und unter dem Schutz von Sträuchern oder Steinhaufen angelegt. Das Nest wird als Zufluchtsort, zu Ruhepausen, zur Paarung und zur Aufzucht der Jungen aufgesucht. Meist ist das Nest unter einem etwas größeren Maulwurfshügel zu finden, kann aber auch ohne äußere Merkmale in dem Bereich von tiefen Gängen liegen.

Das eiförmige Nest weist einen Durchmesser von 15 cm bis 20 cm auf und ist mit trockenen Pflanzenteilen, wie Stroh, Blätter, Moos, Heu und Federn gut gepolstert. Gelegentlich werden sogar frische Pflanzenteile verbaut. Diese Auspolsterung wird häufig aufgefrischt. Sommernester sind meist von ihrem Aufbau her einfacher gestaltet, und die Wanddicke scheint dünner auszufallen.

[...]


1 GU Naturführer Säugetiere, München, 1988

2 Cassani, 1977

3 Biologie 1, Cornelsen, 1994, S.86

4 Mensch, Tier, Pflanze 1, 1979

5 Witte, 1997

6 GU Naturführer, 1988

7 Witte, 1997

8 Mesch, 1995

9 Fortmann, 1996

10 Mesch, 1995, Fortmann, 1996 u. Witte, 1997

11 Mesch, 1995

12 Witte, 1997

13 Mesch, 1995, Fortmann, 1996 u. Witte 1997

Ende der Leseprobe aus 134 Seiten

Details

Titel
Sachunterrichtsthema: Der Maulwurf
Hochschule
Universität Siegen  (Lehramt Primarstufe)
Note
1,3
Autor
Jahr
1998
Seiten
134
Katalognummer
V13407
ISBN (eBook)
9783638190749
Dateigröße
1155 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Maulwurf, Biologie, Unterricht, Didaktik
Arbeit zitieren
Petra Kellermann (Autor:in), 1998, Sachunterrichtsthema: Der Maulwurf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13407

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