Bei Gruppendiskussion und Focusgruppe handelt es sich um Diskussionen im Gruppenrahmen, die künstlich zu Forschungszwecken hergestellt werden. In dieser ausführlichen Arbeit wird sich mit beiden qualitativen Forschungsinstrumenten auseinandergesetzt und diese anhand ihrer Theorie, Geschichte und Aufbau miteinander verglichen. Zuerst wurde das Verfahren der Gruppendiskussion in den USA von Kurt Lewin in den 30er und 40er Jahren angewendet. Sein Erkenntnisinteresse als Sozialpsychologe lag aber auf „dem Gesichtspunkt des Führungsstils und der Reaktion der Gruppenmitglieder untereinander. Annahme war, daß Gefühle und Verhaltensweisen entscheidend durch soziale Gruppen beeinflußt werden“ (Krüger, 1983). Er versuchte für das Verhältnis von Individuum und Gruppe die Wirkungen und Wechselwirkungen verschiedener einzelner Variablen herauszufinden, d.h. z.B. für die Ausbildung gruppenintern verbindlicher Normen (vgl. Mangold, 1962).
Die Erkenntnisse aus diesen Verfahren wurden in der angewandten Sozialpsychologie zur Meinungs- und Einstellungsbeeinflussung in Gruppen verwendet. Daneben wurde die Gruppendiskussion auch zur „Untersuchung der inhaltlichen Struktur von Meinungen, Einstellungen und Motiven neben oder gar anstelle von Methoden des Einzelinterviews nutzbar“ gemacht (Mangold, 1962). Sie wurde von der Markt- und Meinungsforschung recht bald aufgegriffen und „dabei diente sie der Vorbereitung von Verbraucherbefragungen und zur Untersuchung von Motivationsstrukturen bei Konsumenten“ (Lamnek, 1993). „Die Frankfurter (Pollock, Mangold) leiteten die Wende zur Berücksichtigung gruppenprozeßübergreifender Diskussionsergebnisse ein. Die hier ausgelöste Diskussion und ihr Diskussionsstand ist noch heute weithin anerkannter und gültiger Ausgangspunkt für den Gegenstandsbereich der informellen und öffentlichen Meinung und für die methodischen Vorzüge der Gruppendiskussion“ (Krüger, 1983). In Deutschland war es Pollock aus dem Frankfurter Institut für Sozialforschung, der die Gruppendiskussion Anfang der 50er zur Untersuchung der politischen Einstellung und des Bewußtseins der deutschen Bevölkerung anwendete. Sein Interesse war vor allem auf die Herausbildung einer nicht-öffentlichen Meinung durch Gruppenprozesse, aber auch auf die Reaktionen der deutschen auf das Dritte Reich bzw. deren psychische Abwehr gerichtet. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 DIE GRUPPENDISKUSSION
- 1.1 Die Geschichte des Gruppendiskussionsverfahrens
- 1.2 Definition der Gruppendiskussion:
- 1.2.1 Die ermittelnden und vermittelnden Gruppendiskussionen
- 1.2.2 Die Gruppendiskussionsmethodologie
- 1.2.3 Abgrenzung zu anderen Verfahren
- 1.3 Aufbau der Gruppendiskussion:
- 2 DAS FOCUSGRUPPENVERFAHREN
- 2.1 Geschichte und Theorie des Focusgruppenverfahrens
- 2.2 Ablauf einer Focusgruppe:
- 2.3 Integrated Assessment in der Focusgruppe
- 3 BEWERTUNG VON GRUPPENDISKUSSION UND FOCUSGRUPPE:
- 3.1 Vergleich von Gruppendiskussion und Focusgruppe:
- 3.2 Fazit:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Gruppendiskussion und die Fokusgruppe als qualitative Forschungsmethoden zu vergleichen und gegeneinander abzuwägen. Es werden die Geschichte, der theoretische Hintergrund und der methodische Aufbau beider Verfahren detailliert dargestellt.
- Historische Entwicklung der Gruppendiskussion und der Fokusgruppe
- Theoretische Grundlagen und methodologische Ansätze beider Verfahren
- Vergleich der Durchführung und des Ablaufs der beiden Methoden
- Abgrenzung zu anderen Forschungsmethoden (z.B. Einzelinterview, quantitatives Experiment)
- Bewertung der jeweiligen Stärken und Schwächen der Verfahren
Zusammenfassung der Kapitel
1 DIE GRUPPENDISKUSSION: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Einführung in die Gruppendiskussion. Es beleuchtet die historische Entwicklung des Verfahrens, beginnend bei Kurt Lewins frühen Arbeiten in den USA bis hin zu den Beiträgen der Frankfurter Schule und weiterer Wissenschaftler wie Pollock, Mangold und Nießen. Die unterschiedlichen Definitionen und methodologischen Ansätze werden erläutert, insbesondere die Unterscheidung zwischen ermittelnden und vermittelnden Gruppendiskussionen. Der Aufbau einer Gruppendiskussion wird Schritt für Schritt beschrieben, von der Teilnehmerauswahl bis zur Auswertung der Ergebnisse. Die Abgrenzung zu anderen Forschungsmethoden wie dem Einzelinterview und dem quantitativen Experiment wird ebenfalls thematisiert. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des methodischen Verständnisses der Gruppendiskussion im Laufe der Zeit und der Herausarbeitung ihrer spezifischen Eigenschaften.
2 DAS FOCUSGRUPPENVERFAHREN: Dieses Kapitel widmet sich dem Focusgruppenverfahren. Ähnlich wie im vorherigen Kapitel wird zunächst die Geschichte und die theoretischen Grundlagen des Verfahrens dargestellt. Der Ablauf einer typischen Focusgruppe wird detailliert beschrieben, einschließlich der Teilnehmerauswahl, der Erstellung des Fragebogens, der Moderation der Diskussion und der anschließenden Analyse. Besonderes Augenmerk wird auf das "Integrated Assessment" in der Focusgruppe gelegt. Das Kapitel beleuchtet die spezifischen Merkmale des Focusgruppenverfahrens und unterscheidet es von der Gruppendiskussion, obwohl es thematische Überschneidungen gibt. Es werden die methodischen Besonderheiten hervorgehoben und kritisch beleuchtet.
3 BEWERTUNG VON GRUPPENDISKUSSION UND FOCUSGRUPPE: Dieses Kapitel bietet einen direkten Vergleich der Gruppendiskussion und der Fokusgruppe. Es werden die Stärken und Schwächen beider Verfahren gegenübergestellt und kritisch diskutiert. Das Kapitel synthetisiert die Ergebnisse der vorherigen Kapitel und liefert ein abschliessendes Fazit zu den beiden Methoden, ihren Anwendungsmöglichkeiten und Limitationen im Kontext qualitativer Forschung. Es bietet eine fundierte Entscheidungshilfe für Forschende, welche Methode für eine bestimmte Forschungsfrage am besten geeignet ist.
Schlüsselwörter
Gruppendiskussion, Fokusgruppe, qualitative Forschung, Methodologie, Frankfurter Schule, Pollock, Mangold, Nießen, Meinungsbildung, Gruppenprozesse, Qualitative Datenanalyse, Forschungsdesign, Interviewmethoden
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Gruppendiskussion und Fokusgruppenverfahren
Was ist der Gegenstand dieses Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über die qualitativen Forschungsmethoden Gruppendiskussion und Fokusgruppenverfahren. Er vergleicht beide Verfahren und beleuchtet ihre Geschichte, theoretischen Grundlagen, methodischen Ansätze und Anwendungsmöglichkeiten.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt die historische Entwicklung beider Verfahren, ihre theoretischen Grundlagen und methodischen Ansätze, den Ablauf der Durchführung, den Vergleich der Methoden untereinander und die Abgrenzung zu anderen Forschungsmethoden wie dem Einzelinterview oder quantitativen Experimenten. Besondere Schwerpunkte liegen auf der Unterscheidung zwischen ermittelnden und vermittelnden Gruppendiskussionen sowie dem "Integrated Assessment" in der Focusgruppe.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text gliedert sich in drei Kapitel: Kapitel 1 behandelt die Gruppendiskussion, Kapitel 2 das Focusgruppenverfahren und Kapitel 3 bietet einen Vergleich und eine Bewertung beider Methoden. Jedes Kapitel umfasst eine detaillierte Darstellung der jeweiligen Methode, einschließlich ihrer Geschichte, Theorie und methodischen Umsetzung.
Wer sind wichtige Wissenschaftler, die im Text erwähnt werden?
Der Text erwähnt Kurt Lewin, sowie Wissenschaftler der Frankfurter Schule und weitere wie Pollock, Mangold und Nießen in Bezug auf die Entwicklung und das Verständnis der Gruppendiskussion.
Wie werden Gruppendiskussion und Fokusgruppe im Text verglichen?
Kapitel 3 vergleicht die Gruppendiskussion und die Fokusgruppe direkt miteinander. Es werden die Stärken und Schwächen beider Verfahren gegenübergestellt, kritisch diskutiert und eine fundierte Entscheidungshilfe für Forschende gegeben, welche Methode für eine bestimmte Forschungsfrage am besten geeignet ist.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt des Textes?
Schlüsselwörter sind: Gruppendiskussion, Fokusgruppe, qualitative Forschung, Methodologie, Frankfurter Schule, Pollock, Mangold, Nießen, Meinungsbildung, Gruppenprozesse, Qualitative Datenanalyse, Forschungsdesign, Interviewmethoden.
Wofür ist der Text geeignet?
Der Text ist für Wissenschaftler und Studierende im Bereich der qualitativen Sozialforschung gedacht, die sich einen detaillierten Überblick über die Methoden Gruppendiskussion und Fokusgruppenverfahren verschaffen möchten. Er eignet sich insbesondere zur Vorbereitung und Durchführung eigener Forschungsprojekte.
Wo finde ich weitere Informationen zu den einzelnen Methoden?
Der Text dient als Einführung. Für vertiefende Informationen empfehlen sich weitere wissenschaftliche Literatur und Publikationen zu den Themen Gruppendiskussion und Fokusgruppenverfahren. Die im Text genannten Wissenschaftler bieten einen guten Ausgangspunkt für weitere Recherchen.
- Arbeit zitieren
- Andreas Brand (Autor:in), 1998, Theorie, Geschichte, Aufbau und Vergleich der Gruppendiskussion und der Fokusgruppe - zweier qualitativer Forschungsverfahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134186