Der Einsatz von Detektiv- und Kriminalgeschichten im Unterricht der Sekundarstufe I zur Förderung der Lesekompetenz


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Detektiv- und Kriminalgeschichten
1.1 Zur Typologie der Kriminalliteratur

2. Lesesozialisation
2.1 Bedingungen der Lesesozialisation
2.2 Lesekompetenz

3. Detektiv- und Kriminalgeschichten als Mittel zur Förderung der Lesekompetenz
3.1 Die Stellung der Detektiv- und Kriminalgeschichten im Unterricht
3.2 Unterrichtliche Möglichkeiten der Detektiv- und Kriminalgeschichten

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Das Schulfach Deutsch und insbesondere der Literaturunterricht sind in empirischer Perspektive die nach der Familie einflussreichste Instanz literarischer Sozialisation. Die Leseförderung stellt eine der wichtigen Aufgaben der Schule dar.

Während der Pubertät und der frühen Adoleszenzphase nimmt jedoch das Interesse am Lesen bei Jugendlichen ab. Diese Phasen sind gekennzeichnet durch die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit und der Umwelt. Literatur, vor allem Kinder- und Jugendliteratur, kann bei den Fragen, die dabei entstehen, eine wichtige und hilfreiche Rolle spielen. Sie bietet nicht nur die Möglichkeit, vielfältige Bezüge zwischen der fiktiven Welt des Buches und der eigenen Erfahrungswelt herzustellen, sondern wird mit höherer Ich-Beteiligung gelesen. Dies kann die lesemotivierende Erfahrung der subjektiven Betroffenheit und der subjektiven Bedeutsamkeit von Literatur ermöglichen. Obwohl nach wie vor Kinder- und Jugendliteratur oft mit leicht zugänglicher Unterhaltungsliteratur gleichgesetzt wird, haben moderne Kinder- und Jugendromane ein hohes Maß an literarischer Komplexität erreicht und gehören in den Deutschunterricht.[1]

Bestände von Bibliotheken, Buchhandlungen und Schulbibliotheken weisen einen großen Umfang an Detektiv- und Kriminalgeschichten auf. Daraus lässt sich schließen, dass diese Bücher zu den bevorzugten Freizeitlesestoffen der Kinder und Jugendlichen gehören. Aus meiner eigenen Lesebiographie kann ich berichten, dass ich auch schon immer sehr gerne Detektivgeschichten gelesen habe. Als 12 Jährige habe ich mit großem Vergnügen die Serie der „Knickerbockerbande“ von T. Brezina verschlungen und auch heute sind viele unterschiedliche Detektiv- und Kriminalromane in meinem Bücherschrank zu finden.

In der vorliegenden Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, wie bzw. ob mit dem Einsatz von Detektiv- und Kriminalgeschichten die Lesekompetenz bei Schülern in der Sekundarstufe I gefördert werden kann.

Als erstes wird definiert, was Detektiv- und Kriminalgeschichten sind. Danach werden die Grundtypen der Kriminalliteratur in einem knappen Überblick dargestellt. Im zweiten Kapitel geht es um die Begriffe Lesesozialisation und Lesekompetenz. In diesem Kapitel wird auch auf die Ergebnisse von PISA 2000 eingegangen. Im dritten Kapitel liegt der Schwerpunkt auf der Auseinandersetzung mit der Fragestellung dieser Arbeit. Wie können Detektiv- und Kriminalgeschichten als Mittel zur Förderung der Lesekompetenz im Unterricht der Sekundarstufe I eingesetzt werden? Abschließend werden im Fazit die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst und mit einer persönlichen Stellungnahme die Arbeit abgeschlossen.

1. Detektiv- und Kriminalgeschichten

Meistens werden Begriffe Detektivgeschichte (-roman) und Kriminalgeschichte (-roman) synonym für eine Literaturform verwendet, deren Thema ein Verbrechen und dessen Aufklärung ist. Alewyn unterscheidet jedoch die beiden Begriffe: „Der Kriminalroman erzählt die Geschichte eines Verbrechens, der Detektivroman die Geschichte der Aufklärung eines Verbrechens“.[2]

Die Handlung im Detektivroman beginnt meistens mit einem Fall (einem Mord), wobei Vorgeschichte und Täter unbekannt sind. Der Detektiv, die zentrale Figur, versucht im Lauf der Handlung den Fall zu rekonstruieren und den Täter zu finden. Die Rolle des Lesers ist mit der des Detektivs vergleichbar: auch der Leser versucht, das Rätsel durch eigenes Kombinieren, kritisches Infragestellen und Zusammenfügen der Informationen zu einem Ganzen zu lösen. Die Handlung des Kriminalromans verläuft dagegen von der Planung über die Durchführung bis zur Aufklärung eines Verbrechens und der Leser „zittert“ mit den Verfolgten.[3]

Als Strukturelemente lassen sich die Tat, ihre Vorgeschichte, die Ermittlung, die Aufklärung und möglicherweise die Bestrafung des Verbrechers erkennen. Die handelnden Personen sind der Detektiv, der Täter, das Opfer und die Verdächtigen. Verrätselung und Aufklärung, die durch zahlreiche Irrwege gekennzeichnet sind, sind Intentionen der Kriminalliteratur. Als konstitutive Elemente dieser Gattung nennt Marsch die „Vorgeschichte“, den „Fall“ und die „Detektion“, die im Krimi unterschiedlich angeordnet sein können. Diese unterschiedliche Anordnung beeinflusst den „Erzähleinsatz“, den Punkt der Handlung, an dem der Erzähler zu erzählen beginnt.[4]

Die beiden Typen (Detektiv- und Kriminalgeschichte) bilden zurzeit die äußersten Pole der Kriminalliteratur. Viele Erzählungen sind Mischformen und lassen sich nicht eindeutig den beschriebenen Idealtypen zuordnen. Gerber und Nusser nennen z. B. einen weiteren Typus, den Thriller. In ihm geht es in einer chronologischen Erzählweise um die Verfolgung eines schon bekannten Verbrechers und um den Versuch, ihn an der Tat, meistens in einer abenteuerlichen Verfolgungsjagd, zu hindern.[5]

1.1 Zur Typologie der Kriminalliteratur

In der Kriminalliteratur für Jugendliche treten, im Vergleich zur Kriminalliteratur für Erwachsene, grausame Momente, wie z. B. Morde, seltener auf. Es erscheinen häufiger Verbrechen wie Diebstahl, Einbruch, Raub, Erpressung oder Betrug als Motive. Die Aufklärung der Fälle vollzieht sich durch Gruppensolidarität, emotionales Engagement und glückliche Zufälle. Häufig nehmen dabei Emotionalität und ethische Bezüge, wie z. B. Gerechtigkeit, eine zentrale Rolle ein.

In der Kinder- und Jugendbuchforschung sind unterschiedliche Ansätze vorhanden, die versuchen, Detektiv- und Kriminalgeschichten Gruppen zuzuordnen. Es können Typologierungsversuche von Dahrendorf 1977, Maier 1993 und Daubert 1984 genannt werden.

Die aktuellste Unterteilung in Detektiv-, Verbrechens- und Verfolgungsgeschichte, die von Lange durchgeführt wurde, wird im Folgenden näher vorgestellt.

Die klassische Detektivgeschichte

Als die beherrschende Form hat sich in den Kinderkrimis die klassische Detektivgeschichte durchgesetzt. Innerhalb dieser Form gibt es unterschiedliche Varianten:

- Kinder als Detektive, und zwar als einzelne oder als Gruppe

Dieser Typus kommt in der Geschichte des Kinderkrimis am häufigsten vor. Als klassische Beispiele können „Emil und die Detektive“ von E. Kästner oder „Kalle Blomquist“ von A. Lindgren genannt werden.

- Erwachsene als Detektive, und zwar allein oder mit Kindern als Helfer

Bei diesem Typus der Detektivgeschichte ist der Erwachsene das Vorbild und die Kinder treten als Identifikationsfiguren für die jungen Leser hinzu. Als Beispiel gelten die „Perry-Clifton“ - Krimis von W. Ecke.

- Kinder gegen Erwachsene

In den Detektivgeschichten dieser Art fällt den Kindern eine besondere Rolle zu. Sie werden gegenüber den „tölpelhaften“ Erwachsenen aufgewertet, das humorvolle Element ist besonders ausgeprägt. Ein Beispiel für diese Art ist die „Geheimnis“ - Serie von E. Blyton.

- Detektivgeschichten zum Mitraten

In diesen Geschichten sind Elemente der bisher genannten Typen vorzufinden. Wie der Titel auch verrät, wird das Subjekt beim Lesen aufgefordert, sich selbst an der Lösung der Fälle zu beteiligen. In „Die drei ???“ von Hitchcock, „Wer knackt die Nuss?“ von W. Ecke oder „Detektivspiele“ von F. Scheck sind einzelne Kinder, Kindergruppen oder Erwachsene Detektive.[6]

Der gesellschaftskritische Krimi

Der gesellschaftskritische Krimi für Kinder und Jugendliche hat sich seit Mitte der 80er Jahre in den Texten für Kinder und Jugendliche herausgebildet. Daubert bezeichnet ihn als „gesellschaftskritische Jugendkriminalgeschichte mit emanzipatorischen Anspruch“.[7]

Im Vordergrund des gesellschaftskritischen Krimis stehen die Verbrecher in ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Kontext und ihre Verbrechen. Themen, die gesellschaftlich aktuell sind, werden behandelt. Auch Fragen, wie jemand zum Verbrecher und wie jemand schuldig werden kann, prägen diesen Typ der Kriminalgeschichte.

[...]


[1] Vgl. Daubert 1999, S. 40 ff.

[2] Vgl. Daubert 1985, S. 431

[3] Vgl. Ebd.

[4] Vgl. Lange 2002 S. 8

[5] Vgl. Lange 2000, S. 525

[6] Vgl. Lange 2000, S. 535 ff.

[7] Vgl. Ebd., S. 536

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Der Einsatz von Detektiv- und Kriminalgeschichten im Unterricht der Sekundarstufe I zur Förderung der Lesekompetenz
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Jugendbuchforschung)
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V134805
ISBN (eBook)
9783640427246
ISBN (Buch)
9783640423576
Dateigröße
530 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einsatz, Detektiv-, Kriminalgeschichten, Unterricht, Sekundarstufe, Förderung, Lesekompetenz
Arbeit zitieren
Helena Stachalski (Autor:in), 2006, Der Einsatz von Detektiv- und Kriminalgeschichten im Unterricht der Sekundarstufe I zur Förderung der Lesekompetenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134805

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