Das östliche Mittelmeer ist zur Jahrhundertwende vom 3. zum 2. Jh. vor Christus eine spannende und von bedeutenden Ereignissen geprägte Zeit. In diesem geographischen Raum befinden sich drei einflussreiche Mächte. Als Rom nach dem Sieg über Karthago gegen Makedonien in den 2. Krieg einzog kommt es zur Einmischung der Römer in den östlichen Mittelmeerraum. Sie kommen unmittelbar mit dem größten Diadochenreich, den Seleukiden in geographischen und diplomatischen Kontakt. Diese Beziehung, die von diversen geo-politischen Interessen und Verflechtungen vieler Staaten dieser Region beeinflusst wurde ist interessant und beachtenswert. Sie ist Ausdruck der antiken Diplomatie und Politik, die Rom schließlich zur Herrin über das Mittelmeer werden lässt.
Der Fokus dieser Arbeit ist es die beiden Machtzentren des östlichen und westlichen Mittelmeerraums gegenüberzustellen und ihre Beziehung zu untersuchen. Dabei sollen die Unterschiede und speziell die Unvereinbarkeiten der Reiche veranschaulicht werden, die den Krieg zur Folge haben sollten. Insbesondere soll die Analyse, das Scheitern und dessen Grundlagen erklären. Aus diesem Grund orientiert sich die Arbeit in erster Linie an den diplomatischen Austauschen und mit besonderem Schwerpunkt dem Treffen in Korinth und Lysimachea im Jahre 196.
Im Hauptteil der Arbeit wird die Inkompatibilität chronologisch an den Gesandtschaftsaustauschen erörtert.
Mit dem Sieg über Antiochos III. gewann Rom an Macht und Einfluss. Die Römer erlangten die Weltherrschaft über die damals bekannte Ökumene. Der Konflikt mit den Seleukiden war entscheidend von der Inkompatibilität zwischen den beiden Reichen geprägt.
Die Unvereinbarkeit der beiden Reiche ist auf der Grundlage der historischen Herkunft beider Reiche entstanden. Aus ihren Ursprüngen brachten sie völlig gegensätzliche Positionen hervor, die sich im Staatsaufbau und ihrer Ideologie unterschieden. Ein jeder verfolgte seine Politik, die er als legitimiert empfand. Ebenso traten große Inkompatibilitäten in den Rechtauffassungen zu Tage, die schließlich zu großen Missverständnissen führten.
Es ist interessant, dass trotz offensichtlicher Meinungsverschiedenheiten die Austausche stets diplomatisch blieben und fortgesetzt wurden.
Die Welt nach Apamea ist neu geordnet. Es gibt keine Großmächte im Osten mehr, vielmehr eine Menge an Staaten mittlerer Größe.
[...]
Inhalt
1. Einleitung
2. Formale Gegenüberstellung und Einordnung in den historischen Kontext
2.1 Die Römische Republik
2.2 Das Seleukidenreich
3. Stationen der Beziehung
4. Zwei Mächte ihre Beziehung und ihre Inkompatibilität
4.1. Die ersten Kontakte ( 200 –198)
4.2 Territoriale Veränderungen (197 –196)
4.3 Korinth und Lysimachea (196)
4.4. Östliche Krise (195-192)
4.5 Krieg und Frieden (192/1-188)
5. Schlussbemerkungen
6. Quellen- und Literaturverzeichnis
a) Quellen
b) Literatur
1. Einleitung
Das östliche Mittelmeer ist zur Jahrhundertwende vom 3. zum 2. Jh. vor Christus eine spannende und von bedeutenden Ereignissen geprägte Zeit. In diesem geographischen Raum befinden sich drei einflussreiche Mächte. Als Rom nach dem Sieg über Karthago gegen Makedonien in den 2. Krieg einzog kommt es zur Einmischung der Römer in den östlichen Mittelmeerraum. Sie kommen unmittelbar mit dem größten Diadochenreich, den Seleukiden in geographischen und diplomatischen Kontakt. Diese Beziehung, die von diversen geo-politischen Interessen und Verflechtungen vieler Staaten dieser Region beeinflusst wurde ist interessant und beachtenswert. Sie ist Ausdruck und Kompass der antiken Diplomatie und Politik, die Rom schließlich zur Herrin über das Mittelmeer werden lässt.
Der Focus dieser Arbeit ist es die beiden Machtzentren des östlichen und westlichen Mittelmeerraums gegenüberzustellen und ihre Beziehung zu untersuchen. Dabei sollen die Unterschiede und speziell die Unvereinbarkeiten der Reiche veranschaulicht werden, die den Krieg zur Folge haben sollten. Insbesondere soll die Analyse, das Scheitern und dessen Grundlagen zu erklären versuchen. Aus diesem Grund orientiert sich die Arbeit in erster Linie an den diplomatischen Austauschen und mit besonderem Schwerpunkt dem Treffen in Korinth und Lysimachea im Jahre 196.
Die Arbeit verzichtet bewusst auf die Darstellungen und tiefgründige Betrachtung der Kriegszeit. Ebenso soll die Imperialismusdiskussion in diesem Zusammenhang nicht aufgegriffen werden. Eine vergleichende Betrachtung wie diese kann nie den Anspruch an Vollständigkeit erheben, da solche Interpretationen doch nur auf den wenigen zugänglichen Quellen und Annahmen beruhen.
Im Folgenden soll mit einer formalen Gegenüberstellung in die Konstellation eingeführt werden. Daran schließt sich eine Auflistung entscheidender Ereignisse der an. Im Hauptteil der Arbeit wird dann die Inkompatibilität chronologisch an den Gesandtschaftsaustauschen erörtert.
Bei der Ausarbeitung der Thematik erwies sich der Artikel Bickermanns, „Bellum Antiochicum“ als besonders hilfreich, der nichts an seinem Alter einbüßt, sondern auf einmalige Weise die inkompatiblen Rechtsauffassungen darstellt. Auch für die Rekonstruktion der Austausche war dieser Artikel von Bedeutung, dennoch blieb es ein schwieriges Unterfangen der Chronologie Herr zu werden.
2. Formale Gegenüberstellung und Einordnung in den historischen Kontext
Um die Beziehung zwischen der Römischen Republik und dem Seleukidenreich zu verstehen, ist es notwendig sich der äußeren Eigenschaften der Imperien vertraut zu machen. Daher ist der historische Rahmen und die Struktur der Mächte, zum Zeitpunkt des ersten Kontakts für das Verständnis des Gesamtzusammenhangs von Bedeutung und soll deshalb kurz skizziert werden. Außerdem werden in der formalen Betrachtung der Systeme schon Unterschiede deutlich, die Teil der Grundlage für eine Inkompatibilität in den Beziehungen ist.
2.1 Die Römische Republik
Als die Römische Republik auf die Seleukiden traf, hatte Rom Karthago im 2. Punischen Krieg besiegt und war längst vom Stadtstaat zur dominierenden Macht im westlichen Mittelmeerraum geworden.
Die Republik basierte auf einer Mischverfassung (Senatus populusque Romanus), die sowohl aristokratische, monarchische sowie demokratische Elemente aufwies. Der Senat war das eigentliche Entscheidungsorgan. Das höchste Amt des Reiches wurde mit den Konsuln besetzt. Dabei war Rom zur Zeit der „mittleren“ Römischen Republik, die Aristokratie, die einflussreichste Schicht in allen gesellschaftlichen Bereichen.
Nach nur einem Jahr nach Beendigung des 2. Punischen Krieges mobilisierten die Römer gegen Makedonien und traten damit in den östlichen Mittelmeerraum ein. Somit kam es schließlich zur Begegnung mit dem Seleukidenreich.
2.2 Das Seleukidenreich
Das Seleukidenreich (312-63) war aus den Diadochenkriegen als größtes hellenistisches Königsreich hervorgegangen, das in seiner Größe, Struktur, sozialer Zusammensetzung und Ideologie mit dem Reich Alexanders des Großen vergleichbar war.[1]
Die Staatsform der Seleukiden beruhte auf persönlicher und dynastischer Monarchie. Dem König (basileus) stand ein Rat der Freunde (philoi) beratend zur Seite, der das in Satrapien föderal gegliederte Reich regierte. Seit Antiochos III. gab es einen staatlichen Königskult, der
die hellenistische Herrschaftsstruktur unterstreicht und ebenfalls den Anspruch ein Nachkomme Alexander des Großen zu sein verdeutlicht.[2]
Unter Antiochos III. (223-187) erlebte das Reich eine zweite Expansionsphase, die mit der
Anabasis in Vorder- und Mittelasien, sowie im Westen durch Eroberungen in Kleinasien und
Koilesyriens zu Territorial- und Machtgewinn führten.[3] Somit war das Seleukidenreich das größte vergleichbare Imperium zu Rom zum Zeitpunkt des Erstkontaktes.
3. Stationen der Beziehung
Ende 200 Rom à Antiochos (nach ptolemäischem Ersuch)
Frühjahr 198 Rom à Antiochos (nach pergamenischem Ersuch)
Winter 198/7 Antiochos à Rom (Freundschaftsversicherung)
Sommer 197 Kynoskephalai – Sieg Roms über Philipp V.
197/6 Eroberungen Antiochos’ und Überschreitung des Hellespont
Sommer 196 Rom verkündigt die „Freiheit“ auf den Isthmischen Spielen
Sommer 196 Forderungen Roms an Seleukiden in Korinth
Ende 196 Römische Delegation trifft auf Antiochos persönlich, Lysimachea
Frühjahr 195 Verhandlungen mit Flaminius, Bündnisvorschlag Antiochos’, Decem Legati kehren nach Rom zurück
195 Intervention gegen Hannibal in Karthago, wegen Kollaboration mit Antiochos; Hannibal aber im Exil am Hof Antiochos
194 Abzug der römischen Truppen aus Griechenland
(Frühjahr) 194/3 Gesandtschaft Antiochos in Rom, Wiederholung des Bündnisvorschlags von 195, Anwesenheit vieler griechischer Staaten
Herbst 193 Erfolglosen Verhandlungen in Ephesos
192/1 Landung der Seleukiden in Griechenland, Bündnis mit Ätolern
191 Kriegseintritt und Niederlage Antiochos bei Thermophylen
190 Römischer Seeherrschaft Friedenswille Antiochos
189 Entscheidungsschlacht in Magnesia
188 Friedensschluss – Vertrag von Apamea
4. Zwei Mächte ihre Beziehung und ihre Inkompatibilität
Im folgenden Abschnitt sollen an den Gesandtschaftsaustauschen Differenzen zwischen den beiden Mächten untersucht werden. Im ersten Abschnitt werden die freundschaftlichen Beziehungen behandelt. Dem folgt inhaltlich eine Wende in den Beziehungen, die sich aus den Ergebnissen von Korinth und Lysimachea ergeben und besonders betrachtet werden. Anschließend wird auf die östliche Krise eingegangen, die aufgrund des mäßigen Kontaktes zwischen den Reichen und der sich entwickelnden Eskalation als solche bezeichnet wird. Abschließend sollen in der Kriegsphase äußere Inkompatibilitäten verdeutlicht werden, die seit dem Kriegseintritt Roms im Jahre 191 zutage getreten sind.
4.1. Die ersten Kontakte ( 200 –198)
Der Beginn der Beziehung zwischen Rom und dem Seleukidenreich ist nicht genau zu datieren. Es gibt einen Vermerk bei Claudius, dass ein in griechischer Sprache verfasster Brief entdeckt worden sei, der eine freundschaftliche Beziehung (amicitia) mit den Seleukiden bezeuge. Dieser Brief soll den Erstkontakt für das dritte Viertel des dritten Jahrhunderts belegen. Die Existenz eines solchen Briefes wird jedoch nicht voll anerkannt. Wegen der schlechten Beweislage in diesem Bezug, stütze ich mich deshalb auf Bickermann, der den Beginn der ersten Gesandtschaft Roms an Antiochos auf Ende 200 ansetzen.[4]
Dieser erste Austausch folgte der Bitte der Ptolemäer Antiochos vom Ablassen der Annexionen zu bewegen, was Rom aber nicht gelangen sollte.[5] Außerdem nutzte die römische Gesandtschaft die Gelegenheit um Antiochos’ Neutralität im nahenden 2. Makedonienkrieg zu sichern.[6] Hieraus lässt sich ableiten, dass die Beziehung zwischen den Seleukiden und Rom freundschaftlich begann.
[...]
[1] Musti, CAH, S.175
[2] Rostovtzeff, S.336 f.
[3] Schmitt, Kleines Lexikon des Hellenismus, S.714 f.
[4] Bickermann, S.47; Vgl. Badian, S.112, Gruen, S.612
[5] Pol. 16, 27, 5
[6] Bickermann, S.47
- Quote paper
- Kay Adenstedt (Author), 2006, Inkompatibilitäten zwischen der Römischen Republik und dem Seleukidenreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134856