Helmuth James Graf von Moltke wurde im Januar 1945 dafür, dass er nur „gedacht“1 hat,
hingerichtet. In der Literatur gilt Moltke mit Recht als ein Element des Widerstandes gegen
den Nationalsozialismus. Hier fällt auf, dass er in der Regel in einem Atemzug mit dem
Kreisauer Kreis genannt wird. Fast alle Veröffentlichungen über James Moltke befassen sich
zumindest in gleichen Teilen mit ihm und dem Kreisauer Kreis. Oft werden die persönlichen
Denkschriften Moltkes den Dokumenten des Kreisauer Kreises zugerechnet. Doch sollte man,
gerade was gesamteuropäische Nachkriegspläne angeht, die Zielvorstellungen Moltkes und
die Zielvorstellungen des Kreisauer Kreises, die auf der Diskussion vieler Menschen basieren,
auseinanderhalten. Natürlich muss angemerkt werden, dass die Mitglieder des Kreisauer
Kreises mit Sicherheit größten Einfluß auf das Denken Moltkes gehabt haben, doch
unterscheiden sich die Denkschriften Moltkes erheblich von den Dokumenten des Kreisauer
Kreises. Diese Arbeit möchte sich auf das Denken Moltkes konzentrieren, der Kreisauer Kreis
soll deshalb nur knapp beleuchtet werden. So sollen Moltkes Neuordnungsvorstellungen für
ein Gesamteuropa konkretisiert werden und der Versuch unternommen werden, dieses
vermeintliche Staatsgebilde zu charakterisieren.
Die wichtigsten Schriften Moltkes zu diesem Aspekt sind ohne Zweifel seine Denkschriften
„Die kleinen Gemeinschaften“ von 1939/40, „Über die Grundlagen der Staatslehre“, sowie
die aufeinander folgenden Versionen „Ausgangslage“, „Ausgangslage“ (2. Fassung) und
„Ausgangslage, Ziele und Aufgaben“ aus dem Jahr 1941, wobei die genaue Datierung der
letztgenannten Denkschrift in der Forschung umstritten ist. Ferner geben die Briefe Moltkes 2
Aufschluss über sein Denken, auch wenn konkrete Zielvorstellungen dort weniger zu finden
sind. Vor allem die Denkschriften zur „Ausgangslage“ bieten viel Stoff zu verschiedenen
Interpretationen über die vorgeschlagene Staatsordnung und über Staatselemente bzw. über
Moltkes Denken allgemein und werden in der Forschung kontrovers diskutiert. Daran möchte
sich diese Arbeit beteiligen.
Zunächst soll in einer kurzen Biographie in das Leben Moltkes eingeführt werden und
vermeintliche Einflussfaktoren genannt werden. [...]
1 vgl. von Oppen, Brief Moltkes an Freya vom 10.Januar 1945, S. 602. Eine Tat oder ein Umsturzversuch konnte
Moltke von der Gestapo nicht nachgewiesen werden.
2 von Oppen, „Briefe an Freya 1939-1945“.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Helmuth James Graf von Moltke
- 2.1 Biographie
- 2.2 Einflüsse auf Moltke
- 2.3 Der Kreisauer Kreis
- III. Der Weg zu einer Neuordnung
- IV. James Moltkes Europa
- 3.1 Die Denkschriften
- 3.2 Die europäischen Grenzen
- 3.3 Wirtschaft
- 3.4 Der Staatsaufbau von Moltkes Europa
- 3.5 Staatenbund, Einheitsstaat oder Bundesstaat?
- V. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Helmuth James Graf von Moltkes Konzept für ein föderalistisches Europa nach dem Nationalsozialismus. Sie konzentriert sich auf Moltkes individuelle Denkschriften und unterscheidet diese von den Positionen des Kreisauer Kreises. Das Hauptziel ist die Konkretisierung von Moltkes Neuordnungsvorstellungen für ein gesamteuropäisches System und dessen Charakterisierung.
- Moltkes Biographie und prägende Einflüsse
- Der Weg zu Moltkes Vision eines föderalistischen Europa
- Analyse von Moltkes Denkschriften zur europäischen Neuordnung
- Untersuchung des geplanten Staatsaufbaus und der Wirtschaftsordnung
- Vergleich verschiedener Staatsmodelle (Staatenbund, Einheitsstaat, Bundesstaat) im Kontext von Moltkes Konzept
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und betont die Notwendigkeit, Moltkes individuelle Vorstellungen von einer europäischen Neuordnung von denen des Kreisauer Kreises zu trennen. Sie hebt die Bedeutung von Moltkes Denkschriften, insbesondere der "Ausgangslage"-Versionen, hervor und kündigt den weiteren Aufbau der Arbeit an, der sich auf Moltkes Biographie, den Weg zu seinen Vorstellungen und schließlich auf die Konkretisierung seines Europa-Konzepts konzentriert. Die Einleitung unterstreicht den Forschungscharakter der Arbeit und ihre Auseinandersetzung mit bestehenden Interpretationen.
II. Helmuth James Graf von Moltke: Dieses Kapitel bietet einen kurzen Überblick über Moltkes Leben und mögliche Einflussfaktoren auf seine politische Philosophie. Es skizziert seine Biographie, beginnend mit seiner Geburt in Schlesien und seinen frühen Jahren, die von Reisen und unkonventionellen Bildungswege geprägt waren. Die Darstellung umfasst sein Studium der Rechtswissenschaften, seinen Kontakt zu bedeutenden Persönlichkeiten in Wien, und die Umstände, die ihn letztendlich in den Widerstand gegen das Naziregime führten. Der Abschnitt über seine Einflüsse deutet auf die vielschichtigen Faktoren hin, die seine politischen Überzeugungen formten, ohne sie explizit zu benennen. Die kurze Erwähnung des Kreisauer Kreises betont dessen Bedeutung, ohne im Detail darauf einzugehen. Der Fokus liegt auf der Darstellung des persönlichen Werdegangs als Grundlage für das Verständnis seiner späteren politischen Konzepte.
III. Der Weg zu einer Neuordnung: Dieses Kapitel (welches nur sehr knapp im Ausgangstext erwähnt wird) würde im vollständigen Text den Prozess erläutern, wie Moltke zu seiner Vision eines föderalistischen Europa gelangt ist. Es würde wahrscheinlich die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Zeit beleuchten, die seine Überzeugungen beeinflussten und den Weg zu seinem Plan einer europäischen Neuordnung ebneten. Dieser Abschnitt würde die historischen Bedingungen und intellektuellen Einflüsse untersuchen, die Moltkes Denken prägten und ihn zu seinen konkreten Vorschlägen führten.
IV. James Moltkes Europa: Dieser zentrale Kapitelteil analysiert die Kernaspekte von Moltkes Konzept für ein föderalistisches Europa. Die "Denkschriften" werden detailliert untersucht und interpretiert. Es wird der angestrebte europäische Grenzverlauf analysiert, ein neues Wirtschaftsmodell erklärt und die Staatsordnung im Detail dargestellt. Die Diskussion verschiedener möglicher Staatsformen (Staatenbund, Einheitsstaat, Bundesstaat) bildet den Höhepunkt des Kapitels und setzt Moltkes Vorschläge in einen breiteren politischen Kontext. Der Abschnitt beleuchtet die komplexen Überlegungen hinter Moltkes Vision, seine Argumente und die Herausforderungen, die diese mit sich bringt.
Schlüsselwörter
Helmuth James Graf von Moltke, Kreisauer Kreis, Föderalismus, Widerstand, Nationalsozialismus, europäische Neuordnung, Denkschriften, Staatsaufbau, Wirtschaftsordnung, Staatenbund, Einheitsstaat, Bundesstaat, Nachkriegsplanung.
Häufig gestellte Fragen zu "Helmuth James Graf von Moltkes Konzept für ein föderalistisches Europa"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Helmuth James Graf von Moltkes Konzept für ein föderalistisches Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie untersucht seine individuellen Denkschriften und differenziert sie von den Positionen des Kreisauer Kreises. Der Fokus liegt auf der Konkretisierung von Moltkes Vorstellungen für ein gesamteuropäisches System und dessen Charakterisierung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Moltkes Biographie und prägende Einflüsse, den Weg zu seiner Vision eines föderalistischen Europa, die Analyse seiner Denkschriften zur europäischen Neuordnung, den geplanten Staatsaufbau und die Wirtschaftsordnung sowie einen Vergleich verschiedener Staatsmodelle (Staatenbund, Einheitsstaat, Bundesstaat) im Kontext von Moltkes Konzept.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Helmuth James Graf von Moltke (inkl. Biographie, Einflüsse und Kreisauer Kreis), Der Weg zu einer Neuordnung, James Moltkes Europa (inkl. Denkschriften, europäische Grenzen, Wirtschaft, Staatsaufbau und Vergleich verschiedener Staatsmodelle) und Schlussbetrachtung.
Was ist das Hauptziel der Arbeit?
Das Hauptziel ist die Konkretisierung von Moltkes Neuordnungsvorstellungen für ein gesamteuropäisches System und dessen Charakterisierung. Die Arbeit unterscheidet dabei explizit Moltkes individuelle Position von der des Kreisauer Kreises.
Wie wird Moltkes Konzept dargestellt?
Moltkes Konzept wird anhand seiner Denkschriften, insbesondere der "Ausgangslage"-Versionen, detailliert analysiert. Die Arbeit untersucht den angestrebten europäischen Grenzverlauf, das neue Wirtschaftsmodell, den Staatsaufbau und vergleicht verschiedene Staatsformen (Staatenbund, Einheitsstaat, Bundesstaat).
Welche Bedeutung hat der Kreisauer Kreis?
Der Kreisauer Kreis wird erwähnt, aber die Arbeit konzentriert sich primär auf Moltkes individuelle Vorstellungen und unterscheidet diese explizit von den Positionen des Kreises. Der Kreis wird im Kontext von Moltkes Leben und Wirken behandelt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Helmuth James Graf von Moltke, Kreisauer Kreis, Föderalismus, Widerstand, Nationalsozialismus, europäische Neuordnung, Denkschriften, Staatsaufbau, Wirtschaftsordnung, Staatenbund, Einheitsstaat, Bundesstaat, Nachkriegsplanung.
Wie wird die Biographie Moltkes behandelt?
Das Kapitel über Moltke bietet einen kurzen Überblick über sein Leben, seine prägenden Einflüsse und seinen Weg in den Widerstand gegen das Naziregime. Der Fokus liegt auf der Darstellung seines persönlichen Werdegangs als Grundlage für das Verständnis seiner politischen Konzepte.
Welche Staatsmodelle werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht die Staatsmodelle Staatenbund, Einheitsstaat und Bundesstaat im Kontext von Moltkes Konzept für ein föderalistisches Europa.
Welche Rolle spielen Moltkes Denkschriften?
Moltkes Denkschriften bilden die zentrale Grundlage der Analyse. Sie liefern die detaillierten Informationen über seine Vorstellungen einer europäischen Neuordnung.
- Citation du texte
- Anonym (Auteur), 2002, Helmuth James Graf von Moltke: Konzept für ein föderalistisches Europa nach dem Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13491