Das Thema meiner Diplomarbeit entwickelte sich nach und nach durch Gespräche mit
unterschiedlichen Personen aus meinem Umfeld. Zu Beginn hatte ich viele Ideen,
worüber ich hätte schreiben können. Bei keiner Idee entstand jedoch das Gefühl, das
richtige Thema gefunden zu haben. Mir war es wichtig, über etwas zu schreiben, was
jeden Menschen betrifft und interessieren könnte. Ich wollte einerseits etwas vermitteln
und andererseits auch selbst in die Tiefen eines ganz neuen und doch vertrauten
Bereichs eintauchen.
Mir fiel es zunächst schwer, mich endgültig auf ein Thema festzulegen, da es mir
persönlich als extrem wichtig erschien, mich auch längerfristig für meinen Schwerpunkt
begeistern zu können. Die Zeit der Diplomarbeit sollte für mich zu einer Zeit des
Lernens und des neu Entdeckens werden.
„Partnerwahl und Paarkonflikt – unbewusste Mechanismen in Paarbeziehungen“
beinhaltet bereits im Titel einen deutlichen Hinweis darauf, wohin sich meine Arbeit
entwickeln sollte. Nicht- bewusstes und unbewusstes, zwei Bereiche, die jeden
Menschen betreffen, um die aber nicht jeder weiß. Mein Ziel war es, etwas
aufzudecken, dem Leser eine Möglichkeit zu bieten, sich selbst und seine Partnerschaft
in die Tiefe gehend zu reflektieren. Schon bei der Wahl des genauen Titels spürte ich,
wie sehr mich diese Thematik fasziniert und damit war klar, dass ich mein Thema
gefunden hatte.
Sowohl schulisch, als auch privat war ich bereits mit der Materie in Berührung
gekommen. Durch meinen Pädagogik Leistungskurs erfuhr ich von den
Zusammenhängen zwischen eigenen Kindheitserfahrungen und dem daraus
resultierenden späteren Verhalten im Erwachsenenalter. Im Privatleben musste ich mich
selbst vielen Auseinandersetzungen unterziehen, wodurch ich mir ein gewisses
Reflexionsvermögen aneignete.
(...)
Wer wählt wen und warum? Wieso
spielt das Glücklichsein zum Teil eine recht untergeordnete Rolle? Und warum geben
manche Menschen sich bis zur Selbstaufgabe hin, nur um die Partnerschaft nicht zu
gefährden?
Es war mir wichtig, die Beweggründe der Menschen kennen zu lernen, um in meiner
späteren Praxis als Sozialarbeiterin Verständnis aufbringen zu können,
Konfliktlösungen zu erarbeiten und auch gegebenenfalls Handlungsalternativen
anzubieten. Nicht nur in der Psychiatrie wird man mit diesen Themen konfrontiert, das
gesamte Feld der Sozialen Arbeit beinhaltet zwischenmenschliche Beziehungen, deren
Problematiken und mögliche Lösungsansätze.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Methodisches Vorgehen
- 1.2 Aufbau
- 2. Von der Partnerwahl bis zur Trennung
- 2.1 Partnerwahl
- 2.1.1 Ursachen für Ähnlichkeiten zwischen suchendem und potentiellem Partner
- 2.1.2 Liebessehnsucht
- 2.1.3 Erste Kontaktaufnahme
- 2.2 Partnerschaft
- 2.2.1 Das Erfüllen der Sehnsucht oder die Kraft der Liebe
- 2.2.2 Funktionsprinzipien in Paarbeziehungen
- 2.2.3 Der Wandel von Partnerbeziehungen
- 2.2.4 Langzeitbeziehungen
- 2.3 Nicht bewusste Mechanismen
- 2.3.1 Verliebtheit
- 2.3.2 Liebe
- 2.3.3 Implizite Verträge
- 2.4 Paarkonflikt
- 2.5 Trennung / Scheidung
- 2.5.1 Wann kommt es zur Trennung / Scheidung?
- 2.5.2 Trennung / Scheidung als Ende einer Gemeinsamkeit
- 2.5.3 Ehescheidung und Eheschließung
- 2.6 Fazit
- 2.1 Partnerwahl
- 3. Das unbewusste Zusammenspiel der Partner
- 3.1 Das Bewusste, Unbewusste und Vorbewusste
- 3.2 Das psychoanalytische Persönlichkeitsmodell
- 3.2.1 Der psychische Apparat
- 3.3 Die psychoanalytische Entwicklungslehre und das Kollusionskonzept
- 3.3.1 Beziehungsthemen und Entwicklungsphasen
- 3.3.2 Kollusion
- 3.3.3 Das unbewusste Zusammenspiel der Partner in vier Grundmustern
- 3.3.3.1 Liebe als Einssein in der narzisstischen Kollusion
- 3.3.3.2 Liebe als Einander- Umsorgen in der oralen Kollusion
- 3.3.3.3 Liebe als Einander- ganz- Gehören in der anal- sadistischen Kollusion
- 3.3.3.4 Liebe als männliche Bestätigung in der phallisch- ödipalen Kollusion
- 3.4 Wie entwickeln sich die unterschiedlichen Grundmuster und die daraus resultierenden Beziehungsprobleme?
- 3.4.1 Liebe als Einssein
- 3.4.2 Liebe als Einander- Umsorgen
- 3.4.3 Liebe als Einander- ganz- Gehören
- 3.4.4 Liebe als männliche Bestätigung
- 3.5 Lösungsansätze
- 3.6 Fazit
- 4. Bindungstheorie und Bindungsforschung
- 4.1 Bindung und Exploration
- 4.1.1 Bindungsverhalten und Bindungsqualität
- 4.1.1.1 Der Fremde- Situations- Test
- 4.1.1 Bindungsverhalten und Bindungsqualität
- 4.2 Bindungsmuster / Bindungsstile beim Kind
- 4.2.1 Der sicher gebundene Typ
- 4.2.2 Der unsicher- vermeidend gebundene Typ
- 4.2.3 Der unsicher- ambivalent gebundene Typ
- 4.2.4 Der desorganisiert- desorientiert gebundene Typ
- 4.3 Auswirkungen gestörter Beziehungen auf die Entwicklung des Kindes
- 4.4 Das Adult Attachment Interview
- 4.4.1 Klassifikation mentaler Bindungsmodelle
- 4.4.1.1 Autonomes, sicheres Bindungsmodell
- 4.4.1.2 Unsicher- distanziertes Bindungsmodell
- 4.4.1.3 Unsicher- verwickeltes Bindungsmodell
- 4.4.1.4 Unverarbeiteter Bindungsstatus
- 4.4.1 Klassifikation mentaler Bindungsmodelle
- 4.5 Zusammenhänge kindlicher und erwachsener Bindungstypen
- 4.6 Übertragung kindlicher Bindungserfahrungen auf spätere Paarbeziehungen
- 4.6.1 Nachholen unbefriedigter kindlicher Bedürfnisse
- 4.6.2 Erlebtes wiederholen, Mehr- vom- Gleichen
- 4.6.3 Korrekturversuche
- 4.7 Fazit
- 4.1 Bindung und Exploration
- 5. Sexualität und Erotik
- 5.1 Sexuelles Begehren, Anziehung und Leidenschaft
- 5.1.1 Berührung als Anreiz
- 5.1.2 Wenn der Wunsch nach Sicherheit die Erotik aufzehrt
- 5.1.3 Liebe braucht Nähe, doch sexuelles Begehren benötigt Distanz
- 5.2 Sexualität und Erotik in Partnerschaften
- 5.2.1 Liebe, Sex und Untreue bei Männern und Frauen
- 5.2.2 Erotische Phantasien
- 5.2.3 Erotische Qualität – ein Definitionsversuch
- 5.3 Probleme
- 5.3.1 Wenn Stress Lust nimmt
- 5.3.2 Schwierigkeiten verbaler und nonverbaler Art
- 5.4 Fazit
- 5.1 Sexuelles Begehren, Anziehung und Leidenschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht unbewusste Mechanismen in Paarbeziehungen, beginnend bei der Partnerwahl und reichend bis hin zu Konflikten und Trennungen. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis für die Rolle des Unbewussten in der Entwicklung und Dynamik von Partnerschaften zu entwickeln.
- Unbewusste Einflüsse auf die Partnerwahl
- Die Rolle unbewusster Muster in Paarkonflikten
- Psychoanalytische und bindungstheoretische Perspektiven auf Paarbeziehungen
- Der Einfluss von Sexualität und Erotik auf die Partnerschaftsdynamik
- Lösungsansätze für Beziehungsprobleme
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema der Diplomarbeit ein, beschreibt das methodische Vorgehen und skizziert den Aufbau der Arbeit. Es dient als Grundlage und Orientierung für den Leser.
2. Von der Partnerwahl bis zur Trennung: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über den gesamten Lebenszyklus einer Paarbeziehung. Es behandelt die Partnerwahl, die verschiedenen Phasen einer Partnerschaft (einschließlich der Herausforderungen von Langzeitbeziehungen), die Rolle unbewusster Mechanismen wie Verliebtheit und implizite Verträge, die Entstehung von Paarkonflikten und schließlich das Thema Trennung und Scheidung. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der verschiedenen Stufen und der Wechselwirkungen zwischen ihnen. Der Abschnitt beleuchtet sowohl die positiven wie auch die negativen Aspekte, die zu einer erfolgreichen oder gescheiterten Beziehung beitragen.
3. Das unbewusste Zusammenspiel der Partner: Dieses Kapitel taucht tief in die psychoanalytische Perspektive ein, indem es das Bewusste, Unbewusste und Vorbewusste differenziert und das psychoanalytische Persönlichkeitsmodell erläutert. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Kollusionskonzept und wie unbewusste Muster in vier Grundmustern (narzisstisch, oral, anal-sadistisch, phallisch-ödipal) die Partnerbeziehung prägen. Die Kapitel analysiert, wie diese Muster entstehen und zu Beziehungsproblemen führen können und skizziert Lösungsansätze.
4. Bindungstheorie und Bindungsforschung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Bindungstheorie und deren Relevanz für Paarbeziehungen. Es beschreibt verschiedene Bindungsstile, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen, und untersucht die Auswirkungen früher Bindungserfahrungen auf spätere Beziehungen. Die Kapitel beleuchtet, wie unbefriedigte kindliche Bedürfnisse in Paarbeziehungen nachgeholt werden können, und wie frühere Muster wiederholt oder korrigiert werden. Der Fokus liegt auf dem Zusammenhang zwischen kindlicher und erwachsener Bindung und deren Einfluss auf die Partnerwahl und -dynamik.
5. Sexualität und Erotik: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung von Sexualität und Erotik in Partnerschaften. Es analysiert das sexuelle Begehren, die Anziehung und Leidenschaft, und wie diese Aspekte von Sicherheit und Nähe beeinflusst werden. Es beleuchtet die Rolle von erotischen Phantasien und diskutiert Probleme, die sich aus Stress und Kommunikationsdefiziten ergeben können. Die Kapitel betont die Bedeutung einer ausgewogenen Balance zwischen Nähe und Distanz für ein gesundes sexuelles Leben in der Beziehung.
Schlüsselwörter
Partnerwahl, Paarkonflikt, Unbewusste Mechanismen, Psychoanalyse, Bindungstheorie, Kollusion, Bindungsstile, Sexualität, Erotik, Beziehungsprobleme, Lösungsansätze.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Unbewusste Mechanismen in Paarbeziehungen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Diplomarbeit untersucht unbewusste Mechanismen in Paarbeziehungen, von der Partnerwahl bis hin zu Konflikten und Trennungen. Das Ziel ist ein umfassendes Verständnis der Rolle des Unbewussten in der Entwicklung und Dynamik von Partnerschaften.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt unter anderem unbewusste Einflüsse auf die Partnerwahl, die Rolle unbewusster Muster in Paarkonflikten, psychoanalytische und bindungstheoretische Perspektiven auf Paarbeziehungen, den Einfluss von Sexualität und Erotik auf die Partnerschaftsdynamik sowie Lösungsansätze für Beziehungsprobleme.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Kapitel 1 ist eine Einleitung. Kapitel 2 behandelt den gesamten Lebenszyklus einer Paarbeziehung, von der Partnerwahl bis zur Trennung. Kapitel 3 beleuchtet das unbewusste Zusammenspiel der Partner aus psychoanalytischer Sicht, insbesondere das Kollusionskonzept. Kapitel 4 befasst sich mit der Bindungstheorie und ihren Auswirkungen auf Paarbeziehungen. Kapitel 5 untersucht die Bedeutung von Sexualität und Erotik in Partnerschaften.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet sowohl psychoanalytische als auch bindungstheoretische Ansätze, um unbewusste Mechanismen in Paarbeziehungen zu erklären. Das psychoanalytische Persönlichkeitsmodell und das Kollusionskonzept spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Bindungstheorie wird genutzt, um die Auswirkungen früher Bindungserfahrungen auf spätere Beziehungen zu analysieren.
Welche konkreten Aspekte der Partnerwahl werden betrachtet?
Die Arbeit untersucht die Ursachen für Ähnlichkeiten zwischen suchenden und potentiellen Partnern, die Rolle der Liebessehnsucht und die erste Kontaktaufnahme.
Wie werden Paarkonflikte behandelt?
Die Arbeit analysiert die Entstehung von Paarkonflikten und untersucht die Rolle unbewusster Muster dabei. Es werden verschiedene Konflikttypen und deren Ursachen beleuchtet.
Welche Rolle spielt die Sexualität und Erotik?
Die Arbeit untersucht die Bedeutung von Sexualität und Erotik in Partnerschaften, das sexuelle Begehren, die Anziehung und Leidenschaft, und wie diese Aspekte von Sicherheit und Nähe beeinflusst werden. Probleme, die sich aus Stress und Kommunikationsdefiziten ergeben können, werden ebenfalls diskutiert.
Welche Lösungsansätze werden vorgestellt?
Die Arbeit skizziert Lösungsansätze für Beziehungsprobleme, die sich aus den beschriebenen unbewussten Mustern ergeben können. Diese Lösungsansätze basieren auf den psychoanalytischen und bindungstheoretischen Erkenntnissen.
Welche Bindungsstile werden unterschieden?
Die Arbeit unterscheidet verschiedene Bindungsstile bei Kindern (sicher gebunden, unsicher-vermeidend, unsicher-ambivalent, desorganisiert-desorientiert) und Erwachsenen (autonom, unsicher-distanziert, unsicher-verwickelt, unverarbeiteter Bindungsstatus).
Was ist das Kollusionskonzept?
Das Kollusionskonzept beschreibt das unbewusste Zusammenspiel der Partner in Paarbeziehungen. Die Arbeit identifiziert vier Grundmuster der Kollusion: narzisstisch, oral, anal-sadistisch und phallisch-ödipal. Diese Muster prägen die Beziehung und können zu Beziehungsproblemen führen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Partnerwahl, Paarkonflikt, Unbewusste Mechanismen, Psychoanalyse, Bindungstheorie, Kollusion, Bindungsstile, Sexualität, Erotik, Beziehungsprobleme, Lösungsansätze.
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- Nele Becker (Author), 2009, Partnerwahl und Paarkonflikt - Unbewusste Mechanismen in Paarbeziehungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134937