Eine der zentralsten bioethischen Debatten der Gegenwart betrifft die Frage, ob zur Gewinnung embryonaler Stammzellen (hES) menschliche Embryonen erzeugt und dadurch vernichtet werden dürfen. Zwar stellt die Embryonen- und Stammzellenforschung (hES-Forschung) die Heilung schwerer Krankheiten in Aussicht, doch bringt sie gleichzeitig eine ethisch und rechtlich diffizile Problematik mit sich. Eine Untersuchung dieser Problematik ist deshalb interessant, weil sie Aufschluss über die Werte einer Gesellschaft gegenüber dem menschlichen Leben geben kann. Diese Werte können mit Hilfe einer Analyse der jeweiligen Gesetzgebung eines Staates herauskristallisiert werden. Betrachtungsgegenstand ist daher die Reglementierung der hES-Forschung. Das westliche Medienbild vermittelt oft, dass es in China keinerlei Beschränkungen der hES-Forschung gäbe. Die vorliegende Arbeit ergründet, inwieweit dies tatsächlich zutrifft. Sie befasst sich vorwiegend mit der chinesischen Rechtslage zur hES-Forschung. Da eine allein nationalstaatliche Betrachtung der VR China einer adäquaten Bewertung nicht gerecht würde, wird die Untersuchung um eine (inter-)nationale Ebene erweitert: Von einer Reihe chinesischer bioethischer Rechtsdokumente ausgehend werden die deutsche Gesetzeslage anhand des Embryonenschutzgesetzes und Stammzellgesetzes sowie die britische Gesetzeslage anhand des Human Fertilisation and Embryology Act als Bezugspunkte dargestellt. Im Anschluss folgt als Hauptteil der Untersuchung ein Vergleich konkreter inhaltlicher Regelungsaspekte der chinesischen Rechtslage zur hES-Forschung mit den zuvor vorgestellten fremdländischen Rechtsordnungen. Als Resümee des Rechtsvergleichs dient eine abschließende Beurteilung der chinesischen Rechtslage, welche den Fokus auf Unterschiede, eventuelle Regelungslücken und Defizite der chinesischen Reglementierung der hES-Forschung legt. Zusätzlich zur rechtlichen Analyse benenne ich praxisrelevante Aspekte, die das Bild abrunden sollen: Zu diesen zählt ein Kommentar zum Moralstatus des Embryos aus Sicht chinesischer Experten sowie die Situationsbeschreibung der Forschung in China. Das Hauptziel der Arbeit liegt mithin darin, zu bestimmen, wo China sich bezüglich der hES-Forschung rechtlich und global positioniert hat, d.h., ob China eher zu einem liberal-permissiven oder eher zu einem restriktiven Vorschriftensystem tendiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kapitel 1: Einführung in die Bioethik sowie Embryonen- und Stammzellenforschung
- I. Was ist Bioethik?
- II. Grundlagen der Embryonen- und Stammzellenforschung
- Kapitel 2: Die Rechtslage zur Embryonen- und Stammzellenforschung in der VR China vor dem Hintergrund internationalen und ausländischen Rechts
- I. Bioethik und Rechtsordnung
- II. Überblick der involvierten Rechtsordnungen
- III. Inhaltliche Regelungsaspekte des chinesischen Rechts im Vergleich
- Kapitel 3: Recht, Moral und Praxis – Eine Einschätzung der Embryonen- und Stammzellenforschung in der VR China
- I. Beurteilung der chinesischen Rechtslage
- II. Kommentar zum Moralstatus des Embryos
- III. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Bioethik in der VR China im Kontext der Embryonen- und Stammzellenforschung aus rechtsvergleichender Perspektive. Ziel ist es, die chinesische Rechtslage mit internationalen und ausländischen Regelungen zu vergleichen und die ethischen Herausforderungen und den aktuellen Forschungsstand zu beleuchten.
- Rechtsvergleichende Analyse der Embryonen- und Stammzellenforschung
- Ethische Aspekte der Embryonen- und Stammzellenforschung in China
- Der Moralstatus des Embryos im chinesischen Recht und in der ethischen Debatte
- Regelungslücken und -defizite in der chinesischen Rechtslage
- Der Einfluss der Regierung auf die Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einführung in die Bioethik sowie Embryonen- und Stammzellenforschung: Dieses Kapitel legt die Grundlagen für die gesamte Arbeit. Es definiert den Begriff der Bioethik, skizziert ihre Entstehungsgeschichte und beleuchtet den bioethischen Diskurs in der VR China. Im zweiten Teil werden die Grundlagen der Embryonen- und Stammzellenforschung erläutert, beginnend mit den Entwicklungsphasen des Embryos, über die verschiedenen Arten der Stammzellenforschung (inklusive therapeutischen Klonens) bis hin zu den Forschungszielen und den damit verbundenen ethischen Fragen. Der Abschnitt liefert ein umfassendes Verständnis der wissenschaftlichen und ethischen Herausforderungen im Bereich der Embryonen- und Stammzellenforschung.
Kapitel 2: Die Rechtslage zur Embryonen- und Stammzellenforschung in der VR China vor dem Hintergrund internationalen und ausländischen Rechts: Dieses Kapitel analysiert die Rechtslage zur Embryonen- und Stammzellenforschung in der VR China im Vergleich zu internationalen Regelungen (insbesondere der UNESCO) und den Rechtsordnungen Großbritanniens und Deutschlands. Es untersucht die rechtlichen Zielsetzungen, Definitionen des Embryos, die Rolle von Ethikkommissionen, die Genehmigung von Forschungsvorhaben und die Aspekte des Klonens, der Hybrid-Embryonen und der Kommerzialisierung. Der Vergleich der Rechtsordnungen verdeutlicht die Unterschiede in der Regulierung und dem Umgang mit ethischen Fragen in verschiedenen Ländern.
Kapitel 3: Recht, Moral und Praxis – Eine Einschätzung der Embryonen- und Stammzellenforschung in der VR China: Das abschließende Kapitel bewertet die chinesische Rechtslage kritisch und analysiert Regelungslücken sowie den Bedarf an Ergänzungen. Es beleuchtet die Motive der Regierung und diskutiert den Moralstatus des Embryos im Kontext der chinesischen Gesellschaft und Rechtsprechung. Der Kapitel behandelt den Forschungsstand, Investitionen in die Forschung, Defizite in der ethischen Aufsicht, unseriöse Forschungspraktiken und den Forschungsstandort China umfassend.
Schlüsselwörter
Bioethik, VR China, Embryonenforschung, Stammzellenforschung, Rechtsvergleichung, Embryonenschutz, Klonen, Therapeutisches Klonen, Ethikkommissionen, Rechtslage, Moralstatus des Embryos, Regelungslücken, Forschungsstand, Investitionen.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Bioethik und Embryonen-/Stammzellenforschung in der VR China
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Diese Diplomarbeit untersucht die Bioethik in der VR China im Kontext der Embryonen- und Stammzellenforschung aus rechtsvergleichender Perspektive. Sie vergleicht die chinesische Rechtslage mit internationalen und ausländischen Regelungen und beleuchtet die ethischen Herausforderungen und den aktuellen Forschungsstand.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt rechtsvergleichende Analysen der Embryonen- und Stammzellenforschung, ethische Aspekte in China, den Moralstatus des Embryos im chinesischen Recht und der ethischen Debatte, Regelungslücken und -defizite in der chinesischen Rechtslage sowie den Einfluss der Regierung auf die Forschung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel: Kapitel 1 bietet eine Einführung in die Bioethik und die Embryonen-/Stammzellenforschung. Kapitel 2 analysiert die Rechtslage in China im Vergleich zu internationalen und ausländischen Regelungen. Kapitel 3 bewertet kritisch die chinesische Rechtslage, analysiert Regelungslücken und diskutiert den Moralstatus des Embryos.
Was wird in Kapitel 1 behandelt?
Kapitel 1 definiert den Begriff der Bioethik, skizziert ihre Entstehungsgeschichte und beleuchtet den bioethischen Diskurs in der VR China. Es erläutert die Grundlagen der Embryonen- und Stammzellenforschung, einschließlich der Entwicklungsphasen des Embryos, verschiedener Arten der Stammzellenforschung und der damit verbundenen ethischen Fragen.
Was wird in Kapitel 2 behandelt?
Kapitel 2 analysiert die Rechtslage zur Embryonen- und Stammzellenforschung in der VR China im Vergleich zu internationalen Regelungen (z.B. UNESCO) und den Rechtsordnungen Großbritanniens und Deutschlands. Es untersucht rechtliche Zielsetzungen, Definitionen des Embryos, die Rolle von Ethikkommissionen, die Genehmigung von Forschungsvorhaben und Aspekte des Klonens, Hybrid-Embryonen und der Kommerzialisierung.
Was wird in Kapitel 3 behandelt?
Kapitel 3 bewertet kritisch die chinesische Rechtslage und analysiert Regelungslücken und den Bedarf an Ergänzungen. Es beleuchtet die Motive der Regierung und diskutiert den Moralstatus des Embryos im Kontext der chinesischen Gesellschaft und Rechtsprechung. Es behandelt den Forschungsstand, Investitionen, Defizite in der ethischen Aufsicht und unseriöse Forschungspraktiken.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Bioethik, VR China, Embryonenforschung, Stammzellenforschung, Rechtsvergleichung, Embryonenschutz, Klonen, Therapeutisches Klonen, Ethikkommissionen, Rechtslage, Moralstatus des Embryos, Regelungslücken, Forschungsstand, Investitionen.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, Juristen, Ethiker und alle, die sich für die Bioethik, Embryonen- und Stammzellenforschung und die Rechtslage in der VR China interessieren.
- Citation du texte
- Diplom-Regionalwissenschaftler Duc-Hien Huynh (Auteur), 2009, Bioethik in der VR China, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135014