Die Figuren Hyazinth und Rosenblüthchen waren beide bereits in der frühen Kindheit ein sich liebendes Paar und fanden so ihr Glück im Gegenüber. Als jedoch ein alter Mann – im späteren Verlauf wird dieser auch als Hexenmeister bezeichnet – den kindlichen Hyazinth zu einem Gespräch einlud, wurde der Junge Opfer eines Fluches, welcher ihn mit der „Krankheit“ der Melancholie infizierte. Auf der Suche nach Heilung bestritt er eine längere Reise bis hin zum Tempel der Wahrheitsgöttin Isis. Mit der Lüftung ihres [Isis‘] Schleiers, durch welche sich Hyazinth ursprünglich die Befreiung des Fluches versprach, erkannte er in ihr Rosenblüthchen, was zu seiner (Wunder -)Heilung führte und beiden außerdem ein glückliches und langes gemeinsames Leben schenkte.
Dass es sich bei dieser Geschichte um ein Märchen handelt, kann exemplarisch daran fest-gemacht werden, dass das selbstverständlich Wunderbare – das Primärmerkmal der Gattung – in der Rezeption des Textes offensichtlich wirkt; Tiere und Pflanzen sprechen miteinander („[d]as Veilchen hatte es der Erdbeere […] gesagt, die sagte es […] der Stachelbeere“ (Novalis 1802)).
Inhaltsverzeichnis
- Die Figuren Hyazinth und Rosenblüthchen
- Märchen-Status
- Triadischer Entwicklungsprozess
- Ahrendts Zitat
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert das Märchen „Hyazinth und Rosenblüthchen“ von Novalis, untersucht seinen Märchen-Status und analysiert die Bedeutung der Figuren und Elemente im Kontext des triadischen Entwicklungsprozesses.
- Analyse des Märchens „Hyazinth und Rosenblüthchen“
- Klassifizierung des Märchens als Kunstmärchen
- Triadischer Entwicklungsprozess in Novalis’ Werken
- Allegorien in Novalis’ Märchen
- Ambiguität der Bilder und Assoziationen
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Märchen „Hyazinth und Rosenblüthchen“ beschreibt die Liebesgeschichte von Hyazinth und Rosenblüthchen, die in ihrer Kindheit glücklich waren, aber durch einen Fluch getrennt wurden. Hyazinth muss eine Reise antreten, um Heilung zu finden und trifft im Tempel der Wahrheitsgöttin Isis auf Rosenblüthchen. Die Wiedervereinigung der beiden führt zu ihrer Heilung und einem glücklichen Leben.
- Der Text diskutiert die Merkmale des Märchens und stellt fest, dass „Hyazinth und Rosenblüthchen“ Elemente sowohl des Volksmärchens als auch des Kunstmärchens aufweist. Die deutliche Figurenzeichnung, die stereotypischen Schauplätze und das Happy End erinnern an das Volksmärchen, während die spezifische Figurenkonstellation und die Verortung im Tempel zu Sais typisch für Kunstmärchen sind.
- Der Text erläutert den triadischen Entwicklungsprozess, ein Schema, das in Novalis’ Werken oft vorkommt. Dieses Schema umfasst drei Phasen: eine naive Einheit, Entzweiung und eine neue, reflektierte Einheit. Im Fall von Hyazinth und Rosenblüthchen steht die naive Einheit für ihre glückliche Kindheit, die Entzweiung für die Trennung durch den Fluch und die neue Einheit für die Wiedervereinigung und die Erkenntnis ihrer Liebe.
- Der Text analysiert Ahrendts Zitat, in dem er die Ambiguität der Figuren und Bilder in Novalis’ Märchen betont. Er warnt vor einer zu vereinfachenden Interpretation und betont, dass die Bilder nicht eindeutig zu deuten sind, sondern eher als Assoziationskoordinaten im Kontext des triadischen Entwicklungsprozesses verstanden werden sollten.
Schlüsselwörter
Märchen, Kunstmärchen, Novalis, „Hyazinth und Rosenblüthchen“, triadischer Entwicklungsprozess, Allegorie, Ambiguität, Assoziationskoordinaten, Physiologus.
- Arbeit zitieren
- Patrick Raese (Autor:in), 2022, Novalis' "Hyazinth und Rosenblüthchen" - ein Märchen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1350330