Dies ist eine Analyse eines illustrierten Flugblattes.
Das Blatt berichtet von der Verhaftung und Hinrichtung einer Hexe in Augsburg im Jahr 1699: „Oder Beschreibung so Anno 1699. den 23. März in der Römischen Reichs-Statt Augsburg geschehen/von einer Weibsperson/welche ob grausamer und erschröcklicher Hexerey und Vertremungen der Menschen/wie auch wegen anderer verübten Übelthaten durch ein erheiltes gnädiges Urteil von eim ganzen ehrsamen Rath/ zuvor mit glühenden Zangen gerissen/hernach aber mit dem Schwerdt gericht/der Leib zu Aschen verbrennt ist worden.“
Ort: Augsburg
Jahr: 1699
Bild: Holzschnitt
Text: Typendruck, 2 Spalten, Prosa
Drucker: Elias Mellhöffer
„Oder Beschreibung so Anno 1699. den 23. März in der Römischen Reichs-Statt Augsburg geschehen/von einer Weibsperson/welche ob grausamer und erschröcklicher Hexerey und Vertremungen der Menschen/wie auch wegen anderer verübten Obelthaten durch ein erheiltes gnädiges Urteil von eim ganzen ehrsamen Rath/ zuvor mit glühenden Zangen gerissen/hernach aber mit dem Schwerdt gericht/der Leib zu Aschen verbrennt ist worden.”
Ort: Augsburg
Jahr: 1699
Bild: Holzschnitt
Text: Typendruck, 2 Spalten, Prosa
Drucker: Elias Mellhöffer
Das Blatt berichtet von der Verhaftung und Hinrichtung einer Hexe in Augsburg im Jahr 1699.
Ein Drittel des Flugblattes nehmen die sechs Bilder unter der Uberschrift ein, die aneinander gereiht den Verlauf der Ereignisse illustrieren. Die dargestellten Szenen sind jeweils mit Buchstaben von A bis H versehen, denen unter dem Text Erläuterungen als Fullnoten zugeordnet sind.
Der Text beschreibt dazu ausführlich was geschehen ist: Anna Eberlehrin, Hebamme in Augsburg habe gestanden, sich vor 13 oder 14 Jahren auf einem Hochzeitsfest mit dem Teufel eingelassen zu haben. Er sei ihr in Gestalt eines Mannes erschienen und wäre nach dem Tanz mit in ihr Haus gekommen. Dort habe sie einen Pakt mit ihm geschlossen, indem sie mit ihrem eigenen Blut einen Vertrag unterschrieb, in dem schriftlich festgehalten war, dass sie dem Teufel treu ergeben sein wolle und der Heiligen Dreifaltigkeit absage.
Danach wird aufgezählt, welche Verbrechen Anna Eberlehrin anschliellend als Hexe begangen haben soll. Einmal soll sie mit Hilfe eines weillen Pulvers, das ihr der Teufel gegeben hätte, fünf Personen, unter ihnen vier Kinder, vergiftet haben. Auch habe sie versucht ihren eigenen Bruder zu vergiften, indem sie ihm das Pulver in ein Getränk gemischt habe. Allerdings sei der dabei nicht gestorben, sondern habe nur Kopfschmerzen bekommen. Des Weiteren hätte sie dem Vieh durch Zauberei geschadet und das Wetter beeinflusst. Zum Beispiel, so heillt es, hätte sie ein Unwetter in Günzburg, einem Ort nahe Augsburg, verursacht, welches grollen Schaden angerichtet hätte. Mehre Frauen seien durch ihre Arbeit als Hebamme unfruchtbar geworden. Aullerdem wird ihr vorgeworfen, an Hexentänzen teilgenommen - und in Ritualen den Teufel verehrt zu haben. Und sie hätte gestanden, zwei Kinder zu diesen Hexentänzen mitgenommen zu haben. Das Ende des Textes erläutert, dass sie, obwohl sie eigentlich den Feuertod verdient hätte, nun aus Gnaden allein mit glühenden Zangen gefoltert werden soll, bevor man ihr mit einem Schwert den Kopf abschlagen wird. Ihre Leiche soll anschliellend verbrannt werden.
Auf den Bildern werden diese Schilderungen illustriert. So sieht man auf Bild A die Szene, in der Anna Eberlehrin vom Teufel in Gestalt eines Mannes angesprochen wird. Der Mann ist mit einem Pferdefull dargestellt, und zwei Federn, die sich an seinem Hut befinden stehen so nach oben ab, dass sie wie Hörner aussehen. Auf dem zweiten Bild sind die Szenen B, C und D abgebildet. B zeigt zwei durch die Luft fliegende Gestalten, die offensichtlich Hexen sind, Die eine reitet auf einem Ast, die andere auf einem Ziegenbock. Unter ihnen tanzen Menschen, die sich an den Händen halten, im Kreis. Unter ihnen befinden sich sowohl Jungen als auch Mädchen und der Teufel ohne Verkleidung.
Szene D zeigt Anna Eberlehrin bei Tisch. Neben ihr sitzt der Teufel, der ihr etwas zu sagen scheint. Ihr gegenüber sitzt ein Mann, der von der Kleidung her ein Bauer sein könnte. Wahrscheinlich handelt es sich um die Szene, in der Anna ihren Bruder vergiften will, denn der Bauer hält ein Glas in der Hand, aus dem er gleich zu trinken scheint.
Das nächste Bild (E), stellt das Verhör der Anna Eberlehrin vor Gericht dar. Man sieht sie gegenüber drei Männern sitzend, von denen einer eine Schreibfeder in der Hand hält. Ursprünglich sall neben der Frau, die hier Anna Eberlehrin darstellen soll eine zweite Frau, deren Oberkörper aus dem Bild entfernt wurde. Daraus kann man schliellen, dass dieses Bild in einem anderen Flugblatt schon einmal verwendet worden ist, in dem offensichtlich zwei Frauen vor Gericht dargestellt werden sollten.
[...]
- Arbeit zitieren
- Susann Lenk (Autor:in), 2004, Illustrierte Flugblätter der frühen Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135181