EVA-Ermittlung auf Basis von IFRS- und HGB-Abschlüssen


Bachelorarbeit, 2009

54 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Symbolverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit

2 Darstellung des Economic Value Added (EVA)-Konzepts
2.1 Charakterisierung der wertorientierten Unternehmenssteuerung
2.2 Das EVA-Konzept
2.2.1 Grundlagen zum EVA
2.2.2 Komponenten des EVA
2.3 Die Treibergrößen des EVA
2.4 Die verschiedenen EVAs

3 Darstellung der Rechnungslegungen nach HGB und IFRS.
3.1 Rechnungslegung nach HGB
3.1.1 Ziele, Prinzipien und Grundsätze
3.1.2 Bestandteile und Aufgaben des Jahresabschlusses
3.2 Rechnungslegung nach IFRS
3.2.1 Ziele, Prinzipien und Grundsätze
3.2.2 Bestandteile und Aufgaben des Jahresabschlusses
3.3 Zusammenfassender Vergleich HGB und IFRS

4 Die Conversions fiir die Uberfiihrung des „Accounting Models" nach HGB und IFRS zum „Economic Model".
4.1 Operating Conversion
4.1.1 Der Begriff
4.1.2 Das Beispiel Abschreibungen
4.2 Funding Conversion
4.2.1 Der Begriff
4.2.2 Das Beispiel Leasinggeschäfte
4.3 Shareholder Conversion
4.3.1 Der Begriff
4.3.2 Das Beispiel Forschungs- und Entwicklungskosten
4.3.3 Das Beispiel Goodwill
4.4 Tax Conversion

5 Beurteilung des EVA und der Rechnungslegung . 37
5.1 Beurteilung des EVA gegentiber „traditionellen" Kennzahlen
5.2 Beurteilung der Rechnungslegung auf die „EVA-Freundlichkeit"
5.2.1 Der Einfluss der Rechnungslegung auf die Differenz zwischen dem Basic und True EVA
5.2.2 Der Anpassungsaufwand

6 Fazit

Anhang I

Anhang II

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Treibergrößen des EVA

Abbildung 2: Zusammenhang Accounting Model und Economic Model

Abbildung 3: Bestandteile des Jahresabschlusses

Abbildung 4: Grundprinzipien der IFRS

Abbildung 5: Anhangsangaben zu sonstigen finanziellen Verbindlichkeiten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Ermittlung von NOPAT und investiertem Vermögen

Tabelle 2: Anpassungsaufwand des EVA auf Basis des IFRS- und HGB-Abschlusses

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Wertorientierte Steuerungskonzepte nehmen immer mehr an Bedeutung zu. Das Herzstück solcher Steuerungskonzepte sind Kennzahlen, die als Messinstrument und Erfolgskontrolle unternehmerischer Entscheidungen fundieren. Diese Gruppe von Kennzahlen1 hat gegenü-ber herkömmlich verwendeter Erfolgsmaße, wie zum Beispiel den EBIT (Earnings Before Interest und Taxes), Umsatzrendite oder Jahresüberschuss den Vorteil, dass sie die Verzin-sungsansprüche der Eigenkapitalgeber mit berücksichtigen. Ohne diese Berücksichtigung wird implizit die Annahme gesetzt, dass das Eigenkapital kostenfrei zur Verfügung steht. Die Folgen könnten sein, dass Investitionen mit zu niedriger Rentabilität getätigt werden und dass die Erfolgsvorgaben für das Management zu niedrig ausfallen. Wertorientierte Unternehmensführung ist somit eine Ausrichtung auf die Interessen der Shareholder (An-teilseigner).2 Durch die Globalisierung und der dadurch zunehmende Wettbewerb auf den Kapitalmärkten wird es für das Management immer wichtiger den Fokus auf Wertmaxi-mierung und nicht nur auf Gewinnmaximierung zu legen, um den Anforderung von Inves-toren Genüge zu leisten.

Eine sehr verbreitete wertorientierte Kennzahl ist der Economic Value Added (EVA). Be-reits im Jahr 2000 haben 36 Prozent der DAX-100-Unternehmen, die wertorientierte Kennzahlen implementiert haben, den EVA als Spitzenkennzahl ausgewählt.3 Dieser Vor-marsch der EVA-Kennzahl wird damit begründet, dass sie eine enge Anbindung zum be-trieblichen Rechungswesen hat und daher leicht verständlich und kommunizierbar ist.4

1.1 Problemstellung

Das erforderliche Datenmaterial für die Berechnung des EVA stammt direkt aus dem Jah-resabschluss. Da der IFRS- und HGB-Abschluss auf unterschiedlichen konzeptionellen Fundamenten stehen, ist es denkbar, dass sich der EVA im Ergebnis auch unterscheidet. Das ist dahingehend interessant, weil die Jahresabschlüsse (HGB oder IFRS) eigentlich eine zeitpunktbezogene Reflexion des Zustandes eines Unternehmens sein soll, aber den-noch können unterschiedliche Wertzuwächse entstehen. Demnach wäre der gemessene Wertzuwachs nur ein Ergebnis der Rechnungslegungsvorschriften. Folglich wäre der EVA kein guter Indikator für Wertzuwächse.

Im Zentrum des EVA-Konzeptes stehen so genannte Conversions, die verzerrte Rechnung-slegungsdaten korrigieren sollen, um einen tatsächlichen Wertezuwachs (unter Verständnis des EVA-Konzeptes) ermitteln zu können. Die Durchführbarkeit und der Aufwand dieser Conversion hängen jedoch maßgeblich von den Rechnungslegungsvorschriften ab. Diese stehen im Mittelpunkt der Arbeit.

1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit

Das Ziel der Arbeit ist es zu beurteilen, welche Rechnungslegung sich besser für die Kon-zeption des EVA eignet. Der Fokus der Arbeit liegt dabei auf die externe Ermittlung des EVA. Diese Perspektive wird gewählt, weil so ein Vergleich zwischen den beiden Rech-nungslegungen ermöglicht wird. Eine gute Kennzahl ist eine, die auch von Dritten nach-vollziehbar und verständlich ist. Ob das für den EVA zutrifft und wie sehr die ermittelten Werte von der gewählten Rechnungslegung abhängig ist und welche Anpassungsmöglich-keiten existieren, wird der weitere Verlauf der Arbeit zeigen.

Der erste Teil der Untersuchung wird sich intensiv mit dem EVA-Konzept auseinanderset-zen, um den Leser die Idee und die Feinheiten des Konzeptes nahe zu bringen. Anschlie-ßend erfolgt eine kurze Darstellung der Rechnungslegung nach IFRS und HGB. Dieser Teil dient dazu, den Lesern einen Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu verschaffen. Der nächste Teil wird sich sehr ausführlich mit den so genannten Conversions beschäftigen. Dabei werden einige Bilanzierungssachverhalte in Bezug auf die Rechnungs-legung vorgestellt und wie diese für die Ermittlung des EVA angepasst werden können. Der fünfte und vorletzte Teil der Untersuchung beurteilt die Kennzahl EVA im Allgemei-nen und im Bezug auf die Rechnungslegungen. Schließlich endet die Arbeit mit einem Fa-zit.

2 Darstellung des Economic Value Added (EVA)-Konzepts

Dieser Teil der Arbeit besteht aus vier Kapiteln und hat die Aufgabe den EVA detailliert vorzustellen. Das erste Kapitel beschreibt kurz was sich hinter dem Schlagwort Äwertorien-tierte Unternehmenssteuerung3 verbirgt. Anschließend werden im zweiten Kapitel die Be-rechnungskomponenten des EVA untersucht. Im dritten Kapitel stehen die Treibergrößen im Fokus der Untersuchung. Der letzte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit den unter-schiedlichen Varianten des EVA.

2.1 Charakterisierung der wertorientierten Unternehmenssteuerung

Die wertorientierte Unternehmenssteuerung entstand unmittelbar aus dem Shareholder Va-lue-Ansatz (SVA). Er wurde 1986 von dem Professor Alfred Rappaport in seinem Buch „Creating Shareholder Value" umfassend beschrieben und hat seinen Ursprung in den USA. Dieser Ansatz stellt die Eigenkapitalgeber (Shareholder) im Fokus der Unterneh-menssteuerung und hat das Ziel das Vermögen der Anteilseigner zu maximieren. Der Sha­reholder Value ist nichts anderes als der Marktwert des Eigentümervermögens. Ein Mehr-wert des Unternehmens oder die Erhöhung des Eigentümervermögens wird erreicht, indem die Kapitalrendite über die Kapitalkosten liegt.5 Für das Management einer Unternehmung gewinnt die ZielgröBe „Mehrwert" immer mehr an Bedeutung und beeinflusst somit das wirtschaftliche Handeln auch immer stärker. Denn ein wachsender Wert des Eigenkapital-vermögens bzw. die Ausrichtung des Unternehmens auf dieses Ziel verbessert die Wettbe-werbssituation von knappen Finanzmitteln auf dem Kapitalmarkt.6 Ein institutioneller An-leger wird nur in einem Unternehmen investieren wenn er sicher sein kann, dass die Rendi-te seiner Anlage zumindest die Opportunitätskosten alternativer Anlagevermögen mit glei-chem Risikoprofil generiert. Ist diese Sicherheit nicht gegeben, werden Investoren in alter­native Anlagemöglichkeiten investieren, die entweder die gleiche Rendite bei niedrigem Risiko haben oder eben eine höhere Rendite bei gleichem Risiko. Aus dieser Annahme der Verhaltensweise ergibt sich eine einfache Schlussfolgerung: Die Existenz einer Unterneh-mung kann langfristig nur sichergestellt werden, wenn die Interessen und Erwartungen der Anteilseigner erfüllt werden können.7 Die wertorientierte Unternehmenssteuerung wird somit immer mehr zu einem Wettbewerbsfaktor, aber auch zu einer Grundvoraussetzung für die Überlebensfähigkeit einer Unternehmung und das nicht nur für börsennotierte Großunternehmen.

2.2 Das EVA-Konzept

2.2.1 Grundlagen zum EVA

Das EVATm-Konzept („Economic Value Added"; Anmerkung: es handelt sich um ein ein-getragenes Markenzeichen) wurde von der amerikanischen Beratungsfirma Stern Stewart & Co. entwickelt und hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Die Bedeutungszunahme lässt sich insbesondere bei großen, international agierenden Konzernen wie zum Beispiel bei AT&T, Haniel, Metro, Coca Cola und der Deutschen Telekom feststellen, die den EVA als zentrale Größe ihrer wertorientierten Unternehmenssteuerung verwen-den.8 Der EVA kann sowohl als Bestimmung von Unternehmenswerten, als Kenngröße für die interne Steuerung und als Performancemaß für Manager bzw. des Unternehmens ge-nutzt werden.9 Stewart definiert den EVA als „operating profit less the cost of all of the capital employed to produce those earnings".10 Der EVA einer Periode t berechnet sich somit aus der Differenz eines Periodenergebnisses, dem so genannten NOPAT („Net Ope­rating Profit after Tax") und den Kapitalkosten fir Kapital, welches für die Erwirtschaf-tung des NOPAT eingesetzt wurde:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Ergebnisgröße, die der EVA erzeugt, ist somit eine absolute Größe. Diese wird auch als Residual- oder Übergewinn bezeichnet und macht deutlich, ob über die Kapitalkosten hinaus ein positives Ergebnis für die jeweilige Periode erwirtschaftet wurde. Die eben dar-gestellte Formel wird „Capital Charge-Formel" genannt. Durch einen positiven EVA ent-stehen somit positive Beiträge zum Unternehmenswert, da der NOPAT über den Kapital-kosten des eingesetzten Kapitals liegt.11

Der EVA kann auch mit der so genannten „value spread-Formel" ermittelt werden. Die Überrendite ist hierbei die Differenz von realisierter Rendite und dem Kapitalkostensatz. Diese Differenz multipliziert mit dem Wert des investierten Vermögens ergibt den EVA. EVA

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nach dieser Methode lässt sich klar erkennen, dass Wert geschaffen wird, solange die rea-lisierte Rendite größer ist als der Kapitalkostensatz.12

Die Stärken dieser Kennzahl lassen sich auf vier zusammenfassen: Die erste Stärke ist die konsequente Ausrichtung der Kennzahl auf die Interessen der Anteilseigner, da der EVA nur Entscheidungen begünstigt, die zu einem Mehrwert der Unternehmung beitragen bzw. den Shareholder Value erhöhen. Eine weitere Stärke des EVA ist, dass er zur Bewertung und Analyse von Unternehmen, Unternehmensbereichen und Projekten eingesetzt werden kann. So kann ein Wertbeitrag für jedes Profit Center und jedes Projekt auf eine einfache Art und Weise ermittelt werden. Des Weiteren kann die Kennzahl als ein Teil eines An-reizsystems fungieren, die das Management bewertet und dessen variable Entlohnung fest-legt. Schließlich ist die letzte große Stärke die, dass die Kennzahl relativ einfach zu verste-hen und leicht zu kommunizieren ist.13 Dieser Fakt ist sehr förderlich für die Implementie-rung einer wertorientierten Unternehmenssteuerung auf Basis des EVA.

Der EVA hat jedoch auch sehr große Schwachen, die unmittelbar aus der Starke „leicht zu verstehen und leicht zu kommunizieren" stammen. Die Daten, die fir die Berechnung not-wendig sind, haben ihren Ursprung in der externen Rechnungslegung. Der Nachteil der sich daraus ergibt, sind Manipulierbarkeit und die fehlende Vergleichsmöglichkeit mit Un-ternehmen, die nach einer anderen Rechnungslegung bilanzieren. Selbst die Vergleichbar-keit zwischen Unternehmen, die nach derselben Rechnungslegung bilanzieren, ist nur ein-geschränkt möglich, wenn die Rechnungslegung Ansatz- und Bewertungsspielräume inne-hat. Des Weiteren ist es für externe Bilanzleser nur sehr schwer die Höhe des EVA nach-zuvollziehen, wenn den Lesern (auch Aktionäre) nicht erläutert wird, wie der NOPAT, die Kapitalkosten und das investierte Kapital im Einzelnen berechnet wurden.14 Wie auch bei den „traditionellen" Kennzahlen gibt es bei den wertorientierten Kennzahlen keine Vor-schriften über die Berechnung. So bleiben Kennzahlen nach wie vor in ihrer Aussagekraft beschränkt. Nach dem Motto: Traue keiner Kennzahl, die du nicht selbst errechnet hast.15

2.2.2 Komponenten des EVA

2.2.2.1 Ermittlung des NOPAT und des investierten Kapitals

Die Grundlagen für die Ermittlung der beiden Größen sind die Jahresabschlüsse der Unter-nehmungen. Die Größen müssen jedoch soweit wie möglich von bilanzpolitischen moti-vierten Verzerrungen bereinigt werden. Diese „Bereinigungen" werden auch als „Adjust­ments" bezeichnet und haben den Zweck die buchhalterischen GroBen („Accounting Mo­del") in GroBen zu transformieren, die der Perspektive Kapitalmarktes („Economic" Mo­del") entspricht. Durch diese Adjustments soll eine Annahrung zu der wirtschaftlichen Er-tragskraft und so die tatsächliche Leistungsfähigkeit einer Unternehmung erreicht werden. Stern Stewart & Co. empfehlen sogar 164 Adjustments. Grundsätzlich kann jedoch keine genaue Anzahl über die nötigen Anpassungen getroffen werden, weil diese unternehmens-spezifisch festgelegt werden müssen. Das Schema in Tabelle 1 soll eine grundsätzliche Vorgehensweise für die Ermittlung der Komponenten NOPAT und dem investierten Ver-mögen geben. Dieses Schema ist unabhängig von der verwendeten Rechnungslegung und soll nur einen Überblick verschaffen.

Tabelle 1: Ermittlung von NOPAT und investiertem Vermögen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: (Fischer, et al., 2000 S. 55)

Wie aus der Abbildung 1 erkennbar ist, wird der von der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) ausgewiesene Jahresüberschuss bzw. Jahresfehlbetrag zum Ausgangspunkt der Be-rechnung des NOPAT. Zum Jahresüberschuss werden die Steuern und die Zinsaufwendungen unter Annahme einer vollständigen Eigenfinanzierung hinzugerechnet. Bedacht wer-den muss dabei, dass die zusätzlich entstehenden Steuern durch den Wegfall des so ge-nannten „Tax Shield" hinzuaddiert werden müssen. AnschlieBend bereinigt man die GröBe um die „Adjustments" und die auBerordentlichen Ergebnisse und übrig bleibt der NO-PAT.16

Für die Ermittlung des investierten Kapitals ist es zunächst notwendig das Working Capital zu ermitteln. Hierzu wird aus der Bilanz die Höhe des Umlaufvermögens abgelesen und um die kurzfristigen unverzinslichen Verbindlichkeiten (erhaltene Anzahlungen, Verbind-lichkeiten aus Lieferung und Leistungen) reduziert. Anschließend wird das Anlagevermö-gen zu Restbuchwerten hinzugerechnet. Des Weiteren muss die Summe aus den Working Capital und dem Anlagevermögen um nicht betriebsnotwendiges Vermögen und bewer-tungsinduzierten Einflüssen korrigiert werden.17

Inwiefern sich der IFRS- und HGB-Abschluss für die Ermittlung des NOPAT und des in-vestierten Kapitals unter Betrachtung der notwendigen Adjustments eignen und wie diese kategorisiert werden können, ist Thema des vierten Hauptteils der Arbeit.

2.2.2.2 Ermittlung des gewogenen Kapitalkostensatzes

Die letzte EVA-Komponente ist der Kapitalkostensatz, der auch als Weighted Average Cost of Capital (WACC) bezeichnet wird. Der WACC errechnet sich als gewichteter Durchschnitt aus Eigenkapital- und Fremdkapitalkostensatz und kann mit folgender For-mel ermittelt werden:18

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Für die Berechnung des Eigen- und Fremdkapitalkostensatzes sind unterschiedliche He-rangehensweisen erforderlich. Der Eigenkapitalkostensatz repräsentiert die Mindestverzin-sung der Anteilseigner. Diese ist abhängig vom Risiko der Investition und alternativen An-lagemöglichkeiten. Die wichtigsten Ansätze für die Festlegung des Eigenkapitalkostensat-zes sind: „Capital Asset Price Model" (CAPM), „Abitrage Pricing Theory" (APT), Divi-dendenmodell und Risikokomponentensatz.19 Der Fremdkapitalkostensatz hingegen sollte der durchschnittlich gewichtete Zinssatz für alle Bestandteile des Fremdkapitals sein.20

Der Fokus wird auf das CAPM gelegt. Die Zielsetzung des CAPM besteht darin für jede Kapitalanlage eine risikoangepasste Renditeforderung zu ermitteln. Die Formel für die Be-rechnung könnte folgender Maßen aussehen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese Formel zeigt, dass die erwartete Rendite sich aus einem risikofreien Zinssatz und einem Risikoaufschlag ergibt. Der risikofreie Zinssatz (rf) wird in der Praxis approximativ durch die Verwendung des Zinssatzes für langfristige festverzinsliche Wertpapiere, z.B. zehnjährige Bundesanleihen, gewonnen.21

Das systematische Risiko (ß) drückt die Schwankung des Kurses einer Aktie im Vergleich zu dem Aktienindex, in der sie dotiert ist,aus. Ist der Beta-Faktor größer (kleiner) als eins reagiert die Aktie überproportional (unterproportional) auf Änderung des jeweiligen Ak-tienindexes.22 Überproportional bedeutet, dass die Aktie oder Anlage einem höheren Risi-ko ausgesetzt ist. Der Beta-Faktor kann mit Hilfe der Regressionsanalyse gewonnen wer-den.23 Eine weitere, weniger aufwendigere Möglichkeit der Gewinnung des Betafaktors ist die Nutzung von öffentlichen Quellen wie dem Internet.24

Die Differenz aus erwarteter Rendite des Marktportefeuilles und dem risikofreien Zinssatz multipliziert mit dem Betafaktor wird als Risikoprämie für das betrachtete Unternehmen bezeichnet.25 Die Ermittlung für externe Analysten ist somit möglich. Es bedarf nur Infor-mationen, die allesamt aus öffentlich zugänglichen Daten ermittelbar sind. Ist ein Unter-nehmen nicht am Aktienmarkt aktiv, kann der Betafaktor zum Beispiel von börsennotierten Unternehmen ermittelt werden, die aus derselben Branche mit einer ähnlichen Risikostruk-tur stammen.26

Nachdem zusammenfassend erläutert wurde, wie der Eigenkapitalzinssatz ermittelt werden kann, folgt nun die Erläuterung für die Ermittlung des Fremdkapitalzinssatzes.

Für die Ermittlung des Fremdkapitalzinssatzes ist nur verzinsliches Fremdkapital (z.B. An-leihen und Bankdarlehen) von Relevanz. Der Zinssatz des Fremdkapitals könnte durch den Marktzinssatz einer langfristigen Anleihe bestimmt werden. Es würde sich aber auch der Effektivzinssatz für einen neuen langfristigen Bankkredit eignen. Für die externe Ermitt-lung des Fremdkapitalsatzes kann der übliche Marktzinssatz für risikolose Wertpapiere genutzt werden, auf den ein bonitätsabhängiger Zinssatz draufgeschlagen wird. Durch die BASEL II-Regelung liegen für viele Unternehmen in Deutschland Ratings vor, die für die Bestimmung genutzt werden können.27

Ein weiterer Ansatz für die Berechnung des Zinssatzes könnte die Division des Zinsauf-wands durch das durchschnittliche Fremdkapital sein. Beide erforderlichen Größen sind ohne Weiteres aus dem Jahresabschluss sowohl nach HGB als auch nach IFRS ableitbar. Dieser zwar praktikable Ansatz ist jedoch nicht zu empfehlen, da die Relation zwischen dem ausgewiesenen Zinsaufwand und dem durchschnittlich verzinslichen Fremdkapital nicht die tatsächlichen Fremdkapitalkosten widerspiegeln. Grund dafür sind die komplexen Finanzierungs- und Absicherungsgeschäfte, die es erschweren genaue Fremdkapitalkosten zu ermitteln. Des Weiteren ist der Ausweis von Verbindlichkeiten in der Bilanz zu einem bestimmten Zeitpunkt von Zufälligkeiten geprägt. Eine Ermittlung würde nur möglich sein, wenn man alle Finanzverträge einzeln betrachtet.28 Dieser Umstand macht es einem exter-nen Leser unmöglich den Fremdkapitalzinssatz aus dem Jahresabschluss zu errechnen, da der Abschluss diese Informationen nicht bereithält. Daher ist die Berechnung aus Marktda-ten letztlich praktikabler.

Der Gesamtkapitalkostensatz ist unter Verwendung des CAPM, des Jahresabschlusses und von Marktdaten approximativ ermittelbar. Es ist nur ein approximativer Wert, weil das CAPM auf vielen Annahmen beruht, die sehr allgemeingültig und unrealistisch sind.29 Dennoch ist die WACC-Formel ein guter Ansatz für die Ermittlung der durchschnittlichen Kapitalkosten. Der WACC bzw. die Gesamtkapitalkosten sind zugleich die zureichende Hürde für einen positiven EVA und damit eine wichtige Größe.

2.3 Die Treibergrößen des EVA

Der EVA berechnet sich aus drei Komponenten: die Gewinngröße „NOPAT", die Vermö-gensgröße „investiertes Vermögen" und die kapitalmarktorientierten Größe „WACC". Diese drei GröBen sind zugleich die „Stellschrauben" für eine gezielte Steigerung des Un-ternehmenswertes. Der EVA kann durch die Erhöhung des NOPAT und/oder durch die Reduzierung des investierten Kapitals und der Kapitalkostensätze erhöht werden.30

Um eine Erhöhung des NOPAT und eine Reduzierung des investierten Kapitals und des WACC zu erreichen, sind verschiedene Maßnahmen möglich. Wie in Abbildung 1 ersich-tlich könnte der NOPAT durch ein „Profit Management" (Ertrags- und Aufwandmanage-ment) erhöht werden. Die Erhöhung könnte durch Maßnahmen wie der Optimierung des produktspezifischen Preis-Leistungsverhältnisses und/oder ständiger Fokussierung auf Kostensenkung realisiert werden. Die möglichen Maßnahmen für die Optimierung des in-vestierten Kapitals fallen unter den Begriff „Asset Management". Beispiele fir solche Maßnahmen sind: Verringerung des Vorratsvermögens, Verkauf von nicht mehr benötigten Produktionsanlagen und Verkürzung von Zahlungszielen.31

Das Ziel der Senkung des WACC und die dafür vorhandenen Maßnahmen können unter dem Begriff Risikomanagement zusammengefasst werden. Die Kapitalkosten lassen sich zum Beispiel durch Optimierung der Finanzstruktur senken.32

Eine weitere Möglichkeit Einfluss auf den NOPAT und dem investiertes Kapital zu neh-men, sind die so genannten Adjustments. Diese Adjustments oder Anpassungen werden im nächsten Teil der Arbeit genau erläutert und sind zentraler Bestandteil der Arbeit. Voran-gestellt werden kann, dass die Adjustments einen großen Einfluss auf den EVA haben können. Wie bereits beschrieben wird der EVA auf Grundlage von buchhalterischen Zah-len ermittelt. Da keine allgemeingültigen Regeln für die Berechnung des EVA existieren, gibt es sehr viel Spielraum fir das Management den EVA „positiv" zu gestalten. Es ist klar ersichtlich, dass zwischen dem betragsmäßigen Ergebnis der EVA-Kennzahl und der jeweiligen verwendeten Rechnungslegung ein Zusammenhang besteht. Dieser Umstand ist ein großer Nachteil der Kennzahl. Der EVA hat den Anspruch eine Kennzahl zu sein, die einen tatsächlichen Wertzuwachs darstellen soll. Wenn aber die Höhe des EVA durch bi-lanzpolitische Spielräume und durch Freiheiten in der Anpassung von einzelnen Bilanzzah-len geprägt ist, spricht das nicht für eine optimale Kennzahl, die die zentrale Steuerungs-größe für eine wertorientierte Unternehmenssteuerung sein kann. Wie bedeutend der Ein-fluss einer Rechnungslegung auf den EVA ist, wird die weitere Untersuchung der Arbeit zeigen.

Abbildung 1: Treibergrößen des EVA

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Modifizierte Variante von Fischer, 1999 S. 15

2.4 Die verschiedenen EVAs

Die Aussagekraft des EVA hängt maßgeblich von den Adjustments ab. Mit steigender Zahl der Anpassungen gewinnt der EVA an Genauigkeit. Der Grad der Genauigkeit steigt mit der Annährung an das Economic Model. Da das Economic Model gewissermaßen die Vor-aussetzung ist, um den „richtigen" EVA berechnen zu können, ist es notwendig eine be-griffliche Abgrenzung folgen zu lassen.

[...]


1 Wird in der Arbeit als „traditionelle" Kennzahlen bezeichnet

2 Vgl. Weißenberger, et al., 2005 S. 3

3 Vgl. Stern, et al., 2002 S. 9

4 Vgl. Weißenberger, et al., 2005 S. 3

5 Vgl. Beck, 2003 S. 1-3

6 Vgl. Arbeitskreis "Finanzierungsrechnung" der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft, 2005 S. 1

7 Vgl. Fischer, et al., 2000 S. 3

8 Vgl. Hostettler, 1995 S. 308

9 Vgl. Fischer, et al., 2000 S. 7 f.

10 Vgl. Stewart, 1999 S. 2

11 Vgl. Fischer, et al., 2000 S. 7 f.

12 Vgl. Fischer, 1999 S. 3

13 Vgl. Hostettler, 1995 S. 308

14 Vgl. Groll, 2003 S. 67 f.

15 Abwandlung vom Zitat: „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast." (Winston Churchill)

16 Vgl. Fischer, et al., 2000 S. 10 f.

17 Vgl. Groll, 2003 S. 57

18 Vgl. Beck, 2003 S. 92

19 Vgl. Hostettler, 2002 S. 172 f.

20 Vgl. Fischer, 1999 S. 4

21 Vgl. Fischer, 1999 S. 4

22 Vgl. Beck, 2003 S. 95

23 Vgl. Fahrmeir, et al., 2000 S. 472 ff.

24 Zum Beispiel: Reuters.com, Bloomberg.com

25 Vgl. Beck, 2003 S. 94

26 Vgl. Weißenberger, et al., 2005 S. 43 f.

27 Vgl. Weißenberger, 2007 S. 303 f.

28 Vgl. Hostettler, 2002 S. 171

29 Vgl. Günther, 1997 S. 167 f.

30 Vgl. Beck, 2003 S. 116

31 Vgl. Fischer, 1999 S. 17

32 Vgl. Beck, 2003 S. 116

Ende der Leseprobe aus 54 Seiten

Details

Titel
EVA-Ermittlung auf Basis von IFRS- und HGB-Abschlüssen
Hochschule
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Autor
Jahr
2009
Seiten
54
Katalognummer
V135291
ISBN (eBook)
9783640428182
ISBN (Buch)
9783640423859
Dateigröße
917 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
EVA-Ermittlung, Basis, IFRS-, HGB-Abschlüssen
Arbeit zitieren
Enrico Schulz (Autor:in), 2009, EVA-Ermittlung auf Basis von IFRS- und HGB-Abschlüssen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135291

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