April 1792: Nachdem die Monarchen Österreichs und Preußens ein Jahr zuvor in der Pillnitzer Konvention offen zur Intervention in Frankreich aufgerufen hatten, erklärt die französische Volksvertretung Österreich den Krieg. Weniger als drei Jahre nach Beginn der französischen Revolution brechen damit für Europa zwei Jahrzehnte kriegerischer Auseinandersetzungen an, die erst mit der endgültigen militärischen Niederlage Napoleons bei Waterloo enden. Die blutige Bilanz: Vier Koalitionskriege, diverse Völkerschlachten und zehntausende von Toten.
In dieser bewegten Zeit schreibt Heinrich von Kleist, in dessen Werk laut Gerhard Gönner zumeist die menschliche Gewalt im Zentrum steht , drei Dramen über den Krieg, die wohl zerstörerischste Form menschlicher Gewalt. 1807 schließt er die Arbeit am Trauerspiel ‚Penthesilea’ ab, dessen Fabel die Kämpfe zwischen Amazonen und Griechen vor Troja behandelt. 1808 entsteht auf der historischen Folie des Sieges des Cheruskerfürsten Hermann über drei römische Legionen ‚Die Hermannsschlacht’. 1821 erscheint schließlich ‚Prinz Friedrich von Homburg’. Das Stück muss jedoch aufgrund des Kleist’schen Selbstmordes am 21. November 1811 etwa zur gleichen Zeit entstanden sein wie die beiden anderen Dramen. Die Fabel basiert auf der Schlacht von Fehrbellin, in der Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, 1675 die von Frankreich finanzierten Schweden entscheidend besiegte und so den Grundstein für den Aufstieg Preußens zur Weltmacht legte.
Thema dieser Arbeit ist die Kriegsdarstellung in den drei genannten Dramen Kleists. Es wird die These überprüft, dass trotz einiger Gemeinsamkeiten jedes der drei Dramen ‚Penthesilea’, ‚Die Hermannsschlacht’ und ‚Prinz Friedrich von Homburg’ einen speziellen Aspekt des Krieges besonders hervorhebt. Diese unterschiedlichen Schwerpunkte sollen im Rahmen einer vergleichenden Analyse herausgearbeitet werden und sich zu einem umfassenderen (Kriegs-) Bild ergänzen. Die Dramenaussagen werden außerdem auf die kriegerischen Auseinandersetzungen ihrer Entstehungszeit bezogen, also historisch verortet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Penthesilea“: Krieg als Enthumanisierung
- Vernunft als wirkungsloses Gegenmittel
- Gewalt provoziert weitere Gewalt
- „Die Hermannsschlacht“: Kriege nutzen nur Herrschenden
- Das Wohl der Bürger, ein zweitrangiges Ziel
- Lug und Trug, im Krieg alltäglich
- Krieg als Enthumanisierung
- Prinz Friedrich von Homburg: Erfolgreiche Kriegsführung durch strenge Hierarchie
- Befehle sind zu befolgen
- Militärischer Erfolg, höchstes Ziel jeder Staatsführung
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Kriegsdarstellung in den drei Dramen „Penthesilea“, „Die Hermannsschlacht“ und „Prinz Friedrich von Homburg“ von Heinrich von Kleist. Sie untersucht, wie jedes dieser Dramen einen spezifischen Aspekt des Krieges hervorhebt, obwohl sie einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Durch eine vergleichende Analyse werden diese Schwerpunkte herausgearbeitet und zu einem umfassenden (Kriegs-)Bild zusammengefügt. Die Dramenaussagen werden zudem auf die kriegerischen Auseinandersetzungen ihrer Entstehungszeit bezogen, also historisch verortet.
- Die Darstellung des Krieges als Mittel der Enthumanisierung in „Penthesilea“
- Die Analyse des Krieges als Werkzeug der Herrschenden in „Die Hermannsschlacht“
- Die Erörterung der Bedeutung von strenger Hierarchie in der Kriegsführung in „Prinz Friedrich von Homburg“
- Die Rolle der Vernunft und des Dialogs in der Kriegsführung
- Die historischen Bezüge und zeitgenössischen Einflüsse auf Kleists Dramen
Zusammenfassung der Kapitel
„Penthesilea“: Krieg als Enthumanisierung
Das erste Kapitel analysiert das Drama „Penthesilea“, das die Kämpfe zwischen Amazonen und Griechen vor Troja zum Thema hat. Im Fokus steht die Frage, wie die Amazonen in den Krieg eingreifen und warum ihre Motivation für die Griechen unverständlich bleibt. Die Analyse beleuchtet die Bedeutung des Dialogs als Konfliktlösungsstrategie in der Aufklärung und der Weimarer Klassik und zeigt auf, dass in „Penthesilea“ der Dialog als Lösungsmöglichkeit für den Konflikt zwischen den Griechen und Amazonen nicht angewandt wird. Das Kapitel diskutiert, wie Kleist in „Penthesilea“ die Idee, Konflikte durch Dialog zu lösen, hinterfragt und die Grenzen der Vernunft in einer von Gewalt geprägten Welt aufzeigt.
„Die Hermannsschlacht“: Kriege nutzen nur Herrschenden
Das zweite Kapitel analysiert das Drama „Die Hermannsschlacht“, das den Sieg des Cheruskerfürsten Hermann über drei römische Legionen zum Thema hat. Das Kapitel beleuchtet die Frage, ob Kriege tatsächlich das Wohl der Bürger zum Ziel haben oder ob sie vor allem den Interessen der Herrschenden dienen. Die Analyse betrachtet die Rolle von Lug und Trug im Krieg sowie die Folgen des Krieges für die Menschlichkeit. Das Kapitel zeigt auf, wie Kleist in „Die Hermannsschlacht“ den Krieg als ein Instrument der Machtausübung und der Unterdrückung darstellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Krieg, Enthumanisierung, Vernunft, Dialog, Gewalt, Herrscher, Macht, Hierarchie, Kriegführung und historische Kontextualisierung. Sie untersucht Kleists Dramen im Hinblick auf die Darstellung des Krieges als zerstörerische Form menschlicher Gewalt und die Folgen für die Menschlichkeit. Die Analyse umfasst die historischen Bezüge zu den kriegerischen Auseinandersetzungen der Zeit, insbesondere der französischen Revolution.
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- Malte Peters (Author), 2003, Kleists Dramen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135326