Die Philosophin Judith Butler vertritt die Ansicht, dass der Sprache selbst eine Form der Gewalt innewohnt. Es stellen sich darauf aufbauend folgende Fragen: Was macht die Gewalt der Sprache nach Judith Butler aus? Ist die Tatsache, dass Worte und Sprache generell verletzen können, dem Fakt geschuldet, dass Sprache in sich selbst eine Gewalt birgt? Warum verletzen Worte überhaupt? In der vorliegenden Arbeit sollen, ausgehend von Judith Butlers sprachphilosophischer Position, übergeordnet diese Fragen betrachtet werden.
Sprache und Sprechen sind ein grundlegender Bestandteil sozialer Interaktion. Sprache ist als Komplex zu umfangreich, um nur von einer Forschungsdisziplin untersucht zu werden. Um der Komplexitätsreduktion zu dienen, können verschiedene untergeordnete Formen von Sprache untersucht werden. Eine davon ist die Form der verletzenden Sprache. Verletzende Sprache oder "hate speech" ist in unserem aktuellen gesellschaftlichen Diskurs ein weitverbreitetes Phänomen. Politisch relevant wird die Thematik in den USA oder in Deutschland, in der sogenannten "hate speech"-Debatte. Eine Diskussion, in dessen Mittelpunkt die Frage nach dem Bedarf von staatlicher Regulierung von verletzender Sprache steht.
Wenn angenommen wird, dass verletzende Sprache selbst Gewalt enthält, erscheint der Begriff der Gewalt hier ebenfalls zentral. Wenn beschrieben werden soll, was Gewalt eigentlich ist, sind begriffliche Schwierigkeiten unumgänglich. Klar bleibt, dass Gewalt eine Form des sozialen Handelns ist, genauso wie Sprache, die unser gesellschaftliches Zusammenleben prägt und aktiv mitgestaltet. Wortgeschichtlich hängt die Gewalt mit der lateinischen "violentia" zusammen, welche eine angreifende, ausgeübte Gewalt bezeichnet. Bei dieser Art der Gewalt handelt es sich immer um eine asymmetrische, bipolare Interaktionsform zwischen einem Täter und dessen Opfer.
Der Aspekt der Gewalt von Sprache wurde bisher in sprachphilosophischen Ansätzen vernachlässigt. Dies geschah aufgrund eines bestimmten Bildes von Sprache. Dieses Bild hatte hauptsächlich den vernunftorientierten Aspekt des Sprechens und den Aspekt der Vermittlung des Wahrheitsgehalts von Aussagen im Blick. Im Gegensatz dazu, geriet der handlungsorientierte Aspekt, also das "An-Tun" durch Sprache, in den Hintergrund. Gewalt wurde als entgegengesetzt von Sprache begriffen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichte der Sprachphilosophie
- Sprechakttheorie: Austin
- Die sprachphilosophische Position von Judith Butler
- Performativität bei Butler
- Die Gewalt der Sprache
- Diskussion
- Warum verletzen Worte?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Gewalt der Sprache aus der Perspektive der Sprachphilosophie, insbesondere im Hinblick auf die Positionen von Judith Butler. Die Analyse konzentriert sich auf die Frage, wie und warum Sprache verletzen kann und welche Rolle die Performativität von Sprache in diesem Zusammenhang spielt.
- Die performative Natur von Sprache
- Die Gewalt der Sprache als ein Ausdruck von Macht und Ungleichheit
- Die Bedeutung von Kontext und Intention in der Interpretation von Sprache
- Die Rolle von Sprache in der Konstruktion von Identität und sozialer Wirklichkeit
- Die Herausforderungen der Regulierung von verletzender Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt das Problem der verletzenden Sprache im Kontext des aktuellen gesellschaftlichen Diskurses dar. Sie beleuchtet die Komplexität des Begriffs „Gewalt“ und die besondere Herausforderung, die mit der sprachlichen Gewalt verbunden ist.
- Das Kapitel „Geschichte der Sprachphilosophie“ bietet einen kurzen Überblick über verschiedene Denkansätze, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Gewalt und Sprache auseinandersetzen, von Platon bis zu Thomas Hobbes. Die Analyse konzentriert sich dabei auf die „Gewalt der Sprache“ und die „Gewalt von Sprache“.
- Das Kapitel „Sprechakttheorie: Austin“ beleuchtet die Sprechakttheorie von J.L. Austin, die die performative Natur von Sprache betont. Dieses Kapitel bildet die Grundlage für die Analyse der Position von Judith Butler.
- Das Kapitel „Die sprachphilosophische Position von Judith Butler“ stellt Butlers Theorie der Performativität und ihre Konzeption der sprachlichen Gewalt vor. Die Analyse beleuchtet die Frage, wie Sprache in der Lage ist, soziale Normen und Machtverhältnisse zu reproduzieren und zu beeinflussen.
- Das Kapitel „Warum verletzen Worte?“ widmet sich der Frage, warum Worte verletzen und wie die sprachliche Gewalt verstanden werden kann. Es werden verschiedene Aspekte wie die intendierte und die unbeabsichtigte Gewalt von Sprache beleuchtet.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit konzentriert sich auf die sprachphilosophischen und sozialtheoretischen Aspekte der sprachlichen Gewalt. Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Sprachphilosophie, Performativität, Judith Butler, Sprache und Gewalt, Hate Speech, Verletzende Sprache, Macht und Ungleichheit, Soziale Normen, Identitätskonstruktion.
- Arbeit zitieren
- Sonja Ruf (Autor:in), 2021, Judith Butler und die Gewalt der Sprache. Die sprachphilosophische Position von Butler, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1354031