In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden welche Rolle die Erinnerung an die Ereignisse um Carl von Ossietzky und den Weltbühne-Prozess für den Verlauf und die Aufarbeitung der SPIEGEL-Affäre spielte. Außerdem soll ebenfalls analysiert werden, welche unterschiedlichen Rahmenbedingungen zu den ungleichen Ausgängen beider Geschehnisse geführt haben könnten. Dementsprechend soll die Frage: "Was für eine Rolle spielte die Erinnerung an den Fall Carl von Ossietzky und den Weltbühne-Prozess 1931 bei der Aufarbeitung der SPIEGEL-Affäre 1962?" im Zentrum der folgenden Arbeit stehen.
Am 10. Oktober 2022 wird das Erscheinen des anlassgebenden Artikels "Bedingt abwehrbereit" der SPIEGEL-Affäre 60 Jahre her sein. Im Verlauf der Affäre erfolgte damals die skandalöse Durchsuchung der SPIEGEL-Redaktion auf Anweisung der Bundesstaatsanwaltschaft, unter dem Deckmantel der damaligen Bundesregierung und die Verhaftung des SPIEGEL-Chefredakteurs Rudolf Augstein (*1923-2002). Große Teile der Bevölkerung solidarisierten sich in jenen Monaten mit den SPIEGEL-Redakteuren und vermuteten in den Geschehnissen einen Angriff auf die Pressefreiheit. Heutzutage wird mit dem Begriff der SPIEGEL-Affäre ein Triumph und eine Stärkung der Pressefreiheit, welche damals und heute im Grundgesetz festgeschrieben ist, in der Bundesrepublik Deutschland verbunden. Damals, im Jahr 1964, nach der Affäre erschien im SPIEGEL ein weiterer Artikel mit dem Titel Droht ein neuer Ossietzky-Fall? Der Artikel erkannte eine Verbindung, zu einem sehr ähnlichen Vorfall, der 30 Jahre vor der Affäre stattgefunden hatte. Zuvor 1929, veröffentlichte Carl von Ossietzky (*1889-1938), Herausgeber der Zeitschrift Die Weltbühne, den Artikel Windiges aus der deutschen Luftfahrt. In diesem Artikel wurde damals deutlich, dass die damalige Reichsregierung mit dem Aufbau einer deutschen Luftwaffe gegen wesentliche Teile des Versailler Vertrags verstieß. Ossietzky wurde daraufhin festgenommen und 1931 vom Reichsgericht wegen Landesverrat und Spionage zu einer Haftstrafe verurteilt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Neuere Forschungsansätze: Die SPIEGEL-Affäre 1962
- Die SPIEGEL-Affäre, Carl von Ossietzky und der Weltbühne-Prozess
- Der Verlauf der SPIEGEL-Affäre 1962
- Carl von Ossietzky und der Weltbühne-Prozess 1931
- Die Aufarbeitung der SPIEGEL-Affäre
- Die gesellschaftliche Dimension
- Die juristische Dimension
- Die Ereignisse: Kontexte, Parallelen und Unterschiede
- Fazit: Die Rolle der Erinnerung an den Weltbühne-Prozess
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Rolle, die die Erinnerung an den Weltbühne-Prozess 1931 bei der Aufarbeitung der SPIEGEL-Affäre 1962 spielte. Sie untersucht, inwiefern die Ereignisse um Carl von Ossietzky und die SPIEGEL-Affäre als Parallelen wahrgenommen wurden und wie diese Wahrnehmung den Verlauf und die Aufarbeitung der SPIEGEL-Affäre beeinflusste. Darüber hinaus wird die Frage untersucht, welche unterschiedlichen Rahmenbedingungen zu den ungleichen Ausgängen beider Geschehnisse geführt haben könnten.
- Die Erinnerung an den Weltbühne-Prozess als Spiegel der Angst vor einem Ende der Demokratie in der Bundesrepublik der 1960er Jahre
- Der Vergleich der Ereignisse um Carl von Ossietzky und die SPIEGEL-Affäre hinsichtlich ihrer Kontexte, Parallelen und Unterschiede
- Die Auswirkungen der SPIEGEL-Affäre auf die Pressefreiheit und die Rolle der Medien in der Gesellschaft
- Die politische und gesellschaftliche Reaktion auf die SPIEGEL-Affäre und deren Einfluss auf die deutsche Nachkriegsgesellschaft
- Die juristische Dimension der SPIEGEL-Affäre und ihre Auswirkungen auf die deutsche Rechtsprechung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den historischen Kontext der SPIEGEL-Affäre und die Bedeutung der Erinnerung an den Weltbühne-Prozess für die deutsche Nachkriegsgesellschaft beleuchtet. Anschließend werden die neusten Forschungsansätze zur SPIEGEL-Affäre vorgestellt, wobei ein Überblick über die verschiedenen Forschungsfelder und Perspektiven gegeben wird. Im dritten Kapitel wird der Verlauf der SPIEGEL-Affäre detailliert dargestellt, sowie das Schicksal von Carl von Ossietzky im Weltbühne-Prozess. Kapitel 4 widmet sich der Aufarbeitung der SPIEGEL-Affäre aus gesellschaftlicher und juristischer Perspektive. Es werden die Reaktionen der Bevölkerung, die politischen Debatten und die Rolle der Justiz beleuchtet. Im fünften Kapitel werden die Ereignisse der beiden Affären miteinander verglichen und ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet. Abschließend zieht das Fazit die Fäden zusammen und beantwortet die Forschungsfrage, welche Rolle die Erinnerung an den Weltbühne-Prozess bei der Aufarbeitung der SPIEGEL-Affäre spielte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit umfassen die SPIEGEL-Affäre, den Weltbühne-Prozess, Carl von Ossietzky, Pressefreiheit, Demokratie, Erinnerungskultur, Bundesrepublik Deutschland, 1960er Jahre, Nationalsozialismus, juristische Dimension, gesellschaftliche Dimension, politische Dimension.
- Quote paper
- Sonja Ruf (Author), 2021, Die SPIEGEL-Affäre, Carl von Ossietzky und der Weltbühne-Prozess. Die Aufarbeitung der SPIEGEL-Affäre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1354035