Das Leben besteht aus einer Vielzahl von Beziehungen. Jeder von uns hat Erfahrungen mit den Beziehungen zu Eltern, Geschwistern, Verwandten, Freunden oder Nachbarn. Ein Großteil der Freuden und Sorgen resultiert aus diesen mehr oder weniger engen Bindungen. So erfüllt es uns mit Freude, gemeinsam mit einem guten Freund auszugehen, oder wenn die Mutter tröstend die Arme um die Schulter legt. Andererseits machen wir uns Sorgen, wenn die Schwester Liebeskummer hat oder trauern, wenn die Großeltern sterben.
Beziehungen nehmen somit im menschlichen Leben eine wichtige Rolle ein, egal ob wir sie neu knüpfen oder beenden.
Doch die wohl wichtigste und vielleicht auch intensivste menschliche Bindung ist die zwischen Mutter und Kind. Schon vor der Geburt bilden die beiden eine Einheit, die einzigartig ist. Der Fötus wird im Mutterleib mit Nahrung und Sauerstoff versorgt. Zudem erfährt er Geborgenheit und Wärme. Später ist es die Aufgabe der Mutter dieses Gefühl von Sicherheit und Liebe aufrechtzuerhalten. Sie wird das Kind pflegen und umsorgen, mit ihm spielen, es wickeln und ernähren, es auf den Arm nehmen, liebevoll streicheln und wiegen.
Viele Forscher aus den verschiedensten Fachbereichen haben sich seit Beginn des letzten Jahrhunderts mit der Beziehung zwischen Mutter und Kind und der Entwicklung der emotionalen Bindung beschäftigt. Ihnen haben wir die Erkenntnisse bezüglich der Auswirkungen einer lang andauernden Trennung des Säuglings von der Mutter auf seine motorische, intellektuelle und seelische Entwicklung zu verdanken (Klaus, M. H.; Kenell, J. H., 1983, S. 17). Zudem ist es ihnen gelungen, die Entwicklung dieser Mutter-Kind-Bindung zu beschreiben und die sie störenden und fördernden Faktoren zu benennen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Grundannahmen der Psychoanalyse
- Frühe Arbeiten der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie
- Sigmund Freud
- Anna Freud
- René Spitz
- Die Bindungstheorie John Bowlbys
- Grundannahmen der Bindungstheorie
- Konzept der Feinfühligkeit
- Konzept der Bindungsqualität
- Konzept der Bindungsrepräsentation
- Maternelle Deprivation und ihre Folgen
- Zum Begriff der maternellen Deprivation
- Maternelle Deprivation als Risikofaktor für die kindliche Entwicklung
- Direktbeobachtungen
- Retrospektive Untersuchungen
- Erziehung im Sinne des Kindeswohl
- Entbindungsstationen und das „Rooming - in\" - Projekt
- Krankenhausaufenthalte in der frühen Kindheit
- Heimerziehung und Pflegefamilien
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Bedeutung der frühen Mutter-Kind-Beziehung für die Entwicklung des Kindes. Sie analysiert verschiedene theoretische Ansätze, die sich mit dem Ursprung des Bindungsverhaltens beschäftigen, und beleuchtet die Folgen von maternaler Deprivation. Darüber hinaus befasst sie sich mit der Bedeutung einer kindgerechten Erziehung im Sinne des Kindeswohls.
- Die Rolle der Mutter-Kind-Bindung in der frühkindlichen Entwicklung
- Theoretische Ansätze zur Erklärung des Bindungsverhaltens (psychoanalytisch, lerntheoretisch, ethologisch)
- Die Folgen von maternaler Deprivation für die kindliche Entwicklung
- Erziehungskonzepte, die das Kindeswohl in den Vordergrund stellen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel liefert eine Einleitung, in der die Bedeutung von Beziehungen im menschlichen Leben hervorgehoben wird und die Mutter-Kind-Bindung als die wohl wichtigste Bindung bezeichnet wird. Kapitel 2 beleuchtet die theoretischen Grundlagen, beginnend mit den Grundannahmen der Psychoanalyse und den frühen Arbeiten der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie von Sigmund Freud, Anna Freud und René Spitz. Kapitel 3 widmet sich der Bindungstheorie John Bowlbys, wobei die Grundannahmen der Theorie, das Konzept der Feinfühligkeit, das Konzept der Bindungsqualität und das Konzept der Bindungsrepräsentation erläutert werden. Kapitel 4 behandelt das Thema der maternalen Deprivation und ihre Folgen, wobei der Begriff der maternalen Deprivation definiert und ihre Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung anhand von Direktbeobachtungen und retrospektiven Untersuchungen dargestellt werden. Das fünfte Kapitel befasst sich mit Erziehungskonzepten im Sinne des Kindeswohls und beleuchtet die Bedeutung von Entbindungsstationen und dem „Rooming-in“-Projekt, Krankenhausaufenthalten in der frühen Kindheit sowie Heimerziehung und Pflegefamilien.
Schlüsselwörter
Mutter-Kind-Bindung, Bindungstheorie, John Bowlby, psychoanalytische Entwicklungspsychologie, maternale Deprivation, Kindeswohl, Feinfühligkeit, Bindungsqualität, Bindungsrepräsentation, Erziehung, Entbindungsstation, „Rooming-in“-Projekt, Krankenhausaufenthalt, Heimerziehung, Pflegefamilie.
- Arbeit zitieren
- Ute Brast (Autor:in), 2002, Bindung, Trennung, Verlust. Die Bedeutung der frühen Mutter-Kind-Beziehung., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13549