Der Begriff Intelligenz steht für Intelligencija, welcher kurz gefasst die Schicht der Gebildeten in Russland bzw. später in der Sowjetunion bezeichnet. Der Begriff Kosmopolitismus ist in diesem Zusammenhang ein Terminus der Sowjetpropaganda und sollte eine, dem spätstalinistischen Nationalpatriotismus entgegengesetzte, Bewegung im Spätstalinismus bezeichnen sollte.
Das Objekt der Untersuchung ist die Intelligenz in der Zeitphase von etwa 1945 bis 1964, wobei der Kosmopolitismus in die Zeit des Spätstalinismus von 1945 bis zu Stalins Tod 1953 fällt und die Entstalinisierung grob in den Zeitraum von 1953 bis 1964 anzusiedeln ist, in welchen auch Chrushchevs Amtszeit fällt.
Wie sieht die Entwicklungsgeschichte der Intelligenz in der Sowjetunion in der Phase des Kosmopolitismus bis zur Zeit der Entstalinisierung aus? Über zwei unterschiedliche Ansätze soll hier eine Antwort gefunden werden. Der erste über die Sowjetische Geschichte wird in zwei zeitliche Phasen getrennt, nämlich 1945 bis 1953 und 1953 bis 1964, und mit Zeitzeugenberichten1 kombiniert. Im 2. Kapitel unter 2.1. erscheinen die Zeitzeugenberichte stark von der Thematik des sowjetischen Antisemitismus geprägt. Dies hat zwei Gründe: 1. der Terminus Antikosmopolitismus steht als Synonym für den sowjetischen Antisemitismus und 2. ist es die jüdische Intelligenz, die zum Thema Kosmopolitismus am ausführlichsten berichtet.
Was waren die Hintergründe der komplexen Beziehungsgeflechte zwischen politischer Macht und Intelligenz? Und wie gestaltete sich ihre Stellung in der Gesellschaft? Dies soll über die zweite Vorgehensweise sichtbar gemacht werden, die den fraglichen Zeitraum unter soziologischem Aspekt untersucht.
Und schließlich: hat die Intelligenz eine tragende Rolle in der Gesellschaft der Sowjetunion zwischen Kosmopolitismus und Entstalinisierung eingenommen? Dies soll zum Abschluss zusammenfassend unter Herausstreichung des einen oder anderen strittigen oder unklaren Aspekts dargelegt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Intelligenz, Partei und Staat im Spätstalinismus von 1945 bis 1953
- 2.1. Der,,Fall der Ärzte“
- 2.2. Kosmopolitismus und Antisemitismus zwischen 1945 und Stalins Tod 1953
- 3. Intelligenz, Partei und Staat 1953 bis 1964
- 3.1. Sowjetische Intellektuelle und politische Macht in der Phase des Poststalinismus
- 4. Die Positionierung der Intelligenz in der Entwicklung der sowjetischen Gesellschaft zwischen 1945 und 1964
- 4.1. Die Intelligenz unter den Bedingungen der sowjetischen Gesellschaft (1945-1964)
- 4.2. Faktoren, die einen Einfluss der sowjetischen Intelligenz auf die Gesellschaft erschwerten
- 5. Die sowjetische Intelligenz zwischen Kosmopolitismus und Entstalinisierung - eine zusammenfassende Bewertung
- 6. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Intelligenz in der Sowjetunion in der Zeit von 1945 bis 1964. Sie untersucht die Rolle der Intelligenz im Spätstalinismus und in der Phase der Entstalinisierung und analysiert die komplexen Beziehungsgeflechte zwischen politischer Macht und Intelligenz. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Einfluss des Kosmopolitismus, einem Terminus der Sowjetpropaganda, der in den späten 1940er Jahren als Synonym für den Antisemitismus verwendet wurde. Die Arbeit beleuchtet, wie die sowjetische Intelligenz, insbesondere die jüdische Intelligenz, von der politischen Macht eingeschränkt und in ihren Aktivitäten behindert wurde.
- Die Rolle der Intelligenz im Spätstalinismus und in der Phase der Entstalinisierung
- Die Auswirkungen des Kosmopolitismus auf die sowjetische Intelligenz
- Die komplexen Beziehungen zwischen politischer Macht und Intelligenz in der Sowjetunion
- Die Herausforderungen, die die sowjetische Intelligenz in ihrer Positionierung in der Gesellschaft zu bewältigen hatte
- Der Einfluss des sowjetischen Antisemitismus auf die Intelligenz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik und definiert die wichtigsten Begriffe. Im zweiten Kapitel wird die Situation der Intelligenz im Spätstalinismus von 1945 bis 1953 analysiert, wobei der „Fall der Ärzte“ und die Rolle des Kosmopolitismus als Synonym für Antisemitismus im Vordergrund stehen. Das dritte Kapitel widmet sich der Zeit von 1953 bis 1964 und betrachtet die Positionierung der Intelligenz in der Phase des Poststalinismus. Im vierten Kapitel wird die Entwicklung der Intelligenz in der sowjetischen Gesellschaft von 1945 bis 1964 unter soziologischem Aspekt beleuchtet. Das fünfte Kapitel bietet eine zusammenfassende Bewertung der Rolle der sowjetischen Intelligenz zwischen Kosmopolitismus und Entstalinisierung.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Intelligenz, Intelligencija, Kosmopolitismus, Entstalinisierung, Spätstalinismus, Sowjetunion, Antisemitismus, politische Macht, Gesellschaft, Zeitzeugenberichte, Sowjetpropaganda.
- Arbeit zitieren
- Kirsten Eisermann (Autor:in), 2002, Intellektuelle in Russland zwischen Kosmopolitismus und Entstalinisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13556