Bei der Bundestagswahl 2017 waren 84.000 deutsche Staatsbürger von der Stimmenabgabe aufgrund ihrer körperlichen oder psychischen Einschränkungen ausgeschlossen. Durch ihre Beeinträchtigung könnten Menschen mit Behinderung nicht rational, eigenständig und im Sinne der Wahlgrundsätze entscheiden, so die Begründung. Demokratische Wahlen und damit einhergehend die politische Partizipation sind für ein demokratisches System das fundamentale Element. Was geschieht also, wenn Staatsbürger von diesem Recht ausgeschlossen werden, wie im Falle der Bundestagswahl in Deutschland?
In den 70er Jahren entwickelten sich zunächst im anglo-amerikanischen Raum die Disability Studies als eigenständiges, transdisziplinäres Forschungsfeld. Die Disability Studies analysieren den Begriff "Behinderung" als soziale Konstruktion und fordern ein weniger ausgrenzendes sowie hierarchisches und mehr inklusives Denken. Eine Verbindung zwischen den Disability Studies und den Politikwissenschaften stellten erstmalig Barbara Arneil und Nancy Hirschmann in ihrem Werk "Disability and Political Theory" her.
Für diese Arbeit stellt der Beitrag Barbara Arneils die empirische Grundlage dar, um aktuelle Differenzierungen, wie den Ausschluss von Menschen mit Behinderung bei der Bundestagswahl, kritisch zu hinterfragen. In einem allgemeineren Kontext beschäftigt sich die Politikwissenschaftlerin Iris Marion Young mit der Thematik fehlender gesellschaftlicher Teilhabe und entwickelt hierzu fünf Formen der Unterdrückung: Ausbeutung, Marginalisierung, Machtlosigkeit, Kulturimperialismus und Gewalt. Diese werden in dieser Arbeit näher beleuchtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die fünf Formen der Unterdrückung nach Iris Marion Young
- Ergänzende Unterdrückungsformen zur Erfassung der Exklusion von Menschen mit Behinderung
- Fremdbestimmung
- Anerkennung
- Sprache
- Ergänzungen anlehnend an Barbara Arneil
- ,,Behinderung als Tragödie“
- Das ,,Charity\" Prinzip
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der fehlenden gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung und analysiert diese im Kontext der fünf Formen der Unterdrückung nach Iris Marion Young. Ziel ist es, die Anwendung des Konzepts der Unterdrückung auf die spezifische Situation von Menschen mit Behinderung zu untersuchen und durch den Einbezug von Barbara Arneils Arbeit zu erweitern. Der Wahlausschluss von Menschen mit Behinderung in Deutschland dient als Ausgangspunkt für diese Analyse.
- Die fünf Formen der Unterdrückung nach Iris Marion Young
- Die Relevanz der Disability Studies für die Analyse der gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung
- Die Erweiterung des Unterdrückungsmodells durch zusätzliche Kategorien, die die Exklusion von Menschen mit Behinderung spezifisch adressieren
- Die kritische Auseinandersetzung mit dem Ausschluss von Menschen mit Behinderung bei Wahlen in Deutschland
- Die Verbindung von Politikwissenschaft und Disability Studies zur Analyse der gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel stellt das Thema der fehlenden gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung in den Kontext der deutschen Bundestagswahl und führt in die Forschungsfrage und Zielsetzung der Arbeit ein. Es werden die Disability Studies als relevantes Forschungsfeld für die Analyse der gesellschaftlichen Exklusion von Menschen mit Behinderung vorgestellt.
- Die fünf Formen der Unterdrückung nach Iris Marion Young: Dieses Kapitel stellt die fünf Formen der Unterdrückung (Ausbeutung, Marginalisierung, Machtlosigkeit, Kulturimperialismus und Gewalt) nach Iris Marion Young vor und erklärt, wie sie als theoretischer Rahmen für die Analyse der Unterdrückung dienen können.
- Ergänzende Unterdrückungsformen zur Erfassung der Exklusion von Menschen mit Behinderung: Aufbauend auf den fünf Formen der Unterdrückung nach Young, werden in diesem Kapitel zusätzliche Kategorien entwickelt, die die Exklusion von Menschen mit Behinderung spezifisch erfassen. Diese Kategorien umfassen Fremdbestimmung, Anerkennung und Sprache.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter der Arbeit umfassen: gesellschaftliche Teilhabe, Behinderung, Unterdrückung, Disability Studies, Iris Marion Young, Barbara Arneil, Fremdbestimmung, Anerkennung, Sprache, Wahlausschluss, politische Partizipation, soziale Konstruktion.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2018, Beschränkte Teilhabe. Zur fehlenden gesellschaftlichen Partizipation von Menschen mit Behinderung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1355962