S.O.S. Depression - Was nun?

Information und Hilfe für Angehörige


Diplomarbeit, 2009

49 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Methodik

3 Depression
3.1 Definition „Depression“
3.2 Ursachen für eine Depression
3.2.1 Faktoren für die Entstehung einer Depression im Altertum
3.2.2 Gründe für die Entstehung einer Depression im 20. Jahrhundert
3.2.2.1 Biologische Ursachen
3.2.2.2 Psychologische Ursachen
3.2.2.3 Soziale Ursachen
3.3 Symptome einer Depression
3.4 Suizid
3.5 Behandlungen der Depression
3.5.1 Psychotherapie
3.5.2 Soziotherapie
3.5.3 Physiotherapie
3.5.4 Spezielle Depressionsbehandlungen
3.5.4.1 Schlafentzug
3.5.4.2 Lichttherapie
3.5.4.3 Elektrokrampftherapie
3.5.5 Pharmakotherapie
3.6 Unterstützungsmöglichkeiten der Angehörigen
3.7 Ratschläge, die „Schläge“ für den Betroffenen sind
3.7.1 Interview mit meinem Vater, der an einer Depression erkrankt war
3.7.2 Interview mit meiner Mutter, die die Depression ihres Mannes miterlebt hat
3.8 Hilfsangebote für Angehörige in Vorarlberg
3.8.1 Internetseiten
3.8.2 Institutionen
3.9 Tipps für Angehörige, um selber gesund zu bleiben

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

6 Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

Ein Mensch, der an einer Grippe erkrankt ist oder starke Migräne hat, bleibt selbstverständlich zu Hause. Wenn man sich jedoch niedergeschlagen fühlt, einem alles schwer fällt, jede Anforderung wie ein großer Berg vor einem steht oder sich nicht mehr freuen kann, schleppt man sich qualvoll zur Arbeit. Der Mensch versucht wie immer weiterzumachen, bis zu dem Zeitpunkt, an dem es wirklich nicht mehr geht – Diagnose: „Depression“ (Nuber 1994 S: 20).

Die Krankheit „Depression“ ist weltweit das gefährlichste, teuerste und tödlichste Krankheitsbild (Dahlke 2006 S: 22). Es wird geschätzt, dass heute über 100 Millionen Menschen in der ganzen Welt daran leiden (Gilbert 1999 S: 23).

Wie sich ein Mensch fühlt, der an Depression erkrankt ist und was er alles durchgemacht hat, möchte ich Ihnen an dem Fallbeispiel meines Vaters aufzeigen. Er beschreibt folgendes:

„Nach mehr als 30 jähriger Lehrer- und Leitertätigkeit an der Volksschule stand ich am Morgen in der Schulklasse und konnte auf einmal nicht mehr unterrichten. Ich versuchte es immer wieder – aber es gelang mir nicht. Sogar im Fach Leibesübungen hatte ich Probleme mit den Kindern zu turnen und zu spielen.

Ich war kraft- und antriebslos, konnte nicht mehr schlafen, hatte Existenzängste und keinen Appetit mehr. Ich lag den ganzen Tag auf dem Kanapee, starrte an die Decke und grübelte über das Leben nach. Mein Kopf war wie eine Drehscheibe – es kamen immer wieder die gleichen Gedanken.

Zu Hause erzählte ich es meiner Frau und meiner Tochter und in der Schule suchte ich das Gespräch mit meinen engsten Lehrerkollegen. Sie rieten mir einen Arzt aufzusuchen und ein Gespräch mit ihm zu führen. Der Arzt verschrieb mir einige verschiedene Antidepressiva, die sich gedanklich immer wieder anders auswirkten. Das reichte von schlimmen Gedanken bis hin zu suizidalen Vorstellungen. Durch das Medikament „Valium“ war ich gelöster und konnte mich wieder den Menschen zuwenden. Da „Valium“ jedoch ein starkes Nervenmittel ist und es keine Lösung war, es immer wieder zu nehmen, habe ich mich entschlossen, dieses Medikament abzusetzen.

Der Arzt schrieb mich dann krank und empfahl mir die Krankenheilstätte „Valduna“ aufzusuchen, was ich jedoch wegen des abschreckenden Namens „Valduna“ – früher genannt Irrenanstalt – nicht befolgte. Ich suchte ein anderes Krankenhaus in Vorarlberg auf und wurde dort von einem Psychiater untersucht und begleitet. Weil jedoch auch hier kein Erfolg vorauszusehen war, entschloss ich mich doch das Landesnervenkrankenhaus aufzusuchen. Da eine meiner Lehrerkolleginnen mit dem Oberarzt der Psychiatrie verheiratet ist, untersuchte dieser mich, und ich konnte bei ihm eine Gesprächstherapie durchführen. Diese Therapiestunden halfen mir sehr viel und ich wurde von Gespräch zu Gespräch lockerer. Nach meinem 14-tägigen stationären Aufenthalt suchte ich auch danach noch gerne meinen inzwischen gewordenen Freund der Psychiatrie auf. In wöchentlich regelmäßigen Gesprächen fühlte ich mich von Sitzung zu Sitzung immer besser.

So konnte ich dann nach einem halben Jahr Krankenstand meinen Beruf als Lehrer und Leiter wieder ausüben.

Sehr viel hat mir dabei meine Familie geholfen und mich durch diese schwere Zeit begleitet. Ich bin ihnen sehr dankbar dafür und weiß, dass ich es ohne sie niemals geschafft hätte aus diesem schwarzen Loch wieder herauszukommen.

Diese Zeit war für meine Familie sicherlich sehr schwer, da sie nicht genau gewusst haben, wie sie mit einem vorher liebevollen, lustigen Ehemann und Vater und nun mit einem grübelnden, zu nichts motivierenden Menschen richtig umgehen sollen.“

Aus diesem Grund habe ich mich für dieses Thema entschlossen, um den hilflosen und verzweifelten Angehörigen eine hoffentlich hilfreiche Information über die Krankheit „Depression“ selbst und den Umgang damit zu geben.

Ich habe mich für folgende Forschungsfragen entschieden:

1. Welche Möglichkeiten stehen Angehörigen zur Verfügung, um Personen mit einer Depression zu unterstützen?
2. Welche Ratschläge sind Schläge für den Betroffenen?
3. Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es in Vorarlberg für Angehörige?
4. Welche Regeln sollten Angehörige im Umgang mit depressiven Personen beachten, damit sie sich nicht überfordern?

Um diese Forschungsfragen zu beantworten, habe ich mich für eine Literaturarbeit entschlossen. Ebenso interviewte ich meinen Vater, der selbst an einer Depression erkrankt war und meine Mutter als Angehörige.

2 Methodik

Das Ziel dieser Fachbereichsarbeit ist es, Informationen für Angehörige von Menschen mit einer Depression zu geben. Dabei wird auf das Krankheitsbild selbst eingehen, welche Möglichkeiten es gibt dem „Depressiven“ zu helfen und was die Angehörigen vermeiden sollen. Ebenso werden die verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten für Angehörige in Vorarlberg erwähnt. Zum Schluss werden Informationen zum Thema „Selbstpflege“ gegeben, damit man nicht selbst in dieses tiefe Loch der Depression fällt.

Bei meiner Methodikwahl entschied ich mich für eine Literaturarbeit und zusätzlich noch für zwei Interviews.

Ich bin bei der Literaturrecherche wie folgt vorgegangen: Am Anfang suchte ich zu Hause was für Bücher und Prospekte wir hatten. Anschließend ging ich in die Schul-Mediathek in Feldkirch und in die Landesbibliothek in Bregenz. Weiters forschte ich im Internet nach brauchbaren Informationen.

Suchprotokoll:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3 Depression

In diesem Kapitel wird der Begriff „Depression“ definiert, die Ursachen, Symptome, Therapiemöglichkeiten und das Thema „Suizid“ beschrieben. Ebenso werden auf die Unterstützungsmöglichkeiten für Angehörige, welche Ratschläge sie meiden sollten, Hilfsangebote für Angehörige in Vorarlberg und auf die Selbstpflege eingegangen.

3.1 Definition „Depression“

Seit Menschengedenken gibt es den Begriff „Depression“. Dass dies ein besonderer psychischer Zustand ist, definierte der griechische Arzt Hippokrates vor ungefähr 2400 Jahren als „Melancholie“. Der Begriff „Melancholie“ bedeutet wörtlich im Griechischen „Schwarzgalligkeit“. Das Wort „Depression“ lässt sich vom lateinischen „deprimere“ à „niederdrücken“ - ableiten (Gilbert 1999: S 23).

Depression bedeutet in der Psychiatrie nicht nur Frustration, Traurigkeit, Unglücklichkeit oder Deprimiertheit. Es ist eine Krankheit, bei der der Mensch in seinem Erleben und Funktionieren gestört ist (Michel 1989: S 59). Erlebt ein Mensch Frustration und Unglücklichkeit, so kann er lernen, dies zu überwinden. Verliert eine Person einen lieben Menschen, „heilt meist die Zeit die Wunden“. Eine Depression jedoch kann man nicht einfach überwinden, überspielen, verdrängen oder ausschalten. Sie verändert den Betroffenen seelisch, körperlich, zwischenmenschlich und leistungsmäßig-beruflich. Der Kranke kann das Leben nicht mehr so weiterführen wie bisher, da alle Lebensbereiche beeinträchtigt sind (Faust 2002: S 3).

Das US-amerikanische Klassifikationssystem DSM-IV (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen IV. überarbeitete Auflage) definiert eine Depression nach bestimmten Kriterien und Zeitverläufen mit typischen Krankheitszeichen. Je nachdem wird dann die Depression verschieden eingeteilt. Man unterscheidet dabei die Major Depression, welche auf Deutsch übersetzt die typische Depression ist. Sie zeigt Symptome wie depressive Verstimmung, Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf, Entscheidungsunfähigkeit, Verlust an Freude, Gefühl der Wertlosigkeit, usw. auf. Ebenso gibt es die Bipolare Störung, die durch das abwechselnde Auftreten zweier Stimmungspole – nämlich der typischen Depression oder der manischen Episode mit krankhafter Hochstimmung – charakterisiert ist.

Und dann gibt es noch die dysthyme Störung oder Depressive Neurose, welche durch eine depressive Verstimmung, wenig oder zuviel Schlafbedürfnis, niedriges Selbstwertgefühl, wenig Energie, usw. gekennzeichnet ist.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und ihre Internationale Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) teilt die Depression in verschiedene Begriffe ein:

Der erste Begriff ist die Depressive Episode, welche eine depressive Stimmung von abnormem Ausmaß ist, mindestens zwei Wochen andauert und fast täglich belastet.

Der zweite wichtige Begriff ist die rezidivierende depressive Störung. Hier wiederholen sich die depressiven Episoden, und der Betroffene ist dazwischen mindestens zwei Monate beschwerdefrei.

Von bipolaren affektiven Störungen spricht man dann, wenn sich depressive Zustände mit manischen abwechseln. Eine Manie ist eine gehobene (heitere oder gereizte) Stimmung (Faust 2002: S 19f).

Beim Durchlesen von verschiedener Literatur wurden keine wirklichen Unterschiede bei der Frage, was eine Depression ist, der einzelnen Autoren gesehen. Jede geht auf die gleiche Antwort anhand der unterschiedlichen Klassifikationen hinaus.

Als nächstes werden die verschiedenen Gründe für die Entstehung einer Depression erläutert.

3.2 Ursachen für eine Depression

Natürlich will jeder Betroffene wissen, was die Ursache für seine Depression ist. Heute ist geklärt, dass es in den meisten Fällen nicht nur einen Grund dafür gibt. Fast immer treffen mehrer Faktoren aufeinander, die dann zu einer Depression führen.

3.2.1 Faktoren für die Entstehung einer Depression im Altertum

Wie schon in der Definition erwähnt, heißt das griechische Wort für Depression „Melancholie“. Dies kommt daher, weil die Griechen davon überzeugt waren, dass der Körper eines depressiven Menschen - wie bereits erwähnt - zu viel schwarze Galle in sich hat. Die Ursachen dafür, so meinten sie, sind Menschen, die von Natur aus mehr schwarze Galle produzieren. Ebenso glaubten die Griechen, dass Belastungen, gewisse Ernährungsformen und der Wechsel der Jahreszeiten das Maß an schwarzer Galle im Körper beeinflusst. So kamen sie zu der Feststellung, dass wir Menschen von verschiedenen Dingen durcheinander gebracht werden können, welche dann den Körper durcheinander bringen, und dadurch mehr schwarze Galle entsteht (Gilbert 1999: S 31).

3.2.2 Gründe für die Entstehung einer Depression im 20. Jahrhundert

Heute weiß man, dass depressives Leiden meistens dann auftritt, wenn mehrere Ursachen zusammentreffen. Die drei Hauptursachen sind die biologischen, psychischen und sozialen Faktoren.

3.2.2.1 Biologische Ursachen

Es gibt kein bestimmtes Gen, welches eine Depression verursacht. Es ist erwiesen, dass eine „genetische Prädisposition“ eine Rolle in der Entstehung dieser Krankheit spielt. Das heißt, wenn einer in der Familie an einer Depression leidet, sind die anderen Familienmitglieder anfälliger dafür (Yapko 2003: S28).

Ebenso können die beiden Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin, die für die Steuerung der Stimmung und der psychomotorischen Aktivität zuständig sind, verantwortlich für die Entstehung einer Depression sein. Ihre Aufgabe im limbischen System ist die Übertragung elektrischer Botschaften. Die biologische Forschung hat herausgefunden, dass bei vielen depressiven Störungen eine Unteraktivität dieser beiden Impulsüberträgersysteme im Gehirn vorliegt. Es könnte sein, dass diese Stoffe zu wenig produziert werden oder verstärkt in die Zelle zurückwandern. Somit können nicht so viele Impulse zur nächsten Nervenzelle ausgelöst werden. Die Ursache für diese funktionelle Störung hat die Wissenschaft jedoch noch nicht herausgefunden (Michel 1989 S: 61).

Körperliche Krankheiten können auch eine biologische Ursache sein. Hier ist es jedoch schwer zu sagen, ob die körperliche Krankheit selbst oder die dabei entstandenen seelischen Folgen der Auslöser ist. Manche Krankheiten stören die Hirndurchblutung, den Hormonhaushalt oder Stoffwechselvorgänge. Hierzu zählen schwere Leber-, Herz- und Gefäßerkrankungen, Erkrankungen des Gehirns, ausgeprägte hormonelle Krankheiten, Blutarmut, usw. Im Ganzen gesehen spielen jedoch diese Krankheiten als Ursache für die Entstehung einer Depression eine untergeordnete Rolle.

Nicht zu vergessen sind verschiedene Medikamente, die bei einer längeren Einnahme zu depressiven Verstimmungen führen. Dazu gehören Schlafmittel, einige Medikamente zur Senkung des Blutdrucks, bestimmte Schmerzmittel, Mittel gegen Parkinson, Cortisonpräparate, usw. Die „Pille“ kann bei bis zu 50 Prozent der Frauen Depressionen verursachen (Zehentbauer 2001 S: 143f).

3.2.2.2 Psychologische Ursachen

Der Charakter und die Persönlichkeit eines Menschen können ebenfalls zur Entstehung einer Depression beitragen. Damit ist gemeint, dass es Menschen gibt, die an sich selbst zu hohe Erwartungen stellen. Diese können sie dann nicht erfüllen und somit kommt es zu einer Enttäuschung und Niedergeschlagenheit. Depressionen können auch eine Reaktion auf Stress und Überforderung sein. Wissenschaftler haben festgestellt, dass in der Zeit, in welcher besonders viele und schwerwiegende Ereignisse aufeinander kommen, der Mensch mit einem depressiven Zusammenbruch reagiert (Hautzinger 1999 S: 19f).

3.2.2.3 Soziale Ursachen

Häufig treten Depressionen auf Grund von zwischenmenschlichen Beziehungen auf. Ein Auslöser hierfür könnte der Tod eines geliebten Menschen, das Scheitern einer Beziehung oder einer Ehe, Verrat durch Freunde, Konflikte am Arbeitsplatz usw. sein
(Yapko 2003 S: 29).

Zusammenfassend kann man sagen, dass es eine Reihe von Gründen gibt, warum eine Depression entstehen kann. Bei einer Person ist das Soziale die Ursache, bei einer anderen die Botenstoffe im Gehirn. Meistens jedoch treffen mehrere Auslöser aufeinander, die dann das Fass zum Überlaufen bringen und somit die Krankheit ausbricht.

Wobei der Beginn einer Depression nicht immer gleich von Angehörigen wahrgenommen werden kann, wird daher nachfolgend auf das Erkennen einer Depression eingegangen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
S.O.S. Depression - Was nun?
Untertitel
Information und Hilfe für Angehörige
Hochschule
Gesundheits- und Krankenpflegeschule Feldkirch
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
2009
Seiten
49
Katalognummer
V135680
ISBN (eBook)
9783640422395
ISBN (Buch)
9783640421817
Dateigröße
1418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Depression, Information, Hilfe, Angehörige, Sehr
Arbeit zitieren
Sara Ellensohn (Autor:in), 2009, S.O.S. Depression - Was nun?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135680

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