Einlagensicherungssysteme wurden als Antwort der Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts eingeführt. Sie sollten die Ge-fahr von „Bank-Runs“ einschränken und die Finanzsysteme der Staaten absi-chern. Zudem sollte das Vertrauen der Bürger in die Wirtschaft und in den Staat wieder hergestellt werden. Aber Anfang der 1980er Jahre kamen jedoch immer wieder Probleme in Verbindung mit Einlagensicherungssystemen auf, sei es durch Zusammenbrüche von Banken oder das sehr rigide Eingreifen des Staates . Es kam der Verdacht auf, dass Einlagensicherungssysteme kontraproduktiv wirkten und somit durch eine Verringerung der Marktdisziplin die Wahrscheinlichkeit von Bankenkrisen erhöhten. Zudem ermöglichte die „too big to fail“-Theorie großen Banken ihre Risiken weiter zu steigern in der Sicherheit, dass der Staat im Falle der Insolvenz eingreifen und die Ansprüche der Einleger sichern würde.
Die vorliegende Arbeit soll einen Einblick in den Komplex der Einlagensiche-rungssysteme geben und theoretisch und empirisch Auswirkungen von Einla-gensicherungssystemen begründen. Als Abschluss sollen Empfehlungen für die Weiterentwicklung von Einlagensicherungssystemen gegeben werden.
Inhaltsverzeichnis
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. GRÜNDE ZUR ETABLIERUNG VON EINLAGENSICHERUNGSSYSTEMEN
2.2. Normative Theorie als Erklärungsansatz für staatliche Eingriffe im Bankensektor
2.2.1. Die normative Theorie als Grundlage
2.2.2. Zielsetzung einer normativen Theorie
2.3. Positive Theorie als Erklärungsansatz für staatliche Eingriffe in den Bankensektor
3. EINLAGENSICHERUNGSSYSTEME IM ÜBERBLICK
3.1. Explizite Sicherung
3.2. Implizite Sicherung
4. FEHLANREIZWIRKUNG VON EINLAGENSICHERUNGSSYSTEMEN
4.1. Optionspreistheorie
4.2. Empirische Belege für zunehmendes Risikoverhalten
4.3. Die “too big to fail”-Theorie
4.3.1. Einführung
4.3.2. Umsetzung der TBTF-Doktrin
4.3.3 Die TBTF-Doktrin in der Empirie
5. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
LITERATURVERZEICHNIS
ANHANG
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Optionspreisbildung
Abb. 2: Verteilung des Eigenkapitals
Abb. 3: EK-Quoten im Zeitverlauf
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Einlagensicherungssysteme wurden als Antwort der Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts eingeführt. Sie sollten die Ge-fahr von „Bank-Runs“ einschränken und die Finanzsysteme der Staaten absi-chern. Zudem sollte das Vertrauen der Bürger in die Wirtschaft und in den Staat wieder hergestellt werden. Aber Anfang der 1980er Jahre kamen jedoch immer wieder Probleme in Verbindung mit Einlagensicherungssystemen auf, sei es durch Zusammenbrüche von Banken oder das sehr rigide Eingreifen des Staa-tes1. Es kam der Verdacht auf, dass Einlagensicherungssysteme kontraproduk-tiv wirkten und somit durch eine Verringerung der Marktdisziplin die Wahr-scheinlichkeit von Bankenkrisen erhöhten.2 Zudem ermöglichte die „too big to fail“-Theorie großen Banken ihre Risiken weiter zu steigern in der Sicherheit, dass der Staat im Falle der Insolvenz eingreifen und die Ansprüche der Einleger sichern würde.
Die vorliegende Arbeit soll einen Einblick in den Komplex der Einlagensiche-rungssysteme geben und theoretisch und empirisch Auswirkungen von Einla-gensicherungssystemen begründen. Als Abschluss sollen Empfehlungen für die Weiterentwicklung von Einlagensicherungssystemen gegeben werden.
2. Gründe zur Etablierung von Einlagensicherungssys-temen
Einlagensicherungssysteme im Bankensektor begründen sich durch in markwirtschaft-lichen Systemen typischen Unternehmenszusammenbrüchen, die jedoch bei kredit-wirtschaftlichen Unternehmen, wie ihr Name bereits sagt, zu größeren Problemen füh-ren können, da diese im hohen Maße mit Geldern Dritter arbeiten und somit von diesen und ihrem Vertrauen abhängig sind.3 Hierbei besteht das Problem auf Seiten der Bank darin, dass die Gläubiger, insbesondere Privatanleger, erwarten ihre Sichtguthaben jederzeit abziehen zu können. Dieser Zeitpunkt ist von den Banken nicht abschätzbar. Auf der anderen Seite werden Aktiva langfristig investiert und durch diese kurzfristigen und unabschätzbaren Verbindlichkeiten gegenfinanziert. Verschärfend kommt hinzu, dass in der Regel illiquide Kredite durch kurzfristige Einlagen finanziert werden.4
Aktiva und Passiva gleichen sich generell statistisch aus. Anders ist die Lage bei einer von den Gläubigern angezweifelten Solvenz der Bank. Dann sind die Gläubiger be-müht, ihr Vermögen zu sichern, indem sie alle Sichtguthaben schnellstmöglich von der Bank abziehen. Dieser plötzliche Einlagenabzug wird als „Bankenpanik“ bezeichnet und zerstört nicht nur das spezifische Kapital der unter Druck stehenden Institution, sondern in dessen Folge beeinträchtigt diese auch die Kapazität des gesamten Fi-nanzsektors.5
Als Beispiel einer solchen „Bankenpanik“ oder auch „Bank-Run“ sei die deutsche Ban-kenkrise genannt, die ihren Höhepunkt im Jahr 1931 fand. Die abrupte Schalterschlie-ßung der Darmstädter- und Nationalbank KG löste eine monetäre Krise sowohl im Kre-ditgewerbe wie auch in der gesamten Volkswirtschaft aus.6 Die besondere Krisenanfäl-ligkeit des deutschen Kreditwesens am Ende der zwanziger Jahre hatte mehrere Ursa-chen. Neben einer ungenügenden Liquiditätsversorgung gesellten sich eine ungenü-gende Eigenkapitalausstattung und eine hohe kurzfristige Auslandsverschuldung bei gleichzeitig langfristiger Ausleihung der Aktiva. Auch die Ergebnisse dieses „Bank-Run´s“ waren mannigfaltig. Es verringerte sich nicht nur die Kreditversorgung der deut-schen Wirtschaft empfindlich, sondern es verschärfte sich im Ergebnis auch die bereits vorher bestehende Wirtschaftskrise mit großen arbeitsmarkt- und sozialpolitischen
Problemen und führte schließlich zu einer weiteren Verschärfung der Staatskrise und in einem sinkenden Vertrauen der Bürger in das Wirtschafts- und Staatssystem.7
Vertrauensgefährdende Störungen der gesamtwirtschaftlichen Art traten jedoch auch in jüngster Zeit vermehrt auf, als Beispiel sei im Folgenden die Bankenkrise in Japan En-de der 90er Jahre erwähnt. Diese betraf nicht nur Großbanken, sondern auch die Ban-ken der zweiten Reihe, die Regionalbanken. Demgemäß wurde die 1895 gegründete Ashikaga Bank im Jahr 2003 nach einer Insolvenz verstaatlicht. Sie verfügte über Ein-lagen in Höhe von 4,9 Billionen Yen und stand auf Platz zehn der 64 japanischen Re-gionalbanken. Zu ihrem Zusammenbruch kam es durch eine schwere Last von notlei-denden Krediten, die infolge exzessiver Finanzierungen von Quellbädern und Immobi-liengeschäften während der Bubble-Ära Ende der 80er Jahre entstanden. Weiter ver-schärfte sich die Lage trotz der Gewährung von Finanzhilfen in Höhe von über 200 Mrd. Yen durch die Flaute der Tourismusindustrie in der Region des Nikko National-parks und der regionalen Industrie mit der Folge sinkender Grundstücks- und Aktien-preisen, wodurch eine Bereinigung der notleidenden Kredite nicht weitergeführt werden konnte. Dies führte zu einer Überschuldung der Bank und schließlich zu Insolvenz.8 Aufgrund ihrer Größe wurde sie nach der „too big to fail“ Theorie verstaatlicht.
2.2. Normative Theorie als Erklärungsansatz für staatliche Ein-griffe im Bankensektor
2.2.1. Die normative Theorie als Grundlage
Das zentrale Argument ist die Instabilität des Bankensektors. Diese Instabilität ist auf das Marktversagens zurückzuführen, die mittels der normativen Theorie durch stattli-chen Eingriff beseitigt werden sollen, um so ein gesamtwirtschaftliches Optimum errei-chen zu können. Der durchdringende Ansatz der Theorie ist die dem Bankensystem inhärente Instabilität, die volkswirtschaftlich unerwünschte Bankeninsolvenzen mit sich bringt. Diese Insolvenzen können zwei Ursachen haben, einmal Illiquidität, bei der die Bank nicht in der Lage ist, berechtigt herangetragenen Zahlungsaufforderungen nach-zukommen und Überschuldung, die dann vorliegt, wenn der Verlust das gesamte Ei-genkapital übersteigt - der Marktwert der Passiva den Marktwert der Aktiva also über-steigt. Diese Insolvenzen treten dann ein, wenn die Einleger, sprich die Gläubiger, von dem mit der Bank ursprünglich vereinbarten Verhalten abweichen; gerade dann, wenn die Einleger die Illiquidität oder Überschuldung der Bank befürchten und einen „Bank-
Run“ ausüben. Dieses Verhalten kann mittels zweier Theorien begründet werden. Ein-mal die Withdrawal Theory9, diese beschreibt die Gründe der Gefahr der Fristentrans-formation einer Bank, die immer dann zum Tragen kommt, wenn mehr Einlagen abge-rufen werden, als Kassenbestände bereitgehalten und / oder Aktiva kurzfristig fällig werden. Die Folge besteht in der Illiquidität, die auf einem falsch eingeschätzten Ab-rufverhalten der Einleger beruht. Aber auch die Einleger selbst können die Situation durch einen „Bank-Run“ verschärfen. Hierbei wird auf das Verhalten der anderen Ein-leger spekuliert, die bei einer vermuteten Nichterfüllung aller Zahlungsversprechungen seitens der Bank ihre Einlagen schnellstmöglich abzuziehen suchen, um ihr eigenes Vermögen zu sichern. Um selbst wiederum das eigene Vermögen zu retten, muss man dem allgemeinen Ansturm zuvorkommen, was gesamtvolkswirtschaftlich zu einem „Bank-Run“ führt, welcher jedoch auch aufgrund nicht gesicherter Erkenntnisse über den wahren wirtschaftlichen Zustand der Bank zustande kommen kann. So ist denkbar, dass die von der Bank erworbenen Aktiva risikolos waren, eine Insolvenz oder Über-schuldung ohne den „Bank-Run“ nicht absehbar gewesen wäre. So ist der „Bank-Run“ auch ein Ergebnis des Gefangenendilemmas.10 Denn je früher er seine eigenen Einla-gen zurückfordert, desto höher wird der Grad der Befriedigung ausfallen. Dieses Ver-halten liegt zwar nicht im Interesse der Gesamtheit, ist im Eigeninteresse jedoch rational nachvollziehbar. Doch wie der Inhalt der Gefangenendilemmas bestimmt ist, führt dieses nicht abgestimmte Verhalten zu einer Schädigung aller.11 Durch das Eintreten des Staates, beispielsweise durch die Einführung eines Einlagensicherungsfonds, kön-nen solche „Bank-Run´s“ vermieden werden. Weitere Theorien, die unter den informa-tionsbasierten Ansätzen12 subsumiert werden, sollen nicht Bestandteil dieser Arbeit sein.
Nachdem eben der Zusammenbruch einzelner Banken erläutert wurde, soll nun noch ein Blick auf den Zusammenbruch mehrerer Banken genommen werden. Ein Grund kann die Kumulation von Risiken darstellen, die durch von mehreren Instituten zugrun-de liegenden gleichen Strategien, wie z.B. Zinsentwicklung oder Engagement in identi-schen Regionen oder Branchen, auch die eingegangenen Risiken gleichzeitig zuschla-gen lassen.13 Ein weiterer Grund können Geschäftsbeziehungen zwischen verschie-denen Instituten sein. Diese Geschäftsbeziehungen pflegen Banken vornehmlich zum Liquiditätsausgleich und zur Realisierung von Arbitragegewinnen. Die dadurch entstehenden hohen Interbankenforderungen können beim Ausfall eines oder mehrerer Institute zu einem Dominoeffekt führen und ganze Gruppen in die Insolvenz reißen.14 Ein weiterer Grund ist die Kettenreaktion aufgrund der Homogenitätsannahme, die sich derart vom Dominoeffekt unterscheidet, als dass bei dieser eine tatsächliche Insolvenz als Grundlage dient, hier jedoch bereits allein die Annahme einen „Bank-Run“ auslöst und so zum Zusammenbruch mehrerer Banken führt.15
2.2.2. Zielsetzung einer normativen Theorie
Die Zielsetzung der normativen Theorie besteht in der Verringerung der Beeinträchti-gung des gesellschaftlichen Wohlstandes durch Bankenzusammenbrüche mittels Re-gulierungen. Auf diese Weise soll versucht werden, die für die verschiedenen Beteilig-ten entstehenden Insolvenzkosten zu vermeiden oder wenigstens zu reduzieren.16 So soll nach normativer Theorie ein Einlagensicherungssystem etabliert werden, welches nach Aufbrauchen des Eigenkapitals die Einlagen der Gläubiger sichert. Die Verluste der Volkswirtschaft werden jedoch nicht gemindert, da nur eine Umverteilung der Gelder stattfindet. Die Wahrscheinlichkeit einer Banken-Panik, sprich das Einbeziehen auch anderer Geldinstitute, die mit dem Zusammenbruch nicht im Zusammenhang stehen, würde durch die erklärte Existenz eines Einlagensicherungssystems verringert werden. Sollte es dennoch dazu kommen, so kann der Zusammenbruch dieser Institute sogar wünschenswert sein, da auf diese Weise künftige Verluste verhindert werden können. In diesem Fall wird ein „Bank-Run“ als eine Art Monitoring verstanden, wel-ches Banken aus dem Markt eliminiert, die eine nicht Einleger gerechte Risikopolitik betreiben.17
2.3. Positive Theorie als Erklärungsansatz für staatliche Eingrif-fe in den Bankensektor
Die positive Theorie greift das Problem der Ausgestaltung der Einlagensicherung in der Weise auf, als dass sie davon ausgeht, dass Regelungen aufgrund von Bestrebungen gesellschaftlicher Gruppen durchgesetzt werden.18 Die Interest Group Theory begrün-det Regulierungsmaßnahmen mit der Nachfrage nach staatlicher Einflussnahme, um die Machtposition des Staates für die eigenen Interessen zu nutzen. Sie sind jedoch auch bereit hierfür einen gewissen Preis zu zahlen.19 Zu klären bleibt nun, welche ge-sellschaftlichen Gruppen an einer Regulierung des Bankensektors interessiert sind. So kann das Eigeninteresse der bereits am Markt etablierten Kreditinstitute Regelungen fordern, um die Markteintrittsbarrieren für neue Konkurrenten zu erhöhen, hier seien beispielsweise die Kosten für die Beteilung an einem Sicherungssystem zu nennen. Aber auch die Einleger haben ein Interesse an einer Regulierungsinstanz, um bei-spielsweise die Informationsasymmetrien, die gerade im Verhältnis zum Privateinleger bestehen, durch eine übergeordnete Interessenvertretung auszugleichen. Diese Idee der stellvertretenden Interessenwahrnehmung der Einleger durch eine Bankenaufsicht, die ihrerseits ein Einlagensicherungssystem im Sinne der Einleger durchsetzen kann, wird als „Representation Hypothesis“ bezeichnet.20 Es bleibt fragwürdig, ob eine solche Institution wirklich die Interessen der Einleger vertritt und so zu einem gesamtwirt-schaftlichen Optimum führt, oder ob die Institution mit der Zeit eher die Interessen der Branche vertritt. So dient die normative Theorie als Begründung der Etablierung eines Einlagensicherungssystems, die positive Theorie befasst dich hingegen mit der Frage nach der sinnvollen Ausgestaltung.
[...]
1 Vgl. Keeley, C. (1990), S. 1183.
2 Vgl. Hoggarth, G. et al. (2004), S. 1.
3 Vgl. Keller, C. (1991), S. 1.
4 Vgl. Diamond; D. W., Dybving, P. H. (1983), S. 401 ff.
5 Steden, P. (2002) S. 125.
6 Vgl. Keller, C. (1991), S. 2.
7 Vgl. Born, K. (1967), S. 177 ff.
8 Vgl. Botschaft von Japan (2003), S. 1 ff.
9 Vgl. Wolf, J. (1998), S. 9 ff.
10 Vgl. Wolf, J. (1998), S. 12.
11 Vgl. Simon, H. (1993), S. 95 f.
12 Vgl. Wolf, J. (1998), S. 14 ff.
13 Vgl. Wolf, J. (1998), S. 18.
14 Vgl. Burghof, H; Rudolph, B. (1996), S. 22 f.
15 Vgl. Burghoff, H.P. (1998), S. 81.
16 Vgl. Wolf, J. (1998), S. 25ff.
17 Vgl. Kaufmann, H. (1988), S. 35.
18 Vgl. Fritsch et al. (1996) bezeichnen diese auch als explikative Theorie staatlichen Handelns. Vgl. Fritsch et. al (1996), S. 286.
19 Vgl. Burghoff, H.P.(1998), S. 31.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Zweck dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über Einlagensicherungssysteme. Es enthält ein Inhaltsverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Abkürzungsverzeichnis, eine Einleitung, Erläuterungen zu den Gründen für die Etablierung von Einlagensicherungssystemen, eine Übersicht über Einlagensicherungssysteme, eine Diskussion über die Fehlanreizwirkung von Einlagensicherungssystemen, eine Zusammenfassung mit Ausblick und ein Literaturverzeichnis.
Welche Gründe werden für die Etablierung von Einlagensicherungssystemen genannt?
Einlagensicherungssysteme werden hauptsächlich etabliert, um das Risiko von Bank-Runs zu minimieren, das Vertrauen in das Finanzsystem wiederherzustellen und die Finanzsysteme der Staaten abzusichern. Bank-Runs entstehen, wenn Gläubiger das Vertrauen in die Solvenz einer Bank verlieren und versuchen, ihre Einlagen gleichzeitig abzuziehen. Die „too big to fail“-Theorie wird ebenfalls erwähnt, die dazu führt, dass große Banken ihre Risiken weiter steigern können, da sie davon ausgehen, dass der Staat im Falle einer Insolvenz eingreifen wird.
Was ist die normative Theorie und wie erklärt sie staatliche Eingriffe im Bankensektor?
Die normative Theorie argumentiert, dass staatliche Eingriffe notwendig sind, um die Instabilität des Bankensektors zu korrigieren. Diese Instabilität wird auf Marktversagen zurückgeführt. Das Ziel ist, durch staatliche Intervention ein gesamtwirtschaftliches Optimum zu erreichen und Bankeninsolvenzen zu vermeiden oder zu reduzieren.
Was ist die positive Theorie und wie erklärt sie staatliche Eingriffe im Bankensektor?
Die positive Theorie erklärt staatliche Eingriffe im Bankensektor durch die Bestrebungen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen, die die Macht des Staates nutzen wollen, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Beispielsweise können etablierte Kreditinstitute Regulierungen fordern, um Markteintrittsbarrieren für neue Konkurrenten zu errichten.
Was ist die "too big to fail"-Theorie (TBTF)?
Die "too big to fail"-Theorie besagt, dass große Finanzinstitute so bedeutend für das Wirtschaftssystem sind, dass ihre Insolvenz schwerwiegende negative Folgen hätte. Daher greift der Staat im Falle einer Krise ein, um diese Institute zu retten und die Ansprüche der Einleger zu sichern. Dies kann jedoch zu Fehlanreizen führen, da die Institute höhere Risiken eingehen, in der Erwartung, im Notfall gerettet zu werden.
Welche Gefahren birgt ein Bank-Run?
Ein Bank-Run, also der plötzliche und massive Abzug von Einlagen durch Gläubiger, kann zu einer Illiquidität der Bank führen und im schlimmsten Fall die Insolvenz verursachen. Dies kann nicht nur das spezifische Kapital der Bank zerstören, sondern auch die Kapazität des gesamten Finanzsektors beeinträchtigen und zu einer Wirtschaftskrise führen.
Was sind die verschiedenen Arten der Einlagensicherung?
Es werden explizite und implizite Sicherungssysteme unterschieden. Explizite Sicherungssysteme beinhalten eine ausdrückliche Garantie der Einlagen durch den Staat oder einen Einlagensicherungsfonds. Implizite Sicherungssysteme basieren auf der Erwartung, dass der Staat im Krisenfall eingreifen wird, auch wenn es keine explizite Garantie gibt.
Welche Fehlanreize können durch Einlagensicherungssysteme entstehen?
Einlagensicherungssysteme können Fehlanreize erzeugen, indem sie das Risikoverhalten von Banken verstärken. Da die Einlagen gesichert sind, haben die Banken möglicherweise weniger Anreiz, eine konservative Risikopolitik zu verfolgen. Die "too big to fail"-Theorie verstärkt diesen Effekt noch weiter.
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- Dipl.-Ing. Dipl.Vw. LL.M. Andreas Seeringer (Author), 2005, Die Einlagensicherung unter besonderer Berücksichtigung der „too big to fail“-Theorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135739