Der „andere Grammatikunterricht“ wird seit dem im Jahre 1978 erschienenen gleichnamigen Buch so genannt, in dem die Autoren Wolfgang Boettcher und Horst Sitta ein neues Konzept von Grammatikunterricht vorstellten. Der Ausdruck „anders“ wird hier als Begriff der Abgrenzung gegen den „klassischen Grammatikunterricht“ verstanden, der sich nach Boettcher und Sitta (1978) durch „das systemorientierte und primär form- und strukturbezogene Analysieren von Sätzen“ (S.24) auszeichnet. Diese Definition soll für die vorliegende Arbeit als Vergleichsgröße für den „anderen Grammatikunterricht“ ausreichen. Auch die von den Autoren vorgeschlagenen Arbeits- und Unterrichtsmethoden beziehen sich stets auf den klassischen Grammatikunterricht als Gegenpol. In über zwanzig Punkten fassen sie „einige Probleme des klassischen Grammatikunterrichts“ zusammen (Boettcher & Sitta 1978, S.38-41).
Die vorliegende Arbeit versucht die Frage zu beantworten, was genau am „anderen Grammatikunterricht“ anders, also anders und neu im Vergleich zum klassischen Grammatikunterricht, ist – allerdings ohne an dieser Stelle ausführlich auf die von Boettcher & Sitta thematisierten Schwierigkeiten und Nachteile des klassischen Grammatikunterrichts einzugehen. Damit bezieht sich die Arbeit hauptsächlich auf das Buch von Boettcher und Sitta, jedoch werden auch andere Texte berücksichtigt. Ziel der Arbeit ist es, anhand der Beantwortung der als Thema gestellten Frage unter verschiedenen Gesichtspunkten ein wenn auch grobes, so doch zusammenhängendes und ausdrucksstarkes Bild des Konzeptes vom „anderen Grammatikunterricht“ zu entwerfen. Dabei wird auch kurz der gesellschaftliche Zusammenhang beleuchtet, ohne dass im Gegenzug auch auf die historisch-gesellschaftlichen Hintergründe des klassischen Grammatikunterrichts eingegangen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der „andere Grammatikunterricht“
- 2.1 Begriffsklärung
- 2.2 Situativer Grammatikunterricht und die Situation
- 2.3 Grundprinzipien eines situativen Grammatikunterrichts
- 2.4 Ziele des situativen Grammatikunterrichts
- 2.5 Gesellschaftlicher Zusammenhang
- 2.6 Verschiedene Positionen in den Konzeptionen von Grammatikunterricht
- 2.7 Unterrichtsform und die Verwendung von Termini
- 2.8 Die Rolle der Lehrperson
- 2.9 Beispiele
- 2.10 Kritik
- 3. Eigene Einschätzung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den „anderen Grammatikunterricht“, wie er von Boettcher und Sitta (1978) konzipiert wurde, und vergleicht ihn mit dem klassischen Grammatikunterricht. Ziel ist es, die Unterschiede und Neuerungen des Konzepts herauszuarbeiten und ein umfassendes Bild des „anderen Grammatikunterrichts“ zu zeichnen. Der gesellschaftliche Kontext wird ebenfalls kurz beleuchtet.
- Abgrenzung des „anderen Grammatikunterrichts“ vom klassischen Ansatz
- Grundprinzipien und Methodik des situativen Grammatikunterrichts
- Rolle der Situation und der Schüleraktivität im Unterricht
- Sprachtheoretische Grundlagen und didaktische Entscheidungen
- Instrumenteller Charakter grammatischer Kenntnisse
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema „anderer Grammatikunterricht“ ein und definiert den Begriff im Kontext des Werkes von Boettcher und Sitta (1978). Sie grenzt den „anderen Grammatikunterricht“ vom „klassischen Grammatikunterricht“ ab, indem sie auf dessen systemorientierte und form- und strukturbezogene Analyse von Sätzen verweist. Die Arbeit fokussiert auf die Unterschiede und Neuerungen des Konzepts und setzt den Schwerpunkt auf das Buch von Boettcher und Sitta, unter Berücksichtigung weiterer Texte. Das Ziel ist, ein umfassendes Bild des „anderen Grammatikunterrichts“ zu entwickeln, wobei auch der gesellschaftliche Zusammenhang kurz betrachtet wird, ohne die historischen Hintergründe des klassischen Grammatikunterrichts im Detail zu beleuchten.
2. Der „andere Grammatikunterricht“: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Auseinandersetzung mit dem „anderen Grammatikunterricht“, der auch als „gelegenheitsorientierter Grammatikunterricht in Situationen“, „Grammatikunterricht in Anwendung“ oder „situativer Grammatikunterricht“ (SGU) bezeichnet wird. Es werden verschiedene Aspekte des SGU beleuchtet, beginnend mit der Begriffsklärung und der Definition des „Situation“ im Kontext des SGU. Das Kapitel analysiert die Grundprinzipien des SGU, die auf einem erweiterten Sprachbegriff basieren, welcher Sprache als Kommunikationsmittel, Medium für die Herausbildung von Erfahrungen und als Mittel zur Strukturierung von Erfahrungen versteht. Es wird der Einfluss von Watzlawicks Kommunikationstheorie auf den SGU hervorgehoben und die Bedeutung der Schülerorientierung und der Sprachverwendung im Gegensatz zur Sprachsystematik im klassischen Grammatikunterricht erläutert. Die Arbeit stellt den instrumentellen Charakter grammatischer Kenntnisse im SGU gegenüber der umfassenden „Durchnahme“ grammatischer Themen im klassischen Grammatikunterricht dar. Die Bedeutung von konkreten Situationen und die Ablehnung vorgefertigter Lehrpläne und Materialien werden als zentrale Unterschiede herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Anderem Grammatikunterricht, Situativer Grammatikunterricht, Klassischer Grammatikunterricht, Sprachverwendung, Kommunikation, Watzlawicks Kommunikationstheorie, Schülerorientierung, Sprachreflexion, Grammatikdidaktik.
Häufig gestellte Fragen zum "anderen Grammatikunterricht"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den „anderen Grammatikunterricht“, wie er von Boettcher und Sitta (1978) konzipiert wurde, und vergleicht ihn mit dem klassischen Grammatikunterricht. Der Fokus liegt auf den Unterschieden und Neuerungen des Konzepts, unter Einbezug des gesellschaftlichen Kontextes.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Abgrenzung des „anderen Grammatikunterrichts“ vom klassischen Ansatz, die Grundprinzipien und Methodik des situativen Grammatikunterrichts, die Rolle der Situation und der Schüleraktivität, sprachtheoretische Grundlagen und didaktische Entscheidungen sowie den instrumentellen Charakter grammatischer Kenntnisse.
Was ist der „andere Grammatikunterricht“?
Der „andere Grammatikunterricht“, auch „gelegenheitsorientierter Grammatikunterricht in Situationen“, „Grammatikunterricht in Anwendung“ oder „situativer Grammatikunterricht“ (SGU) genannt, basiert auf einem erweiterten Sprachbegriff. Sprache wird als Kommunikationsmittel, Medium für die Herausbildung von Erfahrungen und Mittel zur Strukturierung von Erfahrungen verstanden. Im Gegensatz zum klassischen Grammatikunterricht steht die Sprachverwendung im Vordergrund, nicht die Sprachsystematik. Der Einfluss von Watzlawicks Kommunikationstheorie wird hervorgehoben.
Wie unterscheidet sich der „andere Grammatikunterricht“ vom klassischen Ansatz?
Im Gegensatz zum systemorientierten und form- und strukturbezogenen Ansatz des klassischen Grammatikunterrichts betont der „andere Grammatikunterricht“ die Schülerorientierung, die Bedeutung konkreter Situationen und lehnt vorgefertigte Lehrpläne und Materialien ab. Der instrumentelle Charakter grammatischer Kenntnisse steht im Vordergrund.
Welche Rolle spielen Situation und Schüleraktivität?
Situation und Schüleraktivität sind zentrale Elemente des „anderen Grammatikunterrichts“. Der Unterricht orientiert sich an konkreten Situationen und fördert die aktive Beteiligung der Schüler. Die Sprachverwendung in realen Kontexten steht im Mittelpunkt.
Welche sprachtheoretischen Grundlagen liegen dem „anderen Grammatikunterricht“ zugrunde?
Der „andere Grammatikunterricht“ basiert auf einem erweiterten Sprachbegriff, der Sprache als Kommunikationsmittel und Werkzeug zur Erfahrungsbildung und -strukturierung versteht. Die Arbeit hebt den Einfluss von Watzlawicks Kommunikationstheorie hervor.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den „anderen Grammatikunterricht“?
Schlüsselwörter sind: Anderer Grammatikunterricht, Situativer Grammatikunterricht, Klassischer Grammatikunterricht, Sprachverwendung, Kommunikation, Watzlawicks Kommunikationstheorie, Schülerorientierung, Sprachreflexion, Grammatikdidaktik.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum „anderen Grammatikunterricht“ mit Unterkapiteln zu Begriffsklärung, Prinzipien, Zielen, gesellschaftlichem Zusammenhang, verschiedenen Positionen, Unterrichtsform, Rolle der Lehrperson, Beispielen und Kritik, sowie ein Kapitel zur eigenen Einschätzung.
- Quote paper
- Nicole Schmidt (Author), 2007, Was ist anders am "anderen Grammatikunterricht"?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135753