Im derzeitigen gesellschaftlichen Diskurs über das Phänomen Hochbegabung kursieren nicht selten Vorstellungen von Kindern und Jugendlichen, die einer homogenen elitären Gruppe angehören: Stereotypen wie „Streber“, „Sonntagskinder“ oder „verrückte Genies“ halten trotz der eindeutigen Forschungslage Einzug in den Köpfen der Menschen. Doch wie ist es tatsächlich um diese Etikettierungen bestellt?
Die pädagogische Psychologie, die sich als entsprechende Wissenschaft mit dem Forschungsgegenstand „Hochbegabung“ beschäftigt, hat in den letzten Jahrzehnten ausgehend vom angloamerikanischen Raum etliche Langzeitstudien und Forschungsergebnisse hierzu vorlegen können. Eine besonders einschlägige Längsschnittstudie, die sich in den Anfängen der Hochbegabtenforschung verorten lässt, kennzeichnet die von 1925-1957 durchgeführte Terman-Studie, ohne deren Erwähnung seither kaum noch eine Publikation zu der Thematik ausgekommen zu sein scheint. In dieser begleitete und erforschte Lewis Terman 1528 hochbegabte Kinder innerhalb ihrer verschiedenen Lebensabschnitte. Dabei konnten seine sog. „Termiten“ auf ganzer Linie überzeugen und erzielten durchweg überdurchschnittliche Leistungen.
Neuere, darunter auch einige deutsche Längsschnittstudien, werfen nun ein wesentlich differenzierteres Bild auf die Persönlichkeitsmerkmale hochbegabter Kinder. Schon die von 1985 bis 1989 durchgeführte Münchner Hochbegabtenstudie konnte feststellen, dass es sich bei Hochbegabten keinesfalls um eine homogene Gruppe handelt. Zum annähernd gleichen Ergebnis kam die im Rahmen des Marburger Hochbegabtenprojekts durchgeführte „Lebensumweltanalyse Hochbegabter und Hochleistender“.
Ein dabei untersuchtes Persönlichkeitsmerkmal dieser Studien entfiel auf das Selbstkonzept hochbegabter Kinder und Jugendlicher. Im Folgenden werde ich in Anknüpfung daran der Forschungsfrage nachgehen, wie sich das Selbstkonzept bei hochbegabten Kindern und Jugendlichen gestaltet und inwiefern es sich von dem der durchschnittlich begabten Gleichaltrigen absetzt. Dazu werde ich kurz einige Definitionsversuche zum Begriff Hochbegabung umreißen, denen ein kurzer Exkurs zum Intelligenzbegriff vorangeht. Anschließend stelle ich den in der pädagogisch-psychologischen Forschung untersuchten Gegenstand des Selbstkonzepts vor, den ich unter verschiedenen Gesichtspunkten in Bezug auf hochbegabte Kinder und Jugendliche analysieren werde, um dann zu einem abschließenden Fazit zu gelangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Hochbegabung – Eine kurze Einführung
- Exkurs: Intelligenz
- Zum Begriff der Hochbegabung
- Das mentale Modell des Selbstkonzepts.
- Messmöglichkeiten des Selbstkonzepts.
- Globales Selbstkonzept hochbegabter Kinder und Jugendlicher
- Bereichsspezifische Selbstkonzepte hochbegabter Kinder und Jugendlicher
- Akademisches Selbstkonzept.
- Soziales Selbstkonzept.
- Selbstkonzept „minderleistender Hochbegabter“.
- Geschlechtsspezifische Selbstkonzeptdifferenzen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Selbstkonzept hochbegabter Kinder und Jugendlicher und untersucht, inwiefern es sich von dem der durchschnittlich begabten Gleichaltrigen absetzt. Dabei wird die aktuelle Forschungslage zum Thema Hochbegabung beleuchtet, wobei insbesondere die Ergebnisse von Längsschnittstudien herangezogen werden.
- Die Definition und Abgrenzung des Begriffs Hochbegabung
- Das mentale Modell des Selbstkonzepts
- Die Rolle des sozialen Umfelds bei der Entwicklung des Selbstkonzepts
- Das Selbstkonzept hochbegabter Kinder und Jugendlicher im Vergleich zu durchschnittlich begabten Gleichaltrigen
- Spezifische Aspekte des Selbstkonzepts bei hochbegabten Kindern und Jugendlichen, z.B. akademisches Selbstkonzept, soziales Selbstkonzept und das Selbstkonzept „minderleistender Hochbegabter“.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Einstieg in das Thema Hochbegabung und beleuchtet den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs sowie die Bedeutung pädagogisch-psychologischer Forschung. Anschließend wird im Exkurs der Begriff der Intelligenz näher betrachtet. Das dritte Kapitel widmet sich der Definition und Abgrenzung des Begriffs Hochbegabung. Das Kapitel „Das mentale Modell des Selbstkonzepts“ erläutert die Bedeutung des Selbstkonzepts in der Psychologie, beleuchtet seine Messmöglichkeiten und untersucht die verschiedenen Facetten des Selbstkonzepts bei Kindern und Jugendlichen.
Schlüsselwörter
Hochbegabung, Selbstkonzept, Intelligenz, Pädagogische Psychologie, Längsschnittstudien, Selbstwertgefühl, Akademisches Selbstkonzept, Soziales Selbstkonzept, Minderleistende Hochbegabte, Geschlechtsspezifische Unterschiede
- Arbeit zitieren
- Jérôme Wölfel (Autor:in), 2022, Zum Selbstkonzept hochbegabter Kinder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1358503